Erfolg beginnt nicht erst bei 100%

Dieser Bereich ist speziell Erfolgsberichten und positiven Erfahrungen in und durch Psychotherapien gewidmet. Wie war es und was hat Ihnen geholfen? Lassen Sie uns positive Erfahrungsberichte sammeln, die Mut machen.
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Dampfnudel
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Erfolg beginnt nicht erst bei 100%

Beitrag So., 01.01.2012, 20:26

Als ich vor etwa zweieinhalb Jahren mit meiner Psychotherapie begann, war ich überzeugt, dass meine Therapeutin mich maximal für einige probatorische Sitzungen dabehalten würde und mich dann mit einem nachsichtigen Lächeln wieder nach Hause schicken würde - andere Leute haben schließlich viel schlimmere Probleme. Aber nein, sie "behielt" mich, und ich traute meinen Ohren kaum, als ich einmal fragte, ob sie den Therapieantrag schon abgeschickt habe und sie antwortete, dass sie noch am Überlegen sei, ob sie Langzeit- oder Kurzzeittherapie beantragen sollte.

Es hat trotzdem etwa 30 Stunden gedauert, bis ich nicht mehr mit der Angst in die Stunde kam, diesmal würde sie mich aber endgültig nach Hause schicken - und ich mit meiner inneren Not wieder allein bleiben. Fast weitere 30 Stunden später kann ich nun mit einem Lächeln zurückblicken und feststellen, was für ein durch und durch verängstigtes Häschen ich die ganze Zeit war. Und dass es nun anders ist, dass ich mit mehr Vertrauen durchs Leben laufen kann.

Manchmal gerät mir das ein bisschen aus dem Blick. Denn die depressiven Episoden kehren immer noch zu mir zurück, manchmal überfällt mich wieder die Angst, und ich kann immer noch nicht ausmachen, wodurch sie denn nun ausgelöst wird, und der Kampf gegen svV ist phasenweise sogar größer (weil der Druck größer ist) als vor der Therapie.

Aber:
  • Mein Selbstvertrauen ist gewachsen, und die Welt kommt mir bewältigbarer vor. Ich traue mir wieder mehr zu und habe gelernt, dass ich meiner inneren Stimme ruhig vertrauen kann. Das gibt mir Sicherheit. Ich traue mich immer öfter, eine eigene Meinung zu haben und nachzufragen, wenn ich über bestimmte Dinge unsicher bin oder etwas nicht richtig verstanden habe.
  • Ich kann mich selbst, meine Geschichte, meine Gefühle, Gedanken und Reaktionen auch besser akzeptieren, weil ich sie besser verstehe.Ich kann meine eigenen Leistungen besser anerkennen und nehme mich häufiger selbst als Maßstab, anstatt mich nur mit anderen Leuten zu vergleichen, kann eigene Fehler besser annehmen, ohne mich dafür zu verurteilen und mir die Daseinsberechtigung abzusprechen.
  • Ich nehme mich selbst wichtiger. Ich traue mich, Wünsche und manchmal sogar Kritik auszusprechen, und siehe da: Ich bekomme viel eher, was ich mir wünsche. Ich kann mein Leben dadurch viel besser gestalten und fühle mich den Gegebenheiten weniger ausgeliefert. Ich nehme mich selbst und meine Bedürfnisse (mindestens) genauso wichtig wie die Bedürfnisse anderer Leute. Ich habe gelernt, an mich zu denken und daran, auf mich zu achten, und es macht mir keine Angst mehr, das zu tun. Ich traue mich mehr, meine Interessen zu vertreten, weil ich immer öfter zu glauben wage, dass ich das „darf“, dass meine Wünsche und Bedürfnisse gleichrangig mit denen anderer Menschen sind. Und mir ist bewusst geworden, dass auch ich elementare Bedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlaf und Bewegung habe, die regelmäßig erfüllt werden wollen und dass ich darauf achten muss – dass ich dafür verantwortlich bin.
  • Ich habe meine Ressourcen besser kennengelernt, kann mich besser entspannen und grüble kaum noch und kann, wenn ich mich doch dabei erwische, leicht wieder damit aufhören. Ich habe mir außerdem Strategien angeeignet, um inneren Druck zu reduzieren (klappt nicht immer, aber immerhin!), und ich habe gelernt, mich von den Problemen anderer Leute abzugrenzen und sie nicht zu meinen eigenen Problemen zu machen. Ich kann (meistens) daran glauben, dass schlechte Phasen wieder vorbeigehen und dass ich sie aushalten kann. Dadurch kann ich sie besser akzeptieren und bin eher bereit, mit ihnen leben zu lernen, wenn sie sich denn schon nicht vermeiden lassen.
  • Ich habe zwei wichtige Schritte bewältigt, nämlich die Beendigung einer Beziehung, in der ich mich gefangen gefühlt habe, von der mir klar war, dass ich daran kaputtgehe und die ich trotzdem lange nicht geschafft hatte, zu beenden und meinen Studienabschluss, trotz all meiner Probleme, inklusive einer Unterbrechung der Masterarbeit, um meinen sterbenden Vater zu pflegen und trotz seines Todes. Darauf kann ich stolz sein.

Das alles zusammen macht auch schon ein deutliches Plus an Lebensqualität aus. Auch wenn ich immer noch zum Teil erheblich Symptome habe, würde ich die Therapie daher als Erfolg bezeichnen. Ach so, und der wichtigste Punkt vielleicht: Ich lebe noch und habe auch nicht vor, das in absehbarer Zeit zu ändern. Das war nicht immer so, und es kann gut sein, dass meine Therapeutin mir das Leben gerettet hat.
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*Dannie
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Beitrag So., 01.01.2012, 21:10

Hallo Dampfnudel.

Das klingt so schön was du alles geschafft hast. Du kannst wirklich zufrieden sein.

Herzlichen Glückwunsch, ich freue mich sehr für dich.

Danke für deinen Erfahrungsbericht, tut gut zu lesen und für mich ist es auch sehr motivierend zu lesen.

Alles Gute weiterhin!

Liebe Grüße,

Dannie

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Dampfnudel
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Beitrag Fr., 03.02.2012, 12:30

Liebe Dannie,

danke für die schöne Rückmeldung. Mir ist gestern nacht noch eingefallen, was eigentlich auch ein ganz wichtiger und insgesamt der übergeordnete Erfolg meiner Therapie ist:

Als ich mit der Therapie begonnen habe, hatte ich den Eindruck, mich selbst verloren zu haben und im Grunde gar nicht mehr als ein eigenes Ich zu existieren, sondern nur noch als Spielball der Kräfte, die mein Leben beherrschten und denen ich alles recht zu machen versuchte.

Jetzt habe ich den Eindruck, dass ich mich wiedergefunden habe. Ich nehme mich wieder als Person mit eigenen Rechten, Bedürfnissen und Wünschen wahr, schaffe es auch immer besser, diese zu äußern bzw. zu vertreten und mein Leben selbst zu steuern und in der Hand zu haben. Ich bin wieder ich, und mein Leben ist wieder mein Leben.

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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Dampfnudel
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Beitrag Fr., 10.02.2012, 13:34

Heute hatte ich meine Abschlussstunde. Wir waren beide zufrieden mit dem Erreichten, sehen beide wohl auch noch Punkte, an denen man noch weiter arbeiten könnte, sind uns aber einig, dass es okay ist, das jetzt erstmal so zu lassen und ggf. noch einige der drei Quartalsstunden dafür in Anspruch zu nehmen, das aber eher als Nachsorge zu betrachten. Die "richtige" Therapie habe ich damit gefühlsmäßig abgeschlossen.

Ich bin sehr froh und sehr dankbar, dass ich die Gelegenheit zu dieser Therapie hatte, dass ich meine Therapeutin gefunden habe und dass sie mich so lange begleitet hat, bis ich selbst das Gefühl habe, mit meinem Leben wieder klarzukommen. Und dass ich weiß, dass sie auch jetzt noch da wäre, wenn ich sie brauchen würde.
Alles hat seine Zeit.

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Dampfnudel
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Beitrag Di., 27.03.2012, 22:14

Ich habe gerade so viel zu erledigen, dass ich keine Ahnung habe, wie ich alles schaffen soll, was ich so vor mir habe. Früher hätte ich total am Rad gedreht, mir ununterbrochen Gedanken gemacht, wie ich wann was mache, was ich tun soll, wenn ich X oder Y nicht schaffe, was passieren wird und wäre in einem Berg von Sorgen ertrunken. Aber jetzt halte ich mich schön daran, was meine Thera mir beigebracht hat: Wenn es zu viel wird, einfach mal nur auf den aktuellen Tag schauen. Oder nur von morgens bis mittags. Und dann weiter. Schritt für Schritt. Schauen, was gerade am nötigsten ist.

Und es klappt! Ich bin zwar ein wenig ratlos, was die Erledigung einiger Aufgaben angeht, aber erstaunlich entspannt. Und irgendwie klappt auch alles, auch ohne Sorgen und auch wenn ab und zu ein Teil meines Schlafes der Arbeit zum Opfer fällt. Aber das wäre er mit Sorgen wohl auch. Und ich bin wahrscheinlich immer noch wacher und munterer, weil die vielen Sorgen mich nicht noch zusätzlich erschöpfen.

Ach, wie ist das schön! Mir geht es gerade so gut; DAS muss Glück sein. Selbst der svV-Druck winkt mir allenfalls mal aus der Ferne zu, drängt sich aber seit Wochen nicht mehr auf. Was will ich mehr?
Alles hat seine Zeit.

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Beitrag So., 30.12.2012, 04:37

Liebe Dampfnudel

Nachdem ich zum wiederholten Male Deine Erfolgsliste gelesen habe und auch sonst merke, wie stark Du trotz der erwähnten bestehenden Symptomatik geworden bist, macht es mir Mut für meine eigene Entwicklung, wo genau Deine aufgeführten Punkte eine große Rolle spielen. Allerdings gibt es bei mir diesbezüglich noch einiges zu erarbeiten, aber es geht in dieselbe Richtung. Die ersten Schritte habe ich längst getan, schrieb mir kürzlich mein Therapeut.
Dampfnudel hat geschrieben:
  • Mein Selbstvertrauen ist gewachsen, und die Welt kommt mir bewältigbarer vor. Ich traue mir wieder mehr zu und habe gelernt, dass ich meiner inneren Stimme ruhig vertrauen kann. Das gibt mir Sicherheit. Ich traue mich immer öfter, eine eigene Meinung zu haben und nachzufragen, wenn ich über bestimmte Dinge unsicher bin oder etwas nicht richtig verstanden habe.
  • Ich kann mich selbst, meine Geschichte, meine Gefühle, Gedanken und Reaktionen auch besser akzeptieren, weil ich sie besser verstehe.Ich kann meine eigenen Leistungen besser anerkennen und nehme mich häufiger selbst als Maßstab, anstatt mich nur mit anderen Leuten zu vergleichen, kann eigene Fehler besser annehmen, ohne mich dafür zu verurteilen und mir die Daseinsberechtigung abzusprechen.
  • Ich nehme mich selbst wichtiger. Ich traue mich, Wünsche und manchmal sogar Kritik auszusprechen, und siehe da: Ich bekomme viel eher, was ich mir wünsche. Ich kann mein Leben dadurch viel besser gestalten und fühle mich den Gegebenheiten weniger ausgeliefert. Ich nehme mich selbst und meine Bedürfnisse (mindestens) genauso wichtig wie die Bedürfnisse anderer Leute. Ich habe gelernt, an mich zu denken und daran, auf mich zu achten, und es macht mir keine Angst mehr, das zu tun. Ich traue mich mehr, meine Interessen zu vertreten, weil ich immer öfter zu glauben wage, dass ich das „darf“, dass meine Wünsche und Bedürfnisse gleichrangig mit denen anderer Menschen sind. Und mir ist bewusst geworden, dass auch ich elementare Bedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlaf und Bewegung habe, die regelmäßig erfüllt werden wollen und dass ich darauf achten muss – dass ich dafür verantwortlich bin.
  • Ich habe meine Ressourcen besser kennengelernt, kann mich besser entspannen und grüble kaum noch und kann, wenn ich mich doch dabei erwische, leicht wieder damit aufhören. Ich habe mir außerdem Strategien angeeignet, um inneren Druck zu reduzieren (klappt nicht immer, aber immerhin!), und ich habe gelernt, mich von den Problemen anderer Leute abzugrenzen und sie nicht zu meinen eigenen Problemen zu machen. Ich kann (meistens) daran glauben, dass schlechte Phasen wieder vorbeigehen und dass ich sie aushalten kann. Dadurch kann ich sie besser akzeptieren und bin eher bereit, mit ihnen leben zu lernen, wenn sie sich denn schon nicht vermeiden lassen.
  • Ich habe zwei wichtige Schritte bewältigt, nämlich die Beendigung einer Beziehung, in der ich mich gefangen gefühlt habe, von der mir klar war, dass ich daran kaputtgehe und die ich trotzdem lange nicht geschafft hatte, zu beenden und meinen Studienabschluss, trotz all meiner Probleme, inklusive einer Unterbrechung der Masterarbeit, um meinen sterbenden Vater zu pflegen und trotz seines Todes. Darauf kann ich stolz sein.
Deine Liste ist eine gute Richtschnur. Danke!
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Dampfnudel
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Beitrag Fr., 21.02.2014, 13:41

Auf Anraten eines Psychologen, bei dem ich eine Weiterbildungsveranstaltung besucht hatte und der dort dissoziative Symptome von mir mitbekommen hat, habe ich nach der ersten eine weitere Therapie begonnen. Kleines Update nach rund 60 weiteren Stunden, jetzt nicht mehr kognitiv-verhaltenstherapeutisch, sondern tiefenpsychologisch fundiert:

Der Threadtitel passt immer noch gut. Ich habe ganz schön viel erreicht, und auf der Symptomebene ist immer noch einiges übrig.

Ich habe immer noch wenig Kraft, komme schnell an meine Grenzen. Aufzustehen, den Tag zu beginnen, ist immer noch schwer. Angst und innere Leere sind auch noch da, und oft weiß ich nicht, woher sie kommen. Eine Konfrontation mit Tod und Sterben (v. a. aufgrund von Krankheit) wirft mich immer noch schnell um. Zu arbeiten, auch nur den Tag durchzustehen, wird dann sehr schwer.

Aber:
  • Ich kann inzwischen schon wieder viel mehr machen, bin leistungsfähiger und bewältige Aufgaben, die ich mir lange nicht mehr zugetraut habe. Es gibt sogar Tage, an denen ich ganz normal arbeiten kann, ohne mich auch nur zusammenreißen, geschweige denn „irgendwie durchschleppen“ zu müssen. Ich kann belastende Gedanken besser an die Seite stellen, erkenne schneller, wenn ich überfordert bin und kann dann besser gegensteuern und auf mich achten, kann imaginative Techniken nutzen, um mir in schwierigen Situationen zu helfen, und ich kann Aufgaben abgeben, um Hilfe bitten und Hilfe annehmen.
  • Ich glaube, ich hatte schon über ein Jahr keine Phase mehr, die den Kriterien einer depressiven Episode entsprochen hätte. Meine innere Teilnahmslosigkeit ist weg, und ich habewieder mehr Antrieb. Aus „Löchern“ komme ich viel schneller heraus, sie dauern selten länger als eine Woche. Wenn ich überhaupt noch mal Suizidgedanken habe, sind sie nie so schlimm, dass akute Gefahr bestehen würde. Auch Schuldgefühle sind weniger.
  • Antidepressiva nehme ich jetzt seit bald einem Jahr nicht mehr.
  • Die Depersonalisation ist stark zurückgegangen, und ich habe mehr Zugang zu dem, was in mir vorgeht, auch zu meinen Wünschen und Bedürfnissen, ich reagiere weniger automatisch oder nach dem, was ich denke, was gerade gut sein „sollte“, sondern kann in vielen Fällen ohne größeren Aufwand herausfinden, wonach mir gerade ist. Ich kann Gefühle wahrnehmen, v.a. auch Ärger, Wut, Traurigkeit, und ich kann sie aushalten. Und nutzen. SvV-Impulse gehen manchmal gleich wieder weg, sobald ich entdeckt und verstanden habe, was für ein Gefühl gerade dahintersteht.
  • Der Druck, mich zu verletzten, ist auch insgesamt viel geringer geworden, nachdem er einige Zeit nach meinem letzten Eintrag in diesem Thread wieder zugenommen hatte. Inzwischen ist er mehr abwesend als anwesend, es gibt sogar Tage, manchmal auch Wochen, wo ich gar nicht daran denke, und stärker als mein Widerstand war er im vergangen Jahr nur noch viermal und in ganz bestimmten Situationen. Hätte ich zwischendurch nicht gedacht, dass ich da nochmal hinkomme, dass ich nochmal (längere) Zeiten erlebe, wo ich nicht aktiv dagegen kämpfen muss, wo ich gar nichts tun muss, um mich davon abzuhalten. Das ist so angenehm!
  • Außerdem hat sich noch mein Vertrauen in meine eigene Wahrnehmung sehr verbessert, meine Angst vor Beziehung und Nähe ist zurückgegangen, und ich hatte in den letzten Monaten ein paar schwierige Situationen, mit denen ich mich konstruktiv auseinandersetzen konnte, ohne mich davon unterkriegen zu lassen. Das Verhältnis zu meiner Mutter ist auch viel besser geworden.
  • Es gibt Momente, da schaue ich positiv in die Zukunft. Ich bemerke in mir Anfänge von Vertrauen, dass Dinge gut ausgehen und ich nicht zwanghaft alles unter Kontrolle halten muss. Ich kann mir inzwischen vorstellen, dass ich an den Punkt komme, wo ich auch wieder ohne Therapie gut klarkomme. Richtig gut, meine ich, nicht nur irgendwie. Vor anderthalb, zwei Jahren habe ich es als Therapieerfolg gewertet, dass ich wieder Stunden oder sogar Tage erlebt habe, in denen es mir vorkam, als würde ich leben, nicht nur überleben. Inzwischen hat sich das Verhältnis fast umgekehrt. Auf jeden Fall sind die Lebens-zeiten inzwischen häufiger und länger als die Überlebens-Zeiten.
Fazit:
  • Langer Weg
  • Kleine Schritte
  • Viel Geduld nötig
  • Weitermachen lohnt sich
  • Manchmal brauche so eine Was-habe-ich-geschafft-Liste, um neben allem, was immer noch übrig ist, auch zu sehen, was sich schon getan hat. Die Veränderungen kommen so langsam und schwankend, dass sie mir manchmal gar nicht so auffallen. Aber sie kommen.
Alles hat seine Zeit.

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Dilemma
Helferlein
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Beitrag Fr., 21.02.2014, 15:02

Liebe Dampfnudel,
lieben Dank für deinen ausführlichen Bericht. Trotz aller Schwierigkeiten klingt er sehr positiv und regt mich zum Nachdenken an.

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und Erfolg.

Liebe Grüße
Dilemma

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Engel22
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Beitrag Fr., 21.02.2014, 15:56

Hallo Dampfnudel, ich finde es sehr positiv und sehr reflektiert wie du über das erreichte schreibst, es ist heraus zu lesen was für Fortschritte du gemacht hast

Ich sehe es übrigens genau so wie du, das Erfolg nicht bei 100% beginnt, es sind die vielen kleinen Schritte dazwischen die so wichtig sind. Was im Leben ist schon 100% ?

Es kommt wohl eher auf den Blickwinkel an mit dem ich den Erfolg betrachte. Und auch die Tiefen gehören zum Leben dazu, dadurch bekommt das Gefühl des "gut gehens" erst die richtige Wertschätzung.

Ich freu mich für dich!

lG

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ENA
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Beitrag Sa., 20.09.2014, 19:50

Wie geht's Dir eigentlich (Dampfnudel)?

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Dampfnudel
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Beitrag Sa., 07.02.2015, 22:19

Oh, wie lieb, dass Du gefragt hast, ENA! Ich sehe die Frage jetzt erst, bin nur noch sehr selten hier, weil ich gemerkt habe, dass ich die Zeit, die ich hier verbringe, zu schlecht kontrollieren kann, und das geht dann auf Kosten des sonstigen Lebens.

Mir geht es gut. Ich fühle mich wieder gesund. Es gibt noch ein paar geringfügige Baustellen, die ich in der gerade auslaufenden Therapie bearbeite, aber im Grunde ist das jetzt schon mehr Nachsorge bzw. ein Sorgen dafür, dass der gute Stand auch so bleibt wie er jetzt ist. Ich komme wieder gut mit meinem Alltag klar und schaue zuversichtlich nach vorn. Einen entscheidenden Anteil daran haben auch mein wunderbarer Mann, den ich im letzten Jahr geheiratet habe und mein zauberhaftes Kind, das jetzt zwei Monate alt ist und mein Leben völlig auf den Kopf gestellt hat. Die beiden bereichern mich sehr, und es kommt mir so vor, als ob sie mir vorher unendlich gefehlt haben, als sie noch nicht Teil meines Lebens waren. Gleichzeitig wäre noch vor zwei Jahren so eine Beziehung und Liebe zu den beiden, wie ich sie jetzt erlebe, nicht möglich gewesen. Da war ich noch nicht so weit. Das ist schon auch ein großer Therapieerfolg, dass ich das jetzt so (er)leben kann.

Generalisierte Angst, Depression und innere Leere sind endlich weg. Ich erlebe wieder ein breites Gefühlsspektrum und kann gut damit umgehen. Auch mit Wut, Trauer, Angst und sowas, wo sich lange Zeit irgendwas in mir abgeschaltet hat und ich dann plötzlich gar nichts mehr wahrgenommen habe. Auch mit dem Thema Tod und Sterben kann ich besser umgehen, es wirft mich nicht mehr so nachhaltig um, und neulich habe ich es sogar gewagt, eine Audioaufnahme meines Vaters anzuhören - etwas, was ich jahrelang vermieden habe, weil ich befürchtet habe, dass es mich wieder in ein tiefes Loch stürzen würde. Jetzt ging es. Verletzt habe ich mich schon seit einem Dreivierteljahr nicht mehr, und die Impulse dazu sind auch selten geworden und treten, wenn überhaupt, nur noch sehr schwach auf, so dass ich sie gut unterdrücken kann. Mutter zu sein ist eine zusätzliche Motivation, darauf zu achten, dass mir das nie mehr passiert. Und überhaupt darauf zu achten, dass ich mich und meine Bedürfnisse wahrnehme, für mich sorge und mit meinen körperlichen und emotionalen Kräften haushalte, damit ich so für mein Kind da sein kann, wie es mich braucht und nie wieder so "ausfalle" wie es zuletzt für einige Jahre der Fall war.

Es war ein langer, mühsamer Weg, der sich trotz aller zwischenzeitlichen Verzweiflung gelohnt hat, und trotz der kleinen Baustellen, die noch übrig sind, bin ich inzwischen an einem Punkt angekommen, von dem ich zwischendurch lange nicht mehr zu hoffen gewagt habe, dass ich ihn einmal erreichen würde. Ich bin wieder glücklich und habe mein Leben im Griff.

Ganz liebe Grüße an alle, die mich hier noch kennen!
Alles hat seine Zeit.

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ENA
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Beiträge: 9630

Beitrag Sa., 07.02.2015, 23:14

Nanu, Dampfnudel?
Dampfnudel hat geschrieben:im letzten Jahr geheiratet habe und mein zauberhaftes Kind, das jetzt zwei Monate alt ist
Na da hast Du uns ja in der letzten Zeit was vorenthalten!!!!

Klingt gut, was Du da schreibst. Einen Teil davon hätte ich auch gerne. Mal sehen, wann bzw. ob ich das auch erreichen kann.

Einen schönen Abend dann noch!

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**AufdemWeg**
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Beiträge: 3753

Beitrag So., 08.02.2015, 17:47

Liebe Danu,

und ob ich mich an dich erinnere.

Ich freue mich sehr, sehr für dich/ für euch!

Alles Liebe dir und deiner kleinen Familie.

LG ADW
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