Umgang mit schmerzhafter Selbsterkenntnis

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socalled
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Umgang mit schmerzhafter Selbsterkenntnis

Beitrag Fr., 21.10.2011, 09:54

Ich versuche die Geschichte kurz zu machen: durch Erfahrungen meiner Kindheit habe ich ein besonders gesteigertes Bedürfnis nach Nähe, Geborgenheit und Aufmerksamkeit.
Seit einiger Zeit bin ich Single und komme damit nicht klar. Bin unglücklich und fühle mich einsam.
Gestern meinte meine Therapeutin relativ trocken dass mein Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit wohl nie befriedigt werden könne. Kein Partner könnte die Kraft aufbringen. Wenn ich tatsächlich eine Beziehung wolle, müsste ich mich wohl daran gewöhnen dass ich nie das bekomme, was ich mir wünsche.

Für mich heißt dass nun, dass ich nun die Wahl habe: weiter bemühen um Liebe und dabei den Kompromiss in Kauf nehmen zu müssen, dass ich meine Bedürfnisse ignorieren müsste und mich eben dem füge, wie der Partner mit mir umgehen mag. Natürlich unter der Voraussetzung dass ich es schaffe es ihn nicht merken zu lassen, dass mir etwas fehlt. Sonst mach ich gleich zwei Menschen unglücklich.

Oder ich gebe meinen Wunsch komplett auf, einen Partner in meinem Leben zu haben. Was eine komplette Neuordnung meiner Zukunftsideen bedeuten würde. Keine Urlaube mit einem Partner, keine gemeinsame Wohnung, keine Kinder. Also einfach das ganze Leben komplett alleine meistern müssen.
Natürlich gibt es immer noch Freunde und vlt leg ich mir ein Haustier zu um mich nicht komplett nutzlos zu fühlen, aber all das kann nicht das ersetzen, was ich mir wünsche.

Daher mein Problem: wie soll ich jetzt mir der Erkenntnis umgehen zu verkorkst für die eigenen Wünsche und Zukunftspläne zu sein?
Meine Therapeutin hat mir ein Antidepressivum angeboten, damit ich mich in der Situation nun etwas besser zurecht finde, aber Medikamente lehne ich ab.

Bin gerade sehr ratlos. Selbsterkenntnis ist halt manchmal kein Weg zur Besserung, sondern einfach nur eine schmerzhafte Erkenntnis.
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"wir haben in allem versagt. vielleich werden wir die würde retten können."
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debussy
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 10:04

hallo socalled,

ja, diese erkenntnis ist sehr schmerzvoll.
socalled hat geschrieben:Gestern meinte meine Therapeutin relativ trocken dass mein Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit wohl nie befriedigt werden könne. Kein Partner könnte die Kraft aufbringen. Wenn ich tatsächlich eine Beziehung wolle, müsste ich mich wohl daran gewöhnen dass ich nie das bekomme, was ich mir wünsche.
was könnte den deine thera damit bezwecken, dir so etwas zu sagen? ich kann das sehr gut nachvollziehen.
weißt du (und das ist nicht böse gemeint), kann es sein dass du gerade auf der sog. leitung stehst?
socalled hat geschrieben: weiter bemühen um Liebe und dabei den Kompromiss in Kauf nehmen zu müssen, dass ich meine Bedürfnisse ignorieren müsste und mich eben dem füge, wie der Partner mit mir umgehen mag.
nein. das ist damit bestimmt nicht gemeint. wie wäre es denn, wenn du dir noch eine möglichkeit überlegst. eine, die vielleicht nicht ganz so trostlos ist.

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leserin
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 10:18

Hallo!

Ich glaube nicht, dass sie meinte, dass du niemals Nähe und Geborgenheit und Aufmerksamkeit erleben wirst! Nachdem du von einem "besonders gesteigertem" Bedürfnis sprichst, bezog sich die Aussage wohl darauf, vermute ich. Ich weiß nicht, wie sich diese gesteigerten Bedürfnisse ausdrücken. Aber wenn du beispielsweise ständige Aufmerksamkeit von einem Partner erwartest, ständig zusammenkleben willst usw. dann wird das auf Dauer kein Partner aushalten. Denn ein Partner kann niemals dazu da sein, deine "Defizite" an Geborgenheitsgefühl etc. (aus der Kindheit) aufzufüllen. Diese LAST kann und will keiner tragen und jeder wird über kurz oder lang damit überfordert sein. Denn auch andere Menschen habenBedürfnisse und sind nicht nur dazu da, deine zu erfüllen.

Leite daraus nicht "alles oder nichts" ab und auch nicht dass du dich lebenslänglich verstellen mußt! Die Lösung kann nur sein zu lernen deine "Leere" oder wie immer man das nennen soll, zum Teil auch selbst zu füllen und deine Bedürfnisse einem Partner gegenüber somit auf ein "erfüllbares" Maß herunterzuschrauben. Und ich vermute auch, dass sie dich zu diesem Lösungsansatz führen will, mit der Aussage. Ich denke also diese Aussage, geht eher in die Richtung, dass du dich davon verabschieden mußt, dass jemand anderer (ein Partner) für dein Glück und deine Bedürfnisbefriedigung verantwortlich ist, sondern in erste Linie du selbst.
Mehr Eigenverantwortung, weniger Abhängigkeit heißt wohl die Devise. Und das sie dich dahin führen will, ist eher ein Weg ins Glück als weg davon und eher der Anfang, als das Ende!

Lg
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leserin
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 10:21

Ups zeitgleich ... jetzt hab ich sie verraten, die andere Möglichkeit ....

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socalled
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 10:28

ganz simpel gefragt: wie mach ich das?
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leserin
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 10:42

ganz simpel geantwortet:

noch eine schmerzvolle erkenntnis: auch das kannst nur du selbst rausfinden und es wird länger dauern, als 10 min (...die seit dem letzten beitrag vergangen sind)

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socalled
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 10:51

Naja. Ist ja nicht das erste Mal dass ich das höre. Aber dieses großen Phrasen helfen mir nicht.

Ich habe Hobbies, gehe diesen nach, versuche mich auf Neues einzulassen. Und jedes Mal wenn ich nach Hause komme ist da nichts. Niemand. Keiner dens interessiert was ich zu erzählen habe, was ich erlebt habe, wies mir geht, whatever.

Das heißt ich verbringe beispielsweise einen schönen Tag mit Photographieren, komm nach Hause und dann merk ich dass da niemand ist.
Mein Freundeskreis ist nicht sonderlich groß und durch meine berufliche Situation, lässt sich daran wenig ändern.
Die Einsamkeit nimmt mir die Freude an den Dingen die mir Spaße machen und nun hab ich eben gesagt bekomme, dass diese Einsamkeit nie verschwinden wird und ein Teil von mir ist.
Das heißt sie wird immer da sein und mir meine Freude an Dingen nehmen.
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socalled
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 10:58

Es war eben in meiner Kindheit schon so, dass ich viel auf mich allein gestellt war und alles eben alleine machen musste. Meine Eltern kümmerten sich wenig um mich und so hab ich lernen müssen alles allein hinkriegen zu müssen.
Daher bin ich an Einsamkeit irgendwo gewöhnt. Als Kind und Jugendliche hatte ich halt die Hoffnung, dass sich an dieser Situation was ändern würde. Dass es irgendwann jemanden geben würde, der mich in den Arm nimmt und für den ich nicht nur zu funktionieren habe. Jetzt zu wissen, dass es das wohl so nie kommen wird, ist ernüchternd.
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 11:04

Es geht nicht um große Phrasen, aber es ist nun mal so, dass man nicht sagen kann "zieh einmal am linken Ohr" und es ist auch so, dass es ein wenig komplexer ist, daher ist eine simple Frage halt leider nicht simple zu beantworten.
Mir gings darum diese Aussage der Therapeutin positiv zu interpretieren. Denn in Wahrheit ist diese Erkenntnis eine Chance und nicht das Ende. Es geht also eher erstmal darum das überhaupt zu erkennen. Wenn du 10 min später meinst, es durch ein Forum gelöst zu bekommen, dann ist das eine Erwartungshaltung die ebenfalls nicht erfüllbar ist.

Du bist in Therapie, das ist gut. Dort kannst du den Weg in ein selbstbestimmteres Leben, das dich weniger abhängig macht, erlernen. Mein Anliegen war, dass du diesen Weg überhaupt erst sehen kannst. Gehen kann ihn nun mal keiner für dich. Das mag für dich wie eine Phrase klingen, ist aber halt Fakt. Aber in deiner Therapie findest du dafür bestimmt gute Unterstützung, wenn du dich auf die Reise machen willst.

LG
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Sunny75
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 11:22

@socalled
Na, jetzt verfällst du aber schon in den ganz grossen Weltschmerz

Du bist Anfang 20, und wirfst mit Wörtern wie "FUER IMMER" und "NIE" nur so um dich! Nur weil du bis jetzt ein Defizit bei deinen Bedürfnissen verspürst, bedeutet das doch nicht, dass du nicht fähig bist, dich selbst positiv weiterzuentwickeln, und eine Zukunft nach deinen Wünschen zu schaffen.

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Inanna
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 11:26

Hallo socalled,

ich bin jetzt mal so frech und unterstelle Dir einen Denkfehler, der Dein Problem zu einem noch grösseren macht. Das Problem ist erörtert: die Einsamkeit.
Was das Problem vergrössert: dass Du meinst, entweder Du hast einen Partner, der Dir von all Deinen Bedürfnissen keine erfüllt oder Du gehst gleich den Weg der Einsamkeit, da Du davon ausgehst, dass Du in einer Partnerschaft ja sowieso einsam wärst.
socalled hat geschrieben:Dass es irgendwann jemanden geben würde, der mich in den Arm nimmt und für den ich nicht nur zu funktionieren habe.
Dass Du einen Partner findest, der Dich in den Arm nimmt, diese Wahrscheinlichkeit ist immens hoch.
socalled hat geschrieben:Das heißt ich verbringe beispielsweise einen schönen Tag mit Photographieren, komm nach Hause und dann merk ich dass da niemand ist.
Dass derselbe Partner sich für deine Fotografien interessiert, ist nicht klein.

Es gibt nicht nur schwarz oder weiss, sondern auch viele bunte Töne dazwischen.

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Flowerbomb
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 11:30

Du hängst vielleicht auch nur noch an der letzten Beziehung oder hast die Trennung nicht richtig verarbeitet? Denn natürlich wirst du wieder Beziehungen haben und je älter du wirst, werden sich auch die Partner auf mehr einlassen. Z.B. zusammen wohnen, dass jemand abends da ist, heiraten, Kinder kriegen. Es gibt ja in der Welt durchaus sehr enge Beziehungen. Sich alleine zu fühlen als Single ist ja teilweise ganz normal und kein Grund, sich von dem Wunsch zu verabschieden, feste Bindungen zu haben.

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candle.
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 11:30

Hallo socalled!

Selbsterkenntnis also selbst erkennen was du brauchst und wie du dir das erfüllen kannst- das ist wohl der Weg. Wie er geht, ist wohl bei jedem unterschiedlich. Vielleicht erkennst du erstmal wie bockig kindlich du hier mit deinen 2 Punkten reagiert hast. Ich will, ich will, ich will- sagt das Kind. Und dann erlegst du dir gleich das Selbstverbot auf. Kennt du das so aus der Kindheit. Du kannst ja genau an diesem Punkt mal in dich gehen, denn da fängt wohl erst die Selbst- Erkenntnis an, denn jetzt hast du nur reagiert, aber nicht reflektiert. Erstmal analysiere deine Bedürfnisse und schaue wie du dir selber ein wenig Geborgenheit geben könntest. Bis zur nächsten Therapiestunde wäre es doch ein Anfang, wenn du wirklich eine Selbsterkenntnis vortragen kannst.

Antidepressiva könnten den Prozess weiter verbessern und stabilisieren, möglicherweise läßt da schon der große Druck unbefriedigter Wünsche etwas nach. Warum nicht alles versuchen was helfen könnte?

Viele Grüße!
candle
Now I know how the bunny runs! Bild

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 11:35

socalled hat geschrieben: Gestern meinte meine Therapeutin relativ trocken dass mein Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit wohl nie befriedigt werden könne. Kein Partner könnte die Kraft aufbringen. Wenn ich tatsächlich eine Beziehung wolle, müsste ich mich wohl daran gewöhnen dass ich nie das bekomme, was ich mir wünsche..
Aber wenn das so fest zementiert ist daß du IMMER und für den Rest deines Lebens an diesem übersteigerten Bedürfnis nach Nähe leiden musst, dann wäre es doch Zeitverschwendung, eine Therapie zu machen, oder?



Klar wird dir ein Partner dieses übersteigerte, und vermutlich kindliche Bedüfnis nach (elterlicher) Liebe nicht erfüllen können. Aber eine Therapie ist doch gerade dafür da, solche tiefsitzenden Dinge zu verändern. Es ist also überhaupt nicht so daß das für immer so bleiben muss. Von daher verstehe ich die pessimistische Aussage der Therapeutin nicht.

Das wäre doch so wie wenn der Orthopäde sagt, "tja, behandeln kann ich sie natürlich. Wird aber nix bringen, die Schmerzen werden sich sowieso nicht bessern"


montagne
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 12:19

Vielleicht wollte deine Therapeutin dir einfach nur nahe legen, dass es an der Zeit ist, dich diesen heute übersteigerten bedürfnissen und ihren ursachen zu stellen (und sie damit auf ein gesundes Maß bringen).
Im Moment ist es, wie du beschreibst und das ist ganz sicher keine schöne Aussicht. Aber es kann j anders, besser werden.
Vielen menschen ergeht es wie dir und durch eine positive persönliche Entwicklung gelingt es ihnen, dass zu überwinden.
amor fati

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