Erfahrungen istdp, Davanloo, is-tdp

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diesoderdas
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Beitrag So., 30.04.2023, 12:08

Tobe hat geschrieben: So., 30.04.2023, 01:57
diesoderdas hat geschrieben: Fr., 28.04.2023, 06:31 Im Nachhinein beim schauen (anders als früher in der Situation) kam in mir das Bild eines Therapeuten auf, der sich da dran "ergötzt", wenn jemand weint. Je heftiger desto besser. "Der das geil findet, jemanden so vor sich zu haben."
Ich sehe es auch so...
Ein Therapeut der Spaß daran hat, Menschen die sich u.a. auf Grund ihrer traumatischen Erfahrungen nicht mehr angemessen wehren können, zu erniedrigen, zu demütigen und zu quälen.
Kurz gesagt, ein Sadist.
Ich weiß, im Grunde hast du in anderen Worten wiedergegeben, was ich selbst geschrieben habe.
Wenn ich das von anderen lese, dann komme ich in einen Verteidigungsmodus, also dass ich den Therapeuten verteidigen will/muss. Dann kommt auf: "Ja.... aaaaaaaber..... vielleicht war ja doch okay, was da lief, vielleicht war ich nur zu dumm dazu.....".
Es ist strange. Ja, wenn ich das Video schaue, kommt das Bild auf, dass es dem Therapeuten selbst irgendwas gibt, wenn der Patient so Rotz und Wasser heulend vor ihm sitzt.... und das fühlt sich - im Nachhinein - ziemlich komisch an.
Wenn ich aber das Wort Sadist dazu höre, dann denke ich, nein, so kann ich das doch nicht nennen. ::?

Bei mir war es im Übrigen so, dass ich noch nie das Problem hatte, dass ich nicht mehr fähig gewesen wäre zu weinen.
Ich habe also viele Tränen dort gelassen. Nur - eine Erleichterung habe ich im Grunde nie gespürt. Selbst in Situationen nicht, wo der Thera selbst dachte (und sagte), nun müsse ich mich doch etwas erleichtert fühlen.
Bei mir ist Weinen oft auch einfach ein Druckventil. Das knallt über, wenn es zu viel ist. Dann kommen die Tränen. Das kann bei Trauer, bei Wut oder selten auch mal bei Freude passieren. Auch wenn Angst zu groß und für mich nicht mehr beherrschbar ist, fange ich zu weinen an (dumm ist das in Situationen, wo das von einem selbst nicht gewünscht ist...)
Aber dieses danach erleichtert fühlen... nein....
Tobe hat geschrieben: So., 30.04.2023, 01:57 Was Du in Deinen Beispielen beschreibst ist dagegen nur furchtbar grausam und sadistisch.
Es erfüllt m.E. überhaupt keinen positiven Sinn und schadet dem Patienten enorm.

Dieses Vorgehen wäre damit vergleichbar, wenn man einem Schmerzpatienten noch aktiv zusätzlichen extremen Schmerzen aussetzt, in der “Hoffnung“ damit sein Schmerzempfinden auszuschalten.
Das ist absolut irrsinnig.
Das würde ich für mich persönlich so unterschreiben. Ich habe mich wirklich manchmal so gefühlt, dass da wo ich sowieso leicht verletzbar bin, eben noch paar mal drauf gedonnert wurde. Es hat weg getan. Ich war menschlich vom Thera extrem enttäuscht, dass er so handelte wie er handelte. Er "kackte sozusagen als Mensch vor mir ab", um es mal derbe auszudrücken. Ich habe mich in so Momente einfach komplett unsicher gefühlt vor ihm, mit ihm.
Da war nichts mit "sicher fühlen in Therapie" oder so. Sicher war da gar nichts zeitweise. Gerade auch wegen dem Rumgedrohe manchmal, wenn ich dies nicht oder jenes nicht... dann Therapieabruch....

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münchnerkindl
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Beitrag So., 30.04.2023, 13:32

diesoderdas hat geschrieben: So., 30.04.2023, 12:08 Ich weiß, im Grunde hast du in anderen Worten wiedergegeben, was ich selbst geschrieben habe.
Wenn ich das von anderen lese, dann komme ich in einen Verteidigungsmodus, also dass ich den Therapeuten verteidigen will/muss. Dann kommt auf: "Ja.... aaaaaaaber..... vielleicht war ja doch okay, was da lief, vielleicht war ich nur zu dumm dazu.....".
Es ist strange. Ja, wenn ich das Video schaue, kommt das Bild auf, dass es dem Therapeuten selbst irgendwas gibt, wenn der Patient so Rotz und Wasser heulend vor ihm sitzt.... und das fühlt sich - im Nachhinein - ziemlich komisch an.
Wenn ich aber das Wort Sadist dazu höre, dann denke ich, nein, so kann ich das doch nicht nennen. ::?

Gerade auch wegen dem Rumgedrohe manchmal, wenn ich dies nicht oder jenes nicht... dann Therapieabruch....


Da könnte einfach eine Eltern-Übertragung stattgefunden haben. Kinder verteidigen ja auch oft fast schon zwanghaft die Eltern, auch wenn sie von den Eltern schwer misshandelt wurden. Und auch Kinder werden von Misshandler-Eltern oft damit bedroht dass sie ins Heim kommen wenn sie nicht spuren.

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Filousmere
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Beitrag Mo., 26.06.2023, 11:29

Hallo zusammen,

ich hab vor zwei Jahren meine zweijährige IS-TDP - Therapie beendet, naja, die Therapeutin hat mich rausgeschmissen. Ich hab hier darüber schon geschrieben. Ich will euch mal wissen lassen, wie schwer es in der Nachfolgezeit war und immer noch ist.
Sie hat sich verhalten wie meine Mutter: unberechenbar, emotional gewaltsam, vereinnahmend, ungerecht. Aber sie konnte auch sanft sein. Ich bin auf diese Art während der Therapie in eine schwere emotionale Abhängigkeit gerutscht. Ich hab die Stunden zwischen den Sitzungen gezählt und hatte panische Angst sie zu verlieren (Verlustangst ist durch Suizidversuch der Mutter bedingt). Aber es ging nicht vorwärts, weil IS-TDP bei mir nicht funktionierte und ich Angst hatte vor der Therapeutin. Wenn ich ehrlich war, wurde ich angefaucht, mir wurde der Mund verboten oder der Rauschmiss angeboten. Also musste ich mich anpassen, und sie hat mich mit ihrem Druck sogar zu Selbstmordgedanken getrieben.Andererseits war sie manchmal so charmant und sympathisch, dass ich sie sehr mochte. Dass ich wegkam, lag nur daran, dass ich eines Tages die Wut in mir nicht aushielt, und aufstand und ging, als sie mir nicht helfen wollte. SIe nahm das zum Anlass zu sagen, sie könne mir nicht mehr helfen. Ich arbeite ja nicht mit ihr mit. Zum Abschied kamen noch etliche Gemeinheiten, die ich größtenteils vergessen hab. Aber ich habe zwei Jahre gebraucht, um von ihr emotional loszukommen. Ich habe jeden Tag, wirklich jeden Tag mindestens einmal an sie gedacht. Ich hab innere Dialoge geführt, wie es ablaufen könnte, wenn wir uns mal wieder auf der Straße begegnen. Es könnte gut laufen oder (wahrscheinlicher) richtig scheisse.
Ich hab erst dann Ruhe reinbekommen, als drei Sachen hatte: erstens war ich in einer Tanz- und Bewegungstherapie und hab mit Bewegung (trampeln, mit Händen zerhacken, boxen, wegschieben), das innere Bild von der Frau weggemacht. Hat echt funktioniert. Dann hab ich mir zweitens gesagt, dass ich für die ja wie eine Bankkundin bin, eine unter vielen, und dass die kein näheres Interesse an mir hat. Das hat auch sehr geholfen. Drittens hab ich eine neue Therapeutin, die richtig Traumatherapie macht. Und was ist das für ein Unterschied!!!!! Ich hab in den letzten sechs Monaten solche Fortschritte gemacht! Ich hab meine Ängste geäußert, meine Triggersituationen besprochen und mit VT und Hypnotherapie angegangen. Ich denke selbstbewusster von mir, weil ich viel positives Feedback, Lob und Zuspruch bekomme. Ich trau mir Sachen, die undenkbar waren. Sie ist immer auf meiner Seite und erklärt mir vieles von dem Verhalten meiner Mutter, so dass ich auch damit meinen Frieden finden kann. Ich hab jetzt eine gesunde Distanz zu meiner Mutter gefunden. Und auf diese Weise auch etwas die Ex-Therapeutin loslassen können. Mir ist in den letzten Monaten aufgegangen, wie schlecht die Arbeit von der war. Sie hat mich runtergemacht, mir Schuld zugeschoben, meine Bedürfnisse verletzt, mich völlig desolat weggeschickt, mir Angst gemacht, mein Trauma ignoriert und sich immer wieder auf die Seite meiner Mutter gestellt.
Aber ich arbeite mich trotzdem noch an ihr ab: geblieben ist der Wunsch, dass ich mit ihr gern mal viel Zeit verbringen würde und all das in einem ehrlichen, offenen, unaufgeregten und zugewandten Gespräch besprechen möchte. Aber mir ist klar, dass das eine Illusion ist. Ich habe auch ihre sanfte Seite gesehen, und nach der sehne ich mich aber eben immer noch, und das wird vielleicht für immer bleiben.

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diesoderdas
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Beitrag Mo., 26.06.2023, 12:30

Hi Filousmere, ist ja glatt, habe vorhin gesehen, dass du online bist und war schon drauf und dran, dich anzuschreiben und zu fragen, wie es dir seither ergangen ist. Deinen Nutzernamen habe ich nämlich fest in Kombi mit istdp abgespeichert, da ich deine Schilderungen damals so heftig fand und die mir im Kopf geblieben sind.
Und nun hast du von dir aus geschrieben ;-) Wie schön, dass du nun so gute Hilfe gefunden hast! Das hört sich gut an!
Filousmere hat geschrieben: Mo., 26.06.2023, 11:29 unberechenbar, emotional gewaltsam, vereinnahmend, ungerecht. Aber sie konnte auch sanft sein.
Sanft fand ich meinen auch ab und zu. Unberechenbar auch. Manchmal habe ich mit Reaktionen überhaupt nicht gerechnet.

Filousmere hat geschrieben: Mo., 26.06.2023, 11:29 Ich bin auf diese Art während der Therapie in eine schwere emotionale Abhängigkeit gerutscht. Ich hab die Stunden zwischen den Sitzungen gezählt und hatte panische Angst sie zu verlieren (Verlustangst ist durch Suizidversuch der Mutter bedingt).
Bei mir würde ich nicht sagen, dass ich abhängig war. Es ging schon auch ohne ihn. Aber auch ich habe die Zeit dazwischen oft nur schwer ausgehalten (war auch nur im 2 Wochentakt und dann Doppelstunde), allerdings eher weil ich ständig nur "alles in besseren Bahnen" haben wollte und "klären" wollte. Da war ich einfach doof und es ist dann eigentlich keine Therapie mehr, wenn es gar nicht um das eigene Leben geht, sondern zu einem großen Teil nur noch um das komische Etwas zwischen Therapeut und Klient.
Filousmere hat geschrieben: Mo., 26.06.2023, 11:29 Wenn ich ehrlich war, wurde ich angefaucht, mir wurde der Mund verboten oder der Rauschmiss angeboten.
Oh ja, diese Beenden-Drohungen. Oder in meinem Fall noch dass ihm seine Lebenszeit zu schade wäre und so.
Filousmere hat geschrieben: Mo., 26.06.2023, 11:29 Also musste ich mich anpassen, und sie hat mich mit ihrem Druck sogar zu Selbstmordgedanken getrieben.Andererseits war sie manchmal so charmant und sympathisch, dass ich sie sehr mochte.
Mochte ihn auch. So irgendwie. Selbstmordgefährdet war ich zum Glück nicht. Erst nach dem üblen Ende der Therapie hatte ich monatelang solche Gedanken. Aber wirklich nur als Gedanken, die einfach da waren (z.B. beim Auto fahren; "was wäre, wenn ich jetzt einfach nicht bremse" oder so) und die ich nie in die Tat umgesetzt hätte.
Filousmere hat geschrieben: Mo., 26.06.2023, 11:29 Ich habe jeden Tag, wirklich jeden Tag mindestens einmal an sie gedacht. Ich hab innere Dialoge geführt, wie es ablaufen könnte, wenn wir uns mal wieder auf der Straße begegnen. Es könnte gut laufen oder (wahrscheinlicher) richtig scheisse.
So war es auch bei mir monatelang danach. Auch diese inneren Dialoge kenne ich nur zu gut. Wobei es bei mir eher laute Monologe waren.... Gedanken an ein gut laufendes Wiedersehen oder dergleichen gehörten da nicht dazu.
Ich habe im Auto sitzend auf der Autobahn, wo es niemand hören konnte, einfach lauthals auf ihn eingebrüllt. Ich habe ihn in vollster Lautstärke (mehr ging nicht) als alles mögliche bezeichnet. So laut war ich noch nie in meinem Leben.

Und geträumt habe ich noch öfters von ihm, wobei er in den Träumen immer sehr komisch war. Entweder zu mir oder zu anderen (und ich nur als Beobachter im Traum mitguckte).
Nach ewig langer Zeit gab es vor ein paar Tagen mal wieder einen Traum. Da harrte ich versteckt vor seiner Praxistür aus, einfach nur weil ich hören wollte, wie er seine Patienten begrüßt und verabschiedet. Strange war, dass es kein wirkliches Treppenhaus war, sondern so eine Reihe mit etlichen WCs. Und am Ende der WC Reihe war eben seine Praxistüre. Da kam dann ein Nachbar von mir raus (der in der Realität schon vor längerer Zeit verstorben ist) und verabschiedete sich von ihm und ich dachte bei mir: "Huch, der Herr Soundso geht nun aber auch schon etliche Jahre zu ihm." Was immer sich mein Unterbewusstsein bei dem Traum wohl gedacht hat, ich weiß es zumindest nicht ;-)
Im Grunde machen mir so Träume auch nichts mehr aus. Ich finde es eher spannend, was mein Hirn so produziert.

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diesoderdas
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Beitrag Mo., 26.06.2023, 12:34

Filousmere hat geschrieben: Mo., 26.06.2023, 11:29 Aber ich arbeite mich trotzdem noch an ihr ab: geblieben ist der Wunsch, dass ich mit ihr gern mal viel Zeit verbringen würde und all das in einem ehrlichen, offenen, unaufgeregten und zugewandten Gespräch besprechen möchte. Aber mir ist klar, dass das eine Illusion ist.
Wirkliche komplette Ruhe habe ich auch nicht. Es ist im Hintergrund und meist nicht mehr in meinem Kopf, aber weg ist es nicht. Kommt vor allem sehr hoch, wenn ich im Kontakt mit anderen Therapeuten bin (wie im Moment wieder).
Es ist für mich nicht abgeschlossen. Aber nicht in dem Sinne, dass ich von ihm noch irgendwas wollen würde. Ein Gespräch oder ein Wiedersehen ist mir gar nicht wichtig. Im Grunde ist er mir egal.
Es ist nur immer noch dieses Päckchen auf meinem Rücken, das gefühlt er mir aufgesetzt hat. Ein Päckchen, das ich mir zwar sofort abzuschütteln probierte, was aber nie ganz funktioniert hat. Und dieses Päckchen würde ich ihm gern in hohem Bogen zurück werfen.
Manchmal habe ich eine Fantasie dazu: Ich sehe da einen großen Platz, wie so einen mitteralterlichen Marktplatz. Da stehen hunderte von Menschen rum (Fachleute) und auf einer großen Leinwand laufen die Videoaufzeichnungen der Sitzungen. Komplett alle. Die Leute schauen tagelang, während der Thera seitlich neben der Leinwand sitzen muss. Ich schaue aus dem Hintergrund nur zu und will sehen, wie die alle reagieren. Und danach habe ich meine Ruhe...

Schätze, diese Fantasie habe ich, weil ich damit die Beurteilung den anderen überlasse, da an meiner eigenen Wahrnehmung in der Therapie ja sehr gerüttelt wurde.

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Montana
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Beitrag Mo., 26.06.2023, 21:00

Den Traum mit der WC-Reihe finde ich klasse. Wenn er nur Sch* produziert, dann muss seine Praxis ja logischerweise ein Klo sein. ;)

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diesoderdas
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Beitrag Mo., 26.06.2023, 22:41

Montana hat geschrieben: Mo., 26.06.2023, 21:00 Den Traum mit der WC-Reihe finde ich klasse. Wenn er nur Sch* produziert, dann muss seine Praxis ja logischerweise ein Klo sein. ;)
Um ein bisschen zu verteidigen: die Praxistür reihte sich nicht in die Reihe der WCs ein. Eher eine Reihe Klos, dahinter ein Flur und dann im 90 Grad Winkel die Praxistür. Also nicht Klotür= Praxistür, schon abgesetzt/separat davon.

Himmel, selbst hier habe ich das Gefühl, ich darf nicht so "böse" zu ihm sein und muss sogar einen Traum entschuldigen.
Was ein Kladeradatsch.

Und jetzt fühle.ich mich fast mies, weil ich auch bisschen grinsen muss.

Ach je, egal, ich haue mich aufs Ohr. Gute Nacht zusammen ;-)

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Filousmere
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Beitrag Di., 27.06.2023, 13:43

Es ist interessant, von euch zu lesen.
Da ich im selben Stadtviertel arbeite, wo sie ihre Praxis hat, ist es durchaus möglich, dass wir uns zufällig begegnen. Und bei dem Gedanken wird mir ganz heiß und kalt. Ich spreche diese alte Geschichte auch bei meiner neuen Therapeutin gelegentlich an, aber sie hat dafür nur Kopfschütteln übrig und versucht, etwas dagegen zu setzen. Dass ich Angst hab, der alten über den Weg zu laufen, kann sie verstehen. Normalerweise klärt man sowas in einem erwachsenen Gespräch. Ha! Habt ihr noch eine Idee, wie ich das benannte Gefühl loswerden kann? Ich hab in den letzten Stunden gemerkt, dass es mir auch nicht unbedingt gut tut, hier noch viel länger darüber zu schreiben und zu lesen, weil alles aufgerissen wird und die ewige Gedankenspirale wieder anfängt. Also für mich muss echt mal Schluss sein damit.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 27.06.2023, 13:57

was mir dazu einfällt: Nicht wegdrücken, ignorieren
Sondern sich im Rahmen der neuen Therapie aktiv damit befassen.
Es gibt verschiedene Methoden aus der Traumatherapie mit sowas umzugehen. Und da praktisch täglich das Risiko besteht der Ex-Therapeutin irgendwie über den Weg zu laufen wäre es doppelt gut, das zu bearbeiten, zu bewältigen und auch Strategien für die Begegnung zu haben.

Ich habe zwar anders als du, ebenfalls eine sehr schlimme Therapie erlebt. Mit Missbrauch. Das zu bewältigen dauert bis heute. Und ich wünschte ich hätte mich dem früher gestellt, stellen können, wäre auf neue Therapeuten getroffen, die damit umgehen können.
Du hast jetzt die Chance, nutz sie, geh das aktiv an. So etwas geht nicht einfach so weg

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diesoderdas
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Beitrag Di., 27.06.2023, 17:44

Filousmere hat geschrieben: Di., 27.06.2023, 13:43 Habt ihr noch eine Idee, wie ich das benannte Gefühl loswerden kann?
Du meinst Angst? Die Angst ihr zu begegnen? Oder welches Gefühl meinst du?
Filousmere hat geschrieben: Di., 27.06.2023, 13:43 Ich hab in den letzten Stunden gemerkt, dass es mir auch nicht unbedingt gut tut, hier noch viel länger darüber zu schreiben und zu lesen, weil alles aufgerissen wird und die ewige Gedankenspirale wieder anfängt. Also für mich muss echt mal Schluss sein damit.
chrysokoll hat geschrieben: Di., 27.06.2023, 13:57 was mir dazu einfällt: Nicht wegdrücken, ignorieren
chrysokoll hat geschrieben: Di., 27.06.2023, 13:57 So etwas geht nicht einfach so weg
Ich glaube auch nicht, dass etwas dauerhaft/ganz weg geht, weil man es weg drückt. Wenngleich ich wegdrücken nicht automatisch als negativ ansehen würde. Wenn jemand mit wegdrücken gut fährt, finde ich das als Lösung durchaus in Ordnung.

Wenn etwas nicht als abgeschlossen gefühlt wird, fehlt ja scheinbar noch irgendwas. Oder?

Wünschst du dir noch etwas von ihr, filousmere? Du schreibst, du hättest gern noch ein Gespräch gehabt. Was hättest du dir da gewünscht konkret? Dass sie zugibt, Fehler gemacht zu haben? Dass sie zugibt, ungerecht gewesen zu sein? Vielleicht eine Entschuldigung? Oder etwas ganz anderes?

Was mir selbst immer noch fehlt, ist das Gefühl echt gesehen zu werden. Denn niemand war in den Sitzungen dabei, niemand weiß exakt wie alles war, wie es für mich war, wie ich mich fühlte. Andere Therapeuten können den Kopf schütteln zu istdp Erzählungen, aber sie wissen eben nicht exakt, wie es wirklich war. Andere Menschen kennen nur meine Erzählungen, aber sie kennen es nicht pur, nicht alles.
Und das macht mich manchmal kirre. Dass ich weiß, dass nie alles gesehen werden wird.

Und ich würde wirklich mal gern zuhören, wenn mein Ex Thera sich vor einem anderen Thera bezüglich istdp rechtfertigen müsste. Da würde ich gern zusehen.

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alatan
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Beitrag Di., 27.06.2023, 18:59

Filousmere hat geschrieben: Di., 27.06.2023, 13:43 Da ich im selben Stadtviertel arbeite, wo sie ihre Praxis hat, ist es durchaus möglich, dass wir uns zufällig begegnen. Und bei dem Gedanken wird mir ganz heiß und kalt.
Das hört sich nach einem heftigen Gemisch an, die du ja auch erwähntest - nicht nur Angst, sondern auch Wut und Sehnsucht? Kann deine neue Therapeutin auch die anderen Gefühle außer der Angst verstehen? Es wäre vermutlich wichtig, weil du ja sagtest, dass die alte ähnlich wie deine Mutter agierte.

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diesoderdas
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Beitrag Di., 21.11.2023, 07:43

Hatte mal wieder einen wirren Traum...

Ich war in einer Jugendherberge und wollte da übernachten. Schon der Weg zum Zimmer war unheimlich. Ich wusste, dass etwas nicht in Ordnung war, wusste aber nicht konkret was. Ich schlich einfach ganz schnell in das Zimmer, als ich es endlich gefunden hatte. Dort stellte ich fest, dass schon ein Mann da drin wohnte, was mich etwas nervte.
Er kramte in seinem Rucksack und saß auf seinem Bett. Ich suchte nach einem anderen Bett und fand keines. Dann merkte ich, dass es noch eine Art Hochbett gab. Allerdings lag da keine normale Matratze drauf, sondern eine extrem nach oben gewölbte. Der Lattenrost war kein normaler Lattenrost, sondern ein Gittergestell so halbkreisrund nach oben gewölbt.
Ich probierte mich drauf zu legen. Die Matratze war so dünn, dass man das Gestell spürte und natürlich konnte ich da drauf nicht liegen. Denn sobald ich eingeschlafen wäre, wäre ich logischerweise vom Bett gekullert und wäre abgestürzt.

Frustriert lief ich durchs Zimmer und fand noch zwei Türen. Die gingen in andere Räume, welche voll mit schlafenden Menschen waren. Ich sah einen Jungen oder jungen Mann, der nur in Unterhosen da lag und total abgemagert aussah.
Hinter einer anderen Tür sah ich einen langen Flur. Da standen überall an der Seite so Rollliegen wie aus Krankenwägen.
Es war so eine Art Notfallstation für Rettungsflüge. Allerdings machte es mir gar keinen vertrauenserweckenden Eindruck, es hatte etwas bedrohliches. In der Luft da drin sah man eine Art Nebel, irgendwas gasförmiges und ich wusste, dass das nicht gesund ist.

Ich probierte die Tür wieder zu schließen, aber es ging nicht.

Irgendwo da war dann auch die Praxis des istdp Therapeuten. Ein Bekannter wollte sich dort Hilfe holen. Als er raus kam, hatte er eine riesegroße Rolle Papier dabei, welche der Therapeut ihm gegeben hatte.
Ich nahm sie ihm aus der Hand und rollte sie auf. Es war ein istdp Werbungsplakat. Ich schaute den Bekannten an und sagte nur: "ich habe es dir doch gesagt."

Dann irrte ich da noch ein bisschen rum und wachte mit einem Gefühl der Bedrohung auf.

Ich träume ja nur noch selten davon. Manchmal finde ich es schade, dass man sich nicht an alles erinnert. Ich wüsste gern den Inhalt von Träumen, an die man sich nicht mehr erinnert.

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Beitrag Mi., 14.02.2024, 10:19

Ich nutze den thread mal wieder etwas blogartig, da mein folgender Text schlussendlich doch wieder beim Threadthema landen wird.

Ich hatte letztens eine ziemlich schöne Zeit mit einigen Menschen, was bei mir bewirkt hat, dass ich mich eine (kurze) Zeit lang ziemlich lebendig und gut gefühlt habe. Während ich in diesem Zustand war, machte es klick in meinem Kopf und ich landete gedanklich in der istdp Therapie. Ich probierte noch, den schönen Zustand festzuhalten, aber das andere war stärker.

Ausführlicher ausgedrückt:
Ich war beim Sport. Zu viert haben wir beim umziehen danach etwas getrödelt und kamen in ein lockeres Gespräch. Schlussendlich landeten wir bei einer Frau, die ums Eck wohnt, zu Hause und redeten beim gemütlichen Tee trinken noch eine ganze Weile weiter. Es war ein ganz spontanes Ding und das obwohl wir trotz gegenseitiger Sympathie gar nicht so dicke sind. Eben Sportkumpanen, die sich noch nie privat getroffen haben., aber die durchaus auch ein paar private Sachen voneinander wissen, eben nicht so viel wie echte Freunde.
Es war eine wirklich schöne Zeit. Wir lachten viel, eigentlich alle 4 offenbarten etwas von sich, jede präsentierte einen Teil der eigenen Macken und Schwierigkeiten im Leben, wir redeten über unser Leben, über Beziehungen, über Männer und Sex, über unsere Familien. Es gab feedback, wie man den anderen wahr nimmt, wie das zusammenpasst mit dem, was man selbst von sich wahrnimmt.
Es war wirklich richtig nett.

Am nächsten Tag fuhr ich im Auto irgendwohin. Im Auto merke ich Gefühle sowieso immer verstärkt (wegen dem tranceartigen Zustand?). Ich spürte (endlich mal wieder) so eine Lust auf Leben. So ein leichtes Kribbeln im Bauch, wenn da auf einmal wieder etwas gespürt wird, was viel zu selten da ist. Wer es kennt, weiß, was ich meine. Vielleicht kennen es einige im Forum auch gar nicht - auch das kann ich mir vorstellen. Dass es Lebenssituationen gibt oder schon das Aufwachsen als Kind so übel war, dass selbst da so etwas nie gefühlt wurde.
Ich habe zumindest das Glück, dass ich weiß, wie es es sich anfühlen kann, wenn da einfach Lust auf Leben da ist. Wenn sich auf einmal alles leichter anfühlt, man in die Sonne schauen will und grinsend lostanzen will. Wenn Neugierde da ist, Lust auf Neues, Lust drauflos zu laufen und Sachen anzugehen. Und wenn das richtig körperlich spürbar ist. Wie als Kind das Kribbeln im Bauch am Tag vor Weihnachten, wenn die Vorfreude auf die Geschenke in einem aufstieg. Kurz gesagt: Ein mega gutes Gefühl, das ich gern mit aller Kraft festgehalten hätte.

So ein Gefühl habe ich ab und an nach schönen Begegnungen mit anderen Menschen. Auch hier würde ich als Auslöser das Zusammenkommen am Tag vorher nennen.

Ich war keine 5 Minuten in diesem Zustand - und saß prompt plötzlich gedanklich dem Ex Thera gegenüber und habe ihn angeschrien. Die Wut kroch hoch. Ich dachte darüber nach, dass die damalige Therapie, so viel Rotz in mir ausgelöst hat und eben nicht zu so einem schönen Lebensgefühl geführt hat (noch nichtmal in die Richtung).

Wenn ich mir vorstelle, dass ich - wie auch immer - länger so ein Lebensgefühl fühlen könnte, was ich da kurz gefühlt habe, dann wäre das extrem hilfreich. Dann wäre wieder Antrieb da. Wer Lust auf Leben hat und wer das wirklich in positiver Weise richtig spüren kann, der packt doch viel eher alles mögliche an.

Wenn ich in so Zuständen bin, kann es dann beispielsweise sein, dass ich spontan die Steuererklärung mache, die vorher wochenlang unerledigt im Eck lag. Oder dass ich eine Unternehmung mache. Oder dass ich einfach wieder Lust auf eine ordentliche Wohnung habe und den Staubwedel schwinge, anstatt zu denken "lass doch, wozu denn, mache ich irgendwann später".

Im Auto sitzend war ich auf jeden Fall wütend. Und dachte mir, dass das Ziel einer Therapie doch eigentlich sein muss, dass ein Mensch wieder Lust auf Leben hat. Dass er/sie sich gewachsen fühlt, die eigenen Dinge anzugehen, dass wieder Zuversicht und Hoffnung entstehen kann.
Die letzte Therapie hat eben leider so ziemlich das Gegenteil bewirkt.
Und der Gedanke im Auto: Wie muss denn eine Therapie bei mir sein, damit sie positives bewirkt? Was müsste ich da erleben/erfahren? Und wie sollte das konkret aussehen?

Und dann wieder der Gedankenswitch, dass ich dem Ex Thera über den Weg laufe. Früher hat mir die Vorstellung Angst gemacht, ich könnte ihm mal zufällig begegnen. Heute wünsche ich es mir fast, weil ich gar nicht so sicher wäre, wer von beiden dann kleiner mit Hut wäre.

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Beitrag Mi., 14.02.2024, 10:26

Und dann höre ich eine imaginäre Therapeutenstimme, die mich scheltet, dass ich die alten Sachen doch ruhen lassen soll. Da merke ich dann ganz klar, dass ich das gar nicht will. Ich will nichts vergessen, wie es war, wie ich mich gefühlt habe. Ich will keine Worte vergessen, die mich tief verletzt haben. Dann das alles ist geschehen. Wenn ich es einfach vergessen würde, dann würde ich mich fühlen, als würde ich mich selbst verraten.
Klingt wirr und unlogisch? Vielleicht. Aber so geht es mir mit vielen Situationen im Leben, die nicht prickelnd waren. Nichts (kaum etwas) davon will ich vergessen. Würde jemand sagen: "Drück diesen Knopf und alles Miese, was du je erlebt hast, ist weg." - dann würde ich diesen Knopf nicht drücken wollen.
Denn dann wäre doch auch ich irgendwie weg.... Falls irgendwie nachvollziehbar ist, was ich damit meine.

Ich würde lieber gern alles, was ich jemals als schlecht, schlimm, mies, erlebt habe, sicher in einen Safe stecken können, von mir aus alles auf Papier aufgeschrieben, auf einer Festplatte gespeichert oder sonstwie gesichert. ich hätte gern die Gewissheit, dass alles sicher da bleibt und greifbar ist, wenn ich es anschauen will. Dass nichts davon verloren geht (obwohl es negativ war). Und dass ich dann den Safe abschließen kann und mich nur damit beschäftige, wenn ich mich dazu entschließe. Dass der Inhalt vom Safe mich aber ansonsten nicht beeinflusst, nur eben wenn ich ihn auf mache.

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Philosophia
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Beitrag Mi., 14.02.2024, 10:28

diesoderdas hat geschrieben: Mi., 14.02.2024, 10:19 Und der Gedanke im Auto: Wie muss denn eine Therapie bei mir sein, damit sie positives bewirkt? Was müsste ich da erleben/erfahren? Und wie sollte das konkret aussehen?
Ich denke, es ist eine authentische Begegnung und wirkliche Auseinandersetzung, die langfristig in einem Wurzeln schlagen kann. Primär geprägt von Wohlwollen. Nicht zu nah, aber auch nicht zu distanziert. Was meinst du dazu?
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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