Ich bin kaufsüchtig

Sogenannte "nicht substanzbezogene" Süchte wie Internetsucht, Computersucht, Fernsehsucht, Kaufsucht u.dgl. können hier diskutiert werden.

derlangweiler
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Beitrag Do., 21.10.2010, 09:09

Hallo nochmal , ich habe nicht nur werkzeug gekauft sondern mir ein neues Fahrad und ein keyboard - was soll ich nurmachen - ichwill doch auch ein hobby haben....

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lilly2204
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Beitrag Mi., 08.12.2010, 18:38

ich frage mich gerade wo fängt Kaufsucht an und was ist noch normal.

Mir ist aufgefallen (habs meiner Thera auch erzählt) das ich die letzen Wochen schon sehr viel Dinge kaufe.
Taschen , klamotten etc. Alles was ich im Grund mehr als genug habe und auch nicht brauche.

Aber es macht mich für einen kurzen Augenblick glücklich., Diese Jagd. Es dann zu bekommen und dann ans Nächste zu denken....

Ok einerseits sag ich mir: hey , ganz normal für ne Frau
Aber andererseits....

Ich hab das Gefühl ich verdränge auch damit mit dem Kaufen wieder was. Lenke mich ab... ich bin mir unsicher.

Aber kaufsüchtig ? ICH.... nein, ja . ich weiss nicht. Finde es sehr schwer mit diesem Wort auch was anzufangen.

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uvwxyz
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Beitrag Fr., 10.12.2010, 20:48

Alles was ich im Grund mehr als genug habe und auch nicht brauche.
Was braucht man denn überhaupt zum Leben? Frag einen Mitteleuropäer und einen Angehörigen eines afrikanischen Nomadenstamms, und du wirst sehr unterschiedliche Antworten erhalten.

Unser Wirtschaftssystem lebt davon, uns immer mehr Dinge brauchen zu lassen, weil seine innere Logik Wachstum heißt. Kann man auch schön jetzt vor Weihnachten beobachten, wenn ängstlich Umsätze verglichen werden mit denen des Vorjahrs und mit Prognosen von irgendwelchen Experten.
Wenn man schon kaufsüchtig ist, sobald man Dinge kauft, die man, auch nach Mitteleuropäer-Maßstäben, nicht mehr wirklich braucht, dann sind sehr viele von uns kaufsüchtig. Oder zumindest diejenigen unter uns, die es sich leisten können.

Natürlich kompensieren wir damit auch andere Bedürfnisse, Wünsche, die man sich nicht so einfach mit einem Geldschein erfüllen kann. Wenn man will, kann man das sicher als ein wenig pathologisch bezeichnen. Aber kaufsüchtig? - Ich finde den Begriff schwierig, gerade weil wir in so einer Konsumkultur leben und es darin zur "Normalität" gehört, wie auch immer man dazu stehen mag und ob man es gutheißt oder nicht.
Wahrscheinlich muss man sich an diesem Punkt einfach entscheiden, wie ehrlich man mit sich selbst umgehen will, wie nah man wirklich dran sein will an seinen Gefühlen, an seinen Bedürfnissen und Ängsten. Manchmal tut es gut, nicht alles zu fühlen. Dann lenkt man sich ab, betäubt sich, sucht Ersatzhandlungen. Der eine lässt sich vom Fernseher berieseln, der andere geht einkaufen oder isst Schokolade. In einem gewissen Ausmaß macht das wahrscheinlich jeder. Aber wenn es überhand nimmt, dann ist der Weg in die Sucht nicht weit.

Ich würde sagen, zu einem echten Problem wird Einkaufen dann, wenn man kaufen muss, obwohl man sichs eigentlich nicht (mehr) leisten kann. Wenn man sieht, dass das Konto immer mehr ins Minus rutscht und trotzdem nicht die Notbremse ziehen kann. Wenn man Schulden und sozialen Abstieg „in Kauf“ nimmt, nur um zu kaufen, dann ist man wahrscheinlich wirklich kaufsüchtig. Oder zumindest hat man ein gewaltiges Problem, wie auch immer man das nennen will. Das scheint bei dir, lilly, offenbar nicht der Fall zu sein.

Nur meine Gedanken, hoffentlich nicht zu weit am Thema vorbei...

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Bernadette
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Beitrag Mi., 25.01.2012, 14:50

Ich erkenne mich.
Bei mir hat es etwa Anfang 2010 angefangen, und ich möchte damit aufhören.
Ich bemühe mich jetzt, ein Haushaltsbuch zu führen und nicht viel einzukaufen.
Ich bin Französin, lebe aber seit 1983 in München.
Meine Eltern sind 2009 in Frankreich zurückgekehrt.
Ich habe eine 12-jährige Tochter, und ich habe sie mit 19 bekommen. Ich bin alleinerziehend, lebe von Hartz IV. Ihr werdet euch fragen, wie kann man mit Hartz IV Schulden machen ???
Das geht aber. Wenn man Eltern aus Frankreich hat, die einem monatlich Geld von Frankreich aus überweisen. Und wenn man es jahrelang (bei mir hat es 2 Jahre gedauert) der ARGE nicht meldet. Ich weiss, ich hätte das tun müssen. Aber irgendwie habe ich es verdrängt. Mein Girokonto aber war immer "sauber".
Ich habe es der ARGE gesagt. Sie waren sehr nett, und versuchen, dass ich so wenig wie möglich zahlen muss. Ich werde vermutlich zwischen 250 und 2000 Euro zurückzahlen müssen.
Ich sehe ein, dass ich mit dem Einkaufen sofort aufhören muss.
Warum habe ich eingekauft ? Vermutlich, weil es mir langweilig ist, weil meine Eltern mir fehlen, weil ich mich so einsam fühle... Und ich jemand anderes sein wollte. Ich wollte Prinzessin sein. Ich wollte glamourös sein. Ich wollte bei den Konzerten meiner Lieblingsband backstage gehen, statt immer nur die hübsche Backstage-Hasen bewundern zu müssen. Ich wollte mit den anderen, hübscheren, jüngeren Frauen mithalten. Ich wollte wieder kinderlos werden. Nachholen, was ich in meiner Jugend verpasst hatte, mit Ausgehen usw...
Ich habe vor allem Kleidung, Make-up, Parfüm, Schmuck, Blumenvasen, Blumen, Bilder, Bücher gekauft. Nur für mich, nicht für meine Tochter.

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Jugendstil
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Beitrag Mi., 25.01.2012, 15:28

Ich habe es der ARGE gesagt.
Alle Achtung.

Dass Du etwas nachholen wolltest, kann ich verstehen. Du bist ja nun auf einem guten Weg, und ich wünsche Dir viel Glück.

Jugendstil

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Therapietrauma
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Beitrag Do., 02.02.2012, 22:25

SorgenTanne hat geschrieben: ABER ICH WILLL DAS NICHT MER WAS SOLL ICH MACHEN!!!!!!!
Hallo SorgenTanne!
Ich war auch 13 Jahre lang kaufsüchtig, aber seit ich rausgefunden habe, dass ich mit den ganzen Dingen nur einen eklatanten Mangel an Liebe, Geborgenheit und Anerkennung kompensieren wollte und mich bewusst immer wieder gefragt habe: Brauch ich das Teil? Was mache ich damit? Wie oft werde ich es nutzen? Habe ich schon ein Ähnliches Teil? und vor allem: Warum meine ich, dieses Teil haben zu müssen, was fehlt mir gerade wirklich? und mich dann zwang, einen Tag zu warten und erst wenn ich es am nächsten Tag immer noch meinte, unbedingt zu brauchen und der Nutzen wirklich logisch war, bin ich los und habe es bewusst gekauft und mich dann bewusst und immer wieder daran gefreut, habe ich von einer Sucht zu einem normalen Kaufverhalten zurückgefunden.
Ich bin meine Sucht nun auch in Krisensituationen los, aber werde mich weiterhin sehr sorgfältig diesbezüglich beobachten, um nicht rückfällig zu werden.
All dies ist mir ganz ohne Therapie geglückt, was sicherlich mit zum Erfolg beigetragen hat, weil ich so stolz auf mich sein kann, es alleine geschafft zu haben.
Vielleicht hilft es dir auch, wenn du versuchst, dich genau zu analysieren und versuchst, herauszufinden, was du mit dem Kaufen kompensieren willst.
Viel Erfolg dabei - du schaffst das bestimmt (wenn du wirklich möchtest)
Viele Grüße
Therapietrauma

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Therapietrauma
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Beitrag Do., 02.02.2012, 22:32

kelly hat geschrieben: Da kaufe ich immernoch viel...viel auch so Sagrotan-Desinfektionsmittel
in allen Variationen....zzz

das ist wohl so eine Krankenschwesterkrankheit...alles muß steril sein...zzz

Kelly
Hihi, das ist auch eine SEHR weit verbreitete Arzthelferinnen-Krankheit

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Therapietrauma
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Beitrag Do., 02.02.2012, 22:42

Pitt hat geschrieben:Hi,
nur eine doofe Bemerkung von mir am Rande.
Ich habe das umgekehrte Problem. Ich bin vom Geiz zerfressen.
Kaum ein Gegenstand scheint mir seinen Preis wert.
Ich trinke in einem Restaurant kein zweites Getränk, weil ich meine, den gleichen Genuss für 20% des Preises aus dem Supermarkt haben zu können.
Btw., ich hätte es nicht nötig
Vielleicht ein Thema für einen eigenen Thread.
Sorry für diesen Einwurf...
Lg
Pitt
Hallo Pitt!
Das Problem hat eine Freundin von mir auch. Für sie selber ist das bestimmt die bessere Variante (es führt immerhin nicht zu einem Schuldenberg, der dann wieder neue Probleme und Existenzängste verursacht), aber für uns Freunde ist es schon etwas anstrengend und auch etwas peinlich (wenn sie dann bei unserem zweiten Getränk mittrinkt, weil sie sich kein zweites gönnt; kein Trinkgeld gibt; auch in einem normalen Laden unheimlich am Preis handelt, usw.).
Aber wenn du selber drunter leidest, kannst ja in kleine Schritten probieren, dich daraus selber zu befreien. Zum Beispiel, indem du dir einfach mal, wenn du in der Stadt bist einen Kaffee to go kaufst (falls du Kaffee magst, ansonsten etwas anderes, was du magst) und diesen (oder das Andere) dann bewusst genießt und versuchst, dich daran zu freuen, dass du dir dadurch ein positives Gefühl verschafft hast.
Viel Erfolg dabei

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Phönixia
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Beitrag Do., 02.02.2012, 22:57

Hi,
nur eine doofe Bemerkung von mir am Rande.
Ich habe das umgekehrte Problem. Ich bin vom Geiz zerfressen.
Kaum ein Gegenstand scheint mir seinen Preis wert.
Ich trinke in einem Restaurant kein zweites Getränk, weil ich meine, den gleichen Genuss für 20% des Preises aus dem Supermarkt haben zu können.
Btw., ich hätte es nicht nötig
Vielleicht ein Thema für einen eigenen Thread.
Sorry für diesen Einwurf...
Lg
Pitt
Hallo Pitt,

mach das doch.
Mich würde das Thema Geiz sehr interessiern.
Ich selber habe das Problem nicht, ich bin eher verschwenderisch, aber um seltsam knausrige Menschen verstehen zu können, wäre das schon gut.

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Phönixia
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Beitrag Do., 02.02.2012, 23:03

Therapietrauma hat geschrieben:Zum Beispiel, indem du dir einfach mal, wenn du in der Stadt bist einen Kaffee to go kaufst (falls du Kaffee magst, ansonsten etwas anderes, was du magst) und diesen (oder das Andere) dann bewusst genießt und versuchst, dich daran zu freuen, dass du dir dadurch ein positives Gefühl verschafft hast.
Oder, einen Coffee to Go kaufen, ein oder zwei Schluck trinken und dann einfach wegschmeißen!
Das als "Konfrontationstherapie" gegen Geiz.

Weiß ja nicht ob der Grund für Geiz haupsächlich das "sich nichts Gönnen wollen", oder Angst vor Verschwendung ist.

Vielleicht gibt es ja noch andere Geizige hier, die es erklären können.

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Bernadette
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Beitrag Fr., 03.02.2012, 08:33

Ich setzt mich zur Zeit mit dem Thema "Kaufsucht" auseinander. Ich kenne Leute, die jahrelang vernünftig waren, und auf einmal Schulden gemacht haben.
Was birgt sich hinter der Kaufsucht ?
Frustration darüber, seit 10 Jahren immer das gleiche Gehalt zu haben ? Generell "mithalten" zu wollen ? Oder mit bestimmten Personen (z. B. Freunde des neuen Partners) mithalten zu wollen ? Hilflosigkeit ? Angst vor der Zukunft ? Depressionen ? Unglückliche Beziehung ? Unglückliche Kindheit ? Finanzieller Druck ? Usw...
Ich habe aber auch den Eindruck, dass jeder Einzelne von der Gesellschaft unter Druck gesetzt wird. Es wird uns suggeriert, wer ein schönes Auto, ein schönes Haus, schöne Kleider hat, in feinen Restaurants oder in schönen Konzerten geht, "es zu etwas gebracht" hat. Der dagegen, der das alles nicht hat, gilt womöglich als "Loser".
Aber man muss nicht wirklich arm sein, um diesen Druck zu spüren. Dieser Gruppenzwang kann auch unter Kollegen, Freunde, Familie sein. Es erfordert wirklich Mut, sich dem Gruppenzwang zu widersetzen und zu seinem Lebensstil zu stehen.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 03.02.2012, 11:00

Hi,
nur eine doofe Bemerkung von mir am Rande.
Ich habe das umgekehrte Problem. Ich bin vom Geiz zerfressen.
Kaum ein Gegenstand scheint mir seinen Preis wert.
Ich trinke in einem Restaurant kein zweites Getränk, weil ich meine, den gleichen Genuss für 20% des Preises aus dem Supermarkt haben zu können.
Das finde ich jetzt aber nicht so abwegig. Ich meine klar, die Bedienung und zur Verfügung Stellung des Gastraumes sind Kosten die der Wirt auf das Getränk umlegen muss.

Aber wenn man bedenkt daß ein simples Apfelschorle hier 3Euro kostet ist mir das Geld auch zu schade weil da der Gegenwert nicht mehr gegeben ist, und wenn ich gerade keinen Durst habe bestelle ich im Restaurant auch kein Getränk.

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leuchtturm
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Beitrag Fr., 03.02.2012, 12:59

ich halte das für ein völlig normales Verhalten, Pitt!

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Phönixia
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Beiträge: 917

Beitrag Fr., 03.02.2012, 14:15

Hallo,

wenn ich mit jemanden im Cafe sitze und für mich eine bereichernde Unterhaltung führe, dann bestelle ich mir natürlich auch gern ein zweites Getränk um die Unterhaltung weiterführen zu können, sonst müsste man ja das Lokal verlassen, wenn man nichts mehr trinkt, oder man trinkt nichts und der Gegenüber trinkt alleine und "bezahlt" somit für uns beide die nette Unterhaltung. Die Wertschätzung der unserer Unterhaltung trägt so nur einer von uns beiden. Das finde ich etwas unhölich.
Ich denke, dass es das ist was die "Geizigen" übersehen und deren Wert verkennen, die ganze Geselligkeit, die Leute mit denen man zusammen ist und die es einem Wert sind und denen man das auch zeigen möchte.
Auf der materiellen Ebene mag ihr Argument richtig sein. Man kann sicher zuhause für viel weniger Geld etwas trinken. Ich denke dass sie hier nur einen materiellen Kosten-Nutzen-Rechnung erstellen aber nicht den imateriellen Wert sehen und ihn deshalb auch nicht genießen können.

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Bernadette
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Beitrag Fr., 10.02.2012, 09:52

Mit der ARGE habe ich "Glück in Unglück" gehabt. Aber jetzt sehe ich die Konsequenzen meines Handelns. Ich muss mich immer noch von diesem Schock erholen. Weil für mich war es ein Schock, zu sehen, wie viel Geld ich ausgegeben habe und wie viel ich der ARGE verheimlicht habe´- und meinem Vater gegenüber habe ich Schuldgefühle.
Diese Geschichte hat mich sehr schwer deprimiert und durcheinander gebracht. Nachts schlafe ich schlecht. Ich bin oft traurig und grüble.

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