Seid ihr -eurer Meinung nach- psychisch krank?

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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FreudsLeiden
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Beitrag Sa., 10.11.2012, 21:07

Wenn ich vokoban richtig verstanden habe, spricht er von einem Therapeuten-Clienten-Verhältnis, das eine Hierachie impliziert. Das ist schon lange Stand der Theorie. Schon Freud hatte das erkannt und geschrieben, dass er Zeit seines Lebens versucht hat, diese Selbstüberhöhung - die mit seiner ROLLE einhergeht, abzubauen. Mit mehr oder weniger Erfolg, wie ich finde *wieher
Reich mir die Hand, mein Leben
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Und dann schließt sich der Kreis
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pandas
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Beitrag Sa., 10.11.2012, 21:55

FreudsLeiden hat geschrieben:Wenn ich vokoban richtig verstanden habe, spricht er von einem Therapeuten-Clienten-Verhältnis, das eine Hierachie impliziert. Das ist schon lange Stand der Theorie. Schon Freud hatte das erkannt und geschrieben, dass er Zeit seines Lebens versucht hat, diese Selbstüberhöhung - die mit seiner ROLLE einhergeht, abzubauen. Mit mehr oder weniger Erfolg, wie ich finde *wieher
Nun, das eine Hierarchie mit beinhaltet sein kann, stimmt. Auch, dass es Ansätze gibt, die ohne Hierarchie therapeutisch arbeiten wollen. Da wäre man aber auch schon wieder da, wo gefragt werden muss, was dann jeweils darunter verstanden wird. Sicher nicht genau das, was Freud darunter verstand - das kann es ohnehin nicht mehr sein, denn bei Hierarchie MUSS man die gesellschaftliche Einbettung miteinbeziehen, ohne dem ist Hierarchie nicht konstruierbar.
vokoban "kennt" aber eine gesellschaftliche Einbettung nicht, er möchte "es" isoliert betrachten.
UND: Du gehst hier ja bereits einen Schritt weiter, indem Du schreibst, Freud hat eine Hierarchie erkannt und wollte sie abbauen - es wäre dann sein Anliegen gewesen, gerade in gegenteiliger Weise, wie vokoban es "den Therapeuten" unterstellt, zu intervenieren. Wobei ich das bei Freud nicht so sehen würde, m.W. war bei ihm eine Asymmetrie gewollt und wurde von ihn für seine Art der Therapie genutzt.

Wie dem auch sei: DAS mit Freud war vor über 100 Jahren.
vokoban hat aber nach der Situation in der Gegenwart gefragt.
Insofern ist anzunehmen, dass sich seine Behauptungen und Ausführungen auf die Gegenwart beziehen sollen.
UND der "Stand der Theorie" in der Psychotherapie und der Psychologie ist sicher heute nicht der, der er vor 100 Jahren war.
Wir haben hier ja versucht herauszuarbeiten, inwiefern sich diese Thesen überhaupt noch auf heutige Therapien anwenden lassen.
LEIDER geht vokoban darauf ja nicht ein, sondern verfestigt sich in vagen Vermutungen, die mir immer mehr paranoid anmuten.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Thread-EröffnerIn
vokoban
sporadischer Gast
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Beitrag Mi., 14.11.2012, 11:04

@FreudsLeiden: Ja, du hast mich richtig verstanden.

Allerdings scheint sich das Problem nach aktuellem Stand eher verschärft zu haben, wenn es in der Weise ausgeblendet wird, wie dieser Thread es nahelegt. Jedenfalls dann, wenn man davon ausgeht, dass dieses Forum eher den tatsächlichen Stand der Praxis widerspiegelt, als die offiziellen Verlautbarungen der psychotherapeutsichen Lehre es tun.

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kmfdm
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Beiträge: 40

Beitrag Mo., 05.08.2013, 18:29

völlig durchgeknallt, klarer fall!

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Schlampowski
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Beiträge: 103

Beitrag Mo., 05.08.2013, 21:23

Ja, würde ich schon sagen.

Nur psychisch krank hat immer so einen defizitären Beigeschmack, dass nun wieder nicht.

Wohl eine andere Art mit dem Leben umzugehen, eine flapsige unbeholfene ängstliche teils paranoide Art.
Wenn der Mensch kein ewiges Gewissen hätte, das Große und das Geringe, aus dem Strudel dunkler Leidenschaften hervorbrächte, wenn darunter sich die bodenlose, durch nichts zu füllende Leere verberge - was wäre dann das Leben anderes als Verzweiflung?

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lebonaut
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Beiträge: 167

Beitrag Di., 06.08.2013, 00:00

Diese Frage ist ein echter Mind-Fuck!

M.E. braucht man auf jeden Fall ein Idealbild, das 'Gesunde', um sich als krank bezeichnen zu können,
das individuell ist. Ansonsten, wenn man krank und gesund nicht innerhalb eines Menschens, sondern
die Menschen untereinander vergleicht, dient die krank/gesund-Bezeichnung der gesellschaftlichen
Ausgrenzung und ALLEIN DIE BEZEICHNUNG würde schon Leid verursachen! Dann wären alle ausser
Topmodels schonmal schönheitlich behindert oder sanft ausgedrückt 'genetisch unvorteilhaft vorbelastet'.
Tatsächlich leiden 'Hässliche' u.U. unter der gesellschaftlichen Ablehnung ihres Aussehens.
Das dies und Schnupfen sprachlich unter einen Hut gepackt wird, finde ich total irritierend!
'Krank' ist nicht gleich 'unnormal'! Sicher bezeichnet 'krank' eine Abnorm, aber innerhalb
eines Menschens und BEDEUTET nicht gesellschaftlich abnormal, auch wenns zutrifft. Ein gelbes T-Shirt
inmitten von grau gekleideten Menschen zu tragen, ist abnormal.

Eine Psychose ist eine Krankheit, von Kindheit an schizophren zu sein, nicht. Es gibt sogar
einen Ausdruck für dauerhafte Krankheit: Behinderung.

Laut Duden bedeutet es: infolge einer körperlichen, geistigen oder psychischen Schädigung beeinträchtigt
Um jetzt dem ganzen Gemeckere noch die Krone aufzusetzen: Trisomie 21 ist keine "Schädigung", es ist ein
genetisches Phänomen, eine Variation der Natur!

Ich würde ja auf die Frage des TE antworten: Ja, ich bin psychisch behindert. Nur wenn ich Sätze höre wie:
"Ey bissu behinnat oder watt?", von irgendwelchen Halbstarken krieg ich son Hals. Ich klebe mir auf keinen Fall
solche Etiketten auf die Stirn, die mich verletzbar machen!

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