AFI hat geschrieben: Mi., 01.12.2021, 07:16
Ich habe das dann meiner neuen Therapeutin erzählt und die war sehr sauer und meinte, dass sie gesagt hat, dass ich keinen Kontakt mehr mit ihm haben soll und das unter der Bedingung die Therapie statt findet. Das hat mich dann sauer gemacht, weil ich dachte, nicht das ich sie nicht verstehen kann und das richtig ist aber wenn es so einfach wäre, dann würde ich nicht hier sitzen und noch mal Hilfe brauchen :/
Dass es keine gute Idee war, mit ihm Kontakt aufzunehmen, weißt du ja sicher selbst...
Was hast du dir denn davon erhofft bzw erwartet?
Noch mehr von dem was dich in diese große Scheizze reingeritten hat? Oder ist das die ewige Hoffnung (eines kleinen Kindes), dass es doch noch "gut" werden müsste? Sorry AFI, diese Hoffnung wird sich nicht erfüllen. Jedenfalls nicht mit ihm.
Dass deine Therapeutin es zur Therapie-Bedingung macht, dass du keinen Kontakt zu ihm suchst, kann ich nachvollziehen. Das ist für dich wie eine Sucht, der Kreislauf muss erstmal unterbrochen werden. Vorher kann keine wirkliche Arbeit an den dahinter liegenden Themen stattfinden. Auch deine Reue hinterher erinnert mich irgendwie an die Beteuerungen eines Suchtkranken, der weiß, dass seine Alkoholexzesse ihm (und seinem Umfeld) schaden und der dann sehr überzeugend versprechen kann, dass es "nie wieder" vorkommen wird. Bis zum nächsten Mal.
Meine Therapeutin hatte mal während einer Auseinandersetzung gesagt, dass sie nicht will, dass diese Therapie sich in eine "Folie à deux" auwächst. Was ich ihr damals ziemlich übel genommen hatte. Ihr steckt da aber mitten drin. Immer noch. Und dein Ex-Therapeut merkt das noch nichtmal sondern redet sich ein, dass er alles im Griff hat. Das ist wirklich wahnhaft. Rückblickend bin ich meiner Therapeutin jetzt fast dankbar, dass sie sich solche Fragen stellt und sie auch offen in den Raum stellt, damit es eben nicht dazu kommt.
Ja, du brauchst Hilfe und Unterstützung, das ist keine Frage. Aber du musst schon auch deinen Teil dazu tun. Die Kontakte aus deinem Telefon löschen, zum Beispiel. E-Mails und Briefe so wegpacken, dass du sie nicht ständig rausholen kannst und lesen /dich in ihnen verlieren kannst. (Ganz vernichten würde ich sie eher nicht, vielleicht brauchst du sie nochmal als "Beweismittel" für dich selbst oder für ein Verfahren). Du kannst auch mit der Therapeutin mal zusammen überlegen, welche alternativen Handlungsmöglichkeiten du hast, wenn der Druck zu groß wird, ihn zu kontaktieren. Die Kontaktaufnahme passiert nicht "einfach so". Das ist eine Kaskade an Gedanken - Gefühlen - Entscheidungen, und an jedem Punkt kannst du dich neu entscheiden oder Einfluss nehmen.
Dass du ihn kontaktierst und dann auch zu ihm hinfährst? Da spielst du aber auch ganz schön mit dem Feuer (und mit ihm). Und mir kommt es so vor, dass ein Teil von dir auch die 'Macht' genießt, die du über ihn hast. Du brauchst nur "komm her!" rufen, und er sitzt bettelnd vor dir wie ein kleines Hündchen und frisst dir aus der Hand.
Dass er immer noch die Realität verleugnet, weil er denkt, er sei nicht mehr verstrickt, ist blanke Hybris.
Wenn er nicht mehr verstrickt wäre, würde er kurz und knapp auf deine SMS antworten und sagen: Frau AFI, das ist keine gute Idee. Wenden Sie sich an Ihre aktuelle Therapeutin. Ich werde in Zukunft auf ihre Kontaktangebote nicht mehr reagieren.
Da ist an so vielen Punkten schon so viel schief gelaufen, wo er als Therapeut immer wieder den therapeutischen Rahmen verlassen hat. Dass du jetzt keine Ahnung mehr hast, wie ein vernünftiger, korrekter Rahmen aussieht, ist mehr als verständlich. Ich fürchte aber, der einzige Weg, der aus diesem Chaos herausführt, ist Abstinenz. Auch von deiner Seite. Und dann immer wieder mit der aktuellen Therapeutin draufschauen. Welche Impulse tauchen auf und warum? Was bedeutet das? Welches Bedürfnis steckt dahinter? Was kannst du unternehmen (außer den Ex-Therapeuten zu kontaktieren)... Wenn du immer wieder zum Ex-Therapeuten rennst, wird nur deine "Sucht" befriedigt. Aber du wirst dann nie rauskommen. Und verstehen wirst du auch nichts, denn er versteht ja noch nicht mal selbst, was da passiert.