Hilfsmöglichkeiten bipolare Störung ab 70+

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Philosophia
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Hilfsmöglichkeiten bipolare Störung ab 70+

Beitrag Di., 07.05.2019, 18:55

Hallo ihr Lieben,
der Opa meiner Freundin war jetzt fast ein halbes Jahr in der Psychiatrie wegen erstmalig diagnostizierter bipolarer Störung. Ob die Diagnose stimmt, ist auch so ne Sache. Jedenfalls wollte er sich umbringen, hat ständig den Notarzt gerufen, ist gar nicht mehr rausgegangen, hat seine Frau terrorisiert. Nun ist er gerade noch in ner Tagesklinik, aber seine Frau fürchtet jetzt schon seine Rückkehr. Eigentlich kann sie das Zusammenleben mit ihm nicht mehr ertragen, nimmt schon Valium.
Und nun meine Frage an euch: Gibts irgendwelche Möglichkeiten, dass er anderweitig betreut wird? Seine Frau packt das wohl nicht, aber sie denkt, sie muss es machen, weil er sonst keinen hat, der es tut. Es kann doch nicht sein, dass sie auch vor die Hunde geht. Und mit der Pflegestufe siehts wohl mies aus.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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lisbeth
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Beitrag Di., 07.05.2019, 19:54

Ich würde mich in so einer Situation beim sozialpsychiatrischen Dienst erkundigen, welche anderen Möglichkeiten es noch gibt. Oder Pflegestützpunkte könnten noch ein weiterer Anlaufpunkt sein, evtl können die auch hinsichtlich Pflegegrad/stufe beraten. Hat die Tagesklinik einen Sozialdienst? Dann sollte man die ebenfalls aktivieren...

Edit: Falls weiter Zweifel an der Diagnose bestehen, Zweitmeinung einholen. Am besten beim Neurologen/Psychiater, weil der dann auch differentialdiagnostisch schauen kann, ob das evtl. Persönlichkeitsveränderungen wegen Demenz oä sind.
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Philosophia
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Beitrag Di., 07.05.2019, 19:57

Danke, lisbeth! Ich fürchte, dass es auch an seiner Frau hakt, die sich immer für alles verantwortlich fühlt. Ich würde ihr gern schwarz auf weiß zeigen, dass es andere Möglichkeiten gibt, als mit ihm gemeinsam krepieren zu müssen.
Demenz wurde wohl ausgeschlossen...
Zuletzt geändert von Philosophia am Di., 07.05.2019, 19:58, insgesamt 1-mal geändert.
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lisbeth
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Beitrag Di., 07.05.2019, 19:57

Man kann sich auch mit 70+ noch trennen, soll alles schon vogekommen sein. Vor allem wenn er sie nur terrorisiert..
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lisbeth
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Beitrag Di., 07.05.2019, 19:59

Aber hört sich nicht so an, als ob die Dame von der Sorte ist, die mit 70+ ihr Leben nochmal auf den Kopf stellen wird....
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Philosophia
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Beitrag Di., 07.05.2019, 20:00

Na klar, das hab ich auch gesagt. Ich habe mit ihr am Telefon gesprochen und hörte ihn im Hintergrund Blödsinn faseln. Ich würd das nicht auf Dauer ertragen. Aber sie sagt, sie sei dann eine schlechte Ehefrau und sie habe doch immer geholfen, wenn es nötig war. (Es ging ihr viel besser, als er in der Klinik war, also sie allein war...)
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Beitrag Di., 07.05.2019, 20:03

Naja, man verlässt auch einen Partner nicht gleich, wenn er krank ist. Man heiratet ja "in guten, wie auch schlechten Zeiten", ich kann sie da durchaus verstehen.

Normal sollte eine Pflegestufe kein Problem sein, wenn sie das richtige sagt. Sie sollte sich da wirklich mal vom SPD beraten lassen.
Ansonsten wäre Pflegeheim vielleicht noch was.

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lisbeth
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Beitrag Di., 07.05.2019, 20:05

Ich glaube, das ist auch ein Generationending, vor allem bei Frauen. Die sind so erzogen, dass sie sich aufopfern müssen, gerade auch für ihre Männer. Und das wird dann auch nicht mehr hinterfragt, gerade im Alter nicht. Wenn du mal so diese alten Filme aus den 50ern schaust, da kriegst du einen Eindruck, wie das Frauenbild damals war, als die Oma deiner Freundin jung war. Gruselig. Wirklich. Mir hat es allerdings geholfen, ein wenig zu verstehen, warum meine Mutter so tickt wie sie tickt (abgesehen von den Glaubensdogmen, die dann noch obendrauf kommen...), wenn sie in dieser Zeit als Jugendliche/junge Erwachsene unterwegs war.

Ich glaube, da musst du auch auf dich selbst ein wenig aufpassen, dass du dir das nicht zu sehr zu eigen machst. Wenn die Freundin-Oma an ihrer Situation nichts ändern will, dann will sie das nicht. Das ist dann ihre Entscheidung. Oder es muss erst noch schlimmer werden und der Leidensdruck noch größer. Was traurig ist, aber du wirst es nicht ändern können.
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Beitrag Di., 07.05.2019, 20:10

Ja, natürlich... nur sie hat ihn nie wirklich geliebt. Sagt sie sogar selbst. Ich hab gesagt, sie belügt ihn dann sowieso nach Strich und Faden, wenn sie bei ihm bleibt, obwohl sie sich nichts aus ihm macht. Bin doch selbst verheiratet und sehe es so wie du, Schlendi - aber Wertschätzung gehört für mich schon dazu.
Ja, lisbeth, das hab ich dann auch gedacht - nur irgendwie finde ich die Vorstellung grausam, dass jemand mitstirbt, sein Leben wegwirft (sie hat eig. so viele Interessen und ist so fit für ihr Alter) für jemanden, den man nicht mal mag...
Aber stimmt, ich muss ein bissl aufpassen, dass ich mich da nicht zu sehr reinbegebe. Es ist definitiv ihre Sache. Nur sie jammert ständig meine Freundin voll, wie schlimm alles ist und wie sie leidet und meint, es gäbe ja keinen Ausweg und sie müsse das so tun...ist schon schwer, das mit anzusehen.
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Beitrag Di., 07.05.2019, 20:21

Ja, klar Wertschätzung.Aber er ist zur Zeit oder er war akut und dann muss man einfach Abstriche machen. Das hält ja nicht dauerhaft so an. Also ich hoffe mal, dass meine Freundin mich nicht verlässt, wenn ich mal in eine Psychose rutsche, weil's ne Weile zu anstrengend ist.
Aber ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass sie mich verlassen würde. Finde halt immer krass, wenn das andren direkt so geraten wird und dabei außer Acht gelassen wird, dass die andere Person krank ist. Krank, wie auch jemand mit Krebs krank ist und da würde man auch niemanden raten den Partner zu verlassen.
Aber körperliche Erkrankungen haben einfach ne bessere Lobby als Bipolar oder Schizophrenie. Da ist man gleich weniger mit wert.

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Beitrag Di., 07.05.2019, 20:25

Na ja, da hast du Recht - das Verhalten von ihm geht aber schon jahrzehnte lang so - nur wurde nie eine Diagnose ausgesprochen. Das ist keine Phase (nur letztes Jahr wurde es eben akut durch die Suizidabsichten). Ich habe durchaus Mitgefühl mit ihm, er hat überhaupt null Zugang zu seinen Emotionen, schrecklich. Und Fakt ist eins, wenn seine Frau es nicht tragen kann, nützt sie ihm doch nichts, wenn sie selbst in der Klinik landet früher oder später - das meine ich doch. Dass sie dauerhaft Valium nimmt, finde ich schon alamierend. Andere kämen da vielleicht besser zurecht, aber sie ist offensichtlich an ihren Grenzen.
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Beitrag Di., 07.05.2019, 20:28

Klar, ich kann das jetzt nicht genau beurteilen, kenne die Hintergründe ja nicht. Trotzdem entsetzt mich das immer wieder, wie schnell bei solchen Krankheiten dazu geraten wird Schluss zu machen und der Mensch dahinter so leicht vergessen und nicht gesehen wird.

Aber es gibt auch andere Leute, I know.

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lisbeth
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Beitrag Di., 07.05.2019, 20:34

Schlendrian hat geschrieben: Di., 07.05.2019, 20:28 Trotzdem entsetzt mich das immer wieder, wie schnell bei solchen Krankheiten dazu geraten wird Schluss zu machen und der Mensch dahinter so leicht vergessen und nicht gesehen wird.
Das mit dem Beziehung beenden habe ich gesagt, weil es für genauso klang, wie Philosophia es auch geschrieben hat. Dass er sie schon lange terrorisiert, und zwar nicht erst seit Ausbruch der Krankheit. Ich bin auch nicht dafür, wegen einer Diagnose einen Trennungs-Schnellschuss zu starten. Aber ich finde auch, dass man jahrzehntelangen Terror beenden darf und gehen, trotz Diagnose.
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Beitrag Di., 07.05.2019, 20:35

Aber Schlendi, ich hätte das doch bestimmt nicht einfach so gesagt - ich bin doch selbst nicht gesund und weiß, wie das ist. Ich bin auch froh, dass meine Frau mich so nimmt, wie ich bin - auch wenn ich mal durchdrehe. Und auch meine Frau ist nicht gesund und hat ihre Aussetzer. Aber es gibt sicher Schmerzgrenzen, und wenn ich höre, wie ihre Stimme am Telefon zittert, sie sagt, sie könne ohne Valium gar nicht mehr... ich weiß nicht, ob das dann so gut ist. Da kann und will ich nicht einfach zu ihr sagen: "Aber schau, wie schlecht es ihm geht" - erstens scheint sie das nicht wirklich zu interessieren und zweitens gehts ihr mittlerweile selbst so schlecht... ich glaube, sie kann ihm gerade nicht mal ne gute Stütze sein, weil sie nur noch angenervt ist von ihm und passivaggressiv ist.
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Beitrag Di., 07.05.2019, 20:44

Ja, wie gesagt, ich kenne da den Hintergrund nicht. Wie gesagt, ich würde SPD einschalten und ihn eventuell ins Pflegeheim geben. Lieber das, als dass er dauerhaft in der Psychiatrie landet, dass kann ihm in dem Alter mit der Diagnose auch drohen :/

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