Die menschlichen Qualitäten des Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

pandas
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 15:50

Bei mir macht sich immer im Subtext auch sein Weltbild bemerkbar. Das ist leider, mittlerweile nachweisbar, konträr zu meinen. Das ruft bei mir eher Wut hervor. Und ich habe in der Tat das Gefühl, er will da Teile von auf mich "übertragen".
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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nettasch
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 16:03

Miesel hat geschrieben:Die menschlichen Qualitäten des Therapeuten übertragen sich auf den Klienten.
hallo Miesel,

vllt. kannst du dich in etwa erinnern, in welchem zusammenhang du diesen satz gelesen hast bzw. aus welcher ecke der psycho-literatur er stammt. so ganz aus dem kontext erscheint er mir ziemlich überheblich und es bleibt der beigeschmack von großem bockmist.

ja, ich habe von der thera (in ihrer modellfunktion etwas gelernt), aber doch keine menschlichen qualitäten, sondern bestensfalls haltungen, impulse oder herangehensweisen. qualitäten bringt aus meiner sicht jeder mensch (auch derjenige in der rolle des patienten) von sich aus mit. pure unüberprüfte übernahme wäre doch ein verbiegen des eigenen.

liebe grüße,
nettasch

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stern
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 16:15

nettasch hat geschrieben:ja, ich habe von der thera (in ihrer modellfunktion etwas gelernt), aber doch keine menschlichen qualitäten, sondern bestensfalls haltungen, impulse oder herangehensweisen.
Da ich mir (auch) schwer damit getan habe, was ich mir unter "menschlicher Qualität" vorstellen kann, habe ich nachgefragt, was man sich darunter vorstellen kann... also mglw. assoziiere ich anderes als gemeint ist.

Meiner Vorstellung nach kann jedoch auch eine "bestimmte Haltung" eine menschliche Qualität sein. Und je "verfestigter" eine Haltung bzw. Gesinnung ist, desto fließender sind die Übergänge dazu, was man als "Charaktereigenschaft" bezeichnen würde. Dementsprechend halte ich Charaktereigenschaften nicht für beliebig bzw. leicht änderbar.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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cucaracha
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 17:10

Hallo,

in folgendem Artikel steht der eingangs zitierte Satz: http://www.paracelsus-magazin.de/alle-a ... apie-.html

Ich habe den gesamten Artikel gelesen, kapiere aber trotzdem nicht, was genau der Verfasser mit dem Satz sagen will.

LG
Cucaracha

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stern
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 17:30

ich auch nicht so recht... selbst wenn man die Sätze zuvor und danach berücksichtigt:
Auf der Abenteuerreise Psychotherapie soll der Therapeut den Weg suchen helfen, Mut machen, auf schwierigen Wegstrecken Hilfestellung geben. Dazu benötigt er menschliche Reife, Güte, Bestimmtheit, Hilfsbereitschaft, Ausdauer und Konsequenz. Das Wertebild der Reisenden, des Reiseführers wie des Mitreisenden, sollte in der Therapie möglichst identisch sein. Die menschlichen Qualitäten des Therapeuten übertragen sich auf den Klienten. Zuneigung und Vertrauen gewinnen, Führen und Loslassen, damit eigene Lösungen gesucht und gefunden werden, das sind die wichtigen Etappen der therapeutischen Reise.
http://www.paracelsus-magazin.de/alle-a ... apie-.html
Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich nicht sooo viel damit anfangen kann, weil ich es nicht so sehe, dass "Werte" übereinstimmen sollten. Wenn sie das tun, nun ja, dann ist es so... aber ich würde es für bedenklich erachten, wenn Gleichklang hergestellt werden soll... denn es kann doch auch nicht Sinn und Zweck sein, dass man etwas übernimmt, mit dem man sich mglw. gar nicht identifiziert (wenn man sich identifiziert, dann o.k... nur ist das mMn dem Patienten zu überlassen, war er in sein Leben übernehmen möchte. Grenze liegt natürlich z.B. da, wenn Rechtsnormen gebrochen werden... also das kann ein Therapeut natürlich nicht unbedingt hinnehmen).

Welche "Werte" erstrebenswert sind, lässt sich doch nicht einmal objektivieren... ebenso kann man doch nicht sagen, ob das Wertesystem des Theras überhaupt so erstrebenswert ist, das man es für sich übernimmt (im Detail kennt man das vermutlich auch nicht... in Teilen wird es sich aber sicherlich bemerkbar machen).

Man könnte es auch so verstehen, dass sich die Modellfunktion des Therapeuten auf den Patienten überträgt.
Zuletzt geändert von stern am Sa., 11.01.2014, 17:45, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 17:36

Außerdem erscheint mir schon die Einleitung recht reißerisch:
Sie sind klassische Stoffvorlage für Hollywood-Kinodramen, Soap-Operas und unendlich viele Erotik- und Krimigeschichten: Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Therapeut und Klient sind aber nicht ausschließlich Produkte phantasiebegabter Autoren, sie sind nicht selten, und werden nicht selten durch die Klienten angestrebt und provoziert.
Quelle: siehe oben
Ich wage zu bezweifeln, dass das dem Erleben von Patienten entspricht... sondern da geht vielleicht wirklich die Phantasie etwas mit durch. Also sicherlich kann das ein Drama sein... aber Filmmaterial, hm. Vielleicht liegt es aber auch schlichtweg daran, dass ich meine Therapie mit z.B. einer Soap-Opera nur schwerlich in Verbindung bringen kann .
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Atara
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 18:16

woher will man denn wissen, ob die therapeuten ihr tatsächliches wertebild vermitteln.
evtl. liegt man da auch falsch in der annahme das der thera so und so ist.
er gibt ja in seiner arbeit auch vor etwas zu sein, also er vermittelt ein bestimmtes bild, aber ob das so privat auch hinhaut oder so ist,
das weiß man ja als patient nicht.
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hope_81
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 18:27

Nun,
aber wie stark müsse man sich verbiegen, wie sehr eine Rolle auswendig lernen, um auf der Arbeit einer zu sein, der man privat nicht ist?

Wäre das authentisch? Ich denke nur Menschen, die hinter dem stehen, was sie postulieren sind glaubhaft.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Atara
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 18:31

gibt genügend leute die nicht authentisch sind.
warum solls die nicht unter therapeuten geben.
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hope_81
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 18:39

Das würde man doch aber über kurz oder lang enttarnen, spätestens dann wenn man tiefer geht.
Ein Haus ist nur so stabil, wie das Fundament was es trägt.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Ephraim
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 19:48

:---------
Zuletzt geändert von Ephraim am Sa., 11.01.2014, 19:51, insgesamt 1-mal geändert.
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen

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Ephraim
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 19:50

cucaracha hat geschrieben:Hallo,

in folgendem Artikel steht der eingangs zitierte Satz: http://www.paracelsus-magazin.de/alle-a ... apie-.html

Ich habe den gesamten Artikel gelesen, kapiere aber trotzdem nicht, was genau der Verfasser mit dem Satz sagen will.

LG
Cucaracha
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... Die menschlichen Qualitäten des Therapeuten übertragen sich auf den Klienten." ?

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nettasch
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 20:54

danke @cucaracha für das heraussuchen des artikels.

der herausgefilterte satz ist gut gewählt und zeigt aus meiner sicht, wie wichtig der verfasser seinen berufsstand nimmt (die vermutete überheblichkeit ist auch aus dem rest des textes zu erkennen) und wie wenig eigenverantwortung dem patienten zugestanden wird.


chaosfee
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Beitrag So., 12.01.2014, 00:01

Das erinnert mich an etwas, das mein Therapeut (Herr xyz) mal sagte: "Ich möchte nicht, dass am Ende meiner Therapien lauter kleiner xyz's hier hinaus spazieren."

Wäre ja noch schöner, wenn der Therapeut mit das Maß aller Dinge wäre. Mich gruselt es, wenn ich da so an die menschlichen Qualitäten mancher Exemplare dieses Berufsstandes denke...
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno

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Christie
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Beitrag So., 12.01.2014, 00:18

Ich finde diese Aussage auch reichlich überheblich. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Psychotherapeuten im Durchschnitt nicht über mehr oder weniger menschliche Qualitäten verfügen als andere Berufsstände.
Manchmal bringt die Haltung, die mein Therapeut im Umgang mit meinen Themen zeigt – etwa Gelassenheit, eine grundsätzlich positive Lebenseinstellung und einen freundlichen Umgang mit meinen Emotionen – mich dazu, das “auch so zu sehen zu versuchen”. Ich hoffe aber sehr, dass mein Therapeut das nicht seinen ausserordentlichen menschlichen Qualitäten zuschreibt, sondern der Tatsache, dass er seinen Job gut macht.

LG
Christie

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