Retraumatisierung vs. Trigger

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Dampfnudel
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Retraumatisierung vs. Trigger

Beitrag Di., 31.01.2012, 21:26

Liebe Forumsgemeinde,

bei der Diskussion in einem anderen Thread fiel mir gerade folgende Aussage auf:
ne Retraumatisierung macht weniger aus, was konkret war, sondern wie etwas verarbeitet wird. [...] Da kann je nach Patient schon ein (für andere super-tolles) Parfüm oder was weiß ich ein Auslöser sein.
Ich hätte sowas bisher als Triggern bezeichnet, und mir fiel in dem Zusammenhang auf, dass ich beide Begriffe gar nicht richtig voneinander abgrenzen kann. Auch die Wikipedia-Definitionen helfen mir da nicht so richtig weiter:

http://de.wikipedia.org/wiki/Retraumatisierung
http://de.wikipedia.org/wiki/Schl%C3%BCsselreiz#Trigger

Weiß es jemand von Euch vielleicht genauer und kann mir den Unterschied in einfacheren Worten erklären?

Liebe Grüße
Dampfnudel
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candle.
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Beitrag Di., 31.01.2012, 21:30

Hallo Dampfnudel!

Ein "versus" sehe ich hier nicht. Beides gehört unmittelbar zusammen- nicht entweder oder.

Und Trigger können sehr vielfältig sein!

Viele Grüße!
candle
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Beitrag Di., 31.01.2012, 21:46

Hallo candle,

danke für Deine schnelle Antwort! Aber die Begriffe sind nicht identisch, oder? Also, dass sie zusammengehören, das denke ich auch. Aber was ist dabei was?

Liebe Grüße
Dampfnudel
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candle.
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Beitrag Di., 31.01.2012, 21:48

Durch einen Trigger wirst du retraumatisiert.

candle
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stern
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Beitrag Di., 31.01.2012, 22:00

Trigger ist eher der Auslöser (so heißt es auch wörtlich übersetzt: Auslöser), der zu einer Retraumatisierung (Folge) führen KANN.

Ein Trigger kann für andere absolut neutral besetzt sein, individuell natürlich nicht unbedingt.

Die Bezeichnung "triggern" finde ich pers. blöd, verwende ich auch sehr selten.. und damit wird im Prinzip eigentlich nur zum Ausdruck gebracht, das etwas ausgelöst wird, was auch immer... bzw. der "Reiz" benannt.
Liebe Grüße
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Beitrag Di., 31.01.2012, 22:16

Danke! Langsam klärt es sich in meinem Kopf. Nur eine Frage noch dazu:
Trigger ist eher der Auslöser (so heißt es auch wörtlich übersetzt: Auslöser), der zu einer Retraumatisierung (Folge) führen KANN.
Was ist, wenn aus dem Trigger keine Retraumatisierung resultiert? Wie nennt man dann das, was er auslöst?
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candle.
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Beitrag Di., 31.01.2012, 22:21

Dann löst er wohl nichts aus Dampfnudel.

candle
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Beitrag Di., 31.01.2012, 22:24

Wenn es Auslöser heißt, wird es doch wohl irgendwas auslösen oder nicht?
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stern
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Beitrag Di., 31.01.2012, 22:36

Dampfnudel hat geschrieben:Was ist, wenn aus dem Trigger keine Retraumatisierung resultiert? Wie nennt man dann das, was er auslöst?
Wenn man die (eigentlich allgem. Bezeichnung) "Trigger" im engeren Sinne verwendet, führt er wohl zu eine Retraumatisierung. Insofern stimme ich den Ausführungen von candle zu. Und habe ich mit der Fettschrift des "KANN" ein kleines Eigentor geschossen. So halb zumindest. Zu deiner Frage:

Allerdings ist es so, dass man Trigger im Optimalfall "densensibilisieren" kann (oder je nach psychischer, emotionaler "Robustheit" kann das auch "automatisch" geschehen... soll durchaus öfters der Fall sein, erging mir selbst im Zusammenhang eines Autounfalls mal so... muss aber nicht). Jedenfalls würde der Trigger dann hoffentlich zu einer "normalen" Verarbeitungsleistung des Gehirns führen.

Allgem. bezeichnet Trigger wie gesagt nur "Auslöser" (für was auch immer). Speziell im Traumakontext ist er auch nur in dem Zusammenhang gemeint.

Ich finde die Begriffe Trigger und triggern so furchtbar, dass ich sie so gut wie nicht verwende (nach div. Einwürfen, was ich von den Begriffen halte, meine Thera glaube ich auch nicht mehr . Aber Geschmacksache )
Zuletzt geändert von stern am Di., 31.01.2012, 22:54, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag Di., 31.01.2012, 22:45

Vielen Dank Euch beiden!!!
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kaja
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Beitrag Mo., 01.12.2014, 19:56

Ich habe mich die letzten Tage durch diverses Material gelesen aber noch keine zufriedenstellende Antwort auf folgende Frage gefunden :

Gibt es auch eine andere Bezeichnung für den Auslöser einer emotionalen Folgereaktion ?

Ich habe an mir selbst bemerkt das durch einen ziemlich diffusen "Auslöser" ein länger anhaltendes emotionales Ungleichgewicht entstanden ist. Irgendwie passt aber weder der beschriebene Trigger (da kein konkreter Auslöser) noch sind die von mir gefundenen Definitionen für Retraumatisierung zutreffend.

Hat irgendjemand eine Idee wonach ich noch suchen könnte ?
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candle.
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Beitrag Mo., 01.12.2014, 20:06

Mir fiele da jetzt das Introjekt ein. Das macht gerne extrem miese Gefühle, wenn man gegen innere Wertevorstellungen (unbewußt) "verstößt".

candle
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kaja
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Beitrag Mo., 01.12.2014, 20:30

Ich habe es nachgelesen, aber das scheint auch nicht zu passen. Trotzdem Dankeschön.

Es muss doch irgendeine Form von Auslöser und Folge geben der nicht auf Trigger und Retraumatisierung rausläuft.
Ich kann mir nicht vorstellen das jede starke emotionale Reaktion eine Retraumatisierung ist. Wie nennt man es denn bei Menschen ohne Trauma ?.
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Sarana
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Beitrag Mo., 01.12.2014, 21:07

Jep, die Frage hab ich mir auch schon gestellt. Vor kurzem wurde ich in einen - seien wir mal behut- und sparsam mit der Sprache - schrecklichen Zustand "getriggert". Was aber, soweit ich weiß, keine Retraumatisierung darstellte; in dieser Art kannte ich solche Zustände noch nicht.
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Hoffentlich: "I think I'm at a stage of my life where I subconsciously purposefully f.uck everything up just to see if I can find a way out of it."
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Lotosritter
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Beitrag Di., 02.12.2014, 14:29

Ich bin aktuell posttraumatisiert. Dementsprechend erlebe ich viele Trigger. Es sind überwiegend an sich ziemlich bedeutungslose Phänomene, die mich triggern können; z.B. Muster, Melodien oder Gerüche. Bin ich getriggert, kommt es zu Intrusionen. Auch die besitzen ein Spektrum.
Ein Trigger retraumatisiert mich also nicht.
Retraumatisierung ist auch etwas anderes als Posttraumatisierung; selbst wenn beide Begriffe oft deckungsgleich verwendet werden.
Re-Trauma ist ein erneutes Trauma. Posttrauma ist die Folge eines erlittenen Traumas.
Der Begriff Trigger kommt aus der Elektrotechnik. Dort löst ein Trigger aus, wenn die Spannung ein gewisses Limit über oder unterschreitet.
LG Lotosritter
Ich bin hier, weil es letztlich kein Entkommen vor mir selbst gibt ...
Mein Blog: http://lotoskraft.wordpress.com