Bildung - Chancengleichheit oder -ungleichheit?

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sandrin
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 16:38

Ein heißes Thema, von dem ich fernab der ganzen Polemik einfach zu viel Ahnung habe, dass ich mich da nicht aufregen würde.
Deshalb klinke ich mich vorerst aus.

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montagne
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 16:42

@sandrin du bist auch nicht die einzige, die Ahnung hat. Nur gibt es auch unter professionell Ahnung-habenden sehr unterschiedliche Erfahrungen und Ansichten zu dem Thema. Das hat nichts mit Polemik zu tun.
amor fati

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sandrin
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 16:45

Ich will auch keinem irgendwelches Wissen absprechen. Es ist nur so, dass ich in diesem Bereich sehr engagiert bin, viele Schulungen zu diesem Thema erhalten habe und selber oft dazu vor Publikum referiere. Das meine ich damit. Ich kenne die Studien, ich habe mir daraus meine Meinung gebildet und ich glaube, ich würde mich da jetzt zu sehr verausgaben.

Das mach ich dann lieber in unseren Podiumsdiskussionen face-to-face .

LG


montagne
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 17:07

Das Beispiel Bayern zeigt doch ach, dass das mehrgliedrige Schulsystem in punkto sozialer Gerechtigkeit versagt. Die städtischen Bundesländer schneiden in Vergleichstest u.a. deshlab so schlecht ab, da sich hier Problemklientel ballt, im Gegensatz zu ländlichen Regionen und damit Flächenländern.
Auch einem bayrischen Kind aus prekärer sozialer Lage tut dieses Schulsystem nicht gut. Nur gibts davon in Bayern anteilig ungleich weniger, als in Berlin, Hamburg, Bremen und einigen ökonomisch schwachen Regionen.

Das das mehrgliedrige System so manche Vorteile a, ist unbesitten. Aber sicher nicht den der sozialen Gerechtigkeit und der auch nur annähernden Gleichverteilung von Bildungschancen. Darum gings aber mir persönlich.
Kommt halt drauf an, was man will, welche Ziele man vor Augen hat, was das System leisten soll und was eben nicht.


Und ja, polemisch, aber dein Argument: Es können tatsächlich alle von voneinander lernen. In anderen Sportarten ist es Gang und Gebe, das vom Anfänger bis zum Spitzenathleten alle zusammen Trainingseinheiten haben. Wenn man es will geht es, nur im Fußball wil man es ja auch nicht. Und dort wo Spitzenathleten in Trainingseinheiten unter sich bleiben, hat es durchaus auch bewusst was mit Status zu tun, bzw. ergänzenden Charakter. Das muss man sich verdienen in der Elite mit trainierne zu dürfen. Muss erstmal Durchhaltevermögen und Leistung zeigen. Man hebt sich ab... und es ist klar, nicht jeder schafft es dorthin. Aber letzlich differenziert es sich eben nach Leistung und nicht nach sozialer Herkunft.
Wird aber auch so kommuniziert. Und dennoch gibts das Training (in dem teils auch differenziert wird) für alle und es IST für alle befruchtend.

Nur geht es bei Schule und Bildung ja nicht um Hobby, niemand muss in einem bestimmten Verein, eine bestimmte Sportart ausüben. Es muss auch wirklich niemand genau mit Sport sein geld verdienen.

Es muss aber jeder im Bildungsystem bestehen, ein Zertifikat erreichen und später mit irgend einem Job seinen Lebensunterhalt verdienen und die Chance haben sich persönlich zu entwickeln. Arbeit ist so viel mehr als nur Geld verdienen.

In sofern hinkt der vergleich zum Fußball oder Sport arg.
amor fati

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Thread-EröffnerIn
stern
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 17:28

@stern: Seit dem WIR die Schule verlassen haben, hat sich aber echt so einiges getan, methodisch, didaktisch, pädagogisch. Natürlich können nicht alle immer das selbe machen. An Grundschulen hat Differenzierung innerhalb einer Klasse ja schon eher einzug gehalten. Da ist es schon, so scheint es weit(er) verbreitet. An den Sekundarschulen eher wohl nicht.
Sicherlich hat sich seitdem manches getan... aber rein nach meiner Logik betrachtet, ändert das mMn nicht daran, dass - je integrativer vorgegangen wird - manche dann überfordert sein können, andere unterfordert.

Der vergleich mit der Fussballmannschaft (sandrin) ist zwar etwas drastisch ausgedrückt, hat aber in meinen Augen durchaus etwas (bei mir rein aus dem Bauch heraus gesehen). Und wenn man innerhalb einer Klasse dann eh differenzieren muss, dann kann man es auch gleich von vorneherein trennen.

Zwar kann ich mir (wieder fernab jeder Studie) vorstellen, dass leistungsschwächere Schüler (sofern sie nicht auf der Strecke bleiben) ein Stück zur Mitte gezogen werden... aber dafür müssen evtl. leistungsstärkere Schüler Abstriche hinnehmen. D.h. denen werden evtl. manche Chance genommen. Wieder in Analogie zum Sport: Wenn eine stärkere Mannschaft gegen eine schwächere spielt, kann die schwächere Mannschaft evtl. manches lernen (sofern das Gefälle nicht von vorneherein viel zu groß ist). Aber die stärkere Mannschaft von der schwächeren eher nicht. Die leistungsstärkeren bräuchten vielmehr jemand der mind. ebenbürtig, besser noch: besser ist (so kenne ich das zumindest aus meinen sportlichen Erfahrungen heraus. Und auch dass es tendenziell hier so ist, das inhomogene Niveaus insges. eher hinderlich sind. Für untere wie vor obere Spitzen).

Mir erscheint es so, dass trotz optimalen Förderungsbedingungen unterschiedliche Leistungspotentiale bleiben werden (weil nicht jeder hat das gleiche Potential... meine Gesangskünste könnte man noch soviel fördern, zu einem Sänger würde ich nie werden). Aber die Chancen sollten so sein, dass jeder aus seinem Potential/Fähigkeiten das beste herausholen kann (stärkere wie schwächere). Chance der einen Gruppe sollte nicht Nachteil einer anderen Gruppen werden... ökonomisch wohl ein schwer zu erreichender Zustand. Ich hoffe meine Formulierungen sind einigermaßen politically correct *g*
Zuletzt geändert von stern am Mo., 11.02.2013, 17:51, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


montagne
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Beitrag Mo., 11.02.2013, 17:49

Und wenn man innerhalb einer Klasse dann eh differenzieren muss, dann kann man es auch gleich von vorneherein trennen.
Nein eben nicht!

Wenn man Binnendifferenzierung als Haltung versteht, dnan fängt man auch an zu sehen, das es nicht nur generell schwache und starke Schüler gibt, sondern jeder Schüler in den einzelnen Fächer UND den einzelnen Kompetenzbereichen unterschiedlich begabt ist. Und tatsächlich hat fast jeder Mensch, also auch jeder Schüler (; in mindestens einem bereich eine Stärker, mit der sie/er sich in die Gemeinschaft einbringen kann (sofern man ihr/ihm die Chance gibt!) und auch Schwächen, bei denen der Mensch von anderen lernen und profitieren kann.

Von vorne herein trenne macht ja die Türen zu, nimmt Chancen, nimmt soziale Mobilität. (Hat dafür gewis andere Vorteile, wie gesagt.)

Das es unterschiedliche Potentiale gibt, ist klar. Es geht mir aber um Chancen. Denn man muss ja auch sehen, worasu sich sowas wie "Potential" zusammensetzt. Intelligenz ist eben nicht nur genetisch bedingt, sondern auch sozial, weil es eben schon auch was mit Förderung und Möglichkeiten zu tun hat. Und zudem kommt es noch, um mit Bordieux zu sprechen, darauf an, bestimmte Stile, einen bestimmten Habitus, Sprachduktus zu beherrschen.

Die Analogie zum Sport hinkt in sofern, als dass eben sehr unterschiedlich leistungsstarke Personen oder Mannschaften sinnvollerweise nicht gegeneinander im Wettkampf antreten brauchen, aber eben zusammen trainieren.
Und so können auch Schüler zusammen lernen. In den bedeutenden Arbeiten, MSA, Abi, etwaige Aufnahmetests zeigt aber jeder für sich was er kann und geht dementsprechend seinen Weg weiter. Der eine Zur Ausbildung, der andere zum Studium und so manch einer sicher immer noch in eine berufsqualifizierende Maßnahme.

Es geht darum, welche Chancen stellt man Menschen bereit und es geht sicher auch im ein Menschenbild und auch Bild von Bildung und davon was die nächste Generation lernen soll, was wir ihr beibringen wollen und was wir von ihr erwarten.

Ich glaube ja, je individueller man den einzelnen stärkt und fördert, umso mehr kann er in der Lage sein sich in die Gemeinschaft einzugliedern und dort produktiv mitzuwirken.

Aber man läst eben ca. 20 %, wenn nicht noch mehr der Menschen links liegen. Dann kommen aber in regelmäßigen Abständen mediale und sonstige Aufreger über Abhartzer und Sozialschmarotzer...
amor fati

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