Bruder und seine Kokain Sucht

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Melissa19799
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Bruder und seine Kokain Sucht

Beitrag Mo., 23.07.2018, 21:17

Liebe Leute,
Hier schreibt eine verzweifelte Schwester, deren jüngerer Bruder seit 4 Jahren Koks abhängig ist. Es ist mittlerweile so schlimm dass er es täglich braucht und dadurch alles und jeden die ihm helfen wollen, seelisch zerstört. Er ist verheiratet, hat eine zuckersüße kleine Tochter, ein Haus, eine eigene Firma. Als ich von seiner Kokainsucht erfuhr, war er schon so tief in der Scheiße, dass er um 2 mm seine Firma verlor. Ich habe meinen Job aufgegeben und habe ihn und seine Firma aus der Scheiße gezogen, habe mir den A... aufgerissen Tag und Nacht gearbeitet um das, was er durch seine Gleichgültigkeit verlor, seine alten Kunden wieder zurück holte. Das ist jetzt bald 1 Jahr her. Von 2-3 Monaten Aushilfe wurde 1 Jahr und ich leite mittlerweile die Firma. Habe kein eigenes Leben mehr. Alles dreht sich um meinen Bruder. Wenn ich nicht für seine Firma alles gebe, bin ich der Tröster seiner Frau, die auch keine Nerven mehr hat und dazu mit dem 2. Kind schwanger ist.

Es stimmt dass Koksabhängige 2 Persönlichkeiten haben. Nimmt er mal nichts, was selten ist, ist er der charakterstärkste, liebste Mensch, Bruder, Ehemann und Vater. Ist er auf Koks, ist er der kälteste Typ, kam früher 2 tage nicht heim und verbrachte seinen film in der Firma und sperrte sich in seinem Büro ein. Dort nahm er das Zeug bis es aus war. Denn vorher konnte er nicht aufhören.

In der Psychiatrie war er schon 2 mal. Hab ihn einweisen lassen, freiwillig. Mittlerweile hat er selber schon genug von dem scheiß dass wir ihn 2 Wochen in eine Klinik schickten zum Entzug. Er kam zurück völlig motiviert und nahm 2 Monate nichts. Dann dee Rückfall. Seitdem ist es schlimmer als vor der Therapie.

Frage, wer von euch kann mir erklären, warum man, obwohl man genau weiß, es geht einem schlecht damit, schadet dem Gehirn, macht die Familie kaputt, trotzdem das Zeug nimmt, obwohl er nur noch schreckliche Psychosen davon kriegt und.es ihm nichts schönes mehr gibt?

Er will aufhören. Aber welche Therapie kann er machen? Es gibt doch außer Gesprächstherapie nix in Österreich. Oder was habt ihr als Medikament genommen, das es leichter machte aufzuhören? Hab was von Baclofen gelesen? Bitte schreibt mir wenn ihr selber die Erfahrung gemacht habt und nicht einfach was raten. Bin sonst jedem Rat so dankbar aber hier möchte ich endlich verstehen, was in so einem Abhängigen vorgeht. Das kann mir nur sagen, der selber betroffen ist/war. Ich danke eich vielmals!!

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leuchtturm
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Beitrag Di., 24.07.2018, 09:12

Ach herrje!

Das ist eine schwierige situation für euch alle.

Ich bin als angehörige selbst betroffen, und ich kann nur folgendes sagen:

einen abhängigen prägt fast ausschlielßich der gedanke an die nächste dosis.


was sonst noch in ihm voegeht, kann dir wohl niemand von uns sagen. ich für mein teil möchste es auch ganz und gar nicht wissen.
Das kokain zerstört nicht nur das hirn des abhängigen, es zerstört sein leben (wie du ja merkst)
und es zerstört dein leben gerade mit.

du kannst deinem bruder nicht helfen. gar nicht.
er selbst muss wollen, von dem zeug wegzukommen. Das braucht er ja aber gar nicht, weil du /ihr alles tut, um ihm zu "helfen".

damit unterstützt du jedoch nur seine sucht.

mein tipp für dich, für seine frau:

setzt ihn vor die tür, trennt euch von ihm, geht zur drogenberatung, um euch für eure co-abhängigkeit helfen zu lassen.

ernsthaft


Eremit
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anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Di., 24.07.2018, 13:45

Melissa19799 hat geschrieben:Oder was habt ihr als Medikament genommen, das es leichter machte aufzuhören?
Ich habe von Baclofen schon etwas gelesen, wobei das eher im Frühstadium der Sucht verabreicht wird und eher in Zusammenhang mit Alkoholismus – darüber dürfte Dein Bruder wohl schon hinaus sein. Wobei ich die Beobachtung gemacht habe, dass die Einnahme von Präparaten generell nicht hilft, weil der Süchtige damit nur Zeit gewinnen will bzw. dann süchtig nach dem jeweiligen Präparat wird, heißt, zur ursprünglichen Sucht gesellt sich dann noch eine weitere hinzu. Oft werden solche Präparate auch zum Tauschobjekt. Was nicht ohne Präparat geht, geht auch nicht mit Präparat.
Melissa19799 hat geschrieben:Es stimmt dass Koksabhängige 2 Persönlichkeiten haben.
Stimmt allerdings nicht. Die Sache ist die: Substanzen wie Kokain vernichten die Person, die es vor dem Konsum ursprünglich gegeben hat, und das vollständig. Den Menschen, den man einmal kannte, gibt es dann nicht mehr, sondern einen neuen, eben süchtigen Menschen. Wenn man glaubt, den ursprünglichen Menschen manchmal vor sich zu haben, fällt man nur auf eine Maske rein, die dazu dient, die Sucht aufrecht zu erhalten. Du fällst ja auch drauf rein:
Melissa19799 hat geschrieben:Nimmt er mal nichts, was selten ist, ist er der charakterstärkste, liebste Mensch, Bruder, Ehemann und Vater. Ist er auf Koks, ist er der kälteste Typ, kam früher 2 tage nicht heim und verbrachte seinen film in der Firma und sperrte sich in seinem Büro ein. Dort nahm er das Zeug bis es aus war. Denn vorher konnte er nicht aufhören.
Der charakterstärkste, liebste Mensch, Bruder, Ehemann und Vater ist nicht mehr als ein Schauspiel, eine Illusion. Der kalte Kokainist, der nur an sich, also seine Suchtbefriedigung denkt, dem alles andere egal ist, der ist Realität. Das lernt man als Angehöriger spätestens dann, wenn das Geld für die Suchtbefriedigung alle ist – und das auf die harte Tour (Diebstahl, Raub und schlimmeres). Praktisch alle Angehörigen glauben, ach nee, der/die würde das nie machen, doch nicht mit seinen Freunden, seiner Familie – und werden früher oder später eines Besseren belehrt. Ist nur eine Frage der Zeit.
leuchtturm hat geschrieben:setzt ihn vor die tür, trennt euch von ihm, geht zur drogenberatung, um euch für eure co-abhängigkeit helfen zu lassen.
Ich unterstreiche das mal ganz subtil. Und schließe mich auch sonst leuchtturm vollumfänglich an.

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