Ambivalenz in der Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Hasenmaus123
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 35
Beiträge: 214

Beitrag Fr., 12.03.2021, 12:25

Marlena, ich habe gelesen (leider weiß ich nicht mehr wo), dass Menschen, die sexuelle Übergriffe seitens ihrer Eltern erlebt haben, elternähnliche Beziehungen (Übertragungsbeziehungen) häufig automatisch sexualisieren. Mir geht es selbst auch so und ich merke eine Vermischung aus kindlichen Anteilen und sexuellen Anteilen. Grund ist wohl, dass sich von Anfang an die Gefühle, die man als Kind gegenüber seinen Eltern hat, mit den sexuellen Anteilen vermischt haben.

Aus meiner Sicht ist es daher total normal, was du schreibst. Dies dem Thera zu sagen, ist halt nochmal eine andere Hausnummer.

Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1547

Beitrag Fr., 12.03.2021, 12:50

Oh danke hasenmaus.... Ja du hast das grad sehr gut beschrieben. Er meinte auch mal, wenn man übergriffe erlebt hat (dann hab ich ihm das Wort abgeschnitten)... Und dann meinte er auch, dass ich ja früh mit Erwachsener Sexualität in Berührung gekommen bin.... Hab das auch so verstanden. Aber ja ich muss da eh durch. Pfui

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3782

Beitrag Fr., 12.03.2021, 13:24

Nein Marlena, ich finde nicht dass du "da durch" musst und halte das was dein Therapeut da macht auch für sehr unprofessionell und übergriffig.

DU und nur du entscheidest ob du etwas sagen möchtest, wann du es sagen möchtest und wie.
Wenn dein Therapeut übertragungsfokussiert arbeitet dann muss er mit genau solchen Situationen umgehen können und zwar erst recht bei traumatisierten Patientinnen.
Das was der da wurschtelt ist einfach nur gefährlich

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1547

Beitrag Fr., 12.03.2021, 14:20

Hm er meinte wir müssen da durch, also diese beziehung aufarbeiten. Er sagt dass es ganz ganz wichtig ist dass ich all meine Gedanken und Fantasien erzähle, auch wenn Sie noch so absurd und unangenehm sind und dass ich mich sehr oft für alles schäme. Er will mich halt ermutigen. Es ist halt so, dass wir seid Monaten immer über die Beziehung reden und er mir nur in seltensten Fällen fragen stellt. Er fragt halt was er mir für ein Gefühl gibt, ob es um Fürsorge geht was ich so brauche, oder ob es mir auch darum geht, ob er mich mag oder nicht. Und was meinst du es ist übergriffig? Weil er die erotische Anspannung erwähnt? Aber eben das ist es halt.. Es ist für ihn was ganz normales, es gehört halt dazu und er versucht es halt manchmal rauszulocken weil er mich ja eh durchschaut. Er sagt halt, dass es die Therapie behindert, ich mich seid Monaten im Wiederstand befinde...

Und soweit ich weiß verpflichtet man sich eigentlich, wenn man eine Analyse macht, bzw analytische Therapie, dass man alles ausspricht was einem in den Sinn kommt. Darum genau geht's ja. Mir ists einfach nur unangenehm

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1547

Beitrag Fr., 12.03.2021, 14:27

Ich finde es übrigens nicht fein, dass du meinen therapeuten als total übergriffig und unfähig hinstellst 🙄 warum muss man immer gleich bewerten, du kannst das dich überhaupt nicht sagen.

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3782

Beitrag Fr., 12.03.2021, 14:50

Marlena, ich kann nur das beurteilen was du hier schreibst, was du hier über deine Therapie und deinen Therapeuten beschreibst.
Und das ist eine ganze Menge und aus meiner Sicht nun keine sehr guten Dinge.
Damit (also mit meiner Beurteilung, mit meinem Kommentar und mit allen anderen hier) musst du aber leben wenn du das in einem Forum zur Diskussion stellst. Da kommen nunmal nicht nur genehme Antworten.

Ja, ich halte das was dein Therapeut macht nicht für gut und professionell.
Und jetzt übrigens nicht nur beim aktuellen Fall.
Du ja auch nicht, sonst würdest du es nicht immer wieder hier einstellen.

Mir fällt aber eine - immer gleiche ! - Reaktion bei dir auf.
Du beschreibst etwas von deinem Therapeuten, es kommen Anregungen, Kritik, Zweifel.
Und du verteidigst ihn, plötzlich ist er komplett gut und die anderen sind die Feinde.
Ich mag da aber nicht Teil deiner Inszenierungen sein

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1547

Beitrag Fr., 12.03.2021, 15:04

Der ist sicher nicht perfekt, welcher Therapeut ist das denn schon? Ich wollte wissen wie das bei euch mit sexuellen Gedanken und Aussprache war. Zweifeln, tu ich nur an meinen Gedanken. Und ja ich verteidige ihn, weil ich nicht möchte dass du behauptest er ist übergriffig. Aber natürlich darfst du deine Meinung äußern. Ich tu das ja auch. Mich stresst das Thema Sexualität, aber ich weiß dass ich da nicht drum herum komme, denn es ist ein sehr WICHTIGES Thema

Und naja.. Ich teile hier halt eher keine positiven Seiten, wer macht schon nen thread auf und sagt wie toll der Therapeut ist? Er hat natürlich viel gutes an sich und ich bin ihm extrem dankbar


ziegenkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3452

Beitrag Fr., 12.03.2021, 15:19

Marlena, nichts muss und (fast) alles kann - im miteinander Sprechen.

ich hab beim Lesen hier das Gefühl, dass es für Dich wichtig sein könnte, dass Du Deine Phantasien teilst, um Dich nicht für sie zu schämen. Ich hab das Gefühl, Du bist eh kurz davor zu sprechen.

Die Scham kommt von denen, die uns früher vergewaltigt haben. Die haben das in uns reingelegt. Ich zumindest bin das durch das drüber Sprechen losgeworden. Eine unglaubliche Befreiung.

ich war bei einer Therapeutin. Das war auch schwierig, weil ich nicht lesbisch bin. Und ja, ich habe meine Phantasien geteilt, mit das Schwerste und das Beste, was ich je getan hab.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1547

Beitrag Fr., 12.03.2021, 15:33

Danke ziegenkind,
Und ja, du hast schon recht ich bin kurz davor, aber ich frage mich eben wies bei anderen war. Ich hätte die Vorstellungen sicher auch mit einer Frau. Das würde mir vl auch leichter fallen. Aber wer weiß. Hast du dich auch abhängig gefühlt und konntest das dadurch etwas auflösen? Ich finde so eine Therapie ist wirlich Furchtbar anstrengend und auch irgendwie eine spannende Reise, weil es so ein wichtiger Teil im Leben wird

Benutzeravatar

Lilli-E
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 39
Beiträge: 45

Beitrag Fr., 12.03.2021, 16:03

Es gibt aber keine Garantie, dass die Scham hinterher nicht noch größer ist.

Ich würde weniger danach schauen, wie es bei anderen gelaufen ist, sondern mehr bei dir selber bleiben, ob du dich mit einer Öffnung wohl fühlst. Die Wirkung einer Selbstoffenbarung ist sicher kein Automatismus (und meiner Meinung nach auch nicht für jeden Menschen nötig und angebracht).
Dessen solltest du dir zumindest bewusst sein. Günstig wäre, du würdest in einem solchen Fall bereit sein, die kurzzeitig (oder auch länger) erhöhte Scham auszuhalten.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1547

Beitrag Fr., 12.03.2021, 16:08

Ja da hast du recht. Also ich will es schon, es beschäftigt mich ja permanent und ich habe ihm ziemlich viel per mail geschrieben, aber das mail schreiben und sprechen sind 2 verschiedene Welten irgendwie. Er sagt halt wir sollten es halt auch besprechen.
Mich behindert es alles und ich denke, wenn ich es nicht tue löst es sich nicht. Aber vielleicht wirds dann auch noch mehr. Das wäre noch schrecklicher

Benutzeravatar

Lilien
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 319

Beitrag Fr., 12.03.2021, 16:39

Marlena hat geschrieben: Fr., 12.03.2021, 10:39 Lilien, ich weiß es gar nicht genau. Icb glaube er wartet schon ewig drauf bis ich ihm sage was ich mir vorstelle, er hat auch Schon öfter gefragt ob ich eine erotische Anspannung habe oder sonst irgendwie eine Zuneigung oder welche Form das ist. Icb glaube erotisches Begehren ist vl irgendwie normal in einer analytischen Therapie? Wir arbeiten 2.5 Jahre miteinander. Icb glaube es wäre abnormal wenn ich keine sexuellen Vorstellungen hätte? Aber genau das frage ich euch jetzt.... Denkt ihr nicht wie eure TherapeutIn unter der Kleidung aussieht?

Also, das kann ich nicht beurteilen. Ich empfinde auch ein wenig anders. Ich habe z.B. sehr mütterliche Gefühle für meinen Therapeuten und möchte ihn gerne beschützen, freue mich, wenn er gute Laune hat etc.

Und ich glaube, es kann vollkommen normal sein, sexuelle Anziehung zu empfinden. Ich finde da den Ansatz von Hasenmaus123 interessant. Ich bin im Grundschulalter sexuellem Missbrauch ausgesetzt gewesen - ich habe auch sexuelle Erinnerungen an Kontakte mit meiner Mutter (im selben Alter), von denen ich bis heute nicht weiß, ob sie tatsächlich stattgefunden haben. Ich konnte das in der Therapie nicht lösen - auch nicht mit EMDR. Wer weiß, wie es wäre, wenn mir eine weibliche Therapeutin begegnen würde ( vor denen ich zurückschrecke ).

Das, was in mir so ein ungutes Gefühl auslöst, ist, wie Dein Therapeut damit umgeht. Wenn das in der Analyse gang und gäbe ist, kann der Patient/die Patientin überhaupt einordnen, wann es z.B. zu einem Übergriff durch den Therapeuten kommt? Diese Frage nach "wenn Sie sich auf meinen Schoß setzen, was dann...?" löst in mir ein ungutes Gefühl aus. Aber, wie bereits erwähnt, wenn die Therapeuten so arbeiten und sich die Klienten da nicht ausgeliefert fühlen, in Ordnung.

Vermutlich musst Du da versuchen, auf Dein Bauchgefühl zu hören?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1547

Beitrag Fr., 12.03.2021, 16:50

Versteh was du meinst. Danke für deine Antwort. Ich bin keinem richtigen MB ausgesetzt gewesen waren "nur" kleiner übergriffe, aber meine Schwester...
Diese Frage die er mir gestellt hat, hat sich eben aus dem Gespräch heraus ergeben, ich hab eig dir ganze Zeit nur gelacht. Aber es war mir schon unangenehm. Sowas hat er noch nie gemacht. Ubergriffig empfinde ich ihn überhaupt nie, ganz im Gegenteil. Und ob ich wirklich traumatisiert bin weiß ich auch nicht.

Aber ich wollte nicht wissen, ob diese Frage von ihm übergriffig wsr oder nicht, sondern nur, ob ihr alles ausgesprochen habt, was ihr euch gedacht habt :)

Benutzeravatar

Lilien
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 319

Beitrag Fr., 12.03.2021, 17:01

Ich habe meinem Therapeuten mal gesagt, dass ich gerne mit ihm spazieren gehen würde. Es war eine richtige Überwindung. Aber, wenn Du Dich "sicher" in der Beziehung fühlst, dann kannst Du es ja Schritt für Schritt ansprechen. Es muss ja nicht gleich alles auf einmal raus und man kann einiges ja auch etwas umschreiben. Du wirst bestimmt die Erste oder die Letzte sein, die so etwas empfindet... :-o

Ich würde es halt wirklich von meinem Gefühl abhängig machen, ob ich da gerade etwas von mir preisgeben möchte oder es doch lieber für den Moment noch für mich behalte. Auch muss man vielleicht mal schauen, wie wichtig diese "Geständnisse" für den Therapieprozess sind?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1547

Beitrag Fr., 12.03.2021, 17:10

Also ich bereue es jedesmal dass ich es eben nicht mache und schaffe, weil ich mich viel zu sehr mit seiner Person beschäftige und mit dem "angenehmen" Gefühl dass er da ist. Drum red ich in der Stunde immer irgendwas oder um den heißen brei und danach schreib ich wieder eine hochemotionale Email und schreibe alles was ich nicht sagen konnte. Drum spricht er es ja hier und da an.. Ich weiß nicht wie viel ich ihm schon geschrieben habe, aber da ist mir nie was peinlich nur im Nachhinein. Er reagiert sonst immer total gut und man merkt dass der das schon 100x hörte. Ich glaub es ist auch nicht nur das sexuelle, sondern diese extremen verschmelzungswünsche?!

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag