Wie verliebt man sich in seinen Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lilly111
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Beitrag Di., 24.01.2012, 22:31

Fast Forward hat geschrieben:Lilly111, deine Geschichte mit der Fortbildung finde ich ein ganz tolles Beispiel Du hast dort bestimmt viiiiel gelernt, weil du gefühlsmäßig voll dabei warst, oder?
Hey, nicht *pieksen*, sonst fange ich hier seitenweise an zu schwärmen.

Aber ja, es stimmt, dass ich da sehr viel gelernt habe. *Klick* hatte es praktischerweise gleich am zweiten Tag gemacht und damit waren die Weichen gestellt. Das stachelte meinen Ehrgeiz an, ich wollte durch Leistung "glänzen". Oder wenigstens durch halbwegs intelligente Fragen. Hinzu kam, dass er eine ganz phantastische Methodik hatte. Na gut, er hatte Psychologie studiert, das konnte er nicht ganz verbergen.

Das Ergebnis war ein überdurchschnittlicher Lernerfolg (war in dem Fall unmittelbar an einer Punktezahl ablesbar). Es ist wohl tatsächlich so, dass man in diesem "Zustand" sehr viel aufnahmefähiger ist. Man "saugt" förmlich alles ein, was da gerade vermittelt wird. Und ist generell lernbereiter. Ich habe jeden Tag zusätzliche Hausaufgaben gemacht. Weil es Spaß gemacht hat!! Sich mit der Thematik zu befasssen, wieder ein Stückchen weiter zu sein, und ja, vielleicht auch ein kleines bisschen um mit dem zusätzlichen Wissen zu imponieren.

Irgendwie hatte das eine gegenseitige Dynamik. Er merkte natürlich recht schnell, dass mir das unheimlich Spaß macht und hat sich im Gegenzug sehr um mich bemüht. Als Lehrer! Da gab es innerhalb des regulären Unterrichts öfter mal halben Privatunterricht. Er hat mir solange ein Problem erklärt, bis bei mir das Lichtlein aufging und niemals vorher locker gelassen.

Ich bin dankbar, dass sich unsere Wege für diese begrenzte Zeit gekreuzt haben.

... mal so als Positivbeispiel, wie sich richtig schön verliebt auch auswirken kann

Lilly
... as stubborn as a mule.

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Tigerkind
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Beitrag Mi., 25.01.2012, 09:55

@montagne: Danke, für das raussuchen, ich hatte das übersehen. Und klappt das jetzt bei Dir immer ? Ich meine das ist ja dann echt schön, kannst Du dafür noch ein Beispiel bringen, ist nicht schlimm, falls nicht, hätte mich jetzt einfach mal interessiert, weil bei mir ist das alles auch schon viel besser geworden, aber so 100 % zufrieden bin ich eigentlich noch nicht.
Klar, Allstagsstreß gehört dazu, aber mich "streßt" es doch sehr. Und bei Dir ist das jetzt gar nicht mehr so ? Würde ich auch gerne hinkommen.

Liebe Grüße

Tigerkind
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-


montagne
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Beitrag Mi., 25.01.2012, 10:33

@Tigerkind:
Ich schrieb ja was von Verbesserung, nicht davon, dass es immer klappt oder 100% ist oder ich 100% zufrieden bin.
Ist es nicht. Von daher kann ich da auch nicht viel zu sagen.
Teil meiens wege war es auch zufrieden sein zu können, auch wenn etwas nicht 100% ist, auch wenn ich "Verbesserungspotential" sehe. Ich kann trotzdem zufrieden sein.
Ist noch ein anderes Thema. Obwohl es Bindungstheoretisch natürlich auch erklärbar ist, bzw. die Bindungstheorie meint, dass die frühe Binmdung auch darauf Einfluss nimmt und daher das in der Therapie auch über die Beziehung verbessert werden kann. Also wie zufrieden kann ich mit mir und anderen sein? Wie sehr kann ich mich und andere sein lassen und annehmen, wie ich bin, wie sie sind.
amor fati

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Tigerkind
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Beitrag Mi., 25.01.2012, 10:38

Ja, danke für die Antwort, ergeben sich tatsächlich nochmal ganz viele neue Themen draus, wird mir nochmal einiges bewußter, kann ich auch echt nochmal ganz gut für meine Therapie gebrauchen.

Führt aber in diesem Thread jetzt sicher zu weit, aber vielen Dank nochmal.

Liebe Grüße

Tigerkind
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Lilly111
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Beitrag Mi., 25.01.2012, 11:38

Fast Forward hat geschrieben:Ich frage mich heute noch ein bisschen, warum er mir erzählt hat, dass er zwar als Therapeut weiß, wie er die therapeutische Beziehung zu Patienten aufstellen kann und damit gute Ergebnisse erzielt, dafür aber als Privatmensch keine Beziehung ihm gelingt (außer mit Freunden und Familie)...
"Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe.
Bitte berücksichtigen Sie das bei Ihren Projektionen."



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Waldschratin
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Beitrag Mi., 25.01.2012, 16:31

"Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe.
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kleinerfuchs
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Beiträge: 5

Beitrag Sa., 28.01.2012, 17:58

Nur weil es sich hier um Therapeut und Klient handelt ist es doch im Grunde nichts anderes als im Leben. Man lernt einen Menschen kennen, baut Vertrauen zu diesem auf, gewinnt den Menschen gern. Ich verstehe nicht warum man da einen Unterschied zieht. Ein Therapeut ist auch ein Mensch, genauso wie ein Klient. Wo man sich kennenlernt ist doch im Grunde egal. Ich denke verliebt sein, ist verliebt sein und fertig. Nur weil jemand "gestört" ist heißt das nicht das es immer gleich eine Übertragung sein muss. Am Arbeitsplatz verlieben sich auch Menschen in ihren Chef oder in Kollegen. Liebe fragt nicht, Liebe sucht nicht, Liebe entsteht ungefragt.


leberblümchen
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Beitrag Sa., 28.01.2012, 18:15

Kleinerfuchs, da hast du dich dann aber noch nicht allzu lange mit Tiefenpsychologie beschäftigt, oder? Soll keine Unterstellung sein, aber das, was du schreibst, klingt irgendwie sehr naiv.

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lamedia
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Beitrag Sa., 28.01.2012, 18:19

Der Unterschied ist der, dass der Therapeut in den meisten Fällen einen kassenfinanzierten (von der Allgemeinheit solidarisch getragenen) Auftrag zur Heilung und Genesung des Patienten erhalten hat, dass der Patient ihm also "anvertraut" ist und dass daraus auch rechtlich eine besondere Situation entsteht, die sich von Alltagssituationen gravierend unterscheidet.

In den meisten Berufsordnungen ist festgehalten, dass außertherapeutische Kontakte (auch nach abgeschlossener Therapie) nicht mit dem Beruf zu vereinbaren sind. Therapeuten, die sich daran nicht halten, haften für womögliche Schäden (d.h. können gemeldet werden und auf berufsgenossenschaftlichem u. im Fall von sex. Mißbrauch auch strafrechtlichem Weg belangt werden)

Diese Berufsordnung ist nicht plötzlich vom Himmel gefallen, sondern ist geschichtlich aus einer zunehmenden Anzahl von Mißbrauch in den Therapien entstanden.

Es mag sein, dass in wenigen Einzelfällen ein außertherapeutischer Kontakt gut möglich ist, ohne dass darunter jemand leidet. Wenn Du dazugehörst, ist es doch schön. Das Forum ist aber auch voll von den Abgründen, die sich an der Grenze zwischen professionell und privat auftun - so dass ich zunehmend zu der Auffassung komme, die sogenannte Abstinenz sehr wichtig und ernst zu nehmen.

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