Freundin verstorben - erst jetzt begreife ich die Endgültigkeit.

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Möbius
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Beitrag Mi., 20.12.2017, 17:03

@ Miss Antroph

Diese Rituale haben ihren guten Sinn, mehr als einen ! Zunächst einmal wirst Du durch solche Rituale selbst aktiv. Bildlich gesprochen: Du rufst die Tote zu Dir, statt stets darauf zu warten, daß Du von der Toten "überfallen" wirst, wenn Du "unser Lied" im Radio hörst, ein Auto in "ihrer Farbe" siehst, usw. usw. Durch diese Rituale wird die Trauerarbeit auch Stück für Stück "eingehegt", lastet nicht mehr über dem ganzen Tag. Du tust auch aktiv etwas für die Tote, für Deine Erinnerung, räumst ihr in diesem formalen Akt einen Platz ein in Deinem Leben - der aber beschränkt ist. Trauerarbeit muß auch keineswegs immer "traurig" sein - in den romanischen Ländern feiert man fröhliche, zT sehr ausgelassene Feste für die Toten und mit ihnen. Trink ein Glas Wein mit ihr, iß mit ihr ihre Lieblingspizza, sing ihr Lied mit ihr - auch wenn Dir dabei die Tränen runterlaufen ... Du kannst Ihr auch ein Opfer bringen: wenn Du eine Flasche Wein aufmachst, kannst Du ein Glas für sie füllen und auf die Erde kippen. Wenn Du in der Stadt ein Croissant ißt - wirf einen Happen zu den Spatzen und denk an sie ...

Das sind alles nur Angebote, Ideen ... ich kenne Dich nicht, Eure Beziehung nicht, aber diese Beispiele illustrieren vielleicht, worauf ich hinauswill: aus dem Gespenst einen guten Geist zu machen !

Gruß
Möbius

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Nico
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Beitrag Mi., 20.12.2017, 18:34

@Miss_Antroph

Wie geht es dir eigentlich ganz grundsätzlich mit dem Thema sterben u Tod ?
Beschäftigst du dich damit oder grenzt du es aus ?
Ich meine das jetzt sowohl ganz allgemein als auch auf dich persönlich bezogen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Miss_Antroph
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Beitrag Do., 21.12.2017, 10:26

Zunächst einmal wirst Du durch solche Rituale selbst aktiv. Bildlich gesprochen: Du rufst die Tote zu Dir, statt stets darauf zu warten, daß Du von der Toten "überfallen" wirst, wenn Du "unser Lied" im Radio hörst, ein Auto in "ihrer Farbe" siehst, usw. usw.


Das klingt sehr sinnig. Und ich kann mir vorstellen, dass das funktioniert. Zumal ich eh ein Mensch bin, der "immer alles" unter Kontrolle habe möchte. Lassen wir dahin gestellt, wie fern das überhaupt machbar ist.
Trink ein Glas Wein mit ihr, iß mit ihr ihre Lieblingspizza, sing ihr Lied mit ihr - auch wenn Dir dabei die Tränen runterlaufen ... Du kannst Ihr auch ein Opfer bringen: wenn Du eine Flasche Wein aufmachst, kannst Du ein Glas für sie füllen und auf die Erde kippen. Wenn Du in der Stadt ein Croissant ißt - wirf einen Happen zu den Spatzen und denk an sie ...
Das klingt toll. Und damit haben wir an ihrer Beerdigung auch bereits angefangen. Ein Glas Ihres Lieblingsweins. Und ein Geschenk, da die Beisetzung direkt an auf ihrem 40. Geburtstag war.
Du bist zu schnell gelaufen für dein Glück. Nun, da du müde wirst und langsam gehst, holt es dich ein.

Friedrich Nietzsche
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Miss_Antroph
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Beitrag Do., 21.12.2017, 10:34

Wie geht es dir eigentlich ganz grundsätzlich mit dem Thema sterben u Tod ?
Hättest Du mich vor ihrem Tod gefragt, hätte ich gesagt, ich bin konform damit und habe keine Angst vor ihm.
Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.

Beschäftigst du dich damit oder grenzt du es aus ?
Davor ja. Und es gab sogar eine Zeit, in der ich über ehrenamtliche Sterbebegleitung nachgedacht habe. Im Moment versuche ich das Thema allerdings komplett zu vermeiden. Ich schalte um im Fernsehen. Ich versuche Gespräche zu lenken, wenn das Thema aufkommt.
Ich meine das jetzt sowohl ganz allgemein als auch auf dich persönlich bezogen.
Auch für mich persönlich habe ich darüber nachgedacht. Ich keine Angst nicht mehr da zu sein. Ich habe nur Angst vor dem Leid. Das Thema Sterbehilfe finde ich sehr wichtig. Es muss jedem möglich sein, selbstbestimmt sein Leid beenden zu können.

Der Austausch mit Euch hilft mir sehr. Dankeschön dafür.
Du bist zu schnell gelaufen für dein Glück. Nun, da du müde wirst und langsam gehst, holt es dich ein.

Friedrich Nietzsche
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Nico
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Beitrag Do., 21.12.2017, 14:52

Also Sterbebegleitung und Sterbehilfe beißen sich schon einmal.
Ich habe erst vor kurzem wiedereinmal ein Buch zum Thema gelesen und da stand, dass der überwiegende Teil jener die sich für Sterbebegleitung interessieren bzw. melden, dies mit dem Hintergrund tun, dass sie starke Probleme mit dem Thema sterben und Tod haben. Ob das stimmt weiß ich nicht, aber der Autor des Buches hat sehr lange Erfahrung mit dem Thema.

Weißt du das mit dem Leid bem Sterben ist so eine Sache.
Es steht immer im Raum, kommt aber selten vor.
In meinem Umfeld gab es eigentlich bis dato keinen einzigen Fall in dem groß gelitten würde, inclusive mein Vater der an Bauchspeicheldrüsenkrebs starb.
Ich hab ihn immer gefragt und er hat stets gesagt dass er keine Schmerzen hat, nur in den letzten 2 Tagen bekam er dann die volle Dröhnung an Schmerzmittel, aber da war er schon nicht mehr ansprechbar.
Hatte deine Freundin schlimme Schmerzen? Musste sie lange leiden ?
In meinem Umfeld kam der Tod ansonsten immer sehr schnell, Herzinfarkte, Unfälle, Suizid, Aortariss etc.
Ich behaupte nicht, dass es kein langes Leiden gibt, aber es ist bei weitem seltener als es dargestellt wird.

Du kannst dem Thema nicht ausweichen indem du z.B. wegschaltest, das Thema wartet auf dich und du wirst es angehen müssen wenn du zur Ruhe kommen möchtest.
Ich kenne das vom Thema Alkohol denn ich bin trockener Alkoholiker.
Als ich vor fast 30 Jahren meinen Entzug gemacht habe, wollte ich den Alkohol auch völlig aus meinem Leben verbannen. Kein Gasthaus, keine Werbung, keinen Tropfen daheim etc.etc.
Aber das bringt überhaupt nix, das Thema existiert und erst wenn man das voll und ganz akzeptiert, ist ein Leben in Ruhe und Ausgeglichenheit möglich.
Heute kann meine Frau in Ruhe neben mir ein Glas Wein trinken, ich gönne es ihr und freue mich wenn sie es genießt, es macht mir aber keinerlei Angst mehr.
Daher mein Rat, verstecke dich nicht sondern geh dem Thema aktiv entgegen.
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Miss_Antroph
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Beitrag Do., 21.12.2017, 16:14

Das finde ich sehr interessant, Nico.
Das ein Großteil der Menschen die sich für das Thema Sterbebegleitung interessieren eigentlich ihre eigenen Geister in den Griff bekommen wollen.

Warst Du dabei, als Dein Vater eingeschlafen ist?
Vielleicht fehlt mir genau dieser Teil. Ich war die zwei Tage bevor sie eingeschlafen ist an ihrer Seite. Sie war nicht mehr ansprechbar. Wurde beatmet. Ganz gelb, weil Leber und Nieren nicht mehr wollten. Diese Bilder schütteln mich halt. Obwohl ich es zu dem Zweitpunkt vor Ort als sehr friedlich erlebt habe.

Das Thema Sterbehilfe ist vielleicht auch deshalb eins, da ich grundsätzlich ein Problem damit habe, Dinge nicht unter Kontrolle zu haben. Es würde mir vermutlich ein Stück Sicherheit geben.
Als ich vor fast 30 Jahren meinen Entzug gemacht habe, wollte ich den Alkohol auch völlig aus meinem Leben verbannen. Kein Gasthaus, keine Werbung, keinen Tropfen daheim etc.etc.
Aber das bringt überhaupt nix, das Thema existiert und erst wenn man das voll und ganz akzeptiert, ist ein Leben in Ruhe und Ausgeglichenheit möglich.
Heute kann meine Frau in Ruhe neben mir ein Glas Wein trinken, ich gönne es ihr und freue mich wenn sie es genießt, es macht mir aber keinerlei Angst mehr.


Erst einmal Respekt. Gerade den Teufel Alkohol, der immer und überall präsent ist, zu besiegen ist eine große Leistung. Derzeit trinke ich auch mehr als mir lieb ist.

Und Du hast natürlich Recht. Am Ende des Tages muss man sich diesen Dingen stellen. Ich kann nicht umschalten bei einem unliebsamen Beitrag und die Vogel-Strauß-Taktik verwenden. Ich werde mich meine Geistern stellen. In kleinen Schritten.
Du bist zu schnell gelaufen für dein Glück. Nun, da du müde wirst und langsam gehst, holt es dich ein.

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Nico
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Beitrag Do., 21.12.2017, 16:34

Miss_Antroph hat geschrieben: Do., 21.12.2017, 16:14 Das Thema Sterbehilfe ist vielleicht auch deshalb eins, da ich grundsätzlich ein Problem damit habe, Dinge nicht unter Kontrolle zu haben. Es würde mir vermutlich ein Stück Sicherheit geben.
Das habe ich ja gleich vermutet.

Ja ich war bei ihm als er starb, meine Schwester war bis Mitternacht bei ihm, dann habe ich übernommen und um 7 Uhr Morgens ist er gestorben. Es war sehr friedlich und ruhig, etwas wofür ich sehr dankbar bin dass ich es erlebt habe.
Da war nix schreckliches, nichts schmerzhaftes, nichts vor dem man Angst haben müsste.
Ich muß allerdings sagen, dass ich mich schon sehr lange damit beschäftige, sehr viel zum Thema lese und der Tod für mich zu mir gehört. Da wird nix verdrängt oder zur Seite geschoben.
Die Nachtschwester hat mich beobachtet und sie hat mir das, ohne mich zu kennen, auf den Kopf zugesagt, dass ich Leben und Tod als das was es ist begriffen habe und es nur dadurch so ruhig, harmonisch und würdevoll ( ihre Worte) ablaufen konnte.

Möglich dass es für dich jetzt leichter wäre wenn du dabei gewesen wärst, es hätte dich aber auch völlig überfordern können.
Das weiß man nicht, ohne es erlebt zu haben.
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Miss_Antroph
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Beitrag Fr., 22.12.2017, 08:47

Die Nachtschwester hat mich beobachtet und sie hat mir das, ohne mich zu kennen, auf den Kopf zugesagt, dass ich Leben und Tod als das was es ist begriffen habe und es nur dadurch so ruhig, harmonisch und würdevoll ( ihre Worte) ablaufen konnte.
Das berührt mich sehr. Es klingt tatsächlich nach Ruhe, Erlösung und innerem Frieden. Das ist ein Geschenk, wenn man den Kreislauf des Lebens so verstehen und annehmen kann.

Möglich dass es für dich jetzt leichter wäre wenn du dabei gewesen wärst, es hätte dich aber auch völlig überfordern können.Das weiß man nicht, ohne es erlebt zu haben.
Ich habe auch keine Tendenz dazu, wie es gewesen wäre. Am Ende das Tages sollte es nicht so sein. Und ich bin dankbar, dass ich dennoch Abschied nehmen konnte ganz allein und intim.

Es hilft mir, durch Fragen und Ansichten von Euch über den Tod nachzudenken. Und über das Leben.

Miss
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lemon
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Beitrag Fr., 22.12.2017, 11:19

Es tut mir sehr leid Miss Antroph, dass du deine Freundin verloren hast und sie in so jungen Jahren sterben musste;
doch sie wurde erlöst von ihrem Leid und es geht ihr bestimmt jetzt gut (so denke ich mir das); zumindest ein kleiner Trost.

Ich finde Trauer etwas sehr natürliches und Wichtiges. Nur darf man sich von seiner eigenen Trauer nicht dauerhaft gefangen nehmen lassen. Auch glaube ich, gerade weil es so weh tut, gehört es auch dazu den zu Betrauernden innerlich frei zu geben und ihm das beste wünschen, verbunden mit der Dankbarkeit für das, was man von ihm erhalten hat.

Mir persönlich würde das Gebet sehr helfen;
als mein Vater starb habe ich im Gebet über Gott Verbindung aufgenommen. Da kann nicht jeder was mit anfangen; mich hat das sehr beruhigt und zufrieden gemacht.

Allerdings war mein Vater schon alt und sehr krank und wollte sterben und wurde endlich von seinem Leid erlöst. Da konnte ich gut Abschied nehmen und war am Tag zuvor noch bei ihm im Krankenhaus an seinem Bett gesessen. Ich vermisse ihn dennoch sehr und das wird auch ewig so bleiben.
Wie gerne würde ich mich manchmal wieder mit ihm beraten, er war mir ein so guter Gesprächspartner. Ich liebt ihn über alles, seit meiner Kindheit. Jetzt zur Weihnachtszeit kommen wieder viele Erinnerungen hoch, er war nämlich auch so ein Weihnachtsfan und genoss immer die Gemütlichen Tage und seinen Punsch und, und, und...
Miss_Antroph hat geschrieben: Do., 21.12.2017, 16:14 Warst Du dabei, als Dein Vater eingeschlafen ist?
Vielleicht fehlt mir genau dieser Teil. Ich war die zwei Tage bevor sie eingeschlafen ist an ihrer Seite. Sie war nicht mehr ansprechbar. Wurde beatmet.
Mir hat eine Palliativ-Krankenschwester erzählt (auf Station wo auch mein Vater lag zuletzt), dass sie glaubt, die Menschen sterben am liebsten alleine.
Sie hat schon sehr oft die Erfahrung gemacht, dass die Kranken starben als der Besucher mal kurz zur Toilette war oder eine Rauchen ging oder eben kurz den Raum verließ; oder auch nach einem Besuch.
Seither denke ich mir, vielleicht stimmt das so und sie können dann in Ruhe gehen und fühlen sich nicht festgehalten.

Nun ja, wir wissen das nicht, wir werden es erst sehen, wenn wir selbst sterben wie das ist.

Miss Antroph, wie hast du die Beerdigung deiner Freundin empfunden, magst du ein klein wenig davon berichten?

Hast du noch Verbindung zu Menschen, die deine Freundin auch sehr mochten und mit denen du über sie reden kannst?
Ich finde das sehr schön, wenn es diese Möglichkeit gibt.

Liebe Grüße
lemon
[center]Das, was wir Menschen am meisten brauchen,
ist ein Mensch, der uns dazu bringt,
das zu tun, wozu wir fähig sind.[/center]

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Miss_Antroph
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Beitrag Fr., 22.12.2017, 11:43

Es tut mir sehr leid Miss Antroph, dass du deine Freundin verloren hast und sie in so jungen Jahren sterben musste;
doch sie wurde erlöst von ihrem Leid und es geht ihr bestimmt jetzt gut (so denke ich mir das); zumindest ein kleiner Trost.
Dankeschön, Lemon. Ich glaube auch, und bin mir fast sicher, dass es eine Erlösung war. Das gibt tatsächlich Trost.
Ich finde Trauer etwas sehr natürliches und Wichtiges. Nur darf man sich von seiner eigenen Trauer nicht dauerhaft gefangen nehmen lassen. Auch glaube ich, gerade weil es so weh tut, gehört es auch dazu den zu Betrauernden innerlich frei zu geben und ihm das beste wünschen, verbunden mit der Dankbarkeit für das, was man von ihm erhalten hat.
Nach meinen Großvater ist meine Freundin der zweite Abschied für mich. Ich will jetzt nicht ins schwafeln verfallen, aber ich wohne seit ich gerade 16 bin alleine ohne jeglichen Kontakt zu Familie und Angehörigen. Aus guten Gründen. Vermutlich habe ich generell Angst vor Verlust. Das mit dem Loslassen fällt mir nicht so leicht. Aber Du hast Recht. Das ist der erste Schritt.
Wie gerne würde ich mich manchmal wieder mit ihm beraten, er war mir ein so guter Gesprächspartner. Ich liebt ihn über alles, seit meiner Kindheit. Jetzt zur Weihnachtszeit kommen wieder viele Erinnerungen hoch, er war nämlich auch so ein Weihnachtsfan und genoss immer die Gemütlichen Tage und seinen Punsch und, und, und...
Ich verstehe absolut was Du meinst. Gerade in dieser Zeit wiegt der Verlust noch schwerer. Ich habe Angst vor Sonntag. Weil wir immer zusammen gefeiert haben. Sie, eine andere Freundin und ich. Wir drei gegen den Rest der Welt.
Mir hat eine Palliativ-Krankenschwester erzählt (auf Station wo auch mein Vater lag zuletzt), dass sie glaubt, die Menschen sterben am liebsten alleine.
Sie hat schon sehr oft die Erfahrung gemacht, dass die Kranken starben als der Besucher mal kurz zur Toilette war oder eine Rauchen ging oder eben kurz den Raum verließ; oder auch nach einem Besuch.
Seither denke ich mir, vielleicht stimmt das so und sie können dann in Ruhe gehen und fühlen sich nicht festgehalten.
Das habe ich auch gelesen. Vielleicht fällt es tatsächlich leichter zugehen, wenn einem niemand mehr festhält. Ich hatte mich vorher sehr in das Thema eingelesen. Gehofft, dass mir die sachliche Auseinandersetzung hilft. Aber auch, weil ich nichts verkehrt machen wollte. Ich wusste ja nicht, möchte sie noch berührt und gestreichelt werden oder ist es ihr unangenehm. Soll ich mit ihr sprechen über schöne Zeiten und einfach nur da sein.
Miss Antroph, wie hast du die Beerdigung deiner Freundin empfunden, magst du ein klein wenig davon berichten?

Hast du noch Verbindung zu Menschen, die deine Freundin auch sehr mochten und mit denen du über sie reden kannst?
Ich finde das sehr schön, wenn es diese Möglichkeit gibt.
Die Beerdigung war furchtbar. Es war an ihrem 40. Geburtstag. Ich musste mich so zusammenreißen mich nicht zu übergeben. Aber im Anschluss haben wir im ganz kleinen Kreis mit den Engsten, ihren Geburtstag "gefeiert". Haben uns die Fotos der letzten 15 Jahre angeschaut. Ihre Musik gehört. Mit "ihr" getrunken und sogar gelacht. Es war traurig schön.

Und unsere Dritte im Bunde und ich sind nach wie vor zusammen. Wir reden zusammen. Lachen zusammen. Und manchmal weinen wir halt auch. Schlussendlich muss ich sagen, ich kann dankbar sein, so tolle Menschen gehabt zu haben und weiterhin zu haben.

Ich bedanke mich wirklich aufrichtig für Euer Interesse, Eure Gedanken und Eure Zeit.
Du bist zu schnell gelaufen für dein Glück. Nun, da du müde wirst und langsam gehst, holt es dich ein.

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lemon
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Beitrag Fr., 22.12.2017, 12:09

Nach meinen Großvater ist meine Freundin der zweite Abschied für mich. Ich will jetzt nicht ins schwafeln verfallen, aber ich wohne seit ich gerade 16 bin alleine ohne jeglichen Kontakt zu Familie und Angehörigen. Aus guten Gründen. Vermutlich habe ich generell Angst vor Verlust. Das mit dem Loslassen fällt mir nicht so leicht. Aber Du hast Recht. Das ist der erste Schritt.
Das tut mir sehr leid Miss Androph, dass du alleine bist; jedoch ist es alleine mit sich selbst schön friedlich und es ist besser als eine Familie die weh tut.
Die Beerdigung war furchtbar. Es war an ihrem 40. Geburtstag. Ich musste mich so zusammenreißen mich nicht zu übergeben. Aber im Anschluss haben wir im ganz kleinen Kreis mit den Engsten, ihren Geburtstag "gefeiert". Haben uns die Fotos der letzten 15 Jahre angeschaut. Ihre Musik gehört. Mit "ihr" getrunken und sogar gelacht. Es war traurig schön.

Und unsere Dritte im Bunde und ich sind nach wie vor zusammen. Wir reden zusammen. Lachen zusammen. Und manchmal weinen wir halt auch. Schlussendlich muss ich sagen, ich kann dankbar sein, so tolle Menschen gehabt zu haben und weiterhin zu haben.

Ich bedanke mich wirklich aufrichtig für Euer Interesse, Eure Gedanken und Eure Zeit.
Ich bedanke mich für deinen Thread, so kann ich mich ein wenig einfühlen in eine Trauer um einen liebsten Menschen.
Ich bin sehr froh, dass ich bisher nur den Tod von alten Menschen erfahren habe. Ich finde, wenn ein alter Mensch stirbt, der ein schönes Leben hatte ist das leichter zu verkraften (oder nur ich denke so, weiß ich ja wieder nicht).

Ich freue mich für dich, dass du noch eine Freundin hast Miss Androph.
Ich habe ja auch noch M. Nur hat M. nicht so viel Zeit, da sie seit ein paar Jahren einen Freund hat. Das ist schon in Ordnung für mich, doch hatten wir halt immer Zeit, wir drei, wenn auch mal eine keinen Partner hatte, oder wenn zwei grad keinen Partner hatten, dann haben die sich zusammen getan - bestimmt verstehst du wie ich meine. Ich habe über Weihnachten meine Töchter und meine Familie, das wird auch sehr gemütlich. Jedoch Silvester bin ich dieses Jahr alleine, aber da mache ich es mir schön gemütlich und unser Kater ist sicher froh Gesellschaft zu haben, der hat immer riesige Angst und ich lasse ihn an Silvester nicht raus... nun komme ich aber ins plaudern ...
Einen kleinen Hoffnungsschimmer habe ich noch, dass unsere Freundschaft wiederbelebt werden kann.

Verbringst du nun Weihnachten mit der anderen Freundin Miss Androph, zu zweit? Das wird sicher sehr traurig, ist ja dann das erste Weihnachten zu zweit. Aber vielleicht wirds auch in Dankbarkeit ein wenig glücklich. Irgendwann werdet ihr alle drei wieder aufeinander treffen (so glaube ich das).

Ich freue mich sehr über deinen Thread und bedanke mich auch, dass du mir schon sehr weiter geholfen hast. Ehrlich gesagt hat mich dein Thread ermutigt auch einen zu eröffnen :)
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Ayurveda07
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Beitrag Mo., 25.12.2017, 21:41

Miss_Antroph hat geschrieben: Di., 05.12.2017, 11:32 Wie seid Ihr mit dem Verlust umgegangen? Kann ich irgendwas tun, dass sie mir nicht mehr so fehlt?
Es tut mir sehr Leid für deinen Verlust. Während der Weihnachten habe ich auch viel über meinen eigenen Verlust nachgedacht. Es ist schon sehr lange her und war auch anders, aber trotzdem: Plötzlich, unerwartet und brutal.

Wie bin ich damit umgegengen? (muss vielleicht erwähnen, daß ich auch selbst schwer verletzt war und über den Tod meines Liebsten Menschen erst Wochen später erfahren habe). Nein...eigentlich können wir unsere Situationen nicht vergleichen....oder doch..?

Deine Frage war ja eher, ob der Schmerz irgendwann weniger wird? Ja, es wird weniger. Es kommt und geht.
Nach der ersten "Schockstarre" waren die ersten ca. 2-3 Jahre wie "verschwommen" für mich. Ich kann/will mich immer noch kaum an die ganze Zeit erinnern.

Mir haben in dem Schock/Trauer tägliche Rituale geholfen, die ich fast "manisch" verfolgt habe. Sehr aggressive Musik, aber auch Bücher und Gedichte haben mir geholfen. Später auch eine völlig neue Umgebung und neue Ziele, neue Kulturen, neue Ziele, neue Hobbys und neue Menschen um mich herum.

Eigentlich kann ich dir nur antworten, daß die Zeit hilft. Ja, nur die Zeit. Irgendwann wird der Schmerz erträglicher und du kannst an deine Freudin denken, ohne weinen zu müssen. Es kann aber lange dauern. (sehr lange)

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Miss_Antroph
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Beitrag Fr., 05.01.2018, 10:11

Die Feiertage sind überstanden. Und das ist gut so. Es gab Tränen, aber wir haben auch viel gelacht.
Alle Eure Beiträge und Gedanken haben mir ein bisschen geholfen und über mich, den Tod und Verlust nachzudenken.
Zu einem Ergebnis bin ich nicht gekommen. Aber ich spüre jetzt, dass der Tod zum Leben dazugehört.

Danke nochmals an Euch.
Du bist zu schnell gelaufen für dein Glück. Nun, da du müde wirst und langsam gehst, holt es dich ein.

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neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Do., 25.01.2018, 15:40

@Miss_Antroph:
Ich erlaube mir, eine ähnliche Erfahrung zum gleichen Thema in deinen Thread zu posten. Mir geht es mit der Situation sehr ähnlich, nur war es in meinem Fall ein sehr guter Freund aus der Schulzeit. Man weiß noch, wie man sich gemeinsam diverse Alkoholscherze erlaubt hat und dabei nicht erwischt wurde und sonst sehr viel Blödsinn erlebt hat. Und plötzlich ist die Person weg?! Vorige Woche war ich wo eingeladen und im Zuge dessen traf ich auf etliche Mitschüler aus meiner letzten Klasse.

In diesem Moment hat man wieder gesehen, wie arg so etwas ist und dass man die Endgültigkeit nie zu 100% begreift.
Der besagte Freund ist vor ein paar Jahren im Hochsommer verstorben. Er kam in der Oberstufe in unsere Klasse und somit war ich 3 Jahre mit ihm gemeinsam in der Schule. Haben uns sofort verstanden und man merkte, er sei ganz anders als die anderen Burschen aus der Klasse (kein Science Fiction Freak, nichts mit Zocken am Hut usw.). Da ich mich mit ihm direkt angefreundet habe, ging ich von einem auf den anderen Tag regelmäßig fort, was die anderen erst am Ende dieses Schuljahres machten. Im Wesentlichen haben Jimmy (nennen wir ihn einfach einmal so) und ich sehr viel unternommen, er war der einzige Mitschüler, mit dem ich nach der Matura nach wie vor Kontakt hatte. Wenn ihr wissen wollt, wie ich bemerkte, dass mit ihm etwas Gravierendes anders/falsch sei, kann ich das noch erläutern. Das soll aber nicht gleich Thema des ersten Beitrags sein. Sagt es, falls ihr dazu einen Beitrag wollt.
Vor einer Woche war ich wiegesagt auf einer Party von einem anderen Schulfreund eingeladen, der interessanterweise auch mit fast allen Burschen aus meiner letzten Klasse Kontakt hat. Somit war das im Grunde wie ein kleines Klassentreffen, was zumindest die Herren betrifft. Natürlich kam so ein Statement, dass es fast der männliche Teil der ehemaligen Klasse sei, nur eben ohne Jimmy.
Vor ca. 10 Jahren war beim gleichen Gastgeber eine Silvesterparty, wo auch Jimmy dabei war. Das hat uns vorige Woche natürlich auch nochmals "eingeholt". Die anderen waren mit ihm im Endeffekt nicht so dick befreundet wie ich, von dem her hat mich sein Tod am meisten getroffen. Aber ich kann inzwischen damit umgehen und anderen von dieser Erfahrung erzählen, wenn man einen guten Freund aus der Schulzeit kurz danach für immer verliert. Habt ihr ähnliche Situationen durchstehen müssen? Es gab jedenfalls in den ersten Wochen nach der Tragödie auf FB direkt eine Gruppenunterhaltung von unserer ehemaligen Klasse. Auffällig viele fragten mich zu Jimmys Tod aus, weil wir halt doch sehr gut befreundet waren. Auch das war für mich eine schlimme Sache, da es mich einfach ankotzte, wie die meisten solche Fragen nur aus Neugier stellten und überhaupt nicht nachdachten, ob ich eigentlich schon bereit sei, darüber zu sprechen.

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