DIS: Ich verstehe das nicht

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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stern
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Beitrag Fr., 10.10.2014, 23:34

Ja, weil die amnestischen Barrieren erstmal aufgehoben werden. Ziel ist aber Integration. Um in meinem Beispiel zu bleiben:

Vielleicht glaubt man zunächst, man hat nur ein rotes Ei, weil die anderen amnestisch mit Gras überdeckt sind. Aber wenn man das Gras beiseite schafft, hat man 4 Eier = viele. Aber die anderen 3 Eier gab es vorher bereits schon. Waren allerdings im Gras versteckt.

Und irgendwann kann man dann im Optimalfall sagen: Ich habe ein Nest.
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stern
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Beitrag Fr., 10.10.2014, 23:42

Wenn man Amnesie aufrecht erhält, wüsste ich nicht, wie man dann sagen könnte: ah, das bin ich oder ist meins.

Also ist es schon von Vorteil, wenn man erstmal alle Eier klar hat, die zum Nest gehören. Wenn man welche übersieht, so kann man das auch nicht als Teil des Nestes in Verbindung bringen. Sondern dann bleibt eben noch eine Kellerleiche zurück, die nicht ins Nest geholt wird/werden kann.

Begriffe finde ich teilweise irrtierend... weil bereits je nach Autor andere verwendet werden. Insofern verstehe ich Dissoziation etwas übergreifender. Nijenhuis hat z.B. eine abweichend Terminologie... ach, andere auch. Wichtiger ist die Dynamik zu erkennen.
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Tamila
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Beitrag Fr., 10.10.2014, 23:51

Hm, ich glaube, trotz meiner vier Vögel, verstehe ich die "Eier" Sprache nicht so ganz...

Ich kann nur aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen, dass es mich verwirrt, von Teilen zu sprechen.
Auch von meinem "Bauarbeiter" z.B. den ich kurz benötigte, um meine Art mich als Frau zu übergehen ausfindig zu machen.
Weißt du, wie ich meine? Ich habe dann sozusagen rausgefunden, der Bauarbeiter in mir hat mich halt "begleitet" in der Zeit, wo ich einfach als Frau überfordert war körperlich. Aber ich war und bin die Frau, die all das leisten musste.

Er bleibt ein Symbol, kein reales Ei.

Ich weiß nicht, ob das so das jetzt trifft, was du meinst....aber es kann sein, dass ich auf meinen Standpunkt gerade bleiben muss, um mich zu schützen. Ich merke, wie sehr mich allein das lesen von Teilen wieder so verwirrt, wie wenn ich selbst von Teilen spreche oder schreibe oder lese.

LG Memory

PS:
Wenn man Amnesie aufrecht erhält, wüsste ich nicht, wie man dann sagen könnte: ah, das bin ich oder ist meins.
Naja Amnesie ist natürlich nicht bewusst. Aber man ist das, was man nicht mehr weiß dennoch. Mein Therapeut und viele "Weise" dieser Welt sagen "es geht nichts verloren in der Seele". Das meinte mein Therapeut. Ich z.B. befürchte mittlerweile, dass ich aktiv etwas nicht oder nicht mehr davon wissen will um mich zu schützen, um im Alltag stabil zu sein. Das ist doch auch ein Recht, dies so zu leben. Ob es dann wirklich für mich gut oder schlecht ist, zeigt das Leben.
Ich denke immer mehr -privat und beruflich- dass Therapie nicht unbedingt das Wesentliche ist im Leben. Heilung kann auch ganz anders geschehen. Durch das Leben, mit der Zeit, mit Menschen, die dich lieben. Durch eine Situation, die eintritt. Ein Mensch der in dein Leben tritt. usw.

LG Memory
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stern
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Beitrag Fr., 10.10.2014, 23:56

Memory hat geschrieben:Ich habe die CD und Buch "mein geheimer Garten" oder so ähnlich von M.Huber.
Habe ich auch... weiß ich gar nicht mehr, wie ich das empfunden habe ... so wirklich zum Zug kam das bisher jedenfalls noch nicht. Könnte ich aber mal wieder hören. Von Reddemann habe ich auch eine CD... da habe ich das Problem, dass es mir zu schnell geht (ich müsste dauernd abstoppen). Und so sehr ich CDs grunsätzlich schätze: Mir ist das etwas zu einengend, weil es zuviel vorgibt.
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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 11.10.2014, 00:05

Eier suchen und in ein gemeinsames Nest legen ist etwas anderes als Eier suchen und "individuell ansprechen und behandeln".
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Tamila
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Beitrag Sa., 11.10.2014, 00:07

Ja, stimmt. Reddemann gibt viel vor auf einer CD. Ich hatte mal einen Vortrag gehört von ihr, der sehr gut war . Das war eine MP3 Trilogie von "Das innere Kind" mit P.Schellenbaum, L. Reddemann, Ch. Miller. Und Teil 2 mit Reddemann war super, sie hat mit einem Zuhörer aus dem Publikum die PITT gemacht. Sie ist sehr flexibel und sehr intuitiv und gründlich zugleich in ihrer Arbeit finde ich. Mir gefällt ihre Grundhaltung, die mit Würde zu tun hat und mit Salutogenese.
Der Vortrag von der Miller zum Inneren Kind war auch sehr toll. Inneres Kind = Erfüllung.
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stern
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Beitrag Sa., 11.10.2014, 00:10

Memory hat geschrieben:Er bleibt ein Symbol, kein reales Ei.
Das schrieb ich zig Seiten vorher ja auch... weil niemand 5 einzelne Menschen ist. Wie man das nennt, finde ich dann nicht so wesentlich... bereits bei einer handelsüblichen und unpathologischen Ambivalenz ist es ja so, dass es etwas gibt, was nicht ganz einheitlich ist. Sondern man kann dann beide Seiten benennen und sagen Seite 1 (als Benennung) will ins Kino und Seite 2 tendiert zum Schwimmbad. Denn Durchschnitt gibt es in dem Fall schwer. Insofern beschreibt es auch etwas, was in irgendeiner Form vorhanden ist.

Wenn bereits die Bezeichnung Anteil irritiert oder man Angst vor Zerstückelung hat, bei dem ist das dann vermutlich eher kontraindiziert oder eben anders zu bennennen.
Naja Amnesie ist natürlich nicht bewusst. Aber man ist das, was man nicht mehr weiß dennoch.
Das meine ich... und daher geht es Huber darum, die Amnesie aufzuheben.
Ich z.B. befürchte mittlerweile, dass ich aktiv etwas nicht oder nicht mehr davon wissen will um mich zu schützen, um im Alltag stabil zu sein. Das ist doch auch ein Recht, dies so zu leben. Ob es dann wirklich für mich gut oder schlecht ist, zeigt das Leben.
Ja, das sehe ich ebenso, dass das dem Patient zu überlassen. Allerdings kann es evtl. vorkommen, dass ein Therapeut sagen würde, so arbeite ich nicht... ein anderer vielleicht schon.

Huber z.B. geht es um Integration als Ziel (bei DIS)... und würde nicht mit Leuten arbeiten, die ihr Multipel-Sein aufrecht erhalten wollen.
Zuletzt geändert von stern am Sa., 11.10.2014, 00:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 11.10.2014, 00:12

Hi Memory
Ich habe dann sozusagen rausgefunden, der Bauarbeiter in mir hat mich halt "begleitet" in der Zeit, wo ich einfach als Frau überfordert war körperlich. Aber ich war und bin die Frau, die all das leisten musste.
Ich verstehe was du meinst. Bsp. Bei mir hieß der Teil "Joey", der die Statistik-Prüfungen an der Uni bestand. Ergebnis: Ich konnte nicht wirklich stolz auf mich sein, da das Gefühl entstand, dass die bestandene Prüfung nicht meine Leistung war. Ich war ja dumm und hätte so eine Prüfung nie geschafft, nur Joey hatte ich es zu verdanken, dass ich die Prüfung schaffte. Dabei war ich Joey und Joey war ich. So werden selbst Stärken, die man selbst hat, abgespalten wahrgenommen. Wie bei dir: Obwohl du überfordert warst hast DU es geschafft, doch das konntest du nicht wahrnehmen.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


Igelkind
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Beitrag Sa., 11.10.2014, 00:28

Hallo ihr Lieben

@Jenny Doe
Anfangs habe ich tatsächlich gefürchtet, dass ein anschauen und benennen der einzelnen Teile mich mehr zerstückeln könnte.
Als wir dann meine Klötze gekauft hatten und ich die auf einem Tischchen aufstellte, fühlte ich eine grosse Erleichterung und Befriedigung, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben so viele Teile zusammen gleichzeitig im Blickfeld hatte, wenn auch nur symbolisch. Ich fühlte mich bereits mehr zusammen, identifizierter, erkannter, versammelter als je.

Und was Stern vielleicht ausdrücken wollte (so habe ich es verstanden, korrigiere mich bitte Stern, wenn es nicht so ist): es klingt bei dir (Jenny Doe) so, als würdest du die gesamte Methode, wie DIS behandelt wird zur Zeit, ablehnen, und als für die gesamte Klientel nicht hilfreich empfinden. (Manchmal wenn ich von dir gelesen hab, war ich nicht sicher, ob es für dich eine "echte DIS" überhaupt gibt, ob du das auch in Frage stellst.)
Du selbst wurdest anscheinend doppelt falsch behandelt, nämlich durch die falsche Methode und durch eine Behandlungsfehler begehende Therapeutin.
Was ich zuvor andeuten wollte war, dass mir die Methode (die sich ja wohl noch ständig weiter entwickeln wird) sehr entgegen kommt und für mich das erste ist, das nach Jahren wirklich positive Veränderungen bewirkt. (Medikamente abgesetzt, keine Suizidgedanken mehr, fast keine Flashbacks, insgesamt mehr Energie...)
Auch mein Therapeut verhält sich weitgehend förderlich, macht aber halt auch (Anfänger-) Fehler oder irrt da und dort.
Ich bin sehr gefordert, ständig zu überprüfen ob das zutrifft oder hilfreich ist, wenn er mal ins Kraut schiesst. Aber das kann ich, und er lernt dazu, hört auf mich.
Ich kann aber sehr gut nachempfinden, dass ein unsensibles Therapieren auf diese Art, noch bei jemandem, der DIS nicht hat, nachhaltig Schaden anrichten kann.
Kannst du das von mir so nehmen, dass mir die Methode von Nijenhuis / Huber & co entgegenkommt?

@Memory
auch dich verstehe ich, dass dich das verwirren muss, von diesen Teilen zu lesen und all die Übungen... mich hat es anfangs auch etwas verwirrt, aber da ich es für mich nützlich anwenden (oder sein lassen) kann, schätze ich diese Bücher und die Methode sehr, auch wenn natürlich nicht alles 100% auf mich passt und sicher in der Zukunft (Forschung) noch weitere Fortschritte erzielt werden.
Grundsätzlich würde ich abraten, Übungen zu machen und Bücher zu lesen, die für Menschen mit einer Diagnose sind, in der man sich selbst nicht wieder findet.
Es ist doch so eine empfindliche, verwirrte und unsichere Innenwelt bei allen traumarisierten Menschen, egal mit welcher Diagnose.
Da sollte man versuchen alles zu meiden, was zusätzlich noch Schaden oder Verwirrung stiften könnte. So halte ich es für mich.
Für sich selbst konsequent alles in die Ecke schmeissen, was nicht hilft, aber anerkennen, dass es anderen dagegen helfen kann, oder mir selbst später... So möchte ich es machen.

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stern
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Beitrag Sa., 11.10.2014, 00:28

Jenny Doe hat geschrieben:Eier suchen und in ein gemeinsames Nest legen ist etwas anderes als Eier suchen und "individuell ansprechen und behandeln".
Individuell behandeln soll man ja gerade nicht... also dass man sich auf einen Kindanteil einschießt und einen Schnuller verabreicht... und das dann zelebriert. Allerdings spricht nichts dagegen, dass man erstmal erkennt und bennent, ah, das ist jetzt gerade das rote Ei. Aber sich jetzt nur auf das rote Ei einzuschießen, wäre kritisch aus meiner Sicht. Sondern es geht schon darum, das Nest zu entdecken.

Heikel ist es, wenn ein Therapeut Eier sieht, die gar nicht vorhanden sind und dem Patienten aufschwatzt und auch noch ins Nest legt. Manchmal ist es vermutlich naheliegend, dass irgendwo noch ein Ei vorhanden sein dürfte. Aber ich bin da bei igelkind, dass die Wahrnehmung des Patienten wesentlich ist und nicht das, was der Therapeut hineininterpretiert (der ja nicht in den Patienten sehen kann)... z.B. weil man den Patienten in die Borderline-Kategorie gesteckt hat, sieht man dann auch lauter Stimmungswechsel. Und wenn man ihn in die DIS-Schablone steckte, sieht man lauter Switches von x Anteilen - weil es ja so sein muss.
Zuletzt geändert von stern am Sa., 11.10.2014, 00:39, insgesamt 3-mal geändert.
Liebe Grüße
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Wandelröschen
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Beitrag Sa., 11.10.2014, 00:31

stern hat geschrieben:Huber schreibt in "Wege der Traumabehandlung: Trauma und Traumabehandlung, Teil 2": Überblick über die Psychotherapie bei DIS: Intergration ist ein generelles Behandlungsziel. (...) Wo immer möglich, sollte die Behandlung der KlientIN dazu verhelfen, ein zunehmendes Gefühl für ein integriertes, alltagstaugliches Selbst zu erhalten.

Oder in Multiple Persönlichkeiten: seelische Zersplitterung nach Gewalt: Optimales Therapieziel ist die vollständige Integration der »Personen« und ihre Fusion zu einem einzigen, ganzheitlichen »Ich«.
Oh je, ich weiß, warum ich Huber mit so einem komischen Bauchgefühl gelesen habe.
Geht die Frau wohl davon aus, dass alle Multis nicht alltagstauglich sind? Oder das nur ein integriertes Selbst ein alltagstaugliches ist???

Hey, wer steckt das Therapieziel nach Huber? Wer gibt vor, dass das Therapieziel bei DIS die (vollständige) Integration sein soll? Da stellen sich mir die Nackenhaare! Hab´s jetzt grad nicht mehr gefunden, aber irgendwer hier schrieb, Huber würde keine Multis behandeln, die die Integration nicht als Therapieziel hätten. Mensch, da bin ich ja froh, nicht bei der in Behandlung zu sein, sonst hätte die unsereins doch glatt rausgeschmissen.

Und das wird dann bei den Fortbildungen den Theras mit auf den Weg gegeben: Ziel hat gefälligst Integration zu sein, basta!
Kann die sich überhaupt vorstellen, dass das für einzelne in irgendeinem System auch bedeuten kann: Hey, du bist unerwünscht, du musst weggemacht werden!
Und wenn genau das Baustelle ist, weggemacht werden, keine Daseinsberechtigung. Hat die Frau überhaupt nen blassen Schimmer davon, was das für den ein oder anderen bedeutet, nen Abtreibungsversuch und/oder Mordversuch überlebt zu haben? Die soll mir bloß mal in die Finger kommen, der wird ich die Leviten lesen!

Als unser Thera mit Integration und so kam, hat der aber die ganze Bandbreite von Widerstand zu spüren bekommen von mir, da pass ich schon auf, hab da auf den Blauen nen Auge, auch wenn der mich nicht mag, aber ehe der durchdreht. Aber unser Thera hat´s gleich kapiert und hat zurückgerudert und uns unser Ziel selbst formulieren lassen, und das hieß dann mal nicht Integration.
Auf die Frau reagiere ich echt allergisch.

Der Schwarze
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.


Igelkind
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Beitrag Sa., 11.10.2014, 00:37

Jenny Doe hat geschrieben:Eier suchen und in ein gemeinsames Nest legen ist etwas anderes als Eier suchen und "individuell ansprechen und behandeln".
@Jenny Doe
ich kann vor deinem Hintergrund (soweit ich ihn kenne) glaub verstehen, was du meinst, aber es gibt tatsächlich Situationen, gab es jedenfalls bei mir in der Therapie, wo ein Teil vom Therapeuten individuell angesprochen und behandelt werden musste, da er von meinen gesamten anderen Teilen im Regen stehen gelassen wurde.
Ziel war es dann jedoch, bald möglichst einen anderen Teil in mir zu finden, der sich wenigstens ein bisschen annähern und Verständnis für diesen Teil aufbringen konnte.
Ich als Erwachsene konnte dann auch vom Therapeut lernen, wie ich mit meinem "verstossenen" Anteil umgehen kann. Das hat mir sehr geholfen.

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Tamila
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Beitrag Sa., 11.10.2014, 00:38

Hi Jenny,
Obwohl du überfordert warst hast DU es geschafft, doch das konntest du nicht wahrnehmen.
Ja genau, das trifft es ins Schwarze!

Und jetzt habe ich angefangen, es wahrzunehmen. Seitdem gehe ich mit mir als Frau anders um, bzw. lerne es gerade.

Allein das Wort "wahr-nehmen" ist an sich schon spannend!

@ Igelkind: die Bauklotzmethode erinnert mich aber auch eher an Symbolik, die vorrübergehend genutzt wird, wie auch in einer (Familien)aufstellung oder anderen ähnlichen systemischen Methoden. Das kann einen Überblick über z.B. verschiedene Gefühle und entgegengesetzte Bedürfnisse aufzeigen. Das kann beruhigend wirken. Ich finde, das ist nicht dasselbe, als wenn -wie du auch beschrieben hast- dein Therapeut Teilen einen Namen, ein Alter geben will und dann in Kindersprache mit "ihm" spricht, anstelle mit dir über die Bauklötze. Im letzteren bist DU als Ganzes mit dabei, in dem anderen nicht.
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Igelkind
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Beitrag Sa., 11.10.2014, 00:58

Hey Wandelröschen! schön von dir zu lesen, alles ok bei dir?

Du bist ja nicht bei der guten Frau Huber in Therapie, soll die doch Leute, die ihr versprechen, ausschliesslich nach absoluter Integration zu streben, behandeln.
Wir machen doch was wir wollen, und wann wir es wollen und wie. Dein Therapeut geht ja mit dir mit, das ist sehr gut.
Ich persönlich finde es ok, dass mein Therapeut die Integration anstrebt, ich entscheide dann immer noch selber, was bei mir zu passieren hat.
Ich fände es heikler, wenn er betonen würde, dass eine vollständige Integration nicht anzustreben ist und man durchaus weiter als fröhliche Wandergruppe durchs Leben gehen soll.
(Was für mich jetzt im Moment das nächste Ziel ist ).

Ausserdem vertraue ich darauf, was du mir einmal gesagt hast, nämlich dass Integration passiert, wenn die Abgrenzung nicht mehr nötig ist, und man die nicht aktiv machen muss.
Vielleicht würde Frau Huber das auch anders sehen, wenn sie von dir und deiner Geschichte wüsste?
Manchmal würde ich den Leuten dort schon auch gern mal schreiben, weil ich da und dort was anders sehe oder differenzierter.
Naja, ich hoffe mal, die lernen auch, und zwar schnell.

@Memory
Du hast im Prinzip recht, es ist Symbolik, aber es geht dann mehr darum, dem Therapeuten schnell und effizient aufzuzeigen, wie es in mir drin aussieht. Da kann es durchaus sein, dass wir nur über 3 von den über 10 Klötzen sprechen, oder eben nur einen einzelnen, weil ich die anderen in mir nicht spüren / hören / erreichen kann.
Es kann aber auch sein, wie bei einer Familienaufstellung, dass bei mir durch das verschieben / näherrücken / wegnehmen oder in die Hand nehmen der Klötze gefühlsmässig etwas ausgelöst wird, was dann interessant ist.


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 11.10.2014, 01:05

@ Igelkind
Und was Stern vielleicht ausdrücken wollte (so habe ich es verstanden, korrigiere mich bitte Stern, wenn es nicht so ist): es klingt bei dir (Jenny Doe) so, als würdest du die gesamte Methode, wie DIS behandelt wird zur Zeit, ablehnen, und als für die gesamte Klientel nicht hilfreich empfinden.
Naja, das ist eben das, was Stern aus meinen Postings macht, und was mich hier auch so aufregt.

Das hatte ich geschrieben:
Sämtliche Therapien, in denen Klienten nicht wie eine Person behandelt werden, finde ich bedenklich. Eine Therapie sollte die Dissoziation nicht fördern, auch wenn Frau Huber der Ansicht ist, dass das erst mal sein muss. Eine Therapie sollte darauf abzielen, dass der Klient lernt zu akzeptieren, dass es das selber ist und selber erlebt hat. Aber das ist meine Meinung.
Ich habe mich nicht auf DIS beschränkt, sondern gesagt, dass ich sämtliche Therapien bedenklich finde, die die Dissoziation fördern. Des Weiteren habe ich meine Meinung zu Frau Huber geäußert, nicht zur DIS, sondern zu Frau Huber.
Anfangs habe ich tatsächlich gefürchtet, dass ein anschauen und benennen der einzelnen Teile mich mehr zerstückeln könnte. Als wir dann meine Klötze gekauft hatten und ich die auf einem Tischchen aufstellte, fühlte ich eine grosse Erleichterung und Befriedigung, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben so viele Teile zusammen gleichzeitig im Blickfeld hatte, wenn auch nur symbolisch. Ich fühlte mich bereits mehr zusammen, identifizierter, erkannter, versammelter als je.
Du hast da aber dein gesamtes Ich vor Augen gehabt und warst, wie Memory schon erwähnte, mit einbezogen. Eine solche Methode finde ich gut. Was ich nicht gut heiße ist, wenn Therapeuten jeden einzelnen Anteil einladen raszukommen und jeden einzeln individuell behandeln. Es gibt nur ein Individuum, und das ist der Klient, der aus vielen Anteilen besteht. Ich glaube nicht, dass es hilfreich ist, wenn man jeden Anteil individuell behandelt und die Gesamtpersönlichkeit aus den Augen verliert.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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