Angst Mörder zu werden

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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blade
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Beitrag Di., 29.01.2019, 16:46

Hallo Allstar

Wow. Das ist viel. Ich kann nicht auf alles zugleich sofort eingehen. Das würde mich überfordern und das Ergebnis wäre nicht gut.
Ich hoffe es ist in Ordnung für Dich wenn ich nach und nach, vielleicht auch über mehrere Tage Bezug auf Deine Postings nehme (welche äußerst prägnant und strukturiert sind nebenbei, aber eben nicht gerade wenig).

Mir scheint Du schleppst da schon eine größere Last schon lange mit Dir herum und konntest es bisher nur mit Dir selbst ausmachen.
Konntest Du Dich bisher jemand diesbezüglich anvertrauen? Würdest Du das wollen?

Es betrübt mich zu erfahren, daß Du Dich nicht mehr freuen kannst, nicht mehr zu freuen traust. Irgendwie hatte ich aber schon befürchtet, daß es Dir so gehen könnte.
Erinnerst Du Dich noch an Momente der Freude? Das wäre ein gutes Mittel, auch für den Gedankenstop.


Was ich glaube. Alle (oder zumindest sehr sehr viele Menschen haben im Laufe ihres Lebens oft solche Gedanken).

Ich hatte sie. Habe sie auch heute noch. Aber nicht mehr so viele und sie sind nicht mehr stark, werden immer schwächer. Begonnen hat das bereits in frühester Kindheit bei mir. Und es waren eigentlich genau die gleichen Arten von Gedanken, die mir zuerst eine Untat nahe bringen wollten um mich dann gleich darauf dafür zu beschuldigen.

So als ob einen jemand beständig in's Ohr flüstern würde, lauter gemeine Dinge über andere und über einen selbst.

Jemand, der aber dann auch behauptet, er wäre gar nicht da, das wäre man alles nur selbst.

Kommt Dir das bekannt vor?

Heute sind diese Gedanken, schwach, viel schwächer und "leiser", finden kaum noch emotionalen Wiederhall in mir, geschweige denn, daß sie mich jemals noch von ihren Inhalten überzeugen könnten.
Und sie wurden viel langsamer, weil ich es wurde, langsamer. Innerlich.
Sind sie bei Dir sehr schnell?
Versuchst Du ihr Tempo mitzumachen?

Ich wünsche Dir Kraft und Zuversicht. Es ist nicht leicht, was Du da beschreibst, das ist mir klar.
Auch bei mir ging es nicht von heute auf morgen und belastende Ereignisse im Leben können es oft zusätzlich schwerer machen. Aber wenn es Dir gelingt, Dich an Momente der Freude zu erinnern. Dann erinnerst Du Dich daran, daß es auch nicht immer so gewesen ist, wie jetzt.
Was sich einmal ändert, daß kann sich wieder ändern.
Und zwar zum Besseren!

mfg
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blade
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Beitrag Di., 29.01.2019, 17:20

Hallo Allstar

Was ich heute noch fragen möchte:
Du musst nicht antworten, kannst aber gerne, wenn Du möchtest.

Weil Du schriebst Dir macht die Möglichkeit Angst, daß dies Dein wahres Selbst sein könnte und es würde nur darauf warten hervorzubrechen.

Was empfindest Du in Dir, wirklich tief in Dir, wenn Du zum Beispiel im Fernsehen ein leidendes verängstigtes Tier siehst.
Zum Beispiel einen Seevogel, der mit Öl verschmiert qualvoll an einem Öl-verschmierten Strand verendet?

Bereitet Dir das Freude?

Wenn ja, dann könnte man auch daran arbeiten.
Wenn nein, was ich für wahrscheinlicher erachte, viel wahrscheinlicher, dann würde das indizieren, daß Dein wahres Ich keine Freude am Leid anderer empfindet.

Ich will Dich meinerseits nicht überfordern, aber ich will es in diesem Zusammenhang zumindest erwähnen.
Auch Gefühle sind nicht immer der unfehlbare Gradmesser für die Wahrheit.
Den Papezkreis hast Du ja schon oben gelesen, vermute ich.
Es geht auf diesem Weg (leider) auch Gefühle herbeizudenken, oder herbeizureden.
Ich glaube der Fachausdruck dafür ist Hysterie (nicht zu verwechseln mit der umgangssprachlichen Bedeutung dieses Wortes). Ich bin mir aber nicht sicher. Es ist jedenfalls nicht das, was man automatisch mit diesem Begriff verbinden würde. Es ist nicht (immer) synonym mit Panik, es gibt zB auch hysterische Freude (die kann durchaus auch dezent sein)

mfg
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Allstar2611
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Beitrag Di., 29.01.2019, 18:06

Hey Blade,
Ich habe mich bis jetzt meinen Therapeuten anvertraut und mich vergewissert, ob von mir eine Gefahr ausgeht.. Er meinte es sei nicht so. Generell würde ich am liebsten jeden sagen, was in mir vorgeht, aber ich möchte nicht, dass jemand vor mir Angst bekommt (Nicht weil ich in erster Linie Angst habe das Beziehungen kaputt gehen, sondern eher weil ich nicht will das jmd das schlimme Gefühl von Angst in meiner Gegenwart verspürt (Es soll keiner Leiden)). Das mit der "Stimme" ist bei mir ähnlich, aber viel mehr kommt die Stimme auch von mir selbst, aber nur aus dem Grund, weil ich nicht will, dass sie kommt (Schwer zu erklären). Schnell waren meine Gedanken schon immer, aber zur Zeit sind sie echt langsamer, aber dafür nochmal viel unangenehmer. Zu dem Thema mit dem verängstigten Tier ist es so, dass ich tatsächlich tief im inneren mir wünsche dass es nicht leidet, generell wünsch ich mir am liebsten für alles und jedem Gutes. Ich hab mich noch nie am Leid anderer (wirklich mit reinem Gewissen und ohne Schuldgefühle) erfreut. Wenn ich mal was unrechtes getan habe, habe ich es immer bereut (außer die Person hat es wirklich verdient) und mich auch entschuldigt... Gerechtigkeit war mir immer wichtig, und das andere Leute respektvoll und höfflich miteinander umgehen... Wenn mir jemand aus Lust und Laune (bzw. Aus meiner Sicht "sadistischen" Gründen) weh tun wollte, kam meinerseits aber auch eine Antwort (Schließlich halte ich mich auch zurück, wenn ich mal so einen Gedanken hab). Was ich aber noch loswerden will, weil ich nicht weiß ob es normal ist, ist, dass ich bei dem Beispiel mit dem leidenden Tier nur tief im Inneren will dass es dem Tier gut geht... Wenn ich jetzt in den Nachrichten gestrandete Waale sehe, tut mir das schon weh, aber nicht ansatzweise wie wenn meiner Familie wad weh tut... Es ist halt so ein Gedanke von wegen:"Wie schlimm, sowas geht nicht", aber damit ist die Sache auch gegessen.

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blade
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Beitrag Di., 29.01.2019, 19:09

Hi Allstar

Es im Real-Life zu erzählen, das würde ich mir wirklich, wirklich gut überlegen.
Das kann (und wird auch in unterschiedlichen Schweregraden) sehr wahrscheinlich schief gehen, ziemlich, außer bei Deinem Therapeuten. Natürlich MUSS es nicht schief gehen, mit viel Glück, erzählst Du es jemandem der oder die konstruktiv, respektvoll und loyal damit umgeht. Doch was für ein Nutzen wäre dann davon zu erwarten? Würde das das Risiko stigmatisiert und eventuell ausgegrenzt oder gekränkt zu werden aufwiegen?

Es zu erzählen könnte natürlich auch ein Akt der Selbstermächtigung sein, aber riskant. Und negative Erlebnisse würden genau das Gegenteil bewirken.

Es gibt eine Imaginationstechnik, die hilft manchmal, zumindest Phasen-weise Frieden vor diesen Gedanken zu haben.
Manchmal hilft die. Nicht immer.

Man stellt sich dabei sich selbst verbunden mit dem Zentrum der Erde vor, durch die Füsse
(besser man sitzt dabei und atmet ein paar mal etwas tiefer als gewöhnlich aber eher langsam und entspannt durch die Nase ein und den Mund aus)
und verbunden nach oben mit einem Ball aus weissem Licht vor, der ca 1,5 Meter über einem ist.
Von dem Ball ausgehend stelle man sich dann einen Lichtkegel vor, der einen nicht zu schnell von oben nach unten durchflutet. Bis hinunter, dabei kann sich plötzlich die Körperempfindung verstärken.

Von der Erde stelle man sich ebenfalls einen Energiefluss vor.

Der Fluss von unten und der Lichtkegel von oben, werden dann in der Mitte (Solarplexus) zusammentreffen.

Dort stelle man sich dann einen sich ausdehnenden Ball aus weissgoldenem Licht vor, der sich mit der Atmung immer mehr ausdehnt, bis man davon umhüllt ist.

Es hilft wenn man dabei ein leichtes Lächeln produziert, einfach mechanisch die Mundwinkel nach oben krümmen.


Dabei sollte der Strom der Gedanken immer weniger werden (von Haus aus wäre es besser, diese würden zu Beginn der Übung schon beruhigt, aber das muss nicht unbedingt sein)

Man kann einfach versuchen, die Gedanken, auch die bedrohlichen einfach zu lassen, wie Wolken am Himmel, die lässt man ja auch.


Die Übung kann jederzeit unterbrochen werden.


Vielleicht hast Du Erfolg.
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Allstar2611
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Beitrag Di., 29.01.2019, 19:15

Hi Blade,
Danke für den Tipp ich werde sie mal ausprobieren :)

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Allstar2611
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Beitrag Di., 29.01.2019, 19:17

Ich merke aber auch immer öffters, dass wenn ich mich ablenke (ganz intensiv) es mir wieder gut geht, dann merke ich auch, dass ich nicht so bin wie ich in den letzten Wochen Angst habe zu sein. Dann merke ich, dass ich nichtmal auch nur einen Teil in mir habe, der sowas wollen würde. Das tut so gut aus diesen schlimmen, selbstverzerrenden und unsicheren Gedankenkreisen, ob man "So" sein könnte oder nicht, auszubrechen... und einfach wieder lebt und nicht über sowas nachdenkt. Aber sobald ich mich damit nur ein bisschen wieder befasse, und mich erinner was ich in den letzten Wochen geglaubt habe sein zu können, geht sofort wieder die Stimmung bergab und ich hab wieder Angst (bzw. Eine Identitätskrise)... Ich hab mein ganzes Leben locker gelebt und nie schlimme Gedanken gehabt oder ernsthafte ob ich jmd was tun könnte, und hab auch nie wirklich jmd was getan... aber trotzdem bin ich in so eine Gedankenhölle gerutscht :(.. ich will da einfach wieder raus und nie wieder rein.. und mit Sicherheit wissen das mit mir alles okay ist :/.

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blade
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Beitrag Di., 29.01.2019, 19:25

Ja. Versteh ich.
Sicherheit gewinnt man durch Wissen, Erfahrung und Fähigkeiten.
Das dauert ein wenig.
Aber zu wissen, daß es weg geht wenn man sein Bewusstsein mit was anderem erfüllt, zB einer Tätigkeit die einen in Anspruch nimmt ist doch auch schon eine wichtige und gute Erkenntnis. Oder nicht?

Ich melde mich dann morgen wieder, okay.

Oder Du schaust Dir eine lustige Komödie an? Hilft bei mir fast immer. (ist die passive Konsum-orientierte Variante, macht aber nichts, solange es nicht die Einzige Möglichkeit bleibt)
Gute Nacht.
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Allstar2611
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Beitrag Di., 29.01.2019, 19:29

Ja das ist auch eine gute Idee! Vielen Dank nochmal für deine Tipps bis jetzt!
Schönen Abend

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blade
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Beitrag Mi., 30.01.2019, 08:14

Guten Morgen Allstar

Du hast auch geschrieben:
aber seit den ZG kommen mir auch immer die Gedanken: "Was ist wenn nicht? Was ist wenn ich mich nicht schlecht fühlen würde? Und es mich aus irgendeinem Grund befreit und mein wahres Ich zeigt?
Was bedeutet denn ZG?
Betreffen diese Gedanken vorwiegend Deine Eltern und Dich oder auch noch andere Menschen?
Bisher habe ich eigentlich das rausgelesen.
Du hast auch über Therapie geschrieben, magst Du mehr darüber sagen? Zum Beispiel den Grund dafür oder wie lange Du schon in Therapie bist. Hast Du mit Deinen Eltern über diese Impulse bzw. Gedanken geredet?
Was mir auffällt auch ist, daß die Beschäftigung mit derartigen Gedanken einen fort zu führen scheint von einem selbst.
Irgendwie ist man zwar gedanklich/abstrakt immer mit sich selbst beschäftigt, zugleich auch konzentriert auf einen sehr engen Bereich, welcher leider noch dazu Angst erzeugt und eine bizarre Art der Faszination auszuüben scheint.....
so wie: man will es gar nicht ansehen aber wegschauen kann man auch nicht, traut man sich auch nicht, weil man muss das ja immer im Auge behalten.
Aber letztlich ist man dabei kaum bei sich und in der Gegenwart, in dem was wirklich ist.
Man ist eigentlich mehr in den möglichen Zukünften und davon wiederum sind es die furchtbaren Möglichkeiten vor Allem.
Möchtest Du über die Inhalte dieser Gedanken genauer sprechen?
Kennst Du den Film "After Earth" mit Will Smith? Darin kommt der Satz vor: "Angst ist eine Illusion?"
Erinnerst Du Dich vielleicht an die Szene?

Auch das ist paradox. Weil Angst zwar real ist, es kennt sie jeder Mensch, aber das worauf sie sich bezieht ist nicht real, weil es so gut wie immer etwas ist, was nicht ist, sondern sein könnte.
Also die Erfahrung der Angst ist real, die Angst selbst eine wirkliche Illusion (geteilt von allen Menschen nebenbei)
Auch das führt einen weg von sich selbst, vor allem von der Wahrnehmung von sich selbst.
Weg von sich selbst ist der falsche Weg, meiner Meinung nach. (auch wenn es ein häufig beschrittener Weg ist, einer der oft gegangen wird, selten aber wirklich absichtlich und voll bewusst).

mfg
PS: Gut geschlafen?
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Allstar2611
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Beitrag Mi., 30.01.2019, 09:16

Guten Morgen Blade,
Das trifft es extrem gut wie du es beschreibst! Und während man quasi nicht wegschauen kann, hinterfragt man sich dann; Warum kann ich nicht wegschauen? Bin ich etwa doch so? Etc. Und vergisst den wahren Grund warum man nicht wegschauen kann... Wobei ich nicht weiß, was der wahre Grund ist.. Neugier? Kontrolle? Hoffnung, dass man selbst auf die schlimmsten Szenarien eine Antwort für sich selbst bekommt (bzw. drauf klar kommt)? Ich weiß es nicht... Was ich aber zur Zeit wenigstens schon weiß ist, dass ich mich dabei schlecht und nicht wohl fühle... Würde ich gefallen daran finden hätte ich das bestimmt schon gemerkt.. Aber dennoch hab ich ständige Angst, obwohl so viel dagegen spricht und nur eine Sache dafür (Dass ich geglaubt hab ein Teil von mir ist zu sowas fähig). Aber zur Zeit geht es mir echt viel besser, seit dem ich mir einrede, dass ich nicht so sein kann (hoffe/bete ich auch).
Mit ZG, meine ich Zwangsgedanken.
Das ist auch komisch, denn diese Zwangsgedanken betreffen zwar nicht nur meine Familie, aber bei meiner Familie tut es besonders weh und ich fühle mich schuldig und leide... Bei anderen Menschen (Freunde, Bekannte etc.) kann ich mit den Gedanken irgendwie viel leichter abschließen, wodurch sie auch so gut wie garnicht auftreten. Da stört es mich irgendwie nicht (klingt eigentlich auch nicht normal), aber vielleicht behandel ich die Gedanken dort wie jeder andere normale Mensch und denke mir einfach nix mehr dabei... Ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich anderen Menschen natürlich auch nichts unrechtes will. Habe mit meinen Therapeuten über die Gedanken/Impulse geredet, aber er sagt es ist ein langer Weg von solch einem Gedanken bis in die Realität... Nein den Film habe ich noch nicht gesehen ^^.
PS: Ja habe erstaunlich gut geschlafen, du auch?

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blade
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Beitrag Mi., 30.01.2019, 10:08

Hi Allstar

Hab nicht besonders gut geschlafen, habe eine Verkühlung mittlerer Schweregrad. Glieder schwer, körperlich müde und erschöpft. Geistig alles im grünen Bereich.

Ein langer Weg? Das ist eine Voraussage. Kann man schwer entkräften, weil es immer ein Weg sein wird.
Es war ja bisher auch schon ein Weg. 20 Jahre lang.

Also nicht nur die Eltern betreffend, aber dort heftiger. (klar, weil hier die Gefühle stärker sind..Papez s.o.)
Kennst Du das Konzept von Aufmerksamkeit als Kraft?
Man kann es sich als geistiges Vergrößerungsglas vorstellen. Gibt man einer Sache viel Aufmerksamkeit, dann wird diese Sache auch immer mehr Raum in der eigenen Wahrnehmung kriegen. Das kann ein zweischneidiges Schwert sein.
Ich bin sicher keiner, der damit sagen will, ignorier es besser und decke alles schön wieder zu und warte bis es Dir irgendwann von selbst um die Ohren fliegt.

Was ich sagen will ist, es ist immer eine Herausforderung die richtige Einstellung (im Mikroskop) zu wählen.
Balance. Die ist vermutlich auch nicht immer gleich im Lauf des Lebens, sondern wird sich das Mischungsverhältnis Introspektion zu Externalisation auch ändern. Vermutlich.


Du sagtest, es seien nicht alle Gedanken gleich. Manche nimmst Du schon als von Dir kommend war.

Also wird da schon was sein (ich glaube so gut wie alle Menschen haben Dinge aufzuarbeiten, in unterschiedlichem Ausmaß), stellt sich die Frage, wenn Du wahrnimmst, daß Dich die Ausführung der Zwangsgedanken NICHT erfreuen würde, ob dann die Formulierung der Zwangsgedanken, deren Inhalt wirklich der adäquate ist. Vielleicht ist ja "töten" gar nicht das was dieser Teil von Dir will, vielleicht ist es was anderes, etwas das vielleicht schon mit Grenze und Abstand zu tun hat, aber eben nicht wirklich "töten" oder auch wirklich Gewalt ist. Wenn es ein vorsprachlicher Teil zB wäre, dann kann sich der vielleicht nicht (noch nicht) korrekt artikulieren, wie denn auch.


Wovon ich aber überzeugt bin:
Alle Gedanken kommen nicht von einem selbst. Und Techniken der Gedankenkontrolle zu lernen (nicht Mindcontrol sondern Kontrolle des eigenen geistigen Raums) ist ein vordringliches Ziel. Eine Grundfertigkeit, die es einem erlaubt beim Gehen des weiteren Weges mehr Souveränität zu behalten. Eine Fähigkeit die Sicherheit bedeutet (NICHT VÖLLIGE SICHERHEIT, ABER AUSREICHEND).
Natürlich besteht die Gefahr, dass man dabei Insuffizienzgefühle kriegt und das würde dann den Zwang verstärken.

Aber es muss ja nicht so kommen. Anfangen könnte man mit Techniken, die einem mehr in den Moment in den jeweiligen Augenblick bringen, mit allen Sinnen, Empfindungen, gar nicht so sehr damit anfangen die Gedanken beherrschen zu wollen, sondern zuerst lernen einen möglichst distanzierten Beobachterposten zu beziehen.
Eben wie Wolken die vorüber ziehen, nichts hinzufügen, nichts ändern wollen, einfach beobachten und sich dabei immer zu sagen "ich hafte nicht",
das aber auch nicht zu oft und zu lange praktizieren, dafür aber regelmäßig, wichtig dabei wäre empfindungsmäßig bei sich bleiben zu können, bzw (weil einem das nicht gelingen wird) immer wieder zu sich zurückzukehren.


Was hältst Du davon?


mfg

PS: Habe es noch mal lesen müssen. Jetzt habe ich es glaube ich richtig verstanden: "Er sagte es ist ein langer Weg von einem solchen Gedanken bis zur Realität" ja. also noch kein Grund zur Panik, das hat er, der Psychotherapeut, vermutlich damit gemeint.
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Beitrag Mi., 30.01.2019, 11:24

Was ich noch erwähnen will ist: es ist nicht nur die Frage "sehe ich es mir an oder sehe ich lieber nicht hin?"

Wichtiger und entscheidender ist die Frage: "Wenn ich hinsehe, welche geistige Haltung kann ich dabei stabil einnehmen?

wenn man hinsieht und dabei von Angst, Terror und dem Gefühl der Ohnmacht erfüllt wird, dann wäre es viel wichtiger zuerst die geistige Haltung zu stabilisieren. das kann eine langwierige und aufwendige Vorarbeit sein
eventuell mehrere Jahre

trotzdem würde ich dringend empfehlen diese notwendige Arbeit jedenfalls zu tun.


das wird oft ignoriert
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Allstar2611
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Beitrag Mi., 30.01.2019, 12:03

Es ist schwer zu beschreiben, wenn ich meine negativen Gedanken an sich betrachte, kam erst die Angst (aber jetzt weiß ich, dass ich das nicht bin). Und wenn ich in diesen negativen Gedankenstrudel (der mir zuvor Angst gemacht hat) eingetaucht bin, hatte ich eher so ein unangenehmes, bedrückendes Gefühl. Und vorallem ein Gefühl der Verzweiflung und Sorge und zudem war es extrem anstrengend... Aber ich hatte das Gefühl in den Strudel eintauchen zu müssen (quasi eine Pflicht), damit ich weiß, dass ich nicht so bin und es schaffe den GedankenStrudel von innen heraus zu neutralisieren. Aber ich habe gemerkt, dass sowas unmöglich ist (zumindest für mich), da sich dieser negative Gedankenstrudel, wenn man in ihm eingetaucht ist, von selbst ernährt... Es ist ein Teufelskreislauf, weil die "Was wäre wenn" Fragen einen nur weiter verunsichern. Ich muss außerhalb des negativen Gedankenstrudels versuchen anzusetzen.

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Allstar2611
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Beitrag Mi., 30.01.2019, 12:09

Achso und eine gute Besserung wünsche ich dir!

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Beitrag Mi., 30.01.2019, 12:12

ja.
das wäre besser.
ich wurde mal mit folgendem Konzept konfrontiert:

"wenn es richtig ist, dann fühlt es sich gut an (der Umkehrschluss gilt nicht, nicht alles was sich gut anfühlt ist richtig)


wenn es irgendwo irgendwie drückt, zwickt, schmerzt und so, dann ist es (noch) nicht richtig."


Das klingt vielleicht naiv und simplifizierend. Hedonistisch schon fast. Das ist es aber nicht, es ähnelt unter anderem verblüffend dem was zB Baer Grylls über Survivaltechniken und die richtige Haltung in sehr schwierigen Situationen auch sagt.

Und das Konzept sagt klar aus, daß Schmerzen , Angst usw eindeutig NICHT das Ziel sind UND auch nicht der Weg.


Danke für die guten Wünsche.


PS: Du hast zwei Beobachtungen: Der Strudel wird stärker. Du wirst schwächer. Der Zustand : eingetaucht.

Verbinde diese beiden Beobachtungen: dann kommt dabei aber nicht mehr heraus, der Strudel ernährt sich von sich selbst.
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