Persönliche Erkenntnisse und Theorien

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[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 23:38

hallo torsade!
Torsade_de_pointes hat geschrieben:ich nenne das mal aktionismus. die frage aber ist auch, was passiert, wenn du mal zur ruhe kommst? welche gefühle kommen da hoch?
hmmm, weiß nicht, ob das immer aktionismus sein muss. für den, der nicht weiß, was er will, ist das eine möglichkeit herauszufinden, was ihm gefällt oder auch nicht. also einfach mal etwas probieren. auch wenn es ein misserfolg ist, kann man dabei eine ganze menge lernen, was einem einmal hilfreich sein kann.

grüße
entwurf

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Torsade_de_pointes
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 23:59

ja natürlich entwurf, muß nicht unbedingt sein. ich hab dabei ein bisschen an mich gedacht, an jene zeit, wo ich ebenso dachte wie stilleswasser. immer was tun, egal ob es sinn macht oder nicht, hauptsache es bewegt sich was - und in irgendeiner weise lösen sich dann auch die themen (probleme) wieder auf. allerdings bin ich vor meinen wahren innernen gefühlen durch ständiges tun sozusagen davongelaufen (also "stillstand ist der tod" hatte da was wahres). ich konnte sozusagen nciht in mir ruhen, nicht mit mir einfach nur "sein". da kamen dann gefühle und schmerzen auf, dass ich dann lieber wieder bewegung ins leben brachte - wie auch immer.

also mein statement zu stillewasser ist voll und ganz aus meiner sicht, so wie ich es eben erlebt habe.

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maybe
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Beitrag So., 22.02.2009, 11:55

Hallo w_s_

Klar, können wir hinter einen bestimmten Punkt nicht mehr blicken. Eine absolute Wahrheit, die ohne jeden Zweifel wäre, können wir nicht erkennen (ist jedenfalls mein Eindruck von unsrer Welt bzw. unsrer Erkenntnisfähigkeit). Nur hindert uns das ja nicht, gewisse Erkenntnisse doch immer zu suchen und auch zu finden. Und uns so als Menschheit weiter zu entwickeln. So wie wir von Opfergaben abkamen, weil sich irgendwann die Ansicht durch gesetzt hat, dass sie nicht viel bringen.

Also: Obwohl es uns als Menschen wohl nie möglich sein wird, alles zu erkennen bzw. die absolute Wahrheit zu finden, ist es doch sinnvoll, die Erkenntnisse zu suchen, die uns möglich sind zu finden. Der Frage ist nur manchmal, ab wann man sagt, etwas liegt noch im Rahmen unsrer Erkenntnisfähigkeit oder es geht darüber hinaus. Meiner Meinung nach liegt die Frage nach der Freiheit des Willens größtenteils noch in diesem Rahmen. Wie siehst du das?
Aber wenn du eine andere Lösung als den Glauben für diese Grenzen der Erkenntnistheorie weißt (für mich keine Option) - dann bitte, her damit.
Nee, eine andere Option, außer eben akzeptieren, dass man nicht weiß, seh ich leider auch nicht. Kann ich dir wohl nicht weiter helfen…

lg
maybe

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maybe
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Beitrag So., 22.02.2009, 11:59

Hallo today!

Wieso kommst du ausgerechnet auf die angstmildernden Umstände? Ich denke, es geht bei dieser Beherrschbarkeit der Umwelt um viel mehr. Und zwar in erster Linie eben um das, was die Evolutionstheorie lehrt, Überleben und Arterhaltung; weiterhin darum, ein möglichst angenehmes, schmerz- und leidfreies Leben zu leben. Angst-mildern spielt dabei auch eine Rolle, klar. Aber mMn nicht die, als die du sie rausstellst. Es gibt neben der Angst vieles anderes, was das Überleben und die Arterhaltung erschwert bzw. was Leid und Kummer bewirkt.

Ich glaube ja auch, dass unser momentaner Stand der Erkenntnisse/ Theorien nicht der Weisheit letzter Schluss ist, keine Frage! Man glaubt in gewissem Sinne an die Naturwissenschaften und die wissenschaftliche Sichtweise überhaupt. Wir gehen dabei auch einfach von gewissen Axiomen aus, die wohl irgendwann verworfen werden müssen, weil sie nicht mehr haltbar sind.

Nur, du hast meine Frage nicht beantwortet : Wär es deiner meinung nach ok, auf dem Erkenntnisstand bspw. der Steinzeit oder des Mittelalters zu leben?
Die "Beherrschung der Welt" funktioniert m.E. immer schlechter, je mehr mensch kann und weiß und baut und ersinnt und herausfindet.
Also tatsächlich zurück zu den Höhlenmenschen?! Wir Menschen hätten nie versuchen sollen, mehr zu wissen und zu können und herauszufinden? Ab wann hätten die Menschen sich entwicklungsgeschichtlich denn mit dem status quo zufrieden geben sollen, um sich nicht noch mehr ins Verderben zu stürzen?

Du hast z.B. mal geschrieben, es sei zweckdienlich, von einem freien Willen auszugehen. Ist das nicht auch etwas, was du ersonnen oder herausgefunden hast? Du hälst es doch nicht für überflüssig, dass du diese Sicht der Welt herausgefunden hast?
Ich hatte mal paar Entgleisungen, bei denen ich spürte, wie wichtig es ist, ein solches Gedankengebäude in sich zu haben. Meins war damals zusammengebrochen. Ich halte das als Dauerzustand für tödlich. Und v.a. aus diesen Erfahrungen heraus habe ich meine heutige Theorie entwickelt.
Versteh nicht, welchen Dauerzustand du da meinst. Wer nett, wenn du’s erklärst.

lg
maybe

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w_s_
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Beitrag So., 22.02.2009, 14:34

@ maybe,

die gesamte westliche Kultur, basierend auf ihrem absolutistischen Glauben an Technik und Wissenschaft, ihre Allmachtsphantasien alles gestalten und formen zu können, geht von dem Paradigma aus, dass man auch alles tun, alles erforschen, alles entdecken solle was man tun, erforschen und entdecken kann. Im Kern ist das noch immer das Weltbild eines Galileos und eines Newtons, die basierend auf Punktmechanik und ganz einfachen starren Beziehungen der Meinung waren, wir könnten das Universum wie den Menschen mit genau solchen mechanistischen Beziehungen beherrschen. Wir müßten nur diese Beziehungen im Detail erforschen und dann konsequent anwenden.

Es ist im Kern die Arroganz einer westlichen Welt, die meint ihre Lebensweise, ihre Glaubensgrundsätze, ihre Ansichten der ganzen Welt aufs Aug drücken zu müssen. Nicht umsonst wurde dies auch als "Kampf der Kulturen beschrieben" - und nicht umsonst gab es so Dinge wie einen 11. September.

Dabei ist im Kern dieses Weltbild, wir mögen alles erforschen und das Machbare auch Machen, längst gescheitert. Schon um die letzte Jahrhundertwende und knapp danach wurden die Grenzen dieses Faustianischen Weltbildes erkennbar - der Satz: "Die, die sich mühen, die können wir erlösen" und dann führen die Engel einen Faust in den Himmel, weil er sich ja so bemüht hat, weil er ja alles getan hat was machbar war. Dieses Welbild ist längst zerbrochen. Wir haben zur Kenntnis nehmen müssen, dass wir weder in der Elementarteilchenphysik in der Lage sind, noch irgenwelche präzissen Prognosen darüber abzugeben, wie sich ein Elementarteilchen verhalten wird - und dabei denke ich an Dinge wie die Quantenphysik, Heisenbergsche Unschärferelation, den unauflösbaren Widerspruch zwischen Teilchen- und Wellencharakter der auch einfach gedachten Elementarteilchen.

Das spiegelt sich am Anfang des 20. Jahrhunderts auch in der Erkenntnistheorie - in all den Versuchen dahinter zu schauen. In einem Existenzialismus und andere Strömungen, wo im Gegensatz zum Faustianischen Weltbild erstmals das Eingeständnis da ist, dass wir nicht nur nicht dahinter schauen können, sondern genau genommen das vielleicht auch gar nicht sollen.

Wir haben zur Kenntniss nehmen müssen, dass wir das Verhalten von größeren Systemen nicht wirklich umfassend vorhersagen können, geschweige dann kontrollieren können - die Chaostheorie war eine der Folgen. Und wenn man sich heute anschaut, wo uns die moderne Naturwissenschaft hingebracht hat - globale Erwärmung, universelle Anwesenheit von Chemikalien weltweit, Muttermilch die eigentlich verboten werden müßte würde sie einer Lebensmittelgesetzgebung unterliegen (weil was dort an chlorierten Kohlenwassserstoffen drinnen ist ist irre), und vor allem einer unveränderten absolut ungerechten Verteilung der materiellen Güter auf dieser Welt.

Ob wir damit heute noch der Meinung sein sollen, alles erforschen zu müssen, was mit diesem Allmachtsparadigma erforschbar ist, oder dass dann sogar anwenden zu müssen, dass mag jeder für sich selbst beantworten. Ich glaube daran schon lange nicht mehr. Weder Wissenschaft noch Technik sind wertfrei, sondern in ihren Grundannahmen selbst sind schon Thesen drinnen, die kritisch sein können.

Natürlich hat uns die moderen Technik weit gebracht - sehr weit. Ich bin auch ein Beführworter dieser Dinge. Aber ich meine, wir sollten auch bewußt gewisse Grenzen setzen und ziehen. Längst müssen wir nicht mehr alles machen was machbar ist. Der Stand der technisch-naturwissenschaftlichen Forschung sollte auch mal von einer geistigen Reife begleitet sein, wo wir weder in die Steinzeit zurück müssen, noch uns den unendlichen Allmachtsphantasien hingeben. Die Freiheit des Willens wäre, halt mal einiges nicht zu tun - eben aus freiem Stück.

Und sich vielleicht auch mehr auf die geistige Entwicklung zu fokusieren, und das auch für breite Bevölkerungsschichten. Gerade dieses Forum ist doch voll von Beispielen, wo es an so elementare Dingen wie Selbstwertgefühl, Selbstliebe, Kommunikationsfähigkeit nur so mangelt. Warum nicht mehr in diese Richtung gehen, statt immer nur schneller, weiter oder höher hinaus zu wollen - und noch mehr Profit zu suchen?

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Laura13
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Beitrag So., 22.02.2009, 14:51

Genau....ein Stichwort hierbei wäre z.B. die emotionale Intelligenz. Vielleicht sollten Menschen an ihr mal mehr arbeiten....?!
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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today
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Beitrag So., 22.02.2009, 16:38

Hi Maybe!

Ich komme auf angstmilderne Umstände, weil bereits bei höherentwickelten Tieren ohne das Institut "Angst" (auch "Angst vor Schmerz") kein Überleben möglich wäre.
Der Biber tötet den Baum. Der Baum braucht jedoch keine Angst vor dem Biber zu haben, denn er kann nicht weglaufen.
Der Bär tötet den Menschen. Der Mensch sollte Angst vor dem Bären, damit er wegläuft. Er kann nämlich weglaufen. Angst hat Signalfunktion -> hier: flüchte, denn das Bärchen ist ne Nummer zu groß.
Ein Kleinkind muss noch sehr viel darüber lernen, welche Dinge für es schmerzhaft sind oder eben nicht. Kleine Kinder zerren oft ganz gern an Tieren rum. Eine Katze, ein Hund kann ein Kleinkind jedoch erheblich schädigen, sogar töten. Das aber muss das Kind über das lebendige Kuscheltier erst lernen. Es muss lernen, dass von dem Tier eine gewisse "Bedrohung" seiner körperlichen Unversehrtheit ausgeht.

Den Grad der Bedrohung von Sachverhalten der Außenwelt korrekt einschätzen zu können führt zu einer "inneren Sicherheit". Durch korrekte Einschätzung ist die Katze Katze und nicht Tiger, der Bär Bär und nicht Baum. Ich kann vor die Haustür gehen, weil dort Katzen und nicht Tiger rumlaufen und Bäume stehen und nicht Bären. Ich habe keine Angst vor meine Haustür zu gehen. In der Welt vor meiner Haustür kann ich gut überleben.

Jetzt folgendes Konstrukt:
Am Tag X liegt auf dem Abtreter vor meiner Haustür eine Schlange.
Ich habe keine Ahnung von Schlangen, weiß nur, dass es giftige Schlangen gibt, also auch solche die mich töten können.
Ich verlasse mein Haus aus Angst vor der Schlange und UM mein Leben durch das Fenster und hole den Nachbarn, der betreibt Schlangenhaltung als Hobby. Der nimmt die Schlange auf und sagt, völlig harmlos.
Ab diesem Zeitpunkt werde ich mein Haus wieder durch die Tür verlassen können, auch wenn sich zehn dieser Schlangen auf meinem Abtreter sonnen.
Meine Angst ist weg (gemildert), es ist ungefährlich, mein Haus durch die Tür zu verlassen. Die Umwelt ist wieder genug berechenbar und beeinflussbar geworden. (Subjektiv. "Objektiv" war sie zu keinem Zeitpunkt lebensgefährlich.)

Ist meine Umwelt unberechenbar, dann habe ich als beherrschendes Gefühl Angst vor ihr und um mich.
Ergo liegt dem Antrieb, die Umwelt erkennen / berechnen usw. Angst zugrunde.
Angst, die Götter erfinden läßt (wie kreativ!), deren Existenz die Wissenschaft später widerlegt hat.

Dass es neben Angst auch noch andere negative Gefühle gibt, will ich nicht bestreiten. Aber viele dieser negativen Gefühle dürften ihren Ursprung in Angst haben.

Die von mir übersehene Frage (sorry):
Ich denke, es ist nicht möglich, auf Steinzeitniveau zu verbleiben. Um ein ok. geht es dabei nicht.
Entwicklung braucht kein ok., sie passiert.

Status quo:
Das wäre ein Gedankenspiel, was wäre wie wenn. Ich meine, "giftig" fürs Überleben wirds dann, wenn das Lebewesen seinen Lebensraum zerstören kann, weil es die Fähigkeiten dafür hat und kein Institut etabliert ist, was diese Zerstörung verhindert.
Eine Holzkeule hat auf den Lebensraum nicht die Auswirkung einer Atombombe.
Mit Faustkeilen holzt man keine Regenwälder ab.
Moral und Ethik vermögen Profitgier nicht ausreichend zu begrenzen.
Jedenfalls zur Zeit nicht. Vielleicht ist es noch nicht schlimm genug. Weiß ich nicht. Ich hoffe, das nicht erleben zu müssen.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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today
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Beitrag So., 22.02.2009, 16:39

Fortsetzung:

Dauerzustand:
Wahrscheinlich gibts dafür ja einen Begriff aus der Psychopathologie, ich kenne ihn nicht.
Der Zusammenbruch meiner subjektiven Realität führte dazu, dass alle Gehirnschubladen bezugslos aufgezogen wurden und alles rausgeschmissen wurde. Alles war zugleich vorhanden. Ich war in vielen Realitäten gleichzeitig. Der Tisch vor mir war nicht mehr nur Tisch, sondern auch Tisch. Und Mathematikaufgabe, Sternbild, Farbe, Film.... Und ich auch - ich war Tisch, Licht, Wolke, eben alles. Ich verlor jede Orientierung. Das Gehirn spielte verrückt, der Körper war in Todesangst und drehte entsprechend hoch.
Ein verbliebender Rest der statischen Ich-wahrnehmung wußte, ich musste einen Bezug nach draußen herstellen. Ich bin irgendwie zu meinen Hunden gekrochen. Durch ihre Reaktion war es möglich, herauszufinden, in welcher Realität ich bin.
Ich hatte damals oft Dissoziationen. Die kappen ja emotionale Verbindungen. Passiert das zu oft/zu lange/ zu sehr, wird die Realität nicht mehr emotional erfahren bzw. gemachte Erfahrungen werden nicht mehr bestätigt. So unbestätigt "vergisst" man die Erfahrungen dann. Eine Weile läßt sich das rational kompensieren, wie wenn man auf etwas Gelesenes zurückgreift. Wenn auch das zu Ende ist, gibt es nichts mehr, was die (Todes)Angst mildern könnte. Das Gehirn schießt dann wahllos um sich, ohne sich retten zu können.
Kann der Zustand nicht unterbrochen werden, stirbt man wohl aus Angst.
Gab Zeiten, wo ich völlig weggeschalten war, genau wie unter Narkose.

Meine heutigen Ansichten resultieren aus dieser Zeit. Und vielleicht ist verstehbar, dass mir durch diese Kopplung meiner Ansichten an diese extrem belastende Zeit die Beantwortung der Frage, ob ich meine Ansichten für überflüssig halte, schwer fällt. Ich formuliere mal so: mein subjektiver Erkenntnisgewinn kostete mich ein zu großen Anteil an innerer Lebenssicherheit. Der Preis der Erkenntnis war zu hoch.
Damit nützt mir meine Erkenntnis nicht, sondern schadet mir.
Jedenfalls zur Zeit.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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today
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Beitrag So., 22.02.2009, 16:53

Vielen Dank für diesen Beitrag W_s_.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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maybe
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Beitrag Mo., 23.02.2009, 15:47

Hallo today!

Was du über den Nutzen der Angst schreibst, stimmt natürlich. Gefahren richtig einschätzen und entsprechend drauf reagieren können, ist schon grundlegend wichtig, wenn man überleben will. Und man kann "Angst vor" eigentlich immer als Motivationsursprung für alle Handlungen sehen. Negative Gefühle oder neg. Erfahrungen vermeiden, heißt ja eigentlich auch immer, dass man Angst vor diesem Negativen hat.

Was die Angst aber letztendlich wirklich mildert, ist die Art und Weise wie wir auf diese Angst reagieren. Nämlich z.B. Gefahren absehen und ausräumen KÖNNEN oder ein bestimmtes WISSEN erlangen, wie ich Gefahren umgehen kann. HERAUSFINDEN, ob diese oder jene Angst überhaupt berechtigt ist.

Also mehr wissen, können und über die Welt herausfinden, müssen unbedingt ins Spiel kommen, wenn ich Angst vermeiden will. Alle Angst der Welt nützt mir nichts, wenn ich nicht gewisse Kompetenzen besitze, auf diese Angst möglichst sinnvoll zu reagieren. Dein Nachbar mit dem Schlangenhobby hat sich das Wissen über die Schlange vor deiner Haustür auch irgendwann erst mal aneignen müssen. Ansonsten hätte er dir deine Angst nicht nehmen können.
Ich denke, es ist nicht möglich, auf Steinzeitniveau zu verbleiben. Um ein ok. geht es dabei nicht.
Entwicklung braucht kein ok., sie passiert.
Natürlich braucht Entwicklung kein ok. Ich fragte mich nur, ob DU es ok. finden würdest, wenn die Menschheit auf Steinzeitniveau verblieben wäre. Denn hätten die Menschen schon damals aufgehört, mehr zu können und zu wissen als ihre Vorfahren, wär das wohl der Fall gewesen….

Oder beziehst du diese Ansicht von dir:
Die "Beherrschung der Welt" funktioniert m.E. immer schlechter, je mehr mensch kann und weiß und baut und ersinnt und herausfindet.
eigentlich nur auf unsre modernen Zeiten, also seit der technische Fortschritt es uns ermöglicht, unseren Lebensraum zu zerstören?

Was du unter dem Punkt Dauerzustand schreibst:
mein subjektiver Erkenntnisgewinn kostete mich ein zu großen Anteil an innerer Lebenssicherheit. Der Preis der Erkenntnis war zu hoch.
Damit nützt mir meine Erkenntnis nicht, sondern schadet mir.
Jedenfalls zur Zeit.
Versteh ich dich richtig: Du meinst mit subjektivem Erkenntnisgewinn den damaligen Zusammenbruch deiner subjektiven Realität? Also das ging Hand in Hand, deine Erkenntnis und der Zusammenbruch? Das ist natürlich heftig. Wie kamst du zu dem Erkenntnisgewinn? Wie ging das von statten? (wenn ich fragen darf)

lg
maybe

P.S. Die Wissenschaft hat die Götter/ Gott doch nicht widerlegt! Sie hat gewisse Vorstellungen von Gott stark verändert und hatte ihren Anteil daran, dass der Gott-Glaube stark abgenommen hat. Aber widerlegt hat noch niemand Gott.

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maybe
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Beitrag Mo., 23.02.2009, 15:52

Hallo w_s!

Dein kulturkritischer Vortrag ist schon sehr treffend, und in sehr vielem, eigentlich in fast allem, stimm ich dir zu. Vor allem auch in dem Punkt:
Weder Wissenschaft noch Technik sind wertfrei
Ich denke auch nicht, dass alles erforscht werden soll, was erforscht werden kann oder dass alles realisiert werden soll, was technisch machbar wäre. Ganz bestimmt nicht.

Es geht mir nicht um alles erforschbare oder machbare. Sorry, dass ich mich wohl so angehört hab.

Ich hätte genauer schreiben sollen:

Obwohl es uns als Menschen wohl nie möglich sein wird, alles zu erkennen bzw. die absolute Wahrheit zu finden, ist es doch sinnvoll, gewisse Erkenntnisse zu suchen, die uns möglich sind zu finden. Das aber natürlich nur, solange es sich mit unseren Wertvorstellungen und unsrer Ethik vereinbaren lässt.

Wobei mein Ausgangspunkt, die Frage nach der Freiheit des Willens, ja sowieso kein naturwissenschaftliches Problem ist, sondern ein geisteswissenschaftliches. Es geht mir also um geistige Erkenntnisse und nicht um Erforschungen im Bereich der Naturwissenschaft und der Technik.

lg
maybe

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today
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Beitrag Mo., 23.02.2009, 17:21

Hi Maybe!

Ich glaube, wir reden bißchen aneinander vorbei.

Zusammenfassung meinerseits: Nicht die Suche selbst nach "Realitätsnähe" ist der zugrundeliegende "Instinkt", sondern der "Instinkt" ist Angst. Und als Nebeneffekt von dem, was wir so unter fortschreitender Realitätsnähe verstehen, wurde nicht nur die Angst gemildert, sondern auch das Leben angenehmer, da leichter.
Ich habe generell nichts gegen Fortschritt, ich befürworte ihn, wenn und weil er mir mein Leben angenehmer macht, ich bin dagegen, wenn irgendwas, und zu dem kann auch Fortschritt gehören, ohne Maß zu nehmen, ob dies zu rechtfertigen ist, auf Kosten anderer geht.

Mir wäre das völlig egal, wenn wir auf Steinzeitniveau leben würden. Denn ich würde es dann nicht anders kennen.
Deine Frage an sich entzieht sich bereits meiner Logik, ist, als ob ich etwas Unmögliches beantworten sollte.

Mit meinem subjektiven Erkennnisgewinn meine ich nicht das, was passiert ist, sondern warum es passieren konnte. Das für mich herauszufinden hat etwas länger gedauert und war unter den damaligen Umständen nicht möglich. So, wie wenn man in eine gefährliche Grube gefallen ist, warum interessiert erst, wenn man wieder raus ist.

Mit >Gott< nicht widerlegt haben stimme ich dir zu. Ich meinte so den mit dem Wallebart über den Wolken, als ich das schrieb, war bissel kurz gedacht. Also Korrektur: Die Gottesvorstellung eines alten Herrn mit Wallebart, der da über den Wolken wandelt, ist widerlegt.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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Beitrag Mo., 23.02.2009, 19:10

Hallo today!

Ja, irgendwie hat sich das ganze mehr verselbstständigt, als ich’s wollte. Gute Idee mit der Zusammenfassung von dir!
Ich habe generell nichts gegen Fortschritt, ich befürworte ihn
Fortschritt, fortschreitende Realitätsnähe, fortschreitende Erkenntnisse… bedeuten, in unserem Zusammenhang hier, ja in etwa da selbe.

Unsere Meinungen gehen wohl vor allem darin auseinander: Du würdest die Erkenntnis, unser Wille sei unfrei, für eine Erkenntnis halten, die uns Menschen nicht gut tut. Das seh ich anders. …Diesen Punkt jetzt aber auch wieder auseinander zu klamüsern, ist mir grad, sorry, einfach zu viel.
today hat geschrieben:Mit meinem subjektiven Erkennnisgewinn meine ich nicht das, was passiert ist, sondern warum es passieren konnte.
Also du hattest zuerst den Erkenntnisgewinn und aufgrund dessen kam dann der Zusammenbruch deiner subjektiven Realität. Verstehe. Wie auch immer, ist schon klar, dass da für dich im Vordergrund stand, wieder in deine Realität zurück zu finden. Steht auch für mich außer Frage. Gut, dass du’s geschafft hast!

lg
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Beitrag Mo., 23.02.2009, 21:03

@ maybe,

schon etwas her, dennoch als Nachtrag.
maybe hat geschrieben:Und wie, glaubst du, kommst du zu diesen plötzlichen Erkenntnissen und zu deinem Wissen? Was außer deinen bisherigen Erfahrungen und deinen momentanen Eindrücken spielt dabei eine Rolle? Bzw. womit beschreitest du deinem mühseligen Weg des in-Frage-stellens abgesehen von deinen bisherigen Erfahrungen und deinen momentanen Eindrücken?
Plötzlich Erkenntnisse sind selten. Es kann z. B. sein, dass jemand etwas, einfach so, ohne dass er dem besondere Bedeutung beimisst. Und mir kommt sofort eine Idee: Jetzt habe ich es. So ist es. Kennst du das "Neun-Punkte-Problem" (habe ich mal bei Watzlawick gefunden).

Neun Punkte, drei Reihen mit je 3 Punkten (oben, Mitte, unten; Form eines Rechtecks). Die Punkte sind mit 4 geraden Strichen ohne abzusetzen zu verbinden.

Meist klappt es erst nach einiger Zeit. Wenn man es hat: Annähernd so funktioniert es mit den plötzlichen Erkenntnissen. Aber es ist schwer zu beschreiben, was dabei genau vor sich geht.

Das in Frage Stellen? Das ist schlicht eine Überprüfung meine Auffassungen, Interpretationen und Ansichten. Hört sich einfach an, kostet aber ggf. viel Mühe, weil manchmal viel dranhängt. Kann beängstigend sein aber auch befreiend. Es gibt aber zum Glück Leit- bzw. Grundsätze, die stehen ziemlich fest.

Grüße
Anastasius

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stilleswasser
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Beitrag Di., 24.02.2009, 12:26

Hallo!

@Torsade_de_pointes: also ich meinte das auch nicht so extem. ich bleib auch mal gerne zu hause und gucke fern oder lese ein buch. es ist nicht so, dass ich ständig in aktion bin - ich probiere nur ab und zu dinge aus, von denen ich glaube, dass sie mit weiter helfen könnten in meiner entwicklung, entfaltung, mit meinen problemen.
meine gefühle nehme ich schon sehr bewusst war. ich versuche sie nicht irgendwie zu verdrängen oder sonstiges.

@today: naja okay, ganz egal wird es vielleicht nicht immer sein. aber ob "man wirklich nicht schneller gehen kann, als man gehen kann" ..also ich denke dabei an "ins kalte wasser springen". dass man einfach das tut, wovor man am meisten angst hat. z.b. obwohl man sich davor fürchtet, sich dafür noch nicht bereit fühlt, zum friseur gehen und sich eine ganz andere, neue frisur machen lassen. dass man kaum wieder erkannt wird. das traue ich mich z.b. momentan noch nicht. oder ganz verrückte dinge machen, die eigentlich "unnormal" sind.
woanders lang gehen kann man freilich. ich könnte mich jetzt total hängen lassen und alles abblocken, nichts mehr tun, mich nicht mehr meinen problemen widmen, nur noch computerspiele spiele, ganz viel essen usw. das wäre halt nur ein anderer weg, als der, für den ich mich entschieden habe.

stilleswasser
*
Ich bin gerade sehr empfindsam und schnell verletzt. Ich bitte dies zu berücksichtigen, wenn du mir antworten möchtest, da mir achtlose, grenzüberschreitende Kommentare sehr weh tun können u ich aber weiterhin im Forum bleiben möchte. Danke.
*

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