Was denkt ihr über eine/n Co-TäterIn/MitwisserIn?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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candle.
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Beitrag So., 16.12.2012, 14:23

Hallo!

Es ist zeifellos ein interessantes Thema, aber die Richtung ist mir etwas unklar. Geht es hier mehr um deine Beziehung zur Mutter oder um die Beziehung deiner Ex- Freundin zu ihrer Mutter.

Ansonsten zur Verdrängung kann ich es nur so sagen, dass ich es anders sehe. Man lebt seinen Alltag und konfrontiert sich ja nicht den ganzen Tag mit seinen Schandtaten, da würde wahrscheinlich jeder Mensch ebenso drunter zusammenbrechen.

VG candle
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peppermint patty
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Beitrag So., 16.12.2012, 15:32

Hallo candle,

mir geht es um beides.

Zu mir: Ich habe mit meiner Mutter bis auf 4-5 Telefonate, 2-3 Karten und maximal 1 Besuch alle 2-3 Jahre keinen Kontakt. Dieser Kontakt ist sehr oberflächlich, ich kann nichts wirklich mit ihr anfangen, was natürlich mit meiner Kindheit zu tun hat. Ich kann keine Wut gegenüber meiner Mutter fühlen, obwohl ich die Wut für angemessen halten würde, weil sie Mittäterin ist, deshalb meine naive Fragen. Dennoch mache ich und auch meine Geschwister nicht auf heile Familie, da wir ja WISSEN, dass MB stattgefunden hat.

Bei der Mutter meiner Exfreundin kann ich aber durchaus (nicht sehr viel - aber immerhin) Wut empfinden, für das was sie ihrer Tochter angetan hat, vor allem weil in dieser Familie "heile Welt" gespielt wird, was bei uns in der Familie nicht der Fall ist. Und weil meine EX, dafür ganz viel Wut bei mir abgelassen hat. Ich war also diejenige, die ihre Wut zu spüren bekam, obwohl ich mit ihrer Geschichte nichts zu tun habe. Sie konnte eben gefühlsmässig nicht zwischen ihren Tätern und mir unterscheiden.

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candle.
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Beitrag So., 16.12.2012, 15:34

Ja, aber wann hat deine Mutter es denn nun gesühnt? Bzw. hast du ihr das auch alles mal gesagt? Wo ist eigentlich dein Vater?

candle
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peppermint patty
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Beitrag So., 16.12.2012, 15:49

Gesühnt? Ah. da weiss ich nichts so direkt drauf zu sagen.
Hm, ich denke eigentlich nicht, zwar hat sie sich mal bei mir entschuldigt für das was passiert ist, doch konnte ICH damit nichts anfangen. WEIL ich gar nichts spüre zu dem was passiert ist, weil ich es deswegen nicht wahrhaben will. Also ich benutze dieses Nichtsfühlen als Abwehr.
Mein Vater ist schon seit meinen 6.Lebensjahr tot. Das wiederum nutzte ich ebenfalls als Abwehr, da er ja schon ein böses Schicksal erlitten hat.
Genau, dass ist ja mein Problem ich fühle hat keine Wut, deshalb braucht bei mir keiner Sühnen. Dennoch weiss ich das in unserer Familie schlimme Dinge vorgefallen sind, die mich den Kontakt stark einschränken lassen.

Da ich mich nicht gut ausdrücken kann, probiere ich es noch mal: Ich halte mein Nichtsfühlen nicht für "normal" oder angemessen, da Wut da sein müsste.
Und ich halte das Verhalten meiner Ex "auf heile Welt" und "wir haben uns alle lieb" machen ebenfalls nicht für normal, WEIL sie eben ihre Wut an mir ausgelassen hat. Sonst wäre es mir vielleicht egal gewesen.

Deshalb weil bei uns beiden die Mütter als Täterinnen involviert waren, wollte ich wissen, wie ihr Co-Täterinnen oder Mittäterinnen seht, was vielleicht eine normalere Haltung wäre. Besser verständlich, oder immer noch nicht??

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candle.
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Beitrag So., 16.12.2012, 15:57

Bei mir ist eh der Vater der Co- Täter und wenn man dies bemerkt, zieht es einem den Boden weg, weil man doch wen braucht, der einen festhält. Du sagst ja selber, dass du passiv bleibst, weil du Angst hast, ergo tust du das was alle tun: Auch auf heile Welt machen, denn du könntest ja auf den Putz hauen, aber dann würde der letzte Zipfel Mutter eben auch wegfallen.

Ich bin auch gar nicht sicher, ob man Wut fühlen muß? Wer sagt denn das? In meiner Natur ist es eben so veranlagt, dass ich eher nicht so wütend sein kann, deshalb geht es mir aber nun auch nicht schlechter. In Therapie geht es ja auch viel um Verstehen der Geschichte der Eltern z. B. und da ist es dann eher ein traurig sein, dass es ihnen auch nicht besser ging. Sicher kein Grund das gleichzutun, aber so ist es eben wohl bei vielen Menschen, die im elterlichen System bleiben.

Deine Ex ist weg und da würde ich mir an deiner Stelle keinen Kopf mehr machen. Jeder geht damit anders um.

Suche dir deinen Idealweg für dich, das ist das was du für dich tun kannst.

candle
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peppermint patty
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Beitrag So., 16.12.2012, 16:59

candle. hat geschrieben: In Therapie geht es ja auch viel um Verstehen der Geschichte der Eltern z. B. und da ist es dann eher ein traurig sein, dass es ihnen auch nicht besser ging. Sicher kein Grund das gleichzutun, aber so ist es eben wohl bei vielen Menschen, die im elterlichen System bleiben.
"Die sachliche Ebene die habe ich drauf", da ich weiss das meine Eltern auch ein besch... Leben hatten. Nur bei mir ist diese Seite stark und die emotionale Ebene (meinen Eltern gegenüber) schwach ausgeprägt. Und ich "ent-schuldige" meine Eltern wegen ihrer Vergangenheit, dass finde ich aber auch schräg.
candle. hat geschrieben: Deine Ex ist weg und da würde ich mir an deiner Stelle keinen Kopf mehr machen. Jeder geht damit anders um.
Da hast Du recht, aber ich habe gerade so viele Alpträume wegen der Wut, die sie an mir ausgelassen hat, deswegen wohl auch der Thread.
candle. hat geschrieben: Suche dir deinen Idealweg für dich, das ist das was du für dich tun kannst.
Das werde ich tun, morgen habe ich zwei Vorgespräche bei zwei Theras, mal schauen was dabei raus kommt...

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corinna
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Beitrag So., 16.12.2012, 17:05

hmm .. meine mom tut mir einfach nur leid .. da ist auch kein hass oder wut mehr .. war auch nur zeitweise vorhanden, meist dann wenn ich etws ungerecht fand. aber das kindliche emotionen.

sie tut mir leid, weil .. sie selbst keine gute kindheit hatte (hatte 7 geschwister und sie war der nachzügler und somit der prügelknabe für alle) .. sie es nicht besser wußte bzw. sich nicht besser zu helfen wußte .. sie niemals die cahnce hatte es anders zu lernen vom partner zb. .. sie selbst manisch-depressiv ist (wobei ich nicht weiß ob sie es damals schon hatte) .. sich auf meine schwester fokusierte da die von ihrem traummann war .. usw.

als sie mir ihre hilfe verweigerte .. wollte, dass sie kommt als es mir sauschlecht ging und sie mich einfach nur drückt und mir halt gibt .. hat mich das seht tief getroffen. und heute hab ich keinerlei gefühle für mehr für sie .. weder hass, wut .. und das mitleid ist auch fast weg - kommt nur phasenweise, besonders wenn ich sehe welch gutes verhältnis bei anderen herrscht.

für meinen stiefvater empfinde ich den hass nur mehr ganz klein .. die zeit heilt scheinbar auch tiefe wunden .. aber der hass würde aufflammen, wenn er mal vor mir stehen würde .. und das weiß ich so genau, denn ich fand es damals schon ungerecht .. denn er war ja nicht mein richtiger vater .. und er hatte nicht das recht sich an mir zu vergehen (nicht sexuell).

ich glaube man stumpft ab .. man schottet seine gefühle einfach ab .. und das würde ich als schutzschild sehen. wenn ich für jemanden nichts empfinde, dann kann er mir auch nicht mehr weh tun.

und ich schicke ihnen auch nichts böses, denn .. gottes mühlen mahlen, zwar langsam, aber sie mahlen! und irgendwann bekommt jeder das zurück was er verdient hat.

meine mom ist alleine und klammert sich an meine schwester .. sonst hat sie nur eine freundin. mein stiefvater hatte nen herzinfarkt und muss sich zusammennehmen.
vielleicht ist das die strafe?? keine ahnung .. aber es ist mir sowieso egal!
_______________________________________
lg corinna
Verzage nicht an der eigenen Kraft. Dein Herz ist reich genug, sich selber zu beleben. – Friedrich Schiller

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Fundevogel
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Beitrag So., 16.12.2012, 17:10

peppermint patty hat geschrieben: morgen habe ich zwei Vorgespräche bei zwei Theras, mal schauen was dabei raus kommt...
da drück ich dir ganz fest die daumen dafür, liebe peppermint!
Fundevogel

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peppermint patty
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Beitrag So., 16.12.2012, 17:24

corinna hat geschrieben:hmm .. meine mom tut mir einfach nur leid .. da ist auch kein hass oder wut mehr ..
sie tut mir leid, weil .. sie selbst keine gute kindheit hatte
Da sprichst Du mir aus der Seele, genau so fühlt es sich für mich auch an!

corinna hat geschrieben:ich glaube man stumpft ab .. man schottet seine gefühle einfach ab .. und das würde ich als schutzschild sehen. wenn ich für jemanden nichts empfinde, dann kann er mir auch nicht mehr weh tun.
So habe ich es bisher noch nicht betrachtet, ein guter Denkansatz!
Fundevogel hat geschrieben: da drück ich dir ganz fest die daumen dafür, liebe peppermint!
@ Fundevogel,

vielen Dank, dass ist lieb von Dir!!

Und auch denn anderen vielen Dank dafür, das ihr mir hier auf die "Sprünge" helft. Freu mich gerade hier im Forum gelandet zu sein.

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candle.
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Beitrag So., 16.12.2012, 17:36

Ich denke nicht, dass es so schwach ausgeprägt ist, du schreibst ja darüber. Und du hast es gelebt und übertragen auf die "Schwiegermutter". Dieser Weg wird ja sehr oft gewählt, dass man seine Wut an anderen ausläßt und nicht an der Person, die es eigentlich betrifft.

candle
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peppermint patty
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Beitrag So., 16.12.2012, 17:53

candle. hat geschrieben:Ich denke nicht, dass es so schwach ausgeprägt ist, du schreibst ja darüber. Und du hast es gelebt und übertragen auf die "Schwiegermutter". Dieser Weg wird ja sehr oft gewählt, dass man seine Wut an anderen ausläßt und nicht an der Person, die es eigentlich betrifft.
candle
Sorry, candle das ist falsch!! Genau umgedreht war es.

Ich habe es nicht übertragen, sondern ich bin von der Wut meiner Ex-Freundin regelrecht überschwemmt worden - war auch das Thema IHRER Therapie -, dass sie ihren Hass bei mir ablädt. Und deswegen war ich gelegentlich wütend auf die "Schwiegermutter", weil ich die Wut abbekommen habe, die meine Freundin bei ihr nicht lassen konnte, aber ihr galt. Ich musste etwas ausbaden mit dem ich NICHTS zu tun hatte.

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candle.
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Beitrag So., 16.12.2012, 17:57

Das erscheint mir aber nicht logisch. Gegen die Ex- Freundin hättest du dich ja irgendwie schützen können müssen und eben auch die Verantwortung bei ihr lassen. Das ist ja auch nicht OK von ihr gewesen und darum geht es.

candle
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peppermint patty
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Beitrag So., 16.12.2012, 18:09

Naja, dass ist der Grund weshalb ich die Beziehung beenden musste. Ich komme mit ihrer Wut nicht klar, da sie MICH immer trifft. Und klar es ist MEINE Verantwortung dafür zu sorgen, dass mir so etwas nicht passiert.

Es ist wahrscheinlich so, dass ich ähnlich wie bei meiner Mutter ihre besch... Vergangenheit überbewertet habe, ich entsprechend zuviel Mitgefühl hatte, alles richtig machen wollte, etc... und deshalb nicht auf mich geachtet habe. Darauf bin ich nicht "stolz" ganz im Gegenteil... denn ich weiss, dass nur ich dafür verantwortlich bin wie es mir geht. Nun möchte ich daraus lernen, damit solche Muster zukünftig nicht mehr mein Leben bestimmen.

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corinna
Helferlein
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Beitrag So., 16.12.2012, 18:28

naja ich denke du hast ja starke gefühle für sie gehabt .. und gerade wenn der/die dann ihren hass genau auf einen ablädt .. ist das schmerzhafter .. als wenn es nur ein bekannter machen würde!
die gefühle die man für den empfindet, werden ja quasi zertrampelt .. und man steht da und versucht zu begreifen. und man glaubt auch zu wissen warum sie das macht .. hmm .. und man nimmt sie in schutz bzw. nimmt es hin .. das is ne verhängnisvolle kombination. nur irgendwann geht das stumme aushalten nimma!

aber sei froh, dass du das nun hinter dir gelassen hast!
_______________________________________
lg corinna
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peppermint patty
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Beitrag So., 16.12.2012, 18:51

corinna hat geschrieben: die gefühle die man für den empfindet, werden ja quasi zertrampelt .. und man steht da und versucht zu begreifen. und man glaubt auch zu wissen warum sie das macht .. hmm .. und man nimmt sie in schutz bzw. nimmt es hin .. das is ne verhängnisvolle kombination.
Genau das ist es. Und ja ich glaubte zu wissen, weshalb sie empfindet was sie empfindet. Und das hat mir mein (krankes) Durchhalten ermöglicht. Und natürlich bin ich froh, dass ich es endlich geschafft habe mich zu lösen, aber der Hass verfolgt mich immer noch in Form von Alpträumen. (Das macht mich echt fix und fertig und kostet mich Nacht für Nacht schlaflose Stunden, zudem habe ich Panikattacken und unkontrollierte Ängste.)
Da aber mein Verhalten (in der Beziehung zu bleiben) auch nicht normal ist, muss ich das das jetzt verarbeiten.

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