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Fr., 18.12.2015, 22:24
Ich stimme da mit Broken-Wing überein und frage mich, welchen Sinn eine Registrierung bzw. Bereiche, die nur registrierten Usern zugänglich sind, da noch haben soll. Dann kann man auch gleich alles öffentlich machen.
Natürlich hat die virtuelle Öffentlichkeit ihre Risiken, das sollte uns allen bewusst sein. Die gibt es allerdings auch, wenn man sich life und in Farbe im realen Leben vor Ort in einer Gruppentherapie, Klinik, Tagesklinik oder Selbsthilfegruppe oder Selbsthilfe-Stammtisch (usw.) offenbart. Nur eben anders. Gerade in kleineren Städten oder gar auf dem Land, wo jeder jeden kennt... ich denke, da ist die Gefahr, dass etwas nach außen dringt, an Ohren, die es lieber nicht hören sollten (z.B. Kollegen, Chefs, Ex-Ehepartner) sogar noch größer, weil man sich eben mit seinem realen Namen und natürlich auch Gesicht, Wohnort und Familienanhang preisgibt, und daraus sehr reale, greifbare Risiken resultieren. Zum Beispiel, wenn dann das ganze Dorf mit dem Finger auf einen zeigt oder einem die Bäckereifachangestellte von nebenan zum Brötchen noch liebgemeint die Visitenkarte des Therapeuten des Bruders ihres Schwagers von der besten Freundin zusteckt, der soll ja wahre Wunder gewirkt haben, also, natürlich nur nach dem, was sie so gehört hat, sie selbst würde ja nie... blablabla.
Nun, ihr versteht sicher, worauf ich hinaus möchte. Im REALEN Leben gibt es eine Netiquette, dass man über solche Dinge "draußen" nicht spricht. Ein Gesetz gibt es darüber wohl nicht, doch zumindest ein Gebot. Es wird darum gebeten. Mir ist nach wie vor nicht ganz klar, wieso das im virtuellen Raum an Wert verlieren soll es plötzlich okay sein soll, aus geschützten Bereichen munter zu zitieren und zu klauen. Der Punkt ist doch der: nur weil das Internet "nichts vergisst", macht es das moralisch nicht besser, wenn man etwas aus einem registrierten Nutzern zugänglichen Bereich zweckentfremdet und der Öffentlichkeit zugänglich macht. Und nur, weil man in solch einem Forum schreibt, heißt das nicht, dass die Grundsetze von Moral und des guten Miteinanders plötzlich nichts mehr wert sind. Da könnte man auch genauso gut übertragen auf das reale Leben behaupten: "Wer so blöd ist, in eine Selbsthilfegruppe zu gehen, ist selber schuld, wenn ein anderes Mitglied dann Interna weitertratsch und man zum Gespött der ganzen Nachbarschaft wird."
Außerdem befürchte ich, dass so eine Einstellung die Prinzipien der Selbsthilfe per se in Frage stellt: geht es nicht genau darum, GESCHÜTZE Bereich zu schaffen, egal ob virtuell oder real, in den man über Dinge sprechen kann, für die es sonst keinen anderen Raum gibt? Ja, so was birgt immer AUCH Risiken, aber ist das Grund genug, um gar nicht erst um eine moralisch-ethisches sozialverträgliche Netiquette zu bemühen? Wenn eh egal ist, warum dann noch extra abgetrennte Bereiche in diesem Forum? Wozu soll diese Illusion gut sein?
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "