Therapieunfähig - Was passiert mit solchen Patienten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 11.11.2021, 12:24

Ich würde mal sagen einige Leute sind deswegen therapieunfähig weil sie keine Therapie wollen. Weil sie zwar wollen dass es ihnen besser geht aber an sich selbst nichts veärndern wollen. Die gehen zu einer Therapie mit der Haltung "wasch mich aber mach mich nicht nass".
In so einem Fall wird der Therapeut so wie andere Leute im sozialen Umfeld dann maximal dazu verwendet um ihn vollzujammern wie schlecht es einem doch geht, aber jede Anregung wie die Situation zu verbessern wäre wird abgeschmettert.

In dem Fall kann der Besuch von Therapiestunden natürlich nicht helfen. Das trifft generell auf alle Leute zu die stark narzisstisch sind.

Und dann gibt es die Fälle wo die Krankenkasse Therapieformen die helfen würden einfach nicht zahlt. Damit jemand der oder die das möchte Therapie machen kann muss halt auch eine passende Therapie zur Verfügung stehen.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 11.11.2021, 12:27

lisbeth hat geschrieben: Do., 11.11.2021, 08:55 An solchen Dingen kann man zB auch während eines Klinikaufenthaltes intensiver arbeiten.

Gibt auch Leute denen es schlecht geht für die ein Klininksetting so wie es in unseren Kliniken stattfindet ungeeignet ist. Die haben dann die A-Karte gezogen.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 11.11.2021, 22:37

ja klar, auch diese Menschen gibt es. Menschen denen es (vorübergehend) zu schlecht geht für eine psychotherapeutische Behandlung. Da gilt es dann erst einmal aufzubauen, je nachdem woher dieses "zu schlecht" kommt.
Es ist ja ein Unterschied ob jemand z.B. aufgrund von Anorexie zu wenig Gewicht hat um noch therapeutisch arbeiten zu können, ob jemand in der Sucht hängt, körperlich nicht in der Lage ist, trauert oder oder

Es gibt aber auch ganz unterschiedliche Kliniken und Angebote und Therapierichtungen.
Natürlich ist es nicht leicht das richtige zu finden und einen Platz zu kriegen, aber Möglichkeiten gibt es und in Kliniken werden auch Sachen angeboten die ambulant nicht bezahlt werden


Waldschratin
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Beitrag Fr., 12.11.2021, 11:06

Ich frag mich, woher dieses einseitige Denken über Therapie überhaupt kommt...?

Ist doch bei körperlichen Erkrankungen auch so, dass nicht immer geheilt werden kann. Auch da gibt es "austherapiert". Und da ist das kein allgemeines Thema, das wird komischerweise verstanden.
Nur bei Psychotherapie, da "muss" zu helfen sein...?

Als wäre eine echte psychische Erkrankung nicht mehr als ne bloße "Verstimmung", die man recht gut überwinden kann, wenn nur genug von Behandlern "gemacht" wird.

Ich wünsche mir da ehrlich mal ein bissl mehr Anerkennung, wie "ernsthaft" psychische Erkrankungen sind.

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Montana
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Beitrag Fr., 12.11.2021, 11:56

Und dann auch bitte in die Richtung, dass nach dem Ende des Kontingentes nicht zwangsläufig die Therapie endet und je nachdem ein Absturz ins Bodenlose erfolgt. Tatsächlich werden ja Therapien auch verweigert, weil eine Heilung nicht möglich ist und "man kann schließlich Therapie nicht bis zum Lebensende bezahlen". Dabei kann Therapie stabilisieren, Lebensqualität erhalten, Klinikkosten einsparen, sogar Leben retten, auch ohne Heilung. Man nimmt körperlich kranken auch nicht die Versorgung mit Schmerzmitteln weg, wenn eine Heilung ausgeschlossen ist. Auch wenn man mitunter hart kämpfen muss, um adäquate Mittel zu bekommen, weil man Schmerz eben nicht objektiv messen kann, so besteht doch zumindest Konsens darüber, dass jeder möglichst wenig Schmerzen haben soll.

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Sinarellas
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Beitrag Fr., 12.11.2021, 12:35

wobei ich mir echt schwer tue, wenn kategorisch ein klinisches setting absolut und total gekantet wird.
Hab so oft gehört, wie klinisches Setting ("das ist voll der schlimme trigger für mich"eine typische grundaussage, warum egal was nicht und niemals funktionieren kann) kategorisch ausgeschlossen wird. zustätzlich aber bitte 500h psychotherapie, am besten 3x die woche und eiegntlich eine rundumbetreuung nur halt nicht in einer Klinik. Da bin ich dann raus, statt nur Probleme zu sehen und zu generieren sollte man dann vielleicht mal schauen, was man braucht um auch eine adäquate Therapie in anspruch nehmen zu können.
..:..

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Montana
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Beitrag Fr., 12.11.2021, 12:55

Nachdem ich mehrfach in Kliniken war, bin ich da absolut desillusioniert.
- Wartezeiten von 12 Monaten und länger
- zeitliche Begrenzung je nach Klinik auf 6 bis 10 Wochen
- Redeverbote über Kernthemen im Einzel mit der Begründung: in der Kürze der Zeit geht es nicht, das stationäre Setting ist dafür nicht geeignet, bitte ambulant bearbeiten
- Redeverbot über Kernthemen in Gruppen mit der Begründung, das würde die anderen belasten
- Ausfälle, Ausfälle, Ausfälle wegen Personalknappheit, Urlaub und Krankheit (z.B. war mal die einzige Sozialarbeiterin während meines gesamten Aufenthalts krank ohne Vertretung, Einzeltherapeutin drei Wochen im Urlaub usw.)
- erneute Aufnahme "nach Plan" für Kassenpatienten frühestens nach zwei Jahren, private nach sechs Monaten
- in zwei Traumakliniken durfte ich jeweils gar nicht ein zweites Mal kommen, Begründung 1: bei mir sei nichts mehr zu retten, Begründung 2: aufgrund von anhaltendem Personalmangel wurde die Bezugspflege abgeschafft und Leute mit schwereren Erkrankungen nicht mehr aufgenommen

So, und das sind KEINE Ausreden. Da steckt viel, sehr viel Aufwand von meiner Seite dahinter. Denn ein Klinikaufenthalt in einer geeigneten Klinik wird einem ja wirklich nicht hinterhergeworfen. Wenn man dann irgendwann zu dem Ergebnis kommt, dass das auf diese Weise nichts bringt, dann kann man mit den Bemühungen auch aufhören.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 12.11.2021, 14:46

auch ich habe leider ausreichend Klinikerfahrung.
Natürlich kann ich nicht sagen wie es mir ohne die Klinikaufenthalte gegangen wäre. Es waren ja leider mehrere und sie sind länger her.
Es waren auch so mittelprächtige dabei, und sehr sehr schlichte, nutzlose.

Meine Therapeutin sieht bei mir zum Glück keine Notwendigkeit für einen weiteren Klinikaufenthalt. Ich auch nicht.
Würde sie dafür plädieren dann würde ich mir mit ihr genau ansehen wohin, warum, wo. Und auch meine Erfahrungen und Bedenken sehr genau einbringen.
Ich kann verschiedene Dinge nicht. Nicht weil ich nicht will! Störungsbedingt. Ich kann und will aber an mir arbeiten und mache das auch.

Ich kann jeden verstehen der nicht noch eine miese Klinikerfahrung drauf setzen möchte.
Aber natürlich sollte gerade Klinik nicht abgelehnt werden weil das ja ein "trigger" ist oder weil man da an den Problemen arbeiten soll und muss.

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ENA
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Beitrag Fr., 12.11.2021, 15:36

Ich greife mal ein paar Aspekte auf, vom Mitlesen hier (nicht Alles gelesen):

Sozialpsychiatrischer Bereich: Ich denke, dass "Therapieunfähigkeit" (wenn man es dann so bewerten kann und möchte) nicht gleich bedeutend damit ist, dass das solche Leute sind, die nur noch im sozialpsychiatrischen Bereich oder Behindertenwerkstätten passen. Ich glaube, dass auch Menschen, die arbeiten gehen und Kontakte haben, Themen haben können, wo sie nicht weiter kommen, Therapie anfangen haben und daran verzweifeln, weil Ihnen (bisher) noch nichts davon hilft.

Ziele: Ich denke, es kommt wirklich darauf an, was man ändern möchte, welchen Zustand man erreichen möchte und was man akzeptieren kann. Nicht jeder muss "Topleistung" im Bereich x haben und "alles perfekt" gibt es wohl eh nicht.
Also, mit was von dem, wie es bei einem ist, kann man leben, wo macht vielleicht auch eine äußere Veränderung eine wirkliche Steigerung des Wohlbefindens aus (Rahmenbedingungen, Wohnumfeld,...), was kann man akzeptieren, sich umorientieren (im Tun, im Denken,...) oder auch nicht?

Methoden: Ja, ich finde auch, dass es auf die Methoden ankommt, aber natürlich auch auf die Helferpersonen. Schade ist, dass man Vieles selber bezahlen muss, wobei es gut ist, dass so Einiges bezahlt wird.

Atemübungen: Die können ausgleichend, entspannend wirken, dass man mehr zu sich, zur eigenen Mitte kommt, sich mehr spürt, ruhiger wird, der Körper besser durchblutet wird,etc. .

Stationär vs. ambulant, Gruppe vs. Einzeln: Ich würde auch lieber Einzel machen und bin mir nicht sicher, ob Gruppenarbeit für ein paar Wochen wirklich ausreichen würden, um etwas nachhaltig verändern zu können. Man kann auch was aus Gruppen lernen, aber bei 4-6 Wochen lernt man sich nicht wirklich kennen - Thema Vertrauen und öffnen. Kommt aber sicher auch darauf an, wofür man die Gruppe braucht.

Was ich mich frage: Wenn man viel Therapie gemacht hat und das Gefühl hat, es reicht (nicht unbedingt nur, weil man den Eindruck hat, dass man "Alles, was man suchte, für sich erreicht hat", sondern auch, weil man nicht mehr kämpfen möchte, einfach leben will, ohne diese zusätzlichen Auseinandersetzungen,..., wo geht man dann hin und kann es wirklich ausreichen, mit dem zu leben, wie man ist? Wie kommt man zu dem Gefühl hin?
Hier gab und gibt es Leute, die viele Jahre Therapie gemacht haben und auch mehrmals wöchentlich. ...und es gibt Leute, die es immer noch tun (selbstbezahlte PA nach vielen hundert Sitzungen, etc.) . ...und ich weiß, dass manche schrieben, dass es erstmal soweit gut ist, aber sie sich xy noch anschauen möchten. ...Ich find das gut. ...aber...man ist ja irgendwie doch nicht "ganz fertig", weil man eben nicht perfekt ist. Ist also auch die Entscheidung, wieviel Therapie man noch machen MÖCHTE. ....Also eigentlich ist für mich die Frage, ab welchen Punkt man akzeptieren kann, wie man ist und das Punkt x und y einfach so ist. ...und wie man da dann seine "Nischen" findet, seinen Bereich, wo man damit gut möglichst leben kann, wie man ist (mit Pro´s und Contra´s etc.).

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Charlie Foxtrott
Forums-Insider
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Beitrag Fr., 12.11.2021, 18:00

Montana hat geschrieben: Fr., 12.11.2021, 12:55 Nachdem ich mehrfach in Kliniken war, bin ich da absolut desillusioniert.
- Wartezeiten von 12 Monaten und länger
- zeitliche Begrenzung je nach Klinik auf 6 bis 10 Wochen
- Redeverbote über Kernthemen im Einzel mit der Begründung: in der Kürze der Zeit geht es nicht, das stationäre Setting ist dafür nicht geeignet, bitte ambulant bearbeiten
- Redeverbot über Kernthemen in Gruppen mit der Begründung, das würde die anderen belasten
- Ausfälle, Ausfälle, Ausfälle wegen Personalknappheit, Urlaub und Krankheit (z.B. war mal die einzige Sozialarbeiterin während meines gesamten Aufenthalts krank ohne Vertretung, Einzeltherapeutin drei Wochen im Urlaub usw.)
Ja. Montana, leider habe ich das auch so erlebt, vor allem die Redeverbote waren echt belastend, zumal ich ja hochmotiviert und voller Hoffnung angereist war und fast geplatzt wäre. Und dann wurde ich entlassen mit der Auflage, mir doch ambulant was zu suchen und ambulanter Thera lässt mich wieder auflaufen und dann bin ich wirklich geplatzt. Was zur Folge hatte, dass mir nahegelegt wurde, es wieder in einer Klinik zu versuchen usw. usf. :kopfschuettel:
Ich sehe da 2 Lösungen: 1.) Suchen, suchen, suchen. Und dann bei neuer/m Thera ganz ruhig bleiben, auch wenns schwer fällt und ausstrahlen: ja, ich bin stabil genug. Belege anführen.
2.) Bei uns in der Uniklinik gibt es theoretisch eine Station für schwer vermittelbare Patienten.
3.) Die Traumaambulanz fällt bei uns flach, ist nur für BG, Unfallkasse und Geflüchtete und hat 2 Jahre Wartezeit, dabei sollte sie doch eigentlich dazu da sein, Akutbehandlungen anzubieten. Wurde mit einer völlig unspezifischen Therapeutenliste weggeschickt, die nicht mal angibt, ob VT oder TfP, geschweige denn Traumatherapeuten verzeichnet hatte.


Waldschratin
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Beitrag Fr., 12.11.2021, 18:19

ENA hat geschrieben:Was ich mich frage: Wenn man viel Therapie gemacht hat und das Gefühl hat, es reicht (nicht unbedingt nur, weil man den Eindruck hat, dass man "Alles, was man suchte, für sich erreicht hat", sondern auch, weil man nicht mehr kämpfen möchte, einfach leben will, ohne diese zusätzlichen Auseinandersetzungen,..., wo geht man dann hin
Es gibt doch aber nicht nur und ausschließlich Therapie, wenn man Konflikte in sich lösen möchte oder sich weiterentwickeln.
Psychotherapie ist doch "eigentlich" für Menschen mit psychischer Erkrankung da.
Ambulante Psychotherapie für die Klienten, die dazu im Stande sind. Also in bestimmten Maße eigenverantwortlich und selbstständig an sich arbeiten können.

Es gibt doch auch noch vieles mehr außer Psychotherapie: Coaching könnte was sein, Ergotherapie, manchmal schlicht und ergreifend eine Sportart, oder ein Ehrenamt oder oder oder, die einem zu mehr Selbstwert etc. verhelfen kann.

Mich irritiert diese Fixation auf Psychotherapie und dann natürlich den/die Thera dazu als "einzig denkbare" Möglichkeit, mit sich ins Reine zu kommen und Frieden mit sich zu schließen.
(Nicht persönlich an dich gerichtet, ENA, ich meine das allgemein)

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 12.11.2021, 22:05

Sinarellas hat geschrieben: Fr., 12.11.2021, 12:35 wobei ich mir echt schwer tue, wenn kategorisch ein klinisches setting absolut und total gekantet wird.
Hab so oft gehört, wie klinisches Setting ("das ist voll der schlimme trigger für mich"eine typische grundaussage, warum egal was nicht und niemals funktionieren kann) kategorisch ausgeschlossen wird.

Wenn für jemanden 2-3 Sitzungen am Tag aufgrund der mangelnden Leistungsfähigkeit (zB Konzentration) zu viel ist dann passt Klinik nicht. Wenn man sehr schnell reizüberflutet ist wenn man den ganzen Tag mit vielen anderen Menschen verbringen muss, in den Gruppen zuhören und reden muss etc, dann ist es völlig unmöglich ein stationäres Psychotherapiesetting mitzumachen. Wenn man es nicht schafft in einem Mehrbettzimmer zu genug Schlaf zu kommen kann man so einen Aufenthalt knicken.

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Pinguin Pit
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Beitrag Fr., 12.11.2021, 23:21

Metropolis, wenn das alles zutreffen würde, wären die psychosomatischen Kliniken leergefegt, weil die meisten Leute dort genau diese Probleme haben und demnach ein klinisches Setting nicht möglich wäre. Ich war in 3 Kliniken und es gab immer eine Eingewöhnungsphase und es wurde immer betont, dass Veranstaltungen verlassen oder ausgelassen werden können bei Überforderung, man musste das nur anmelden und ggf gab es dann noch Gespräche mit BezugspflegerInnen. Und Ruhezeiten, Ruhezonen kann man sich suchen, man ist ja nicht an die Anderen angekettet. Und auch ein Mehrbettzimmer: als ewiger Single habe ich das 3-Bettzimmer in der letzten Klinik auch überlebt, die Erfahrung war sogar sehr positiv.
Man muss ja nicht noch Öl in's Feuer giessen was Klinik angeht.
Die Vergangenheit ist nicht tot - sie ist nicht einmal vorbei. (William Faulkner)


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 13.11.2021, 00:09

Hallo ENA
Was ich mich frage: Wenn man viel Therapie gemacht hat und das Gefühl hat, es reicht (...) wo geht man dann hin und kann es wirklich ausreichen, mit dem zu leben, wie man ist?
Meiner Erfahrung nach ist ein Problem an Psychotherapien, dass man nur denkt, man müsse verändern, beseitigen, analysieren, ....
Ich habe in meinen 16 Psychotherapie nicht lernen können die Dinge zu akzeptieren wie sie sind und zu lernen mit den Dingen, so wie sie sind, umzugehen.
Es ging immer nur um verändern, um Symptombeseitigung, um Analysieren, ... bis sich bei mir herausstellte, dass ich an meinen Symptomen gar nichts ändern kann. Die Ursache meiner Symptome war keine psychische.

Ich musste selber lernen die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Eine derartige Hilfe erhielt ich in Psychotherapien nicht. Auch nicht als klar war, dass die Ursache bei mir keine psychische ist. Selbst da lag der Fokus der Psychotherapie auch weiterhin nur auf Verändern, auf Symptombeseitigung, auf Analysieren, ... nicht aber darauf zu lernen mit dem Ist-Zustand umzugehen und diesen zu akzeptieren.
aber...man ist ja irgendwie doch nicht "ganz fertig", weil man eben nicht perfekt ist.
Kann der Mensch "fertig werden?"

Wenn ich an meine Psychotherapien denke, ... Es gab ständig neue Themen. Heute war es "ich habe geträumt ...", morgen war Thema "ich denke darüber nach, ...", übermorgen hat man sich über jemanden geärgert, ...

Fertig ist man erst, wenn man tot ist. Bis zu diesem Tag passiert immer etwas Neues. Neue Probleme, neue Herausforderungen, ... Jeder Tag verändert mich aufs Neue. Heute lerne ich das, morgen stehe ich vor Problem X, ... Es gibt keinen Stillstand.

Wenn Menschen fragen "Wo gehe ich hin, wenn meine Therapie fertig ist?", dann frage ich mich, was in Psychotherapien schief läuft, so dass man das Gefühl entwickelt, lebenslang Psychotherapie oder andere Hilfe zu brauchen, ... wenn man sich nach Endlos-Psychotherapie immer noch die Frage stellt, ob es ausreicht mit dem zu leben, wie man ist.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Shukria
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Beitrag Sa., 13.11.2021, 04:40

Jenny Doe hat geschrieben:
Wenn ich an meine Psychotherapien denke, ... Es gab ständig neue Themen. Heute war es "ich habe geträumt ...", morgen war Thema "ich denke darüber nach, ...", übermorgen hat man sich über jemanden geärgert, ...
Echt sowas hast du in Therapie besprochen 🙄
Meine Themen sind da leider sehr stabil, ich will keine Panikattacken mehr haben. Alles was Alltag betrifft, so wie du oben beschreibst, das bereden ich mit Freunden. Alles was mit denn Panikattacken zu tun hat, Erinnerungen, Emotionen, Situationen die diese auslösen bespreche ich in der Therapie. Für mich ist damit das Ende von Beginn an, inhaltlich, relativ klar definiert. Und auch die Schritte dorthin.

Schade das du niemanden gefunden hast der mit dir am Annehmen statt am Verändern arbeiten wollte. Obwohl ich mich grad frage ob wenn du lernst Dinge die unveränderbar sind anzunehmen... Verändert sich ja auch was, deine innere Haltung. Schade, daß das bei dir nicht mgl war, das wäre ja durchaus ein sinnvolles und realisierbares Therapieziel gewesen.

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