Meine liebe Mama ist gestorben

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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DieTraurige77
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Beitrag Sa., 23.02.2019, 18:21

Ja am Mittwoch habe ich einen Termin bei einen Therapeuten. Sie ist spezialisiert für Trauerfälle mal sehn ich war noch nie bei einen Therapeuten und sie sagte in der regel benötigt man 3 sitzungen aber mal sehn am Mittwoch schau ichs mir mal an.

Krisendienst oder so brauch ich derzeit nicht soweit hab ich mich dann doch unter kontrolle und es hilft mir viel hier zu schreiben bisschen kontakt mit aussenstehenden leuten zu haben.

Leider ist für mich alles noch schwerer da meine Mutter bei mir in der Wohnung gewohnt hat besser gesagt sie hat sich die Wohnung genommen nach der Scheidung vor 20 Jahren und ich hab sie dann als mein vorzeitiges Erbe von meinen Vater bekommen dafür das ich auf meine Mutter immer acht gebe( sie war schon viel früher krank Alkohol Tabletten und und und). Somit ist alles wirklich alles in der Wohnung was mich an meine Mutter erinnert und egal wo ich hingehe in welchen Raum ich seh immer was sie dort gemacht hat und das ist das wirklich schwere daran.

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GuterGeist2019
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Beitrag Sa., 23.02.2019, 18:25

Das mit der Therapeutin klingt gut! Und dass du zu stabil für den Krisendienst bist auch, vor allem dass du das für dich auch so einschätzen kannst!

Schön finde ich auch, dass dir das Schreiben hier hilft! Schau, viele kleine positive Dinge... Die nehmen dir die Trauer nicht weg, aber sie sind soo wichtig!

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DieTraurige77
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Beitrag Sa., 23.02.2019, 18:35

Ja ich möchte stark sein, musste es mein Leben lang für meine Mutter obwohl ich oft sehr fertig war und mit der situation oft extrem überfordert war dann zum teil schon an Depressionen litt wo ich mir aber dann auch immer selbst raus half. So möchte ich es jetzt auch schaffen aber diesmal mit hilfe einer Therapeutin den diesmal hab ich glaube ich nicht soviel kraft um mir allein zu helfen.
Ich hoffe sie schafft das!

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DieTraurige77
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Beitrag Sa., 23.02.2019, 18:37

Und JA ich hätte nicht gedacht das das schreiben hier so sehr helfen kann

DANKE an euch alle!

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Billi2000
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Beitrag Do., 28.02.2019, 10:35

Ich bin neu hier und habe mein Thema noch gar nicht erstellt.
Aber ich habe mich bei Deinem Post gleich selbst erkannt.
Mein Vater ist Anfang Dezember gestorben. Ende August wurde uns gesagt er hat Krebs, nicht mehr behandelbar. Es ging ihm aber wirklich gut, umso mehr konnten wir das alles gar nicht glauben.
Aber dann verliesen ihn die Kräfte ganz schnell und aus einem gestanden Mannsbild wurde rasend schnell ein Pflegefall. Ich habe ihn zusammen mit meiner Schwester bis zum letzten Atemzug zuhause gepflegt. Die 3 Monate waren die härteste Zeit meines Lebens. Nicht mal meine eigene Krebserkrankung vor 15 Jahren hat mich so mitgenommen.
Niemand konnte sich mit den Tatsachen arrangieren, alles ging viel zu schnell.
Nachts redeten wir viel. Er fragte mich immer wieder warum das jetzt so gekommen ist, es ging ihm doch immer so gut. Das zeriss mir fast das Herz.
Und in den letzten Tagen, auch kurz bevor er das Bewusstsein verlor, sagte er mir immer wieder ich solle ihn los lassen damit er sterben kann. Ich bin die jüngste von 3 Kindern und gar nicht mehr geplant. Aber ich war Papas Liebling. Und die letzten Jahre habe ich ihn zu allen arztterminen begleitet und mich sozusagen um das gesamte Gesundheitswesen meiner Eltern gekümmert. Ich sah die Tatsache, dass sein Krebs zu spät erkannt wurde als mein persönliches Versagen an. Ich hätte es merken müssen. Dann habe ich seinem Hausarzt die Schuld gegeben, alle 3 Monate wurde die Diabetiker Vorsorge gemacht und der hat bei den Blutbilder nie was erkannt. Ich konnte mich nicht damit abfinden das er keine Chance mehr hatte und ich nur noch zu meinem Wort stehen kann ihn bis zum Schluss Daheim zu versorgen. Wenigstens das habe ich richtig gemacht.
Ich weine heute noch manchmal aus heiterem Himmel oder gebe es mir selbst wenn ich Fotos anschaue. Ich will um ihn weinen und er fehlt mir wahnsinnig.
Ich hatte ein längeres Gespräch mit meiner Ärztin. Sie hat mir sachlich die Fakten zu seinem Krebs erklärt, dass er so und so keine Chance hatte. Und ich darf mir keine Vorwürfe machen, ich hatte auch keine Chance das frühzeitig zu erkennen.
Niemand hat Schuld.
Ich gehe jede Woche auf den Friedhof und rede mit seinem Kreuz und weine auch.
Ich hatte immer Angst den ersten Elternteil zu verlieren. Meine Wurzeln dadurch zu verlieren und allein zurück bleiben zu müssen. Ich würde verloren gehen und einsam sein.
Trotz meiner Geschwister und Freunde, trotz meines Partners. Alle nicht das gleiche wie meine Eltern, nur Ersatz. Ich habe auch keine Kinder, die geben in solchen Momenten Halt und sind auch irgendwie Zukunft, sie sind eine Aufgabe.
Mein Vater war mein bester Freund, mein größter Kritiker, mein Fels in der Brandung, Retter in der Not, mein bester Ratgeber, und ab und zu auch derjenige der mir in den Hintern getreten hat. Für mich ist er Zuhause, da wo er starb, in dem Haus das er vor 40 Jahren selbst baute, in dem Garten den er liebte, bei der alten wunderschönen Rose, die er jedes Jahr zu einer enormen blütenpracht brachte. Er ist nicht auf dem Friedhof, obwohl ich diesen Ort bewusst suche und dort auch mit ihm rede.
Was mir wirklich Kraft gibt waren seine letzten Worte. Ich sei eine gute Tochter, mit großem Herz und viel Verantwortungsgefühl. Auf mich war immer Verlass und ich habe alles richtig gemacht. Mit ihm, meiner Mutter, in meinem Leben.
Ich soll bleiben wie ich bin, nie aufgeben und auch immer gut auf mich acht geben.
Er weiß, er kann sich auf mich und meine Geschwister verlassen, wir werden uns bestens um meine Mutter kümmern und wir drei werden immer zusammen halten weil wir ganz eng miteinander sind. Er bereut nichts, sein Leben war gut, mit uns Kindern hat er alles richtig gemacht und er hatte die richtige und beste Frau. Er kann gehen und wir sollen ihn gehen lassen.
Das alles ist mir Trost und gibt mir Kraft. Ich wurde geliebt und respektiert und war bzw bin eine tolle Tochter. Und ich habe ihm versprochen mein Leben weiter zu leben, wenn ich Rat brauche weiß ich ja was er sagen würde. Seine Kraft und seinen Willen trage ich in mir. Genau so trage ich seinen großen Humor und seine Menschlichkeit in mir. Er hat mir alles mitgegeben um ein gutes Leben zu führen. Und ich bin es ihm schuldig nichts davon zu vergeuden. Das alles macht es mir immer mehr möglich seinen Verlust anzunehmen und meinen Weg weiter zu gehen. Die leichten Tage werden mehr, die Tränen weniger.

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Philosophia
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Beitrag Do., 28.02.2019, 11:30

Billi2000 hat geschrieben: Do., 28.02.2019, 10:35 [...] wenn ich Rat brauche weiß ich ja was er sagen würde. Seine Kraft und seinen Willen trage ich in mir. Genau so trage ich seinen großen Humor und seine Menschlichkeit in mir. Er hat mir alles mitgegeben um ein gutes Leben zu führen.
Das ist wundervoll, was du da schreibst.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Billi2000
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Beitrag Do., 28.02.2019, 13:05

Danke.
Und ich glaube, egal wie alt man selbst ist und egal wie sich die Verantwortung immer mehr verschoben hat, man bleibt Kind und man bleibt Mutter und Vater.
Und Eltern wünschen sich das sie ihren Kindern die richtigen Werte und Kraft mit auf den Lebensweg gegeben haben um auch die Talsohlen zu überwinden.
Es ist wichtig trauern zu können und es braucht so lange wie es braucht. Aber man muss sich auch erlauben weiter zu gehen und sich dem Leben wieder positiv zuzuwenden.
Man ist es sich selbst aber auch demjenigen den wir vermissen schuldig, da ist nichts verwerfliches dran wenn es jemand schneller schafft oder eben nicht.
Und es mag sich vielleicht eigenartig lesen wenn ich schreibe, wenn Eltern alt sind und ihr Leben gelebt haben, wenn ihnen durch den Tod körperliches und seelisches leiden erspart bleibt, dann ist das gut so wie es ist. Und loslassen ist nicht vergessen.
Man darf nicht über sich selbst erschrecken wenn man feststellt das die Gedanken an den Menschen weniger werden oder das man Spaß mit Freunden hatte und viel gelacht hat.
Das ist gut so.

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Philosophia
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Beitrag Do., 28.02.2019, 13:07

Billi2000 hat geschrieben: Do., 28.02.2019, 13:05 Und loslassen ist nicht vergessen.
Nochmals danke für diesen kurzen Satz, der so viel sagt, dass ich ihn noch mal herausheben mag.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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