Therapeut oder Therapeutin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Fairness
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Beitrag Sa., 25.05.2024, 22:44

@libellenflügel

Ich war damals wirklich fix und fertig und mich haben Mitmenschen so aufgefangen in der Situation, wie ich kaum träumen würde... ich bekam das, was ich brauchte, auf eine ganz andere Art und Weise und merkte, es war schon auch vorher da. Es war irgendwie, unter dem vielen Leid, auch ein Stück Glück dabei.
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

Grief is just love with no place to go. (Jamie Anderson)

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Tobe
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Beitrag Sa., 25.05.2024, 23:11

Hallo Libellenflügel,
Libellenflügel hat geschrieben: Sa., 25.05.2024, 22:41 Ich weiß, dass es ohne andere Menschen nicht geht, ich dachte immer, ich brauche niemanden, aber das ist ein Fehler.
Ich war bzw. bin auch so ein Mensch, der meint(e) immer irgendwie alles alleine bewältigen zu müssen.
Leider war dies jedoch schon eine sehr prägende Erfahrung in meiner Kindheit, die diese Überzeugung erst ermöglicht hatte.
Erst jetzt lerne ich langsam auch Hilfe von außen zuzulassen und auch annehmen zu können, u.a. eben durch meinen Therapeuten.
Kein Mensch kann auf Dauer und immer alles alleine Bewältigen.
Dies musste ich auch erst durch meinen kompletten Zusammenbruch lernen. Denn dann konnte ich wirklich nichts mehr bewältigen.
Libellenflügel hat geschrieben: Sa., 25.05.2024, 22:41 Da habe ich wohl einiges vor, denn so viele Menschen gibt es in meinem Leben nicht.
Man braucht auch nicht so wahnsinnig viele Menschen. Es reicht m.E. wenn man eine Hand voll wirklich gute Freunde hat.
Und es braucht auch Zeit solche Freunde zu finden, bzw. solche Freundschaften entwickeln zu lassen.
Natürlich können auch sonstige Kontakte in bestimmten Situationen hilfreich sein.
Es müssen nicht immer auch echte Freunde sein.
Ich habe z.B. jetzt Hilfe durch einen Sozialarbeiter bekommen und der wird für mich auch noch andere Hilfe organisieren.

Ich glaube das Wichtigste ist, daß man lernt auf sich selber zu hören...
Was brauche ich?
Wer könnte mir bei Bedarf in einer bestimmten Situation helfen?
Sich in bestimmten Situationen einzugestehen, daß man Hilfe braucht und diese dann auch annehmen zu können.
Dies sind alles kleine Schritte, die ich auch gerade erst lerne.

L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.

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Takli
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Beitrag So., 26.05.2024, 07:59

Libellenflügel hat geschrieben: Sa., 25.05.2024, 22:20 Aber das Ziel sollte doch auch sein, dass ich meine Bedürfnisse nicht nur von anderen Personen befriedigt bekomme, sondern sie mir auch selbst erfüllen kann, oder nicht?
Das sind ja alles frühkindliche Bedürfnisse, die da verletzt sind und dieser Mangel taucht in der Beziehung zum Therapeuten wieder auf. Bei mir war es so, daß sobald es gelingt die Enttäuschungen der Vergangenheit zu verarbeiten, diese unerwachsenen Bedürfnisse nachlassen. Um diesen Prozeß geht es in der Therapie.

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Frances2
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Beitrag So., 26.05.2024, 08:46

Ich mache gerade die Erfahrung, dass die Erwartung, man könne die emotionale Abhängigkeit noch während der letzten Therapiestunden auflösen (ich glaube Libellenflügel schrieb das auch so ähnlich), vielleicht einfach zu hoch ist.
Das ist ein Prozess, der auch nach Therapieende noch andauert und natürlich kann der Therapeut
viel dafür tun, dass es in die richtige Richtung geht zum Abschluss der Therapie.

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candle.
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Beitrag So., 26.05.2024, 09:15

Frances2 hat geschrieben: So., 26.05.2024, 08:46 und natürlich kann der Therapeut
viel dafür tun, dass es in die richtige Richtung geht zum Abschluss der Therapie.
Was denn zum Beispiel?

candle
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Frances2
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Beiträge: 86

Beitrag So., 26.05.2024, 09:29

Indem er es thematisiert z.B.
Ich hatte den Eindruck, ich habe zum Schluss noch versucht, ihn in den alten Themen "festzuhalten", aber er hat sich nicht daruf eingelassen.
Das war dann der Abschiedsmodus nach einer emotional sehr intensiven Therapie, mit dem ich erst mal sehr unzufrieden war, aber es war notwendig, um mich lösen zu können.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 26.05.2024, 12:09

Libellenflügel hat geschrieben: Sa., 25.05.2024, 20:02
Nun ist es aber so, dass ich beim Gedanken an eine Frau als Therapeutin extremen Widerstand und Ablehnung in mir fühle. Das habe ich ihm auch gesagt und er meinte, manchmal muss man sich eben trotz Widerstand zu etwas überwinden.

Wurdest du in der Kindheit traumatisiert und ist deine Mutter die Täterin/eine Täterin gewesen? Evtl sträubt sich alles gegen eine weibliche Vertrauensperson und emotionale Nähe von einer Frau weil du da schon als kleines Kind, in der prägenden Zeit sehr schlechte Erfahrungen eben mit einer Frau gemacht hast?

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Arakakadu
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Beitrag So., 26.05.2024, 13:32

Da du jetzt Jahre bei einem Mann warst, würde ich dir zu einer Frau raten. Auch mir wurde das geraten.
Aber mach die Erstgespräche und entscheide vl nicht nach Geschlecht sondern nach Sympathie?

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Montana
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Beitrag So., 26.05.2024, 14:24

Arakakadu hat geschrieben: So., 26.05.2024, 13:32 Da du jetzt Jahre bei einem Mann warst, würde ich dir zu einer Frau raten.
Das ist doch kein Argument. Ich kann auch nicht besonders mit Frauen. Da ich im ambulanten Bereich wählen kann, tue ich das. Und zwar überall: beim Psychotherapeuten, Hausarzt, Gyn, Psychiater, Orthopäden usw. Ok, meine Zahnärztin ist eine Ausnahme, aber leider ist sie jetzt umgezogen und der Nachfolger ist zufällig ein Mann.

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Candykills
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Beiträge: 4945

Beitrag So., 26.05.2024, 15:26

Ich hab mich aus gewissen Gründen lange gesträubt mit Männern zu arbeiten. Älteren Männern. Wann immer es mir möglich war zu wählen, habe ich Frauen gewählt.
Nach meiner letzten Psychotherapie wurde mir explizit nahegelegt bewusst einen männlichen Psychotherapeuten zu nehmen. Ich hab dann beides gesucht und zeitnah aber einen Termin bei einem männlichen Psychotherapeuten bekommen, der mir auch persönlich als zu mir passend von meiner ehemaligen Psychotherapeutin empfohlen wurde. Ich habe mir lange gesagt, dass ich jeder Zeit gehen kann. Habe erst die Probatorik laufen lassen, dann die erste Kurzzeit, dann die zweite Kurzzeit und erst dann kam eigentlich eine richtige Entscheidung. Aber zu dem Zeitpunkt kannte ich ihn dann schon so gut, dass es mir nicht mehr schwer fiel oder ich nicht mehr die Hintertür zum Weglaufen brauchte.
Heute denke ich mir, hätte ich das vorher gewusst, was für eine positive Erfahrung ich dort machen darf, hätte ich mich auch schon vorher auf sowas eingelassen. Aber es hat seinen Sinn, dass die ganze Vorarbeit geleistet werden musste.
Ich will damit nur sagen, dass ein Termin, dass Probatorik, dass Kurzzeittherapie noch längst nicht die Hintertür für dich verschließen doch wieder zu einem Mann zu gehen. Aber wenn du es nicht ausprobierst mit einer Frau, wirst du dich auch weiterhin um eine Erfahrung bringen, die auch positiv sein könnte.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Thread-EröffnerIn
Libellenflügel
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Beitrag So., 26.05.2024, 20:39

@ fairness

Eine wirklich schöne Erfahrung, die du damals machen konntest, das kann ich mir vorstellen. Du kannst wirklich froh und dankbar sein. solche Menschen um dich zu haben. In meinem Leben hatte ich diese Erfahrung noch nie und kann mir momentan auch keine Person vorstellen, die mir so etwas erfüllen könnte.

@ Tobe

ich musste als Kind alles mit mir selbst ausmachen, hab damals schon nie um Hilfe gebeten/ bitten können. Die Hilfe meines Therapeuten konnte ich nach langer Zeit annehmen. Aber jetzt bin ich verletzt. Und das wirft mich wieder zurück. Ich merke, wie der Trotz hochkommt und ich wieder mit Härte nach außen reagiere.
Ich übe mich weiterhin darin, Hilfe anzunehmen, wie z.B. mit der Beratungsstelle.

Ich weiß, dass das kaum vorstellbar ist, aber ich habe wirklich keine Freunde mehr. Die paar, die mir nahe standen, haben wohl inzwischen aufgegeben. Mir tut das unendlich leid und ich bin selbst schuld daran.
Ich habe mir letztens mal einen Anmeldebogen einer Klinik angesehen, worauf angegeben werden soll, wer im Notfall verständigt werden soll. Ich könnte niemand aufschreiben. Das macht mich total traurig.
Ich muss wieder ganz von vorne anfangen, was Beziehungen angeht und momentan weiß ich gar nicht, wie und wo ich anfangen soll und vor allem wie ich dann mehr Nähe zulassen soll.

@ Takli

Ich hoffe wirklich, dass es mit der Anschlusstherapie klappt, damit ich das nochmal neu angehen und hoffentlich diese Bedürfnisse stillen kann.

@ Frances

Wir haben wirklich viel über das Therapieende gesprochen und es thematisiert. Aber es erscheint mir so, dass mein Therapeut gar nicht so recht weiß, wie diese Abhängigkeit aufgelöst werden kann. Er ist konsequenter und strenger mit mir, und ich spüre, dass mir das einerseits weh tut, andererseits aber hilft, die Endgültigkeit zu akzeptieren. Ich denke auch nicht, dass das vollständig bis zum Ende aufgelöst ist.

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Thread-EröffnerIn
Libellenflügel
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Beiträge: 108

Beitrag So., 26.05.2024, 20:52

@ münchnerkindl

Ich wurde unter anderem durch meinen Vater traumatisiert. Aber meine Mutter ist nie für mich eingestanden, immer stand sie auf seiner Seite. Sie hat alles geschehen lassen. Und hat nach Außen hin immer heile Welt gespielt. Ich wäre NIE zu ihr gegangen, wenn ich Rat oder Hilfe gebraucht habe. Das war immer so, bis heute.

@ montana

ich habe auch einen männlichen Hausarzt und Zahnarzt. Und früher auch nur männl. Gynäkologen, nachdem ich nach langer Pause einen Nottermin brauchte, hat mich nur eine Frau aufgenommen, mit der ich nun auch gut zurecht komme.

@ Tobe

Danke, dass du mich nochmal deutlich darauf hingewiesen hast, dass ein Wechsel immer noch möglich ist. Ich schließe eine Frau auch nicht von vorne herein aus, ich habe nur diesen Widerstand in mir.
Ich habe nun bei einer Beratungsstelle einen Termin bei einer Frau und probiere dort schon mal aus, wie es mir damit geht.

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