Partnerin hat Flashbacks - wie soll ich mich verhalten?

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
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Zany
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Partnerin hat Flashbacks - wie soll ich mich verhalten?

Beitrag Mo., 25.11.2019, 13:05

Hallo zusammen

Kurz zu mir: ich heisse jens undbin 30 jahre alt. Mit meiner freundin (23) binich nun schon ein jahr zusammen und wir wissen beide, dass wir zueinander gehören.

Es tut mir leid, wenn dieses thema andere vielleicht aufwühlt.. Es ist das erstemal, dass ich mich in einem forum anmelde..

Vorgeschichte: meine freundin hatte zwei beziehungen vor mir. Ihr erster freund hat sie betrogen und als sie schluss machte gestalket. Ich weiss bis heute nicht wieso ihre familie, die sehr nett, bodenständig sind und immer behütet für ihre tochter da sind, nichts unternommen haben... Eines abends war sie alleine zu hause beiihren eltern (sie wohnte noch bei ihnen) und der typ stand wieder unten.. Nach langem hinundher liess sie ihn die wohnung.. Kurz: sie wurde geschlagen und anschliessend von diesem **********.. Ihr wisst schon… ungewollten sex.. anschliessend ging sie in therapie.. Vom zweiten ex wurde sie ebenfalls mies behandelt (ignorieren, nur sex gewollt obwohl das nicht ging, betrogen, gestalked).. Ich und sie haben dieses **** aufgrund stalking dann bei der polizei angezeigt und seit dem ruhe..

Als wir zusammen gekommen sind, habe ich sie als aufgeweckte, humorvolle und fröhlichen mensch kennengelernt. Sie hat mir schon am anfang von unserer beziehung alles erzählt.. Wir konnten aufgrund der verletzung welche sie unten hatte auch keinen sex haben. Erst mit mir hat sie endlich den mut gehabt, sich zu operieren und musste eine woche im spital liegen.. Denn die, entschuldigt die ausdrucksweise, scheiss frauenärztin ihr immer gesagt hat jajamit diesen medis wächst das von selbst zu blabla! Hat aber überhaupt nichts genutzt, jeden tag musste sie den verband wechseln, und wurde so an das erinnert! Nach gemeinsamen gesprächen hat sie die operation in anspruch genommen und der arzt hat trotz ängsten eine gute arbeit gemacht.. Mittlerweile können wir nackt zusammen schlafen, sie läuft nackt durch die wohnung und ist soweit glücklich ein"normales"leben zu führen.. Ich freue mich riesig für sie dass sie diesen schritt gemacht hat (habe sie nie zu etwas gedrängt oder stelle meine bedürfnisse in den vordergrund; es geht hier um sie)..

Sie hat jedochalle zwei wochen immer wieder flashsback und ist dann nervlich am ende.. Mir tut das so weh.. Ich will ihr helfen, kann jedoch nicht mehr machen oder schon?

Wie soll ich mich verhalten ausser sie in den arm nehmen und trösten, mut zusprechen und schöne worte sagen?

Ist es besser sie nie darauf anzusprechen? Oder sollte ich so viel wie möglich drübert sprechen? Hilfe will sie zur zeit keine von aussen annehmen, obwohl ich es ihr schon zweimal nahegelegt habe mit einer neutralen therapeuten zu reden.. Ich hoffe sehr ich habe sie nicht in eine ecke gedrängt..

Unsere beziehung läuft abgesehen von einem tag alle zwei wochen harmonisch, glücklich und freudig ab..

Danke wenn ihr alles gelesen habt und für eure zeit

Gruss

Jens
Zuletzt geändert von Tristezza am Mo., 25.11.2019, 13:34, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Betreffzeile "Verhalten als Freund" zum besseren Verständnis präzisiert.

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Sinarellas
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 15:07

Frag sie was sie braucht, hol dir Hilfe von außen, wenn du UND sie nicht weiterwissen. Das lässt sich nicht pauschal beantworten und wer das tut verallgemeinert dann heftig.
..:..

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Candykills
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 15:28

Hat sie denn sowas wie ne Skillbox, also Skills, die sie in solchen Momenten anwenden kann? Ansonsten - ja, fragen, was sie braucht.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


theweirdeffekt
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 15:34

Ich würd ihr auch deine Sorgen mitteilen. Sag ihr, dass du Angst hast was falsch zu machen. Dass du ihr helfen willst, aber nicht weißt wie. Sollst du das thema verschweigen oder viel mit ihr sprechen? Was braucht sie etc.

Ich finds ganz toll von dir, dass du dir soviel Gedanken machst und sie nicht zu Körperlichkeiten drängst.

Alles Gute
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peppermint patty
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 16:15

Ich finde es auch gut, dass du so behutsam bist und ich schließe mich meinen Vorrednern an, versuch mit ihr zu besprechen was für sie richtig ist. Manchmal ist in den Arm nehmen sicher eine gute Lösung, aber manchmal könnte die körperliche Nähe auch zu viel sein. Vielleicht könnt ihr auch Signale vereinbaren, wenn in einem Moment reden nicht möglich ist. Dräng sie aber niemals zu etwas - Therapie, Gespräche, Körperkontakt...

Für Flashbacks gibts bestimmte Skills (Hilfsmittel), nachlesbar in Fachliteratur oder auch im Internet. Nicht alle Skills helfen allen Menschen, also nicht gleich aufgeben, wenn irgendetwas nicht funktioniert, es gilt vieles auszuprobieren. Das kann eine ganze Zeit dauern. Wenn man Flashbacks hat, erlebt man die traumatische Situation so, als passiere das Trauma genau in dem Moment. Das ist sehr heftig. Deine Freundin muss langsam lernen (das aber oft nur in extrem kleinen Schnittchen möglich ist), dass es vorbei ist. Therapie oder Klinik ist da sicher hilfreich, muss aber vollkommen freiwillig erfolgen. Ich war auch sehr lange nicht bereit Therapie zu machen, d.h. es muss auch der gefühlt richtige Zeitpunkt kommen.


Wichtig finde ich, dass du auch für dich gut sorgst, denn um mit einem traumatisierten Menschen zusammen zu sein, benötigt man mMn eine erhöhte Frustrationstoleranz, viel Kraft und ein häufiges Zurückstecken können. Das schreibe ich als Betroffene als auch als Person, die schon mal mit einer traumatisierten Person zusammen war.

Von daher, stärke dich, mach immer wieder etwas für dich, etwas was dir gut tut. Hol dir wenn notwendig Unterstützung in einer Beratungsstelle. Zusätzlich benötigst du einen "langen Atem" und die Fähigkeit das eine oder andere Verhalten nicht auf dich zu beziehen zu können.

Ich wünsche dir viel Kraft und Durchhaltevermögen! :)

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Zany
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 16:43

Vielen dank für eure antworten!

@sineralles: wir reden sehr offen und ehrlich miteinander. Meistens ist es doch auch so dass ein mensch Der "gesund" ist in momenten in denen etwas braucht zb umarmung dass nicht kommuniziert.

@theweirdeffekt: das ist sicher auch ein guter ansatz, sie direkt fragen was sie braucht statt zu glauben was sie braucht

@flashback: das mit den skills habe ich noch niegehört werde ich aber sogleich mal nachlesen und ihr behutsam zum ausdruck bringen wenn wieder so ein tag kommt.
Ich denke sie weiss auch dass es vorbei ist. Wie sie sich fühlt kann ich nur erahnen.. Was er ihr angetan hat, sie so hilflos war nur ansatzweise verstehen.. Sie selbst hat auch nie geheult oder verkrampft beim sex im gegenteil.. Sie ist sehr offen und sagt auch immer dass sie das mit mir geniesst. Nur will ich kein trigger für etwas sein.. Aber das würde ich sofort spüren und merken.. Das mit dem nicht persönlich nehmen muss ich noch besser üben, denn in gewissen situationen nehm ich das leider zu persönlich:(

Wenn ich noch egoistish sein darf: sie hat ihn nicht angezeigt und dass dieser hund noch frei herumläuft (sie behauptet dass er sich in ausland abgesetzt hat) macht mir zu schaffen.. Ich habe ihr angeboten wenn sieihn anzeigen will, dass ich mitkomme und für sie da bin.. sie hat angst dass man ihr nicht glaubt (rational gesehen ja nicht möglich da die ärzte alles dokumentiert haben) und sie nochmals alles erzählen muss und alles wieder hochkommt.. Habt ihr da eine idee wie sie und ich das angehen können ohne druck? Wird es eigentlich besser für sie wenn sie weiss dass sie ihn angezeigt hat? Oder ändert sich nichts?

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 17:11

Zany hat geschrieben: Mo., 25.11.2019, 16:43 @flashback:
:-D :)
Zany hat geschrieben: Mo., 25.11.2019, 16:43 das mit den skills habe ich noch niegehört werde ich aber sogleich mal nachlesen und ihr behutsam zum ausdruck bringen wenn wieder so ein tag kommt.
Ne besser vorher. Skills sind etwas was man oft, wirklich oft (ich zumindest) üben muss. Damit kann man nicht im schlimmsten Zustand mit anfangen. Im schlimmsten Zustand helfen nur routinierte Abläufe. Von daher anfangen, wenn sie sich "nur" angespannt fühlt.

Stell dir Skills als verschiedene Werkzeuge vor. Ein Werkzeug (oder mehrere) Werkzeuge für leichte Trigger, andere für mittlere Trigger und wieder andere für schwere Trigger. Trigger sind Auslöser, die bewirken, dass man emotional IN der Situation ist. Das ist ja gerade das perfide an PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung - damit will ich deiner Freundin aber keineswegs eine Diagnose anhängen!). Die Ausführung mit der Anwendung der Skills ist eine sehr vereinfachte Darstellung zum leichteren Verständnis.
Zany hat geschrieben: Mo., 25.11.2019, 16:43 Ich denke sie weiss auch dass es vorbei ist.
Nicht im Moment des Flashbacks. Das ist ein automatisierter neuronaler Zustand, den sie anfänglich selbst noch gar nicht beeinflussen kann.

Zany hat geschrieben: Mo., 25.11.2019, 16:43 Wenn ich noch egoistish sein darf: sie hat ihn nicht angezeigt und dass dieser hund noch frei herumläuft (sie behauptet dass er sich in ausland abgesetzt hat) macht mir zu schaffen.. Ich habe ihr angeboten wenn sieihn anzeigen will, dass ich mitkomme und für sie da bin.. sie hat angst dass man ihr nicht glaubt (rational gesehen ja nicht möglich da die ärzte alles dokumentiert haben) und sie nochmals alles erzählen muss und alles wieder hochkommt.. Habt ihr da eine idee wie sie und ich das angehen können ohne druck? Wird es eigentlich besser für sie wenn sie weiss dass sie ihn angezeigt hat? Oder ändert sich nichts?
Ich finde es toll, dass du sie so unterstützt! Aber auch das ist allein ihre Entscheidung, in der du dich nicht einmischen solltest. Sie muss so einen Prozess, wenn von ihr gewünscht, auch durchstehen können. Das ist trotz deiner Unterstützung enorm schwer.

Durch die Anzeige können sich die Flashbacks und Ängste unter Umständen verstärken. Vorauszusagen wie es für deine Freundin ist, wenn sie ihren Täter anzeigt, wäre Hellseherei.

Dennoch kann ich natürlich deine Empörung verstehen: Die Empörung darüber, dass ein Mensch, der deiner Freundin so etwas schlimmes angetan hat, einfach so davon kommen soll. Genau für solche Empfindungen, die ich für völlig normal halte, ist es gut, wenn du gut für sich sorgst. Das ist tatsächlich das A und O. Deshalb nochmal der Rat an dich vielleicht tatsächlich mal eine Beratungsstelle aufsuchen, denn auch dich belastet die Situation. Es reicht, dass eine Person durch diesen Mensch geschädigt wurde.

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stern
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 17:29

Zany hat geschrieben: Mo., 25.11.2019, 13:05 Hilfe will sie zur zeit keine von aussen annehmen, obwohl ich es ihr schon zweimal nahegelegt habe mit einer neutralen therapeuten zu reden.. Ich hoffe sehr ich habe sie nicht in eine ecke gedrängt..
Warum denn nicht? Für den Umgang mit Flashbacks gibt es Therapeuten... sehe ich ehrlich gesagt etwas kritisch, wenn PartnerInnen in so eine Art Therapeuten- oder Helferrolle schlüpfen. Das kann sie doch sagen, was sie von dir als Partner wünscht bzw. braucht...
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Zany
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 17:55

@peppermint: das mit dem trigger "kenne" ich bzw hat doch irgendwie auch jeder mensh.. Personen oder situationen in denen man zurückversetzt wird in alte muster..
Da hast du vielleicht recht, die skills vorher besprechen.. Ich denke ich werde morgen abend das mit ihr anschauen und schauen was sie dazu sagt.. Vllt kennt sie das ja auch schon durch ihre therapie damals..
Denkt ihr denn dass eine anzeige für sie selbst etwas bewirken könnte? Was sind die erfahrungen von anderen mb's? Auf jeden fall will ich sie zu nichts drängen.. Denn wenn sie es nicht will muss ichs akzeptieren.. Und es wäre dann mein problem wenn ich nicht damit klar kommen würde..

@stern: sorry für die antwort aber das hat doch nichts damit zu tun dass ich in eine therapeuten oder helferrolle schlüfen will.. Eine partnerschaft hat mit geben und nehmen zu tun..den anderen so anzunehmen wie er ist mit ihrem rucksack.. Ich bin nicht dafür da den rucksack auszuräumen, da weiss ich dass kann nur sie.. Aber ich kann ihr helfen tragen damit er leichter ist..

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stern
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 18:21

Wenn man für jemanden Skills nachliest und an die Frau bringen möchte, dann schon, finde ich. Warum sucht sie denn selbst keine Hilfe? Das wäre doch das naheliegendste.

Und nein, Trigger, die Flashbacks auslösen (und woraufhin dann diese Person nervlich am Ende ist), kennt nicht jeder Mensch... sowas gehört in eine Therapie und ist kein Do-it-yourself-Werkzeugkasten für den Partner. Sry für die deutlichen Worte.
Zuletzt geändert von stern am Mo., 25.11.2019, 18:30, insgesamt 2-mal geändert.
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peppermint patty
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 18:27

Zany hat geschrieben: Mo., 25.11.2019, 17:55 @peppermint: das mit dem trigger "kenne" ich bzw hat doch irgendwie auch jeder mensh.. Personen oder situationen in denen man zurückversetzt wird in alte muster..
Du hast schon recht, Trigger kennt jeder Mensch. Aber es gibt einen fulminanten Unterschied, den ich versucht habe dir verständlich zu machen. Ein traumatisierten Mensch erlebt Trigger bzgl der traumatischen Situation so, als sei er emotional IN der traumatischen Situation. Der Grund dafür ist, dass ein traumatisches Erlebnis im Gehirn völlig anders abgespeichert (zersplittert) wird als eine normale Situation.

Stell dir vor du warst im Krieg und hast massive Kampfhandlungen erlebt. Nun hörst du ein Geräusch, zB einen Hubschrauber oder siehst einen Vogel am Himmel, oder oder,.. und du ERLEBST dich (emotional) wieder in der Kampfhandlung, in der vielleicht einige deiner Kameraden gefallen sind. HÖRST ihre Schreie, SIEHST die Szenen vor dir,... Du BIST (gefühlt) quasi wieder im Krieg. Das Gehirn kann (wenn noch keine Therapie gemacht wurde oder Skills erlernt wurden) anfänglich noch nicht unterscheiden zwischen damals und heute. Das muss erst erlernt werden. Und oft wissen Traumatisierte nicht einmal um die Zusammenhänge zwischen ihren Auslösern und der ursächlichen Situation Bescheid, einfach weil die ursächliche Situation zersplittert im Gehirn verarbeitet wurde.

Ein anderer Mensch der angetriggert wird, weiß (weil Info gänzlich abgespeichert und nicht zersplittert wurde), dass er die bestimmte Situation nicht jetzt erlebt, sie Vergangenheit ist, sie aber durch XY ausgelöst wurde. Zumindest wenn er sich reflektiert. Das ist etwas gänzlich anderes.

Ich finde das als Hintergrundinfo wichtig zu wissen, weil es sich um neuronale Veränderungen (der Infos) im Hirn handelt.


theweirdeffekt
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 19:25

Bzgl. Anzeige ja/nein. Das finde ich schwer zu beantworten. Wenn sie es will und sich gewappnet fühlt, kann es sinnvoll sein. Die Verarbeitung an sich braucht aber so und so Geduld, weil es ums Fühlen geht. Da hilft Rationalität nur bedingt (im Sinne: der wurde jetzt verurteilt und zack fällt im Hirn ein Schalter und "es" ist erledigt). Wichtig ist, dass sie das tut, was sie für sich als richtig empfindet, in ihrem Tempo.

"Brauchst" du für dich (und deine Emotionslage) eine Anzeige?
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Zany
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 21:19

@ stern: wieso bleibt ein alkoholiker alkoholiker, obwohl er doch selbst weiss, dass es ihm schadet? wir sind alle menschen und haben unsere probleme, welche wir nicht lösen können. daher kann ich sie durchaus verstehen - und viele andere auch - wenn sie keine hilfe holen können.. zur zeit jedenfalls nicht.. danke für deine antwort

@ peppermint: danke für deine ausführlichen antworten immer! du hilfst mir sehr!! macht es das denn besser wenn der trigger so oder so vorhanden ist? unabhängig davon ob sie weiss dass sie im jetzt lebt und nicht in der vegangenheit? es kommt mir vor, als ob sie weiss dass es in der vergangenheit passiert ist (ich hoffe du verstehst was ich meine).. denn ich höre oft wie sie mich dann fragt: wieso ich? wieso hat er das getan... :( ich weiss für eine ferndiagnose ist das zu schwammig.. und ich kann ihr natürlich darauf keine antwort geben.. auch wenn ich möchte.. eigentlich will ich, dass sie weiss dass sie nicht alleine ist und immer jemand da ist der ihren rucksack mitstemmt. habe ich das richtig gelesen: skills sind werkzeuge um mit diesen situationen fertig zu werden bzw zu überbrücken? und skills können sein:
- duftöl riechen
- stressball kneten
- haut massieren
- scharfen kaugimmi essen
- kalt duschen
ect?


@theweideffekt: danke für deine worte denn ich sehe das auch so.. wenn sie will dass soll sies machen.. ich denke, ich als aussenstehender kann her schnell rational sagen: zeige ihn an! und wenn ich ehrlich bin ja ich brauche für mich eine anzeige, damit dieser ********** bestraft wird und nicht noch mehr unheil anderen antun kann.. aber ganz ehrlich? was ich will in dieser situation ist nicht von bedeutung.. wichtig ist, wie du schreibst, das was sie will.. mit ihrem tempo.. und ihrer art


theweirdeffekt
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 22:06

Es ist nachvollziehbar, dass du das willst/wollen würdest. Und es ist auch gut, dass du zwischen deinem Wunsch und ihrem "Bedürfnis" unterscheiden kannst. Ich glaube für Partner ist insbesondere diese Hilflosigkeit, dem Leid der Partnerin gegenüber, sehr zermürbend.

Darum wärs, wie peppermint schon sagte, sicher keine schlechte Idee dir auch außerhalb Beratung zu suchen. Oder vielleicht mit guten Freunden reden, was es in dir auslöst, deine Wut, deine Hilflosigkeit etc. Denn das eine ist ihr Trauma und das andere dein Gefühlsleben dazu.

Um ihr Sicherheit zu bieten, ist es mMn wichtig, dass du nicht (was auch nachvollziehbar wäre) "mit" ihr in der Verzweiflung untergehst (das wird sie phasenweise vermutlich immer wieder). Selbstführsorge ist dafür wirklich wichtig.
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peppermint patty
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Beitrag Mo., 25.11.2019, 22:10

Zany hat geschrieben: Mo., 25.11.2019, 21:19 @ peppermint: danke für deine ausführlichen antworten immer! du hilfst mir sehr!!
Danke! :) Das mache ich gerne.
Zany hat geschrieben: Mo., 25.11.2019, 21:19 macht es das denn besser wenn der trigger so oder so vorhanden ist? unabhängig davon ob sie weiss dass sie im jetzt lebt und nicht in der vegangenheit?
es kommt mir vor, als ob sie weiss dass es in der vergangenheit passiert ist (ich hoffe du verstehst was ich meine)..
Trigger sind tatsächlich so oder so vorhanden, aber sie treten ja nur in bestimmten Momenten auf. ZB hört, riecht, sieht oder fühlt deine Freundin etwas auf ihrer Haut oder, oder... etwas was mit der traumatischen Situation zu tun hatte. Dann passiert das was ich zuvor schrieb, sie erlebt sich wie IN der Situation. (Natürlich kenne ich nicht die genaue Situation deiner Freundin und kann nur allgemein schreiben.) Das heißt nur in solchen Situationen läuft "der alte Film ab". Ansonsten weiß deine Freundin natürlich, dass das Ereignis in der Vergangenheit liegt, im normalen Alltag, wenn nicht getriggert, kann sie ja vermutlich ein recht normales Leben führen. Hoffe ich jedenfalls.
Zany hat geschrieben: Mo., 25.11.2019, 21:19 denn ich höre oft wie sie mich dann fragt: wieso ich? wieso hat er das getan... :( ich weiss für eine ferndiagnose ist das zu schwammig.. und ich kann ihr natürlich darauf keine antwort geben.. auch wenn ich möchte..
Das ist idR bei fast allen Menschen so, dass sie den Grund für ihr Leid verstehen wollen. Irgendwie ist Leid vermutlich leichter zu ertragen, wenn man weiß warum es geschah. Doch für vieles, auch in ihrem Fall, gibt es leider keine Antworten (vielleicht weiß nicht einmal der Täter warum er sich so verhalten hat). Aber vielleicht fallen dir ein paar beruhigende Worte ein, evtl. dass es auch wieder besser werden kann.

Deshalb finde ich das wichtig:
Zany hat geschrieben: Mo., 25.11.2019, 21:19 eigentlich will ich, dass sie weiss dass sie nicht alleine ist und immer jemand da ist der ihren rucksack mitstemmt.
Oder jemand der immer ein offenes Ohr hat. Den Rucksack mitsteppen zu wollen kann auch überfordernd für dich werden.
Zany hat geschrieben: Mo., 25.11.2019, 21:19 habe ich das richtig gelesen: skills sind werkzeuge um mit diesen situationen fertig zu werden bzw zu überbrücken? und skills können sein:
- duftöl riechen
- stressball kneten
- haut massieren
- scharfen kaugimmi essen
- kalt duschen
ect?
Du hast recht - das sind skills. Das heißt aber nicht, dass es die richtigen für deine Freundin sein müssen. Sie muss ausprobieren was für sie stimmig ist und in den jeweils unterschiedlichen Situationen passt. Es geht ja bei den Skills sich aus der traumatischen Situation herauszuholen, die in aller Regel von großer Panik geprägt ist, oder anders ausgedrückt ihren Film, der in ihr abläuft, zu unterbrechen.
Wenn es dann zB einen starken Körperreiz wie kalt duschen gibt, besteht die Möglichkeit, dass sie ins "hier und jetzt" also in die Realität zurückkommt. Es geht darum, dass deine Freundin wieder ein Gefühl der Sicherheit bekommt und erkennt das Erlebnis ist Vergangenheit. Ich zB sage mir dann selbst oft mantramässig vor:"Es ist alles gut", "Ich bin in Sicherheit", "Mir passiert nichts",... Das dauert bis es wirklich gelernt und vor allem verinnerlicht ist. Da hilft nur viel Geduld. Und einen geduldigen Freund an der Seite kann sicher auch sehr hilfreich sein, wenn er ein bisschen versteht worum es geht.

Noch eine Anmerkung: Triggersituationen sind unterschiedlich schwer, dh. man benötigt häufig unterschiedliche Skills für unterschiedlich starke Trigger/Situationen.

Beispiel
- leicht getriggert - Igelball kneten
- mittel getriggert - scharfes Kaugummi essen, Körper abklopfen
- stark getriggert - kalt duschen, Coolpack ins Genick legen

Es ist ein etwas längerer Prozess herauszubekommen was hilft.

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