Zum Begriff der 'Störung'

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.

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leberblümchen
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Zum Begriff der 'Störung'

Beitrag Do., 29.03.2012, 20:15

Nun also mein zweiter Versuch, diesen Thread zu starten...

Ich bin ja nun ein halbes Jahr in Behandlung und so langsam ergibt sich ein Bild, warum ich so bin, wie ich bin. Was gefehlt hat, was falsch gelaufen ist. Ich hab dann auch immer mal parallel gelesen, was es so für Störungen gibt, wo ich mich wiederfinde und wie man was behandelt. In der Therapie reden wir ja nicht über Diagnosen, was ich da auch gut und angemessen finde. Trotzdem bin ich so hin und her gerissen (zusammen oder auseinander geschrieben?): Ein Teil von mir würde am liebsten das Gutachten lesen und der andere Teil hat davor natürlich große Angst, denn ich ahne so ungefähr, was da stehen könnte...

Nun ist da diese Vorstellung - wir haben mehrmals so andeutungsweise darüber gesprochen, dass das Drama schon sehr früh anfing. In der Literatur heißt es dann doch immer: "Die Frühgestörten sind die Schlimmsten". Nun hab ich mich inzwischen beruhigt, denn ich sehe mich nun keinesfalls als Borderliner und ich kann mir nicht vorstellen, dass das ernsthaft zur Debatte steht. Also: Ich funktioniere relativ normal, ich habe keine übermäßigen Aggressionen, ich gefährde weder mich noch andere. Kurz: Jemand, der keine Ahnung von psychischen Störungen hat, würde mir sicher nichts ansehen.

Alles, was mich quält, spielt sich irgendwo 'da drinnen' ab, unsichtbar, immer auf kleiner Flamme köchelnd, ohne jemals überzukochen.

Seitdem ich über den Begriff der Frühstörungen gestolpert bin, weiß ich selbst nicht so genau, ob ich jetzt 'ein besonders schwerer Fall' bin - oder ob ja eigentlich alles in Ordnung ist - bis auf ein paar kleine bis mittelgroße Baustellen.

Es ist ja nun nicht so, dass es besonders viele Menschen geben dürfte, die eine perfekte Kindheit erlebt haben. Ich rede da nicht mal von Menschen in Krisengebieten oder schweren Verlusten wie Mord und Totschlag. Nun wird doch nicht aus jedem Kind, dessen Eltern überfordert sind, ein 'Frühgestörter' - oder doch? Ich gehöre zu denen, die zu Beginn der Therapie immer meinten: "Anderen geht es definitiv viel schlechter - mir ist doch gar nichts passiert". Glücklicherweise, wenn man so will, sieht mein Therapeut das anders und meint: "Doch, es ist sehr viel passiert". Das ist einerseits extrem beruhigend, irgendwie. Und andererseits frage ich mich: "Wie gestört bin ich eigentlich?" Je mehr mir alle Defizite bewusst werden (und das ist ja auch sicher der Sinn einer analytischen Therapie), umso mehr spüre ich den Verlust auch wirklich.

Wie kann es sein, dass ich mein ganzes Leben dachte: "Naja, ich hab halt ein paar Ängste" - und nicht gemerkt habe, woher diese Probleme kommen und was mir wirklich fehlt?

So, und nun liest man immer wieder: "Bei den Frühgestörten lässt sich, wenn überhaupt, nur sehr wenig erreichen" - na, toll. Aber: So richtig schlimm gestört fühle ich mich eigentlich auch nicht. Würde man jetzt nun eher sagen, dass eine schlimme Störung dann vorliegt, wenn der Patient auch 'schlimm gestört' ist und Probleme bei der Bewältigung des Alltags hat? Oder entscheidet sich das alleine dadurch, dass man das Prädikat 'frühgestört' mit sich führt? Besonders prickelnd sind dann solche Begriffe wie 'niedriges Strukturniveau' - so fühle ich mich eigentlich auch nicht. Aber wer weiß? Vielleicht fühle ich gar nicht, wie massiv gestört ich bin?

Ich merke schon wieder, dass diese Überlegungen eher unproduktiv sind. Mich würde einfach interessieren, ob es hier Leute gibt, die sich ähnliche Gedanken machen.

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Ratlosigkeit
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Beitrag Do., 29.03.2012, 20:31

Der Begriff "Störung" setzt voraus, dass es so etwas wie absolute "Normalität" - "Störungsfreiheit" - gibt, an der man das reine Vorhandensein einer Störung sowie auch ihren Schweregrad irgendwie messen kann.
Jetzt ist das natürlich absurd. Also gibt es nur 2 Kriterien:
1) wie komme ich mit mir selbst klar?
2) wie komm ich mit meiner Umwelt und diese mit mir klar?
Aber auch hier - soviele Menschen es gibt, soviele Befindlichkeiten gibt es, und auch die ändern sich je nach äusseren Faktoren. Und keiner kommt mit seiner Umwelt immer und überall gleichmässig gut klar.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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candle.
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Beitrag Do., 29.03.2012, 20:31

Hallo titus2!

Was sind denn das für Begriffe, die du da anführst? "Frühgestört" hört sich ja schon hart an. Also ich denke ja, dass dich das Gutachten enttäuschen würde. Und welches mag das sein? Für die Bewilligung weiterer Therapiestunden?

Und was ist "niedriges Strukturniveau"? So gesehen ist es ja mal interessant Einblick in die Analyse zu bekommen. Es scheint mir wirklich anders als die anderen Therapiemethoden.

Viele Grüße!
candle
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leberblümchen
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Beitrag Do., 29.03.2012, 20:45

Ratlosigkeit: Ja, so ungefähr frage ich mich das auch - wer ist denn schon 'normal'? Hat nicht jeder eine Macke? Bisher hab ich mich immer so gesehen, dass ich da eben diese Ängste habe, die teilweise nicht lustig sind, dass ich auch andere kleine Auffälligkeiten habe, dass ich aber 'offiziell' gar nicht mal so extrem bin. Je mehr ich mich aber damit befasse, umso seltsamer finde ich mich und umso mehr geht mir ein Licht auf. Es ist so, als würde man sich langsam völlig entkleiden, um dann festzustellen, wie man eigentlich ungeschminkt und ungestylt aussieht.

Und dann hab ich das Problem, dass ich mich frage: Bin ich vielleicht nur deshalb so gestört, weil mir diese Störung bewusst ist? Also, sind nicht die Menschen viel zufriedener, die gar nicht wissen, dass ihnen überhaupt was fehlt? Gibt es das?

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Osa
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Beitrag Do., 29.03.2012, 20:49

Hallo Titus,
schön, dass du diesen Thread jetzt doch noch gestartet hast.

Ich denke auch, dass diese Überlegungen unproduktiv sind, aber ich kenne sie (inhaltlich etwas anders gelagert) schon auch von mir...

Meine Überlegungen zum Begriff der "Störung" (schon klar, dass Störung ein Fachbegriff ist, aber ich erlaube mir hier mal, diesen Begriff für mich anders zu besetzen):
Ich sehe Störung nicht als Zustand, sondern als Agens, soll heißen: nicht ich bin gestört, sondern etwas stört mich.

Es ist durchaus so, dass es eine riesige Menge an Menschen gibt, die viel Schlimmes erleben mussten - da kommt mir mein Gejammere wie der blanke Hohn vor. Aber letzten Endes geht es doch nicht darum, welches Schicksal "störender" ist, sondern wie sehr es eben das Leben/den Alltag/die Gefühle/... stört.

Wenn du für dich wahrnimmst, dass du dich nicht "frühgestört" (im fachlichen Sinne) fühlst, heißt das doch eigentlich nur, dass deine Erfahrungen dich nicht so sehr stören, dass du in deinem Alltag Schwierigkeiten hast, wohl aber so stören, dass du sie wahrnimmst und etwas tun willst.

Ein bisschen so, wie wenn eine Person eine Zahnlücke gar nicht als störend empfindet und sich daran gewöhnt hat und mit den Einschränkungen klarkommt, während ein anderer sich dadurch beeinträchtigt fühlen kann und deshalb irgendwann eine Brücke oder ein Implantant möchte, um wieder problemlos alles essen zu können.
Der Vergleich hinkt ein bisschen, aber ich hoffe du/ihr versteht was ich meine.

P.S.: Letzten Post von Titus noch nicht gelesen.

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Ratlosigkeit
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Beitrag Do., 29.03.2012, 20:56

titus2 hat geschrieben:Und dann hab ich das Problem, dass ich mich frage: Bin ich vielleicht nur deshalb so gestört, weil mir diese Störung bewusst ist?
Die Frage würde ich eindeutig mit JA beantworten. Es gibt ja entsprechendes im körperlichen, also somatischen Bereich. Je mehr Du Dich auf einen Körperteil konzentrierst und grübelst ob da etwas eventuell nicht stimmen könnte, umso sicherer bekommst Du ein subjektives Schmerzempfinden. Du kannst das mal mit Zahnschmerzen ausprobieren, oder mit Sehstörungen. Klappt wirklich.

Ich bin ja ein Anhänger der Adlerschen Schule. Wenn Du ihn nicht kennst - lies mal rein.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Osa
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Beitrag Do., 29.03.2012, 20:56

titus2 hat geschrieben: Also, sind nicht die Menschen viel zufriedener, die gar nicht wissen, dass ihnen überhaupt was fehlt? Gibt es das?
Das gilt doch in allen Lebensbereichen, wieso sollte das nicht auch für die Psyche gelten?


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Beitrag Do., 29.03.2012, 20:57

candle: Tja, das sind so die Begriffe, die einem um die Ohren fliegen, wenn man auf intellektuelle Weise versucht, sich besser zu verstehen - ein Versuch, der - das weiß ich eigentlich auch - zum Scheitern verurteilt ist, der aber wahnsinnig interessant ist. Auf diese Weise bin ich irgendwann bei den Persönlichkeitsstörungen gelandet. Und da geht es dann um dieses Strukturniveau. Ich kann das hier gar nicht alles wiedergeben, denn ich habe keine wirkliche Ahnung. Das würde dann in die Hose gehen.

Ich will jetzt auch gar nicht so tun, als sei ich der Experte, deshalb frag ich ja nach

Und ich weiß auch nicht, ob das wirklich ein Unterschied in der Therapieform ist, denn in der Therapie selbst reden wir darüber ja nicht. Fragt nicht jeder Therapeut sich, was eigentlich los ist mit seinem Patienten?


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leberblümchen
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Beitrag Do., 29.03.2012, 21:01

Ratlosigkeit hat geschrieben: Es gibt ja entsprechendes im körperlichen, also somatischen Bereich. Je mehr Du Dich auf einen Körperteil konzentrierst und grübelst ob da etwas eventuell nicht stimmen könnte, umso sicherer bekommst Du ein subjektives Schmerzempfinden. Du kannst das mal mit Zahnschmerzen ausprobieren, oder mit Sehstörungen. Klappt wirklich.
Allerdings - davon könnte ich ein Lied singen. Ich kann mir tatsächlich Sehstörungen einreden - und ausreden, wenn der Arzt sagt, es sei alles in Ordnung. Wenn ich sage, mein linker kleiner Finger kribbelt, dann fängt er auch an zu kribbeln... Übrigens hab ich auch mal gelesen, dass das relativ typisch sein soll für extrem gestörte Menschen
Ich bin ja ein Anhänger der Adlerschen Schule. Wenn Du ihn nicht kennst - lies mal rein.
Von Adler hab ich nur mal eine Mini-Biographie gelesen. Wenn ich so was lese, denke ich immer: "Hört sich stimmig an". Dann kommt der nächste und ich denke wieder: "Hört sich gut an" - und so könnte mir jeder in diesem Bereich erzählen, was er wollte - ich könnte das nicht wirklich durchdringen.

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candle.
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Beitrag Do., 29.03.2012, 21:03

Aber diese Begriffe finde ich wirklich hart und hoffe, dass sie NICHT vom Therapeuten kommen.

candle
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leberblümchen
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Beitrag Do., 29.03.2012, 21:09

Osa, das ist es ja: Ich weiß gar nicht, wie sehr ich mich gestört fühle. Ich wäre in meinem ganzen Leben nicht darauf gekommen, was Sache ist. Ich dachte immer, ICH sei Schuld daran, dass ich so ängstlich bin. Und nun kommt da die Erkenntnis, dass alles einen Grund hat. Und ich kann einfach nicht sagen: "Ach, jetzt weiß ich endlich Bescheid, dann ist es ja gut" - also, irgendwo hakt es da offensichtlich bei mir. Und ich kann nicht mal sagen, wo im Bereich der Störungen ich mich befinde. Das könnte allenfalls der, der mich behandelt. Aber er wird es mir nicht sagen

Auch wenn ich hier schreibe, denke ich manchmal: "Ich bin recht vernünftig" - und ein anderes Mal denke ich: "Im Gegensatz zu den Anderen bin ich (fast ) die Einzige, die hier Müll fabriziert.

Candle, wie gesagt: Von ihm kommt da gar nichts in dieser Richtung. Das hab ich mir selbst angelesen. Von ihm kommt einfach nur sehr viel Verständnis - das steht schon irgendwie im Gegensatz zu dem, was man so liest über solche Persönlichkeitsstörungen.


Widow
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Beitrag Do., 29.03.2012, 21:12

Hi, titus2,

falls ich darf? (Eventuell hast Du mich auch auf Igno.)
Ich riskier's mal:

Ja, die zunehmende Beschäftigung mit psychologischer Fachliteratur zum Thema "Störung", insbesondere zu den "Frühgestörten" kenn ich auch - wie auch die exponentiell wachsende Ratlosigkeit angesichts der "Diagnosen" (Borderline mindestens), der Angaben zum "Strukturniveau" (niedrig, niedrig - und nur die primitivsten Abwehrmechanismen) und der "Prognosen" (schlecht, ganz schlecht ...)!
Obwohl ich auch ein Frühchen zu sein scheine, bin ich kein Borderliner, wehre prächtig über Sublimierung ab, und dass ich mir selbst eine 'schlechte' Prognose ausstelle, das hat mit meiner Frühstörung nichts zu tun, sondern mit witwesken Spezifika.

Mit meinem Hintercouchler diskutiere ich dergleichen übrigens nicht (wiewohl er sich ansonsten ja gern in fachlichen Theoriediskursen ergeht) - ich bin mir sicher, dass er das auch albern fände.
Denn: Es ist ja alles immer gleichzeitig da: Obwohl frühgestört, bin ja auch ich in den narzisstischen Teich gefallen und vielleicht immer noch nicht so ganz trocken hinter den Ohren, obwohl früh- und etwas später gestört, bin auch ich durch den Ödipus marschiert und habe neue Blessuren abbekommen, und so weiter (was allerdings nicht mehr so richtig tiefenpsychologisch ist).

Ist Dir auch aufgefallen, dass per definitionem alle Depressiven frühgestört sein müssen, dass aber die unter den Krankheitsbildern der Frühstörung nie auftauchen (allenfalls ist Depression dann eine Komorbidität)? Das allein finde ich sehr verräterisch, was die Stringenz des Klassifizierungssystems anbelangt.

Einen Gruß in die Runde
Widow

PS: Auf definitorische Ersuchen ("Was ist den 'frühgestört', 'Strukturniveau'?!) würde ich mich nicht einlassen. Das kann man alles selbst und ohne allzuviel Aufwand rauskriegen, wenn's einen interessiert. Sonst verwandelt sich dieser Thread vielleicht in eine Art Lexikon - und irgendwo hier gibt's doch schon die Rubrik "Begriffsklärung", oder?


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leberblümchen
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Beitrag Do., 29.03.2012, 21:15

Widow, natürlich darfst du

Komischerweise bin ich von den Depressionen wieder ganz schnell abgekommen. Das war nämlich mein erster Verdacht - gut, das kennt man ja; von Frühgestörten hab ich jedenfalls vorher noch nie was gehört... Und ja, in meinen schlauen Büchern (die nur ausgeliehen sind) tauchen Depressionen komischerweise gar nicht auf.

Ich hab einmal in der Therapie angesprochen, dass ich mich frage, ob ich Depressionen habe - hab aber darauf - natürlich - keine Antwort bekommen. Aber das ist wirklich O.K. so. Würde es mir jetzt besser gehen, wenn mein Zustand einen Namen hätte? Ich glaube nicht.

Vielleicht ist das auch tatsächlich so eine Art Abwehr, dass man versucht, das Haus von außen neu zu streichen, anstatt es zu entkernen? Ich sammle mir da ständig neue Bausteinchen und denke: "Ach, das ist ja interessant - so eine bist du also".
Zuletzt geändert von leberblümchen am Do., 29.03.2012, 21:22, insgesamt 1-mal geändert.

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Ratlosigkeit
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Beitrag Do., 29.03.2012, 21:20

titus2 hat geschrieben:Übrigens hab ich auch mal gelesen, dass das relativ typisch sein soll für extrem gestörte Menschen
Naja, da können wir uns jetzt darauf einigen, dass alle in irgendeiner Form gestört sind. Nur nochmal - gemessen woran? an Barbie und Ken?

Versuchen wirs mal von einer anderen Seite: Was würde Dir persönlich die Diagnose: "jawohl, gestört" bedeuten? Würdest Du Dich dann besser fühlen?
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stern
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Beitrag Do., 29.03.2012, 21:20

Bin zur Zeit nicht wirklich gut drauf, daher vielleicht vielleicht ein paar nicht so qualifizierte Einwürfe:
In der Therapie reden wir ja nicht über Diagnosen, was ich da auch gut und angemessen finde. Trotzdem bin ich so hin und her gerissen (zusammen oder auseinander geschrieben?): Ein Teil von mir würde am liebsten das Gutachten lesen und der andere Teil hat davor natürlich große Angst, denn ich ahne so ungefähr, was da stehen könnte...
Über die vorliegende Störung (ein Begriff der lt. WHO weniger stigmatisierend als psych. Erkrankung sein soll... man nehme es einfach mal so hin) zu reden, Erklärungen anbieten/erarbeiten, usw. (und evtl. auch einen Namen dazu zu benennen) und ein Gutachten zu lesen sind für mich zwei Stiefel. Wenn es für dich o.k. ist, dass es nicht explizit benannt wird, ist es doch eigentlich gut , solange es ansonsten hinreichend besprochen wird, was ja der Fall zu sein scheint (allerdings gab es bei mir zusätzlich auch bzgl. der Diagnose Transparenz, was für mich auch stimmig ist).

Manche Gutachten habe ich auch schon gelesen... ist mir aber nicht bekommen, weil es krasse Defizitbeschreibungen sind, die phasenweise auch etwas mit mir machten (ich hab' sogar noch ungelesene Kopien, die ich deswegen noch nicht gelesen habe... und es juckt mich auch nicht, weil eben Transparenz herrscht und herrschte). Will heißen: Gutachten zu lesen, würde ich mir an deiner Stelle mehrmals überlegen... also nicht, dass das drinstehen muss... aber was wenn qualitativ wirklich so nette Dinge in Fachsprache drinstehen wie niedriges Strukturniveau, usw. Besteht eben die Gefahr, dass das runterzieht... dann lieber erläutern lassen. Meinte auch mein stat. Thera, lieber erläutern lassen... Gutachten sein zudem auch mit Fachbegriffen versehen, was bei seinem auch der Fall war (also für mich dennoch verstehbar... aber schon heavy bereits in der prägnanten Form... inhaltlich noch gar nicht berücksichtigt)... sah mich danach noch defizitärer als ich ohnehin bin .

Beschreibungen zu PS können vermutlich auch runterziehen... wobei es ja auch Abstufungen gibt. Ich meine, es geht ja erstmal um Facetten der Persönlichkeit, wie sie jeder hat in unterschiedlichen Ausmaß (von 0-10 sage ich mal), also nix was per se gestört/störend ist.... aber ab einer gewissen Ausprägung eben zur Störung wird. Und natürlich sind persönlichkeitsmerkmale (egal ob krankhaft oder vollkommen gesund und angemessen) stärker verankert und ungleich schwerer veränderbar als z.B. irgendeine Depression oder ein Zwang, der eben nicht per se persönlichkeitsmerkmal ist. Sondern depressives Erleben oder Zwangsgedanken verschwinden üblicherweise oft wieder, wenn man die Grunderkrankung in den Griff kriegt...
Zuletzt geändert von stern am Do., 29.03.2012, 21:29, insgesamt 4-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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