Umgang mit der Schublade Borderline

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Kieselberg
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Beitrag Mi., 27.09.2017, 20:11

Oh das weiß ich nicht mehr wo ich das mit dem Äußeren Klischee gelesen hatte, meine "aktive Zeit" ist ca 10Jahre her, da hatte ich quer Beet in sämtlichen Foren gelesen wo eben auch immer wieder Fachartikel eingestellt wurden, oder Ausschnitte aus Büchern von Therapeuten die über Borderline schreiben. Ich hatte mir damals dann keines der Bücher gekauft weil mir schon die Ausschnitte zuviel waren weil es wirklich teilweise sehr krass war.
Ich verstehe einfach nicht wie man als Fachperson so über eine Krankheit hetzen kann und es so einseitig darstellen möchte.

Bunte Haare, Piercings um eben aufzufallen, das Übergewicht oft resultierend aus zb Bulimie/Binge Eating, Borderliner die Raupe Nimmersatt in allen Bereichen. Bei mir hatten sich im Lauf der Jahre auch sämtliche Essstörungen abgewechselt und natürlich gibt es auch BL mit Magersucht oder auch ohne ES, aber Übergewicht scheint wohl häufiger vorzukommen? Ich weiß es nicht, hatte es eben nur gelesen.

So wirklich schwer ist es nicht das "Gegenteil" zu leben, ich kleide/style mich eben nicht mehr auffällig, es ist mir allerdings auch nicht mehr so wichtig wie früher, und inzwischen bin ich einfach auch älter und ruhiger geworden. Es scheint schon was dran zu sein dass Borderline ab 30 deutlich besser wird, bei mir waren es eigentlich nur 5,6 Jahre die ziemlich extrem waren.
Aber diese Schubladen stören mich trotzdem, besonders dass ich dieses Denken von anderen scheinbar übernommen habe und nun eben genauso abfällig darüber denke, egal ob es nun bei mir selbst oder bei anderen ist. Ich würde auch keine engen Freundschaften mit Borderlinern, oder auch Menschen mit PTBS,DIS oder Narzissten eingehen, könnten ja alle so anstrengende Menschen sein, wie ich es mal war^^

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Alyssa
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Beitrag Mi., 27.09.2017, 20:20

Danke für die ausführliche Erklärung.
Sei froh, wenn du ab 30 schon mehr Ruhe hast!

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doppelgängerin
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Beitrag Do., 28.09.2017, 08:26

Ich finde das einfach widerlich zu lesen, diese ganzen Klischees!

Keines dieser Dinge ist DiagnoseKriterium.
Und ich denke auch, dass sie auf viele Leute nicht zutreffen.

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Scars
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Beitrag So., 08.10.2017, 09:50

Auch wenn ich nicht betroffen bin, möchte ich hier mal kurz reinfunken, denn das negative Klischee des Borderliners kann ich wirklich nicht in Gänze bestätigen, im Gegenteil. Auf der einen Seite schon, weil ich auch solche Exemplare kenne, mit denen man wirklich nicht (enger) zusammenleben möchte, auf der anderen Seite gar nicht, weil ich mit Menschen befreundet und bekannt bin, die mir immer wieder beweisen, dass ein psychatrisches Etikett nicht mehr als ein psychiatrisches Etikett ist und der Mensch mehr als das. Ich denke, der Charakter eines Menschen, der sich trotz aller Störungen immer noch dahinter verbirgt, ist viel wichtiger. Insofern können auch Borderliner oder alle anderen "gestörten" Menschen wunderbare Wesen sein... manchmal sogar nicht "trotz" sondern gerade "weil"... und um das ins Leben zu lassen hilft wahrscheinlich nur, sich sowohl als Betroffener als auch Nicht-Betroffener von Vorurteilen frei zu machen...
Remember to leave pawprints on hearts.

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inlines
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Beitrag So., 08.10.2017, 10:38

Ich finde auch, dass man nicht pauschalisieren darf... Es geht hier um Menschen, die leiden, und deren Symptome klassifiziert werden, damit man es entsprechend abrechnen kann. Eine Diagnose ist kein Identitätsgebungsverfahren.

Sicher mag es den einen oder anderen geben, der sich dermaßen in seine Diagnosen reinsteigert, und alles in sich und um sich herum als Ausdruck seiner schlimmen Erkrankung erkennt. So kann man sich natürlich leicht als armes Engelchen hinstellen, und die Verantwortung für jegliches armselige Verhalten von sich weisen. Ich schätze aber, dass dies in starker Ausprägung eher selten ist, und die meisten Menschen die jeweilige Störung nur als einen Teil von sich begreifen.

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Kimba&Blacky
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Beitrag So., 08.10.2017, 13:28

Ich habe zwar nicht konkret diese Diagnose, aber laut Diagnose Anteile davon (impulsives Verhalten).
Mein Problem dabei ist: Seit der Diagnosestellung lebe ich oft nach dem Motto "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert".
Wobei ich mir mittlerweile dabei doof vorkomme.
Denkt doch eh jeder, dass es von der PS kommt...

Aber was soll man machen, wenn man Erklärungen für sein Verhalten braucht?
Hätte ich diese Diagnose nicht, wäre ich sicherlich für mein Verhalten bestraft worden.

Insofern: Ich denke, man sollte sorgfältig gucken, wem man derartige Diagnosen gibt.

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Pianolullaby
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Beitrag So., 08.10.2017, 14:46

naja, wenn du dich dann entsprechend der Diagnose verhälst, wundert mich auch nicht
dass es so entgegen kommt.
Für mich ist eine Diagnose erstmal nur ein Name zu mir.
Aber ich muss mich ja nicht zwingend auch noch extrem so verhalten.
Ich kann auch versuchen daran zu arbeiten, dass es mir im Ungang mit anderen besser geht.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum


Maskerade
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Beitrag So., 08.10.2017, 16:01

Kimba&Blacky hat geschrieben: So., 08.10.2017, 13:28 Ich habe zwar nicht konkret diese Diagnose, aber laut Diagnose Anteile davon (impulsives Verhalten).
Mein Problem dabei ist: Seit der Diagnosestellung lebe ich oft nach dem Motto "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert".
Wobei ich mir mittlerweile dabei doof vorkomme.
Denkt doch eh jeder, dass es von der PS kommt...

Aber was soll man machen, wenn man Erklärungen für sein Verhalten braucht?
Hätte ich diese Diagnose nicht, wäre ich sicherlich für mein Verhalten bestraft worden.

Insofern: Ich denke, man sollte sorgfältig gucken, wem man derartige Diagnosen gibt.
Kimba, das ist shon seltsam, Du sagst Du verhältst Dich so, wie jemand mit Persönlichkeitsstörung. Und Du hantierst mit anderen möglichenund unmöglichen Diagnosen. Die, die Du bekommst, mit denen bist Du nicht zu zufrieden und diese erfüllst Du nicht. Gleichzeitig erzählst Du, wie Du denkst, was Dein Plan für Dein Leben ist, was Du alles nicht möchtest, wie Du bist und wie Du nicht bist. Du brauchst eine Dignose nicht um Dein Verhalten zu erklären, DU brauchst eine Diagnose DIE DEIN VERHALTEN BESTIMMT, die in Dir ein Verhalten auslöst zur Erfüllung Deines himmelschreienden Planes. Da könnte man glatt denken, daß Du vor allen Dingen eine Identität suchst und diese mit psychischen Diagnosen kreierst, nur um Deinen Plan umzusetzen. Und daß Du das Forum dafür nutzt, Ideen zu sammeln. Was soll das werden, wenn es fertig ist ? Wie viele Diagnosen kannst Du denn schon spielen ? Ist bei Dir alles ein einziges Spiel ?
Liebe Grüße, Maskerade

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Kimba&Blacky
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Beitrag So., 08.10.2017, 20:21

Maskerade hat geschrieben: So., 08.10.2017, 16:01Ist bei Dir alles ein einziges Spiel ?
Als ich damit anfing, kam es mir tatsächlich so vor. Durch die lange Zeit hat es sich immer mehr vermischt, so dass es mir mit ca. Mitte 20 nahezu unmöglich schien, zu unterscheiden, was echt ist und was nicht.
Mittlerweile finde ich langsam wieder zu mir zurück. Wutanfälle habe ich auf jeden Fall, aber ich weiß nicht, ob sie borderlinebedingt sind.
Ja, das Forum (und andere Quellen) nutze ich zum Abgleich, also um zu gucken, ob es sich wirklich so anfühlt wie bei mir. Was ich bisher festgestellt habe, habe ich ja in meinem Thread beschrieben.
Maskerade hat geschrieben: So., 08.10.2017, 16:01Wie viele Diagnosen kannst Du denn schon spielen ?
Also bisher weiß ich nur bei der Zwangsstörung, dass ich die hätte nicht haben müssen, sie zu Manipulationszwecken eingesetzt habe. Da bin ich mittlerweile aber sehr ehrlich geworden.
Bei den emotionalen Symptomen weiß ich es nicht zu 100%, weil man ja nie weiß, wie sich jemand anderes wirklich fühlt. Also, ob ich nicht vielleicht doch was habe, es aber anders als andere wahrnehme.


Alyssa
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Beiträge: 871

Beitrag So., 08.10.2017, 20:51

Lass mal das Ab- und Vergleichen weg und horche in dich hinein.

Wutanfälle haben alle Menschen. Das allein ist kein explizites oder ausschliessliches Borderlinemerkmal.

Ich glaube inzwischen, dass du dir Diagnosebeschreibungen bewusst durchliest, dazugehörige Symptome, die dir passen, rauspickst und diese je nach Anlass/Anforderung abspielst.

Mag sein, dass es früher bewusst war, sich verselbständigt hat (weil erfolgreich), und du nun das Ganze unbewusst betreibst.
Wäre dann deine Aufgabe, dass in einer Therapie aufzuarbeiten.

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Gewitter
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Beiträge: 109

Beitrag Di., 06.03.2018, 14:57

Maskerade hat geschrieben: Di., 26.09.2017, 20:42Menschen, di sich eine Borderline-Diagnose wünschen, wissen nicht, was es bedeutet, eine zu HABEN. ;-)
Ja, das stimmt.
Dieser Faden ist schon älter aber trotzdem möchte ich auch etwas dazu schreiben. Ganz ehrlich, manchmal hätte ich lieber eine andere Diagnose, am liebsten wäre ich natürlich psychisch gesund aber wenn ich die vielen Vorurteile über BPS lese, schäme ich mich. Und ich frage mich, sind Menschen mit Borderline wirklich so unerträglich?
Oft liest man in Foren, dass sich Menschen fragen, ob die Ex Partner Borderline haben. Das waren, so wie die User dann erzählen, Menschen von einem schlechten Charakter.
Allerdings hänge ich meine Diagnose auch nicht raus. Manchmal habe ich jemanden davon erzählt aber die meisten, die ich kenne, wissen nichts damit anzufangen.
Einmal meinte eine Arbeitskollegin über eine andere Kollegin, dass die psychophatisch wäre, wie ein Borderliner (diese Kollegin ist nicht psychophatisch, sie nervt nur manchmal, daß sie einem x Mal das gleiche erzählen muss und wenn man dann sagt, dass sie es schon ein paar Mal gesagt hat, wird sie ärgerlich oder oft meint sie, dass man ihr die Schuld für irgendwas geben würde, was aber nicht stimmt). Da sagte ich ihr, dass ich die Diagnose habe. Sie war überrascht.
Mich würde echt interessieren, warum die Meinung über die Menschen mit dieser Störung so negativ ist.
Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz.
:rose:

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Montag
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Beiträge: 353

Beitrag Di., 06.03.2018, 15:45

[quote]Maskerade hat geschrieben: ↑
Menschen, die sich eine Borderline-Diagnose wünschen, wissen nicht, was es bedeutet, eine zu HABEN. ;-)



Gewitter hat geschrieben
Ja, das stimmt.
Dieser Faden ist schon älter aber trotzdem möchte ich auch etwas dazu schreiben. Ganz ehrlich, manchmal hätte ich lieber eine andere Diagnose, am liebsten wäre ich natürlich psychisch gesund aber wenn ich die vielen Vorurteile über BPS lese, schäme ich mich. Und ich frage mich, sind Menschen mit Borderline wirklich so unerträglich?[/quote




kurz und knapp ihr beide sprecht mir aus der Seele. Für mich Gewitter ist auch die Scham darüber manchmal ein Problem. Manchmal kann ich besser damit umgehen, aber ich wünschte mir auch von Herzen ich hätte gar keine PS, schon gar nicht Borderline. Ist wirklich mit sehr viel Vorurteilen behaftet.
Herzliche Grüße Montag


Ich will! Ich kann! Ich schaff das!

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