Kann man bisexuell werden?

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Krang2
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 10:01

Ich glaube mal gelesen zu haben, daß jeder Mensch bisexuell veranlagt ist, also wird eine sehr anziehende Person des gleichen Geschlechtes vielleicht dazu in der Lage sein, auch sexuelle Gefühle bei Heterosexuellen zu erzeugen. Berufliche Verbundenheit ist ein Erschwernis, aber kein Hindernis. Probier es doch einfach mal aus, was sich ergibt und was möglich ist, es wird auf jeden Fall ein Stück Lebenserfahrung werden, das dich bereichern wird, egal wie es ausgeht.

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Tröte
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 12:36

ich schließe mich eigentlich komplett ena an und möchte hinzufügen, dass man sich ja in einen menschen und nicht in das geschlecht verliebt.
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leberblümchen
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 13:17

Ich glaube nicht, dass man sich 'nur' in den Menschen verliebt. Ich kann mir das jedenfalls nicht vorstellen: Lieben - das ja, das kann ich mir geschlechterunabhängig vorstellen. Auch erotische Gefühle, die wiederum biographisch geprägt sind: Es gibt so einen Frauentyp, der in mir durchaus bestimmte Phantasien auslöst. Aber verlieben könnte ich mich in diese Frauen nicht; irgendwas fehlt, und ich denke, DAS ist es, was die sexuelle Orientierung ausmacht. Je nachdem, wie offen jemand ist, kann ich mir auch vorstellen, dass man sich auf eine homosexuelle Beziehung einlässt, obwohl man vielleicht nicht partnerschaftlich verliebt ist, sondern 'nur' die Mutter oder den Vater sieht.

Es gibt auch Analytiker (ich kenne da so einen), die beim Stichwort 'schwul' sofort an die Mutterbeziehung denken, auch wenn das inzwischen sicher nicht mehr state of the art ist. Das wäre dann aber eine Theorie, nach der die sexuelle Orientierung das Ergebnis einer gewissen 'Prägung' ist. Die Frage nach der sexuellen Identität spielt da auch noch eine Rolle bzw. die Frage, ob die sich immer so glasklar trennen lässt von der sexuellen Orientierung? Ich selbst bin ja immer noch der Überzeugung, 'eigentlich' ein schwuler Mann zu sein - und ich werde wohl nie verstehen, woran ich das eigentlich festmache. Aber auch da würde ich nicht sagen: "Ich bin in erster Linie ein Mensch" (obwohl das zweifellos der Fall ist).

Vielleicht kann das auch nur jeder für sich feststellen: Ich fühle mich jedenfalls eher männlich (nur, was ich damit meine, weiß ich noch nicht) und ich könnte mich nur in Männer verlieben, weil nur mit ihnen dieser alles überragende Mix aus sexueller Anziehung und geistig-seelischer Verbundenheit entsteht.

Dass jemand sagt: "Ich verliebe mich jetzt gerade in einen Mann, aber vor zwei Jahren hab ich mich in eine Frau verliebt, und beides hat sich in Bezug auf die Intensität und Qualität der Gefühle gleich angefühlt", würde ich dann als deutlich bisexuell ansehen, aber ich würde nicht meinen, dass das auf die meisten Menschen so zutrifft (ist aber nur meine Vermutung).

Erotische Phantasien mit Frauen an sich haben jedenfalls für mich nicht dieselbe Gefühlsqualität.

Ich habe mich in Bezug auf die sexuelle Orientierung schon immer gefragt, WARUM es denn ein Mann oder eine Frau sein muss und WORAUF man da eigentlich Lust hat, wenn man sexuell erregt ist. Also, mal in Männersprech ausgedrückt (aber als biologische Frau darf ich das ja vielleicht): Wieso benutzt man Umschnalldildos, wenn man einen Penis haben kann? - klar, da sind AUCH Gefühle für den Menschen, der eine Frau ist und keinen Penis hat, aber was das 'Objekt der Begierde' zum Objekt der Begierde macht, das ist mir überhaupt nicht klar - völlig unabhängig davon, ob es um homosexuelle oder heterosexuelle Beziehungen geht.

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Tröte
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 14:06

ich sehe es anders, wenn ein mensch kommt, der das gewisse etwas hat, was mich "anfixt" würde ich mich in diesen menschen verlieben und mir ist/wäre das geschlecht egal. vlt. liegt es auch daran, dass ich das ganze "outing-gedöns" schon durch habe und es mir "egal" ist, ob frau oder ob mann, ich weiss es nicht. wobei ich frauen attraktiver und anziehnder finde und in den letzten 20 jahren nur mit frauen zusammen war, würde ich es für mich nicht ausschliessen, dass ich mich auch in einen mann verlieben könnte.

Interessant wäre ja die frage, ob es mehr bisexuelle/homosexuelle menschen gäbe, wenn es in der gesellschaft absolut normal und anerkannt wäre, oder ob unbewusst immer ein ungutes gefühl vohranden ist, was eine liebe ins eigene geschlecht vlt. verhindert.
Wieso benutzt man Umschnalldildos, wenn man einen Penis haben kann?
ist dem denn so ?
oder ist dies lediglich eine vorstellung, die man von homosexuellen frauen hat ?
und wer bestimmt überhaupt, dass ein penis "besser" ist als ein umschnalldildo ?
ich finde hier wird einfach sehr gewertet und von dingen ausgegangen, die u.u. gar nicht so sein müssen.
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leberblümchen
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 14:13

Wo siehst du da eine Wertung? Ohne jetzt zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Ich weiß, dass diese wunderschönen Umschnalldildos durchaus auch zum privaten Vergnügen benutzt werden - ich weiß allerdings nicht, wer sie erfunden hat... Aber was ich meinte, ist ja die Frage, was man im einzelnen als lustvoll erlebt und warum - und worin der eigentliche Unterschied besteht zwischen Mann und Frau in dieser Hinsicht.

Stichwort: Kontrasexualität - und der Penis und seine 'syntaktischen Entsprechungen': demnach ist sozusagen der Penis nur ein Abklatsch der Gurke. Naja...

http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2004/06/19/a0302

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Tröte
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 14:37

jeder empfindet Lust und sexuelle Anziehung anders, der eine steht auf Umschnalldildos, der andere auf Penisse und der dritte weder auf das eine noch auf das andere....der vierte ist offen für alles und der fünfte will agr nichts...und der sechste mag Umschnalldildos mit Mann...
jeder so wie er mag und solange es nicht mit Kindern und/oder Tiere ausgelebt wird und alle Beteiligten einverstanden sind, ist es eigentlich auch völlig egal für mich....



Deine Aussage "wozu benutzt man... wenn man ..." empfand ich schon als Wertung....kann aber auch mein Thema sein , weil es hier so rüber kam, dass Lesben automatisch Umschnalldildos benutzen udn da habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht (ohne zu sehr ins Detail zu gehen)
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leberblümchen
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 14:47

Nee, das war meinerseits nur eine Frage - und glaub mir, ich bin der letzte, der mit einem heteronormativen Weltbild durchs Leben laufen will. Ich finde es nur spannend, sich wirklich mal offen zu fragen: Worauf stehe ich eigentlich und warum? In dieser Hinsicht finde ich das Konzept der Kontrasexualität durchaus interessant und ob es wirklich egal ist, ob Gurke oder Penis. Und ob es überhaupt darum geht, dass Dildo und Anus zusammenfinden. Klar, am Ende lautet die Lösung natürlich: Hauptsache, es macht Spaß. Aber ich bin gerade so im Forscher-Modus, und ich glaube, es gibt zu wenige Menschen, die solche Fragen stellen - vermutlich, weil es einfach nicht als politisch korrekt, sondern als sexistisch angesehen wird, wenn man überhaupt nur FRAGT, ob lesbische Frauen es erregend finden, wenn 'etwas' in sie eindringt.

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Tröte
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 14:53

na, dann hab ich es einfach falsch verstanden und alles ist gtu.

ich finde die frage, ob lesbische frauen penetration erregend finden nicht sexistisch. die antwort ist, dass es unterschiedlich ist..der eine ja, der ander nein....muss man dann im zweifel erfragen
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ENA
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 15:04

...ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen...: Es kommt ja auch darauf an, was da wann und vom wem und wie eingeführt wird.... . ...und da gibt es auch mehr, als ein Geschlechtsteil lebendig oder künstlich.


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chaosfee
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 15:37

Ich unterbreche ungern diese angeregte Diskussion über Umschnalldildos

Ich möchte nur einige Sachen richtig stellen, die offensichtlich nicht so richitg rüberkamen: Ja, ich bin in einer Partnerschaft, die ich nicht bereit bin aufzugeben und die sehr wichtig für mich ist. Und es geht nicht um Liebe. Ich bin nicht verliebt in diese Frau, ich will einfach nur ganz dringend mit ihr ins Bett gehen. Ich will keine Beziehung, die habe ich und die ist auch wunderbar so. Und trotzdem will ich diese Frau haben, rein körperlich.

Ich stehe hier auch vor ganz praktischen Fragen, abgesehen von allem gefühligen. Z.B., woran erkenn ich, ob eine Frau lesbisch oder bi ist? Wie lerne ich Frauen kennen, mit denen ich mich ausprobieren kann? Ich fühl mich da wie der erste Mensch. Ich habe einige lesbische Bekannte, aber die kann ich ja schlecht fragen, weil die natürlich alle auch meinen Partner kennen.

Edit @leberblümchen: Du hast hier ja zweimal entsprechende Literatur angesprochen. Kannst du etwas konkretes empfehlen?
Zuletzt geändert von chaosfee am Fr., 11.07.2014, 15:44, insgesamt 1-mal geändert.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno


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chaosfee
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 15:42

ziegenkind hat geschrieben:chaosfee, vielleicht ist das problem oder die frage gar nicht die sexuelle orientoerung? vielleicht geht es um deine jetzige partnerschaft? was ist denn deine vorstellung, dein ideal von beziehung? wie viel offenheit, wie viel verbindlichkeit, wie viel exklusivität darf/muss sein? was tut dir, was tut deinem partner weh?
Das ist schwer zu beantworten. Ich denke, mein Partner möchte gerne Exklusivität. Bei mir schwankt das so... jetzt würde ich sie antürlich nicht einfordern, aber es gibt auch Phasen, in denen ich stark klammere. Es gibt Phasen, da möchte ich mit meinem Partner verschmelzen, dann wiederum brauche ich ganz viel Freiraum.
Ich hatte selten echte Partnerschaften. Mit Affären und ONS kenne ich mich besser aus. Allerdings hatte ich nur 2 oder 3mal eine Affäre oder einen ONS während einer Beziehung. Da das alles mit Männern war, hatte ich meist auch ein schlechtes Gewissen. Hier wäre das doch irgendwie anders - ich würde mir ja etwas holen, was mein Partner mir nicht geben kann. Aber ich denke, er würde das wohl nicht so locker sehen. Obwohl... vielleicht tickt er da anders, als ich es mir jetzt vorstelle. Ich kann es einfach schlecht abschätzen.
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Tröte
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 18:43

ENA hat geschrieben:...ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen...: Es kommt ja auch darauf an, was da wann und vom wem und wie eingeführt wird.... . ...und da gibt es auch mehr, als ein Geschlechtsteil lebendig oder künstlich.
stimme absolut zu

@chaosfee:
ich an deiner stelle fänd es eigentlich interessanter mal herauszufrinden, warum du in einer (wie du sagst) glücklichen partnerschaft das unbedingte bedürfnis hast mit einer frau zu schlafen.
was "fixt" dich hier so an ? darüber dann die frage, ob dir dein partner vlt. genau das dann geben kann, bzw. ob du mit deinem partner auch darüber sprechen kannst ? nur weil man einen impuls/verlangen hat, heisst es ja nicht, dass man es unebdingt (mit einem fremden) ausleben muss.


im übrigen bin ich der meinungs, dass man nicht zwangsläufig lesbisch ist, wenn man mit einer frau schlafen will...ohne zu sehr in details zu gehen, gibt es viele frauen, die alleine die aussage "ich bin lesbisch" schon so faszinierend finden, dass man sie (Wenn man wollte) nach hause nehmen könnte.
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Christie
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 19:40

chaosfee hat geschrieben:Z.B., woran erkenn ich, ob eine Frau lesbisch oder bi ist?
Naja... ob eine Frau an Dir Interesse hat (und das ist ja das Relevante, nicht die allgemeine sexuelle Orientierung) merkst Du, denk ich, genau wie bei nem Mann auch: Blickkontakt, Lächeln, etc.
chaosfee hat geschrieben: Wie lerne ich Frauen kennen, mit denen ich mich ausprobieren kann?
Wenn Du es gezielt angehen willst, wohl in entsprechenden Locations (z.B. "lesbische bar" + Deinen Wohnort googeln?), oder direkt übers Internet... Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Du da nicht selbst draufkommst? Ist wirklich DAS das Hauptproblem?

LG
Christie


leberblümchen
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Beitrag Fr., 11.07.2014, 19:44

Chaosfee, ich schreib dir mal eine PN, ja?

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Krang2
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Beitrag Mo., 14.07.2014, 21:21

@leberblümchen,
ich habe mehrere Bisexuelle kennengelernt, die unabhängig voneinander erzählten, daß die Art und Qualität der Sexualität und auch der Partnerschaft, sofern es welche gab, durchaus verschieden war, je nachdem, ob sie es gerade mit einem Mann oder einer Frau zu tun hatten. Ich selbst könnte mich in eine Frau verlieben, aber keine sexuellen Gefühle für eine Frau haben, höchstens so als "Gleichgesinnte". Mit einer Person des gleichen Geschlechtes ist manches schon vertrauter, vielleicht ist das eine Erklärung, aber die sexuelle Orientierung würde ich schon darüber definieren, was einen erregt, geil macht.

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