Suizid der Autorin Brigitte Schwaiger

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uvwxyz
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Suizid der Autorin Brigitte Schwaiger

Beitrag Di., 27.07.2010, 11:33

Da ich einige ihrer Bücher gelesen habe, hat es mich ein wenig berührt zu erfahren, dass Brigitte Schwaiger - bekannt geworden durch den Bestseller "Wie kommt das Salz ins Meer" - ihrem Leben offenbar freiwillig ein Ende gesetzt hat.

http://derstandard.at/1277338976922/Bri ... r-19492010

In ihrem letzten Buch, "Fallen lassen", beschrieb sie ihre Erfahrungen als langjährige Psychiatrie-Patientin realistisch - und teils recht ernüchternd:

... 565&sr=1-1

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Eve...
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Beitrag Di., 27.07.2010, 11:45

An dem Freitod von B. Schwaiger erschüttert mich, dass sie ihrer psychischen Erkrankung und ihrem persönlichen Niedergang - von der gefragten Bestsellerautorin zur offenbar hoch verschuldeten, einsamen Frau - nichts entgegenzusetzen hatte, keine Hilfe konnte greifen ... Hier noch ein recht interessanter Artikel zu Schwaiger - und ein aktuelleres Foto.

http://www.google.de/imgres?imgurl=http ... s%3Disch:1

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 27.07.2010, 12:17

Ganz ehrlich? Ich glaube, daß Schriftsteller leider kein wirklich guter Beruf für psychisch lädierte Menschen ist. Man hockt zu viel allein zuhause und gräbt in seinem Innenleben rum.


Eremit
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Beitrag Di., 27.07.2010, 12:46

Baumgartner Höhe - ALLES klar...

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uvwxyz
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Beitrag Di., 27.07.2010, 14:55

Schriftstellerin zu sein ist wahrscheinlich eher Berufung als Beruf, wie man so sagt.
Aber ich denke, es ist schon für einen psychisch einigermaßen stabilen Menschen nicht leicht, mit den prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen eines freischaffenden Künstlers zurande zu kommen. Davon leben können ja die wenigsten.

Ich habe hier noch zwei Texte von ihr herausgesucht, die einen recht intimen Einblick in ihr Leben während der letzten Jahre geben.

http://diepresse.com/home/diverse/zeich ... ern.portal

http://derstandard.at/1218534119003/Rei ... -Schwaiger

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Xanny
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Beitrag Di., 27.07.2010, 22:30

Dieser Suizid ist wirklich erschütternd. Es zeigt mir aber auch, das der Teufelskreis einer psychischen Erkrankung jeden treffen kann. So wie sie ihr Leben beschreibt, die Hilflosigkeit mit der Erkrankung umzugehen und zu leben, so fühle ich mich auch oft.

Es wird therapiert, gemacht, getan und in einem drin wird es immer schlimmer. Und von der Gesellschaft wird man abgestempelt und belächelt. Wirklich helfen kann einem mit solchen Diagnosen wie der der Schriftstellerin wohl nur wenige Menschen.

Es ist traurig, das ein Leben so ein Ende finden muss. Da kämpft jemand jahrelang gegen die Depressionen an, überlebt mehrere Suizidversuche und am Ende war der Kamp doch vergebens...

Ich kann gut mir ihr mitfühlen. Aber sie hat diesen Kampf aufgegeben, um für sich so eine Erlösung zu finden.
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comus
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Beitrag Di., 27.07.2010, 23:10

münchnerkindl hat geschrieben:Ich glaube, daß Schriftsteller leider kein wirklich guter Beruf für psychisch lädierte Menschen ist. Man hockt zu viel allein zuhause und gräbt in seinem Innenleben rum.
Da geb ich dir recht, gleichzeitig ist das so wie die Frage, ob die Hehne oder das Ei zuerst da war. Geht es mir mies, weil ich schreibe, oder schreibe ich, weil es mir mies geht? Meine persönliche Vermutung ist, bzw. das was ich weiß, die großen Schreiberlinge der Geschichte waren allesamt keine besonders glücklichen Menschen. So gesehen glaube ich schon, glückliche Menschen schreiben nicht, bzw. können das gar nicht. Wie generell die Kunst von psychischen Grenzgängern genährt wird und wurde. Wer tut sich das sonst selbst an, sich selbst komplett zu zerlegen in seiner Arbeit? Das können ja nur verrückte sein.

LG, comus

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 27.07.2010, 23:57

uvwxyz hat geschrieben:Schriftstellerin zu sein ist wahrscheinlich eher Berufung als Beruf, wie man so sagt.
Aber ich denke, es ist schon für einen psychisch einigermaßen stabilen Menschen nicht leicht, mit den prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen eines freischaffenden Künstlers zurande zu kommen. Davon leben können ja die wenigsten.r
Also ich schreibe auch so ein bischen hobbymässig manchmal. Und wenn ich dann mit einer Idee den ganzen Tag am Computer sitze geht es mir hinterher psychisch irgendwie seltsam und nicht gut, obwohl es wirklich Spass machen kann. Dieses Abhängen in irrealen Welten und Spinnen von Handlung hat so seine Nebenwirkungen, wenn man labil ist, daß es einen noch mehr in diese Innenwelt reinzieht und für "die wirklichkeit" untauglich macht.

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candle
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Beitrag Mi., 28.07.2010, 00:10

In diesen Zuständen kann ich persönlich gar nicht schreiben. Das geht nur, wenn es mir gut geht. Und bei mir löst das auch was- dann, wenn es geht.

Dieser eine gelinkte Beitrag von Frau S. wirkt auf mich auch schon sowas von konfus, dass ich als Erstleser- Bekannter oder Freund sicher gefragt hätte was los ist. Hat offenbar keiner nach gefragt.

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Xanny
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Beitrag Mi., 28.07.2010, 11:32

candle hat geschrieben: Dieser eine gelinkte Beitrag von Frau S. wirkt auf mich auch schon sowas von konfus, dass ich als Erstleser- Bekannter oder Freund sicher gefragt hätte was los ist. Hat offenbar keiner nach gefragt.
Das ist ja das Traurige, niemand fragt nach, vielleicht auch aus Angst oder Hilflosigkeit. Gedanken macht sich wohl der ein- oder andere.
Ich merke im Nachhinein bei dem was ich geschrieben habe sehr gut, ob es mir gut oder schlecht ging. Nur in dem Moment des Schreibens fällt es mir nicht auf.

Ich finde es einfach immer nur erschütternd, wenn Menschen sich das Leben nehmen und scheinbar so verzweifelt sind, dass sie keine Hilfe mehr erfahren.

Und die Angehörigen haben schwer daran zu tragen, vielleicht auch Schuldgefühle, weil sie nichts bemerkt haben oder bemerken wollten.

Ich glaube einfach nicht, dass jemand offensichtlich total gut drauf ist, und sich dann das Leben nimmt. Es gibt Warnzeichen, die doch auffallen müssten.

Natürlich kann man dadurch so einen Suizid nicht verhindern, aber es wäre doch einen Versuch wert, wenn man helfen könnte.

Ich kenne den langen Weg der Depressionen und die Phasen, die man durchmacht, wenn man an Suizid denkt. Und ich kann natürlich nur von mir sprechen, aber es gibt einen Moment, wo man sich Hilfe wünscht, jemanden zum Reden wünscht, sich die letzten Zweifel einstellen...

Aber das ist wohl grad offtopic.
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Rezna
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Beitrag Mi., 28.07.2010, 11:44

Ich schreibe auch. Wenn es mir richtig gut geht, schreibe ich am allerwenigsten. Wenn es mir katastrophal geht, kann ich nur wenige Worte schreiben. Wenn ich kämpfe um mich, meine Gefühle, meine Gedanken, auf dem Weg nach oben oder nach unten bin, dann fließt es. Es ist die Bewegung im Inneren, die das Schreiben ermöglicht. Wenn es einem extrem schlecht geht, ist da nur noch diese Starre. Wenn es mir richtig gut geht, dann unternehme ich lieber etwas, geh raus, treffe mich mit Menschen, erlebe was... herumsitzen und schreiben würde die Angst vor der Depression schüren.

Ich denke, dass es gerade die Qualen sind, mit sich, der Welt und dem ganzen Rest, die einen Künstler zu seinem Schaffen bringen. Es ist der Versuch einer Selbsttherapie, oder auch ein Kommunikationsversuch. Wer etwas (aus sich heraus) schöpft, der gibt sich immer ein Stück weit preis. Das verlangt Mut - denn das ist oft nicht Gesellschaftskonform - oder Verzweiflung, weil man keine andere Wahl hat, als sich so auszudrücken, sich so auszuleben.

Ich wette, die meisten (echten) Künstler würden etwas anderes tun, wenn sie könnten. Sie haben aber keine Wahl. Sie können nicht.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]


Eremit
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Beitrag Do., 29.07.2010, 07:32

Arta hat geschrieben:Ich wette, die meisten (echten) Künstler würden etwas anderes tun, wenn sie könnten. Sie haben aber keine Wahl. Sie können nicht.
Kunst ist immer Sublimierung. Somit ist Kunst auch immer Zwang, weil Menschen zur Sublimierung gezwungen werden, sei es durch äußere, sei es durch innere Umstände. Sublimierung ist nie freiwillig. Somit ist Kunst nie freiwillig. Ein echter Künstler tut, was er tun muß, oder geht unter. Nicht selten geht er auch unter, weil er tut, was er tun muß. So wie in diesem Beispiel.

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Eve35
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Beitrag Do., 29.07.2010, 07:42

Ich hatte zuvor nichts von Frau Schwaiger gehört. In den Nachrichten kam dann ein kurzer Bericht über ihren Tod. Mein erster Gedanke war: Jetzt ist sie erlöst.

Die Bekannten und Verwandten wussten wohl von Ihrem Zustand, sie war ja auch in der Klinik. Aber sie fühlte sich wohl von niemanden verstanden und hoffnungslos.

Ich denke auch, daß viele Künstler ein Leid mit sich herumtragen und daher schöpferisch tätig sind, weil ihr Inneres sie immer antreibt.

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Beitrag Do., 29.07.2010, 10:31

Eremit hat geschrieben:Baumgartner Höhe - ALLES klar...
Was ist klar?
Vorurteile?
Ein Stock im Arsc* ist noch lange kein Rückgrat!

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Xanny
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Beitrag Do., 29.07.2010, 11:46

Eve35 hat geschrieben:Ich hatte zuvor nichts von Frau Schwaiger gehört. In den Nachrichten kam dann ein kurzer Bericht über ihren Tod. Mein erster Gedanke war: Jetzt ist sie erlöst.
Genau das dachte ich auch!
Ich bin nur erschrocken, dass auch der Aufenthalt in der Klinik ihr nicht helfen konnte. Wie verzweifelt muss man sein...
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