Neuer Partner vs. alte Freunde und Familie

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BlackBetty
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Neuer Partner vs. alte Freunde und Familie

Beitrag So., 01.04.2012, 14:27

Liebe Forumsnutzer!

Bisher war ich hier öfter schon als Gast online, aber heute muss ich selbst mal um Rat bitten:

Ich war über 20 Jahre verheiratet und bin seit zwei Jahren getrennt. Seit einem Jahr habe ich einen neuen Partner. Er ist ganz anders als mein Exmann, was mir auch sehr gut tut. Aber natürlich gibt es auch Differenzen, schließlich sind wir beide nicht ganz ohne "Altlasten"

Mein Exmann war sehr dominant und selbstbewusst, leider stark auf sich bezogen und völlig ohne Empathie. Mein neuer Freund ist da das ganze Gegenteil: zurückhaltend, sehr einfühlsam und manchmal auch unsicher. Er hat kaum Freunde, die sozialen Kontakte beschränken sich auf Familie und Sportbekanntschaften.

Ich selber habe eine extrem starke Bindung an meine Familie, einen (kleinen) Kreis enger Freunde und einen größeren Bekanntenkreis. Und da fängt das Problem an.

Ich habe jetzt einige Male versucht, meinen Freund mit meiner Familie zusammen zu bringen. Das war ein großer Flop, denn er hat überhaupt nicht den Mund aufgekriegt. Ok, ich verstehe, dass es schwierig ist, als Fremder zwischen 5 oder 6 Menschen zu sitzen, die sich sehr lange und sehr gut kennen, und die z. T. auch über Themen sprechen, die er nicht kennt und wo er nicht mitreden kann. Aber es kam von ihm auch gar kein Versuch

Zuletzt hatten wir ein Treffen mit Freunden, und auch da war es ähnlich. Er hat sich den ganzen Abend an mir "festgehalten", die Hand auf meinem Bein oder mit meinen Haaren gespielt. Ein- oder zweimal hat er was gesagt, und das war`s dann auch. Nicht mal auf direkte Ansprache wie "was hörst Du für Musik" oder "wo wolltest Du schon immer mal hin" kam eine richtige Antwort, geschweige denn ein Gespräch zustande.

Danach haben mir meine Freunde gesagt, dass sie sich schon Mühe gegeben und ihn auch ganz bewusst immer wieder ins Gespräch einbezogen haben, aber leider ohne Erfolg. Wenn ich meinen Freund darauf anspreche, sagt er immer nur, wir seien so eine eingefleischte Truppe, dass er von außen gar nicht ran käme. Das stimmt aber nicht, es hätte Gelegenheiten gegeben.

Wenn wir allein zusammen sind, fällt mir das nicht so auf, wir können wunderbar miteinander reden. Das konnte ich mit meinem Exmann leider überhaupt nicht. Aber ich erkenne den Menschen nicht wieder, wenn wir mit meiner Familie und Freunden zusammen sind. Als wäre er ein Einsiedler, der bloss nicht angesprochen werden möchte.

Es ist fast, als hätte er fremden Menschen gegenüber eine ganz negative Einstellung. Oder eher eine Art Minderwertigkeitskomplex. Gleichzeitig beobachtet er andere sehr genau und hat schnell auch eine Meinung, die nicht positiv ist. Es scheint, dass er Dinge überwiegend negativ wahrnimmt. Wenn ich dann anspreche, wie das auf mich wirkt, dann sieht er das ganz anders. Aber andere in meinem Umfeld nehmen das auch so wahr, also liege ich nicht so falsch.

Im Job hat er auch mit vielen Menschen zu tun (Außendienst), da ist er erfolgreich, und da muss es mit der Kommunikation ja auch klappen... Wieso nicht im privaten Umfeld?

Ich will keinen Partner, der sich völlig auf mich fixiert und keine sozialen Kontakte pflegt. Das hatte ich schon mit meinem Exmann. Der hatte auch Schwierigkeiten mit meiner Familie und den Freunden, das lag aber an anderen Dingen (s.o.). Irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich von einem Extrem ins andere geraten bin. Einerseits tut mir die Beziehung gut, gerade weil mein Freund so anders ist als mein Exmann. Aber ich möchte auch, dass er sich in meiner Familie und in meinem Freundeskreis wohl fühlt und dass die anderen ihn auch mögen. Ist das zuviel verlangt?

Mein Freund hat mich gefragt, ob ich ihn manchmal gern ändern würde. Das will ich nicht, denn dann wäre er nicht mehr der, in den ich mich verliebt habe. Aber natürlich gibt es Dinge, die einen am Partner stören. Das ist umgekehrt doch genauso. Und ist es falsch, das anzusprechen. Ist es verkehrt, den anderen darum zu bitten, etwas zu ändern? Ist es unzumutbar, wenn ich ihn bitte, sich im Freundeskreis einfach "ganz normal" zu geben. Es will ihm doch keiner etwas Böses

Mich belastet das, und ich kann mich nicht einfach davon frei machen und sagen "egal, Hauptsache es ist gut, wenn wir zu zweit zusammen sind". Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich glaube er wäre am liebsten mit mir allein, er braucht keine anderen Menschen, fühlt sich dann unsicher. Aber ich brauche diese sozialen Kontakte, und die will ich nicht allen pflegen. Ich will nicht in zwei Welten leben.

Wie gehe ich am besten damit um? Ich bin wirklich etwas ratlos und würde mich über Eure Ratschläge oder auch eigene Erfahrungen freuen.

Danke und LG
BlackBetty

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Nico
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Beitrag So., 01.04.2012, 14:32

Aendern kannst du ihn nicht, entweder du nimmst ihn wie er ist, oder su laesst es eben.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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candle.
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Beitrag So., 01.04.2012, 14:52

Hallo BlackBetty!

Ich finde schon auch, dass ein Jahr noch verdammt kurz ist um ihn gleich überall mit einzubeziehen. Und ich erlaube mir die Frage, da wir ja in etwa gleichaltrig sind, ob das so sein muß, dass man so altklassisch die ganze Familie vorstellt. Es läuft eben nicht so wie mit 20.

Du könntest ihn doch einfach machen lassen, denn so einsam wirkt er auf mich nicht nach deinen Beschreibungen. Ich finde, du übst Druck aus, weil du es eben so willst wie du es willst, aber das muß eben für ihn nicht gut oder nicht unbedingt wichtig sein.

Gebe ihm Zeit und lasse etwas locker und behalte dir nur für dich deinen Freundeskreis. Und bei Familienfesten wird es doch aushaltbar sein, oder?

Viele Grüße!
candle
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münchnerkindl
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Beitrag So., 01.04.2012, 14:56

Hat dein Freund denn eigene Freunde und Interessen?

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Méabh
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Beitrag So., 01.04.2012, 14:59

Hallo, Black Betty,

falls dein Freund so einen Minderwertigkeitskomplex (oder was immer) hat, dass er unter unvertrauten Menschen kaum oder nicht den Mund aufbekommt, dann KANN er sich unter den Menschen nicht "einfach normal geben".
Es liegt dann in ihm und hat nichts damit zu tun, ob jemand ihm etwas Böses will.
Und ja, es wäre dann zu viel verlangt, wenn er dann soziale Kontakte haben SOLL, weil du das so willst, wenn das überhaupt nicht in seiner Art und in seinen Bedürfnissen liegt.

Gruß
Méabh

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leuchtturm
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Beitrag So., 01.04.2012, 15:13

Manche Leute brauchen Zeit, um aufzutauen.
Das ist nichts Böses und das kann man auch nicht abändern. Vielleicht gehört dein Freund dazu.

Mir klingt aus deinem Post ganz viel enttäuschte Erwartung durch. So leicht ist es für manche Menschen tatsächlich nicht, einer geballten "Übermacht" von 5-6 Leuten gegenüberzustehen, die sich sehr gut kennen. Wo ein Stichwort ausreicht, um Erinnerungen und Weiterreden zu wecken.
Selbst wenn dein Freund gefragt worden ist:"Welche Musik hörst du denn gerne" oder wo er gerne mal hinfahren würde, kann ich mir vorstellen, dass das auf ihn ein bisschen wie ein Verhör gewirkt haben mag. Muss nicht sein, aber kann.
Wie sein Verhalten auf dich wirkt und wie es gemeint gewesen ist, sind 2erlei Paar Schuhe. Da hilft es auch nichts, dass deine (!) Bekannten es genauso sehen wie du. Es geht dabei nicht um Recht o. Unrecht haben, sondern um Wahrnehmungen.

Ich würde versuchen, den Druck rauszunehmen. Er spürt sicherlich, dass du viel von ihm erwartest, und das macht die sache noch schwerer.
Sein Beruf lässt sich übrigens nicht mit der oben geschilderten Situation vergleichen. Da gibt es eine Sachebene, anders als im privaten Umfeld.
Und er hat nicht so viele Leute auf einmal um sich, die sich alle lange und gut kennen und erwarten, dass er von nun auf jetzt ganz locker mitmischt.

lass ihm Zeit! Ich denke, du machst dir zu viel Gedanken,wie dein "perfekter" Partner zu sein habe.

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BlackBetty
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Beitrag So., 01.04.2012, 16:00

Wow, danke erstmal allen, die so schnell geantwortet haben!

Ob ein Jahr zu kurz ist, um einen neuen Partner überall einzubeziehen? Ich habe das nicht so empfunden, gerade weil auch viele mich gefragt haben, ihn einfach kennen lernen wollten.

Und ob man den neuen Partner der Familie vorstellen muss? Ich musste erstmal lachen, dann überlegen... Ganz ehrlich, darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht, weil das für mich selbstverständlich war. Wie gesagt, ich habe ein ganz enges Verhältnis zu meiner Family, vielleicht war es mir deshalb auch so wichtig. Und ja, ein bisschen Enttäuschung war da schon. Wahrscheinlich bin ich auch ein zu sehr harmoniebedürftiger Mensch, der es möglichst allen Recht machen will...

Ein Jahr ist halt doch nicht so lang, insbesondere wenn man aus einer sehr langen Beziehung/Ehe kommt, die einen ja auch nachhaltig geprägt hat. Sicher wäre es schön, wenn der "Neue" gleich von Anfang an mit offenen Armen aufgenommen wird und in die Runde passt. Aber es braucht wahrscheinlich einfach mehr Zeit und nicht den Druck, sich anpassen zu müssen.

Aber ihr habt sicher recht, dass der Druck ziemlich groß ist, insbesondere vor einer solchen "Übermacht". Und dass wir einfach noch mehr Zeit brauchen. Das Letzte, was ich will ist, ihn noch zusätzlich unter Druck zu setzen. Dazu ist er mir auch einfach zu wichtig.

Enttäuschte Erwartungen? Perfekter Partner, der soziale Kontakte haben SOLL? Puh, wenn ich das in Euren Postings lese, dann gibt mir das echt zu denken. Nicht auszuschließen, dass das bei ihm genauso ankommt. So krass habe ich das für mich gar nicht gesehen, deshalb danke für die offenen Kommentare.

Es ist gut, wenn man mal den Spiegel vorgehalten bekommt. Und dazu sind Freunde und Familie manchmal nicht so geeignet, weil voreingenommen, nicht neutral. Und ja, gerade meine Family ist schon eine extrem verschworene Gemeinschaft mit einem festen "Weltbild". Und wenn da jemand nicht so ganz reinpasst, dann kann es schwer werden. Das ist mir nochmal so richtig klar geworden. So eine neue Beziehung ist auch immer eine Prüfung für das eigene Weltbild

Danke nochmal!

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Nico
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Beitrag So., 01.04.2012, 16:15

Wenn er eher introvertiert und Einzelgaenger ist und du sehr engen und haeufigen Kontakt zu deiner Familie hast, wird das wenn ihr nicht einen guten Weg findet, immer zu Spannungen fuehren.
Ich sage dir das jetzt aus meiner ganz persoenlichen Sicht heraus.
Ich koennte mit einer Partnerin die sehr engen Kontakt zu ihrer Familie haette, jedenfalls ziemlich sicher nicht.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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BlackBetty
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Beitrag So., 01.04.2012, 16:19

Hi Nico,
das ist interessant, was Du schreibst.

Was genau würde Dich an einer Partnerin, die sehr engen Kontakt zu ihrer Familie hat, stören? Bzw. warum könntest Du Dir so eine Beziehung nicht vorstellen?

Ich frage so genau nach, weil ich die Beweggründe und Vorbehalte besser verstehen möchte. Vielleicht habe ich, was meine Familie betriff, Scheuklappen auf?

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Nico
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Beitrag So., 01.04.2012, 16:32

Ach das muss auf deinen Partner ja wirklich nicht zutreffen BlackBetty.
Ich kenne Partnerschaften die quasi zu viert oder zu sechst gefuehrt werden.
Da fragt man sich manchmal wer die Gattin und wer die Schwiegermutter ist.
Die treten ja generell nur im Rudel auf, egal ob Freibadbesuch, Grosseinkauf oder Urlaub, ein Horrorszenario !
Ich lebe in erster Linie mit meiner Partnerin zusammen und nach meinem Sohn kommt was Familie betrifft ziemlich lange nichts, obwohl ich mich mit meinen Eltern sehr gut verstehe und der Rest der Verwandtschaft kann mich mal ( vorsichtig ausgedrueckt ).
Meine Partnerin hat 5 Geschwister, 4 davon kenne ich, aber man sieht sich vielleicht 3 - 4 mal pro Jahr und das reicht!
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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per aspera...
Helferlein
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Beitrag Do., 05.04.2012, 09:21

Black: Dass du deine Familie als "verschworene Gemeinschaft mit festem Weltbild" schilderst, löst bei mir schon Alarmglocken aus: Ich bin in meine Leben schon zu so einigen "verschworenen Runden" neu hinzugestoßen - und (obwohl ich hochkommunikativ bin und sehr offen) es hat sich jedesmal wie Spießrutenlaufen und Beurteilungsmarathon angefühlt...

Ich denke, deine Erwartungen an deinen Freund sind übermäßig hoch.

Man muss sich das vergegenwärtigen: Eine enge Gemeinschaft in einem gewissen Alter, mit gemeinsamer Geschichte, Witzen, Triggern, vertrauten, automatischen Verhaltens- und Gesprächsmustern, festen politischen und ethischen Meinungen - die der newcomer aber nicht kennt... und vielleicht hat er ganz andere Muster und passt nicht so gut in den Kreis - und merkt das, und verstummt dann lieber...

Die Alt-Gemeinschaft merkt oft nicht, dass sie mit gewissen Fragen beim Neuen vielleicht aneckt... das Ganze kann wie der Angriff einer Panzerbrigade wirken - ohne dass sich die "Angreifer" dessen bewusst sind - und oft gerade aus der Haltung heraus "Wir wollen ihn doch nur einbeziehen"...

Lockerer ist da besser - wie auch mehrere Einzeltreffen zu dritt oder viert, anstatt der großen Einführung. Du musst auch bedenken: Der newcomer hat in großer Runde eine enorme Konzentrationsleistung zu bringen: Er muss sich schnell eine Meinung bilden, um nichts "Falsches" zu sagen (und da kann die Runde noch so tolerant sein - das ist schnell passiert). Gerade wenn er sensibel ist, hat der newcomer einen Ansturm von Gefühlen zu bewältigen, die alle zusammen auf ihn eintreffen - und er muss sofort sortieren... das schaffen nur sehr wenige Menschen auf Anhieb.

LG

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