Co-Abhängigkeit durch Depression?

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Lena1410
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Co-Abhängigkeit durch Depression?

Beitrag Do., 19.04.2012, 09:22

Hallo liebes Forum!

Ich lese mich seit einiger Zeit durch das Internet, verschiedene Foren etc. Und heute muss ich selbst mal nachhaken, weil dieses Thema mir keine Ruhe lässt, und ich mich in vielen (nicht allen!) Punkten der Co-Abhängigkeit wieder finde…

Sorry, ich glaube, das hier wird etwas länger…

Also, mein Freund leidet an schweren Depressionen. Deswegen weiß ich nicht, ob es bei uns nicht vielleicht eine andere Situation ist… Er ist nicht suchtkrank (kaum Alkohol – normal viel für einen 25jährigen, keine Drogen). Aber er ist schwer krank, und einige kennen hier höchst wahrscheinlich auch das Krankheitsbild der Depression.
Er ist seit knapp einem Jahr krankgeschrieben, und es passiert eigentlich gar nichts. Er nimmt keine Medis (nahm er mal, jetzt aber nicht mehr), er geht nicht zu einer Therapie (er meint, es kann ihm eh keiner helfen, alles sinnlos etc.), er hat eine panische Angst davor in eine Klinik abgeschoben zu werden.

Ich versuche alles, um ihn zu unterstützen. Ich bin sein einziger Halt, das sagte er auch beim Gutachter (der von der KK verordnet wurde). Er geht nicht arbeiten, er geht nicht raus, nicht unter Menschen. Ich gehe arbeiten, verdiene zum Glück relativ gut, dass ich uns beide gut über die Runden bringen kann. Er bekommt noch sein Krankengeld, und steckt das dann auch in unsere Haushaltskasse. Ist aber nicht viel. Naja, ums Geld geht’s mir erst mal nicht, das ist Nebensache. Für immer sollte das natürlich nicht bleiben! Aber im Moment ist es okay.
Er hat seine Ausbildung vor knapp 1,5 Jahren geschmissen. Wahrscheinlich durch die Depression. Ein paar Monate vor der Prüfung Und er war gut!

Nun frage ich mich, ob ich in eine Co-Abhängigkeit rutsche… Ich richte mein ganzes Leben auf ihn aus, ich vernachlässige meine Freunde, meine Familie. Wir hatten mal denselben Freundeskreis, aber weil er überhaupt nicht mehr raus geht, und die Freunde nichts von seiner Krankheit wissen, verläuft das alles im Sand.
Wir stehen morgens zusammen auf, das erwarte ich von ihm. Er soll sich nicht angewöhnen, täglich bis mittags zu schlafen. Wir duschen zusammen, dann geh ich zur Arbeit. Er bleibt zuhause, PC, PlayStation oder TV. Nichts anderes. Bis ich abends von der Arbeit komme, wir gehen einkaufen, er kocht (er liebt kochen! Hatte seine Ausbildung auch als Koch) und nach dem Essen geht’s wieder an PC. Tag ein, Tag aus.
Absolut keine gemeinsamen Aktivitäten, was ich mir so sehr wünschen würde. Ich geh kaputt, immer nur in der Wohnung zu sitzen… Abends räume ich dann noch auf, putze, Wäsche – Haushalt halt.

Wenn er Termine beim Arzt hat, nehme ich mir für ihn extra Urlaub. Er hat keinen Führerschein, und die meisten Ärzte sind weiter weg. Im Moment auch selbstverständlich für mich. Ich will, dass er eine Therapie macht! Bei einem Psychiater war er, dort wurde er mit den Worten „Herr …., ich kann Ihnen nicht helfen, tschüss.“ Verabschiedet, weil er absolut nicht in eine Klinik will.
Nun haben wir einen Fuß bei einem Psychologen in der Praxis. Anscheinend mit Aussicht auf eine Psychotherapie für ihn! Und ihr wisst ja bestimmt, wie schwierig das ist, einen Platz zu bekommen! Da muss er „nur“ einen super langen Fragebogen „zu seiner Lebensgeschichte“ ausfüllen. Das will er aber nicht Er meint, das helfe ihm eh nicht, und der würde ihn in eine Klinik stecken. Alles dagegen reden bringt nichts, dann wird er regelrecht böse.

Die Krankenkasse hat ihm einen Antrag auf Rehabilitation geschickt, der bis Mitte Mai zurück geschickt sein muss. Tut er das nicht, streichen sie ihm die Leistungen. Das heißt, dann wird er wohl in eine Reha-Klinik müssen.

Naja, wie ihr merkt, rede ich fast nur von ihm, er ist immer in meinem Kopf. Ich liebe ihr so sehr, und er mich auch, das merke ich.
Langsam fange ich auch an, mich wieder mehr um mich zu kümmern. Ich geh alleine raus, treffe mich mit Freunden und unternehme etwas. Manchmal wird er dann grimmig. Einerseits sagt er, er möchte das ich alleine etwas mache, weil er nicht sehen kann wie ich mich zuhause quäle, aber ist es dann soweit, macht er mir ein schlechtes Gewissen. Ich würde ihn alleine lassen usw. Ich würde ihn ja liebend gerne mitnehmen!! Denkt er denn, es macht mir Spaß immer überall alleine zu sein?!  Aber keine Chance.
Außerdem ist er super eifersüchtig, und fragt mich dann immer wegen anderen Typen aus. Und Disko oder Kneipe oder so, geht gar nicht. Das ist aber ok für mich, ich würde ehrlich gesagt auch nicht wollen, dass er alleine in ne Disko geht.

Ist das eine Co-Abhängigkeit??

Danke und ganz liebe Grüße
Lena

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Tigerkind
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Beitrag Do., 19.04.2012, 11:13

Wie ginge es Dir denn wenn Dein Freund jetzt eine Therapie beginnen würde, beruflich auf die Füße kommt, einen Freundeskreis aufbaut bzw. wieder Kontakt zu alten Frenden aufnimmt, selbständig wird und nicht mehr auf Dich angewiesen ist ?
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 19.04.2012, 11:22

Also für mich hört sich das an als ob du seine Krankheit noch unterstützt indem du ihm alles abnimmst, ihn mitfinanzierst, ihn betüddelst, sein Verhalten tolerierst, dich um ihn kümmerst. Warum sollte er was an seinem Lebenswandel ändern?

Aus einer Depression kommt er nicht wieder raus wenn er nicht selbst anfängt etwas dagegen zu tun. Du bist jetzt 25, das wird Jahrzehnte so weitergehen wenn du nicht aufhörst ihm sein depressives Lotterleben so bequem zu gestalten.


Er verweigert Therapie, Medikamente, Reha, Klinik? Klar ist Depression eine Krankheit, aber wie er mit seiner Krankheit umgeht hat er selbst in der Hand. Und scheinbar fehlt ihm massiv die Motivation sich den Anstrengungen zu unterziehen was an seiner Situation zu verändern so lange es so viel bequemer ist.

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Lena1410
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Beitrag Do., 19.04.2012, 11:25

Oh viel, viel besser!
Das ist das, was ich mir so sehr wünsche.
Ich habe große Zukunftspläne. Natürlich mit ihm. Haus und Familie.
Klar ist das erstmal in weiter Ferne, aber für später.

Jetzt erstmal wünsche ich mir einfach nur ein Leben

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 19.04.2012, 11:31

Lena1410 hat geschrieben:
Jetzt erstmal wünsche ich mir einfach nur ein Leben
Dann setz ihm das Messer auf die Brust daß wenn er nicht UMGEHEND anfängt was gegen die Depression zu unternehmen (Therapie, Medikamente, Klinik, Tagesklinik, berufliche Reha, Tagesstruktur usw) daß dann Schicht im Schacht ist mit netter, unterstützender Beziehung mit dir.

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Lena1410
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Beitrag Do., 19.04.2012, 11:42

hallo münchnerkindl,
ja du hast recht, das sehe ich auch so. Ich mache es ihm einfach. Das ist mir bewußt, aber es ist so schwer etwas daran zu ändern. Ich will ihn nicht alleine lassen, und ich denke immer: "Er ist krank. Wie er sich verhält, das ist ein typisches Krankheitsbild. Er kann es nicht anders."

Ich will ihm auch nicht noch Druck machen. Klar, es stimmt, so hat er allerdings keine Motivation etwas zu ändern... Mann, es ist sehr schwer für mich..
Ich würde mir vorkommen ihn fallen zu lassen. Auch wenn es nicht so ist.

Vielleicht sollte ich abwarten, bis die Frist von der KK wegen dem Reha-Antrag abläuft? Dann muss etwas passieren.

Er sagt, er will wohl eine Therapie machen. Wir haben bisher keinen Platz bekommen. Außer jetzt bei dem wo er den Fragebogen ausfüllen muss. Da ist sein Grund es nicht zu tun aber, dass er in ein paar Wochen sowieso den Wisch bei der KK abgeben muss, und dann in eine Klinik gesperrt wird.

Kann man der KK nicht sagen, dass er gute Aussicht auf eine Therapie hat, und ob die den Antrag solange zurück halten können?

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Sabriel
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Beitrag Do., 19.04.2012, 13:04

Hallo Lena,

was er da macht, ist nicht unbedingt ein Krankheitsbild - Depressionen sind keine Generalentschuldigung.
Wenn er wirklich eine Therapie machen wollen wuerde, dann wuerde er den Fragebogen ausfuellen, und auch den fuer die Reha. Und vielleicht mal googlen, was Reha ueberhaupt ist und feststellen, dass es kein Gefaengnis ist, und er somit auch nicht eingesperrt werden kann.

Im Endeffekt klingt es fuer mich so, dass er zwar sagt, jaja, mach ich, und dann aber in der Praxis alles sabotiert. Dir ist schon klar, dass wenn die Krankenkasse ihm die Leistungen streicht, jemand dann seine Arztbesuche etc zahlen muss - willst du das sein?

An deiner Stelle ist mal eine klare Ansage noetig, wie kindl das schon geschrieben hat: Du unterstuetzt ihn gerne beim gesundwerden, aber nicht beim krankbleiben. Wenn er nichts tut, dann ist Ende Gelaende.

Und fuer dich waer es an der Zeit, mal fuer dich zu leben, nicht fuer ihn.

Liebe Gruesse
Sabriel
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Sub7even

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Lena1410
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Beitrag Do., 19.04.2012, 14:09

Ja eine klare Ansage wäre wahrscheinlich das vernünftigste, ihr habt schon Recht.

Ich habe ihn aber noch nie so erlebt, wie es war, als das Thema Klinik mal deutlicher anstand. Er war am ganzen Leib am Zittern, am weinen, bekam kaum Luft. Er ist sonst eher der Machotyp, der nie vor jemanden weinen würde. Nicht das ich das schlimm finde, im Gegenteil, aber es hat mich schockiert, wie tief diese Klinik-Angst sitzt!
Außerdem hat er quasi nur noch mich, wenn ich mich jetzt von ihm abwende, habe ich noch dazu Angst, er könnte etwas unüberlegtes tun... Zumal ich auch gar nicht ohne ihn sein will.

Aber ihn mindestens zu der Therapie bewegen - von mir aus mit der Methode, dass ich sonst keinen Sinn mehr sehe. Ich helfe ihm natürlich beim Ausfüllen des Bogens. Das ist wirklich super viel, und ich frage mich, wie Depressive, die richtig tief im Schwarzen Loch sitzen sowas ausfüllen können.
Ich denke das ist unsere einzige Chance

Er hat auch mal sowas angedeutet, dass wenn er in eine Klinik muss, er lieber ein Ende macht. Vielleicht wäre es besser, ihn erstmal eine Therapie machen zu lassen. Kann man die KK überzeugen, ihn erstmal in Ruhe zu lassen, wenn er eine Psychotherapie macht? Die wollen ja auch dass er gesund wird, damit sie nicht mehr zahlen müssen.

Und vielleicht kann ihn eine Therapie die Klinik-Angst nehmen. Jedenfalls etwas. Dass es dann weiter geht.
Er will diesen Bogen für die Therapie ja nicht machen, weil er überzeugt ist Mitte Mai von der KK eh gezwungen wird in eine Reha zu müssen, und es dann sinnlos ist.
Ich muss ihn irgendwie überzeugen, dass es das nicht ist.

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Sabriel
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Beitrag Do., 19.04.2012, 14:32

Lass ihn doch das mit dem Therapiebogen erstmal selbst machen, wenn er Hilfe damit braucht, kann er dich ja fragen. Du machst viel zu viel fuer ihn prophylaktisch.
Außerdem hat er quasi nur noch mich, wenn ich mich jetzt von ihm abwende, habe ich noch dazu Angst, er könnte etwas unüberlegtes tun...
Und so hart das jetzt klingt - du bist nicht sein Lebensgarant, lass dich auf solche Gedankenspielchen/Spielchen gar nicht ein. Das ist nicht deine Verantwortung.

Liebe Gruesse
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Stacheldraht
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Beitrag Do., 19.04.2012, 14:54

Wenn er so große Angst vor einer Klinik hat (was ich übrigens gut nachvollziehen kann), dann wäre es erstmal sinnvoll, dieser Angst auf den Grund zu gehen: warum hat er Angst vor der Klinik?
Zumal hier niemand in eine Klinik gesperrt wird, solange nicht die Gefahr der Fremd-/Selbstgefährdung besteht. Insofern erscheint es mir sinnvoll ihm dies erstmal deutlich zu machen: wenn er in keine Klinik will, muss er auch in keine, solange er nicht akut suizidgefährdet ist.

Das mit dem langen Fragebogen finde ich auch seltsam. Ich hab mir zwei verschiedene Therapeuten angeschaut und die haben sich in den probatorischen Sitzungen lieber selbst ein Bild von mir gemeacht anstatt mich lange Fragebögen ausfüllen zu lassen. Finde ich gerade bei Depressionen eh seltsam, da diese oft mit Konzentrationsschwierigkeiten einhergehen. Kenne ich von mir selbst nur zu genüge. Hier war neulich auch irgendwo ein Fragebogen im Forum, bei dem ich mir dachte: wer es schafft den auszufüllen, der kann doch eigentlich gar nicht depressiv sein.
Von daher: nicht den Kopf in den Sand stecken! Es gibt mehr als nur einen Therapeuten, mit dem Dein Freund arbeiten könnte und es ist besser eine halbe Stunde länger unterwegs zu sein und dann mit jemanden zu arbeiten, dem man vertraut anstatt zum erstbesten zu gehen, mit dem man aber nicht warm wird. Dann ist der kürzere Weg weit länger als der weitere.

Was die Fragen hinsichtlich der Krankenkasse betrifft: anrufen!
Gerade dieser ganze Papierkram ist oft umständlich geschrieben und schwer zu durchschauen. Vieles klingt oft bedrohlicher als es letztlich ist. Da hilft es einfach mal anzurufen und direkt nachzufragen, was es mit dieser angeblichen Zwangsreha auf sich hat und ob die einer Therapie entgegen stehen würde. Oder schnapp Dir Deinen Freund und geh mit ihm direkt in die Sprechstunde seiner Krankenkasse. Oft hilft es, wenn man den Menschen direkt gegenüber sitzt. Es lohnt sich auch direkt nachzufragen, wie eine solche Reha überhaupt aussehen würde. Auch das hilft Ängste Deines Freundes abzubauen!

Ansonsten kann ich meinen Vorrednern nur zustimmen. Du kannst nicht bis zur Selbstaufgabe für ihn dasein. Das tut Euch beiden und auch Eurer Beziehung nicht gut.

LG Stacheldraht
Lache und die ganze Welt wird mit dir lachen. Weine und du weinst allein.
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 19.04.2012, 15:02

Lena1410 hat geschrieben:
Er sagt, er will wohl eine Therapie machen. Wir haben bisher keinen Platz bekommen. Außer jetzt bei dem wo er den Fragebogen ausfüllen muss. Da ist sein Grund es nicht zu tun aber, dass er in ein paar Wochen sowieso den Wisch bei der KK abgeben muss, und dann in eine Klinik gesperrt wird.

Kann man der KK nicht sagen, dass er gute Aussicht auf eine Therapie hat, und ob die den Antrag solange zurück halten können?

Warum sollte man wenn das nicht der Fall ist? Bist du jetzt schon dafür zu lügen um ihn zu "schützen"?

Ja, einen passenden ambulanten Therapieplatz zu finden ist nicht einfach.

In eine Klinik wird man nur "gesperrt" wenn man sich selbst oder andere Menschen gefährdet. Und eine psychotherapeutische Klinik ist was ganz anderes wie eine Akutpsychiatrie, es ist wirklich absolut GARNICHTS schlimmes in eine stationäre Psychotherapie zu gehen und wird ihm gut tun wenn die Klinik was taugt. Er MUSS aus diesem Trott aus zuhause hocken und Computerspielen raus.
Und ein ambulanter Therapeut wird keine Wunderheilungen bewirken, auch der wird ihn dazu nötigen wieder aus dem Haus zu gehen und am Leben teilzunehmen.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 19.04.2012, 15:08

Lena1410 hat geschrieben: Er hat auch mal sowas angedeutet, dass wenn er in eine Klinik muss, er lieber ein Ende macht. .
Äh, warum? Da wird man nicht gefressen.

Warum hat er denn da so ein grosses Problem damit? Weil er falsche Vorstellungen über eine stationäre PT hat? Weil er meint daß das für ihn als Mann und ganzer Kerl eine Erniedrigung ist "sowas" zu brauchen?

Ich denke du solltest ihm mit einer guten Mischung aus Tritt in den Hintern und Eingehen auf seine Ängste in eine Klinik verfrachten. Dann wird er selber feststellen daß dort ganz normale Leute als Patienten sind und keine Horrorbehandlungen a la schlechter Hollywoodfilm passieren

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 19.04.2012, 15:11

Stacheldraht hat geschrieben: Das mit dem langen Fragebogen finde ich auch seltsam. Ich hab mir zwei verschiedene Therapeuten angeschaut und die haben sich in den probatorischen Sitzungen lieber selbst ein Bild von mir gemeacht anstatt mich lange Fragebögen ausfüllen zu lassen. Finde ich gerade bei Depressionen eh seltsam, da diese oft mit Konzentrationsschwierigkeiten einhergehen. Kenne ich von mir selbst nur zu genüge. Hier war neulich auch irgendwo ein Fragebogen im Forum, bei dem ich mir dachte: wer es schafft den auszufüllen, der kann doch eigentlich gar nicht depressiv sein.

Sehe ich ähnlich. Es geht doch zuallererst um das persönliche Kennenlernen und sich gegenseitig ein Bild machen.

Ich würde an seiner Stelle noch einige andere Therapeuten ansehen und mir generell über Therapieformen und "wie erkenne ich einen GUTEN Therapeuten" informieren.

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Lena1410
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Beitrag Fr., 20.04.2012, 06:26

Guten Morgen ihr lieben!

Erstmal vielen Dank für die viele Unterstützung! Das ist super!

Wir hatten gestern abend ein Gespräch, ich sagte ihm dass es so nicht weiter geht, und ich keinen Sinn sehe, wenn er weiter so gegen irgendeinen Genesungsweg ansieht. Das etwas passieren muss, er was machen muss. Dass es nicht von alleine weg geht usw.

Ich weiß nicht, warum er so eine Panik vor einer Klinik hat. Ich habe ihm das alles auch schon gesagt, dass es nichts schlimmes ist, er nicht hin MUSS, dass es dort Spezialisten gibt die ihm helfen können usw. Er fragt dann, woher ich das bitte weiß, was die machen wollen, damit es ihm besser geht?! Er könne eh nichts mehr aus seinem Leben machen, Arbeit würde er nicht mehr finden, für ne Ausbildung ist es auch zu spät, und in einer Zeitarbeit würde er nie wieder gehen. (Das war wohl ein großer Auslöser für seine Depris. Nach dem Abbruch seiner Lehrer war er in einer Zeitarbeitsfirma, und damit gings dann richtig los.)

Eine Reha o.ä. könnte ihm keine Zukunft verschaffen, keinen Job oder Ausbildung. Ob ich denn meine, wenn ihm Ärzte oder Therapeuten ins Gewissen reden würden, dass dann alles wieder eitel Sonnenschein wäre?! Es würde nicht helfen. Er hätte einfach ne sche** Angst vor einer Klinik. Er kann nicht beschreiben wieso. Er kriegt Zitteranfälle wenn er nur dran denkt. Er meint, man kann Angst nicht mit Angst bekämpfen, indem man ihn gegen seinen Willen in eine Klinik steckt. Er kriegt Panik wenn er auch nur dran denkt, woanders schlafen zu müssen, bei Menschen die er nicht kennt, Sachen machen muss die er nicht will, seine Probleme immer und immer wieder durchwälzen muss, und dass "Körbe flechten" ihn nicht gesund machen wird.

Tja, was soll ich da groß drauf sagen?! Dass seine Sicht, es würde nichts bringen und alles sinnlos wäre durch die schwarze Depribrille ist und er krank ist und es Heilungschancen gibt, habe ich hundert mal gesagt. Er hört das gar nicht, oder meint, dass nur er weiß was gut für ihn ist, und nicht andere. Das er den Druck von allen nicht ertragen kann und nur noch zuhause auf sein Ende warten will.

Naja nach langem Reden hatte ich ihn soweit, als ich meinte, dass ich will das er eine Therapie macht oder es ist vorbei. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie schwer mir das fiel, ihm auch noch "Druck zu machen". Jedenfalls ist er bereit, dass ICH heute bei der KK anrufe und ihnen von der ausstehenden Therapie berichte, und was sie dazu sagen. Ob sie diesen Reha-Antrag dann erstmal ruhen lassen. Und ihn erstmal ruhen lassen. Eine Lüge wäre das ja nicht, er hat ja den Platz bei dem Therapeuten mit dem Bogen. Und die würde er dann auch machen und durchziehen. Hat er mir versprochen, und eigentlich kann mich sich auf sein Wort verlassen. Ein Erstgespräch von etwa 45min hatten sie schon. Mein Freund meint, der Dok ist nett. Ein bisschen komisch, aber nett.

Ich finde das auch komisch mit dem Bogen, habe ich auch noch nie was von gehört, aber das ist für diesen Therapeuten eine Voraussetzung für eine Therapie. Wir haben schon wirklich hunderte angerufen, angeschrieben, hin gefahren, alles. Alles ohne erfolg, Wartezeiten bis zu 2 Jahren!

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Tigerkind
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Beitrag Fr., 20.04.2012, 07:08

Naja, so lange er sich und andere nicht gefährdet muß er auch nicht in eine Klinik.

Er darf in eine gehen wenn er es wünscht.

Wenn er so extreme Ängste vor einer Klinik hat, ist es vielleicht zum jetztigen Zeitpunkt ja wirklich nicht das richtige.

Wenn er ambulant Therapie macht, evtl. noch Medikamente nimmt, ist es auch gut.
Wenn er das auch alles nicht will, tja, dann mußt Du Dir eben überlegen inwieweit Du Dir ein Zusammenleben noch vorstellen kannst.

Aber in Deinem letzten Beitrag hast Du ja geschrieben, das erstmal alles ganz gut aussieht, das freut mich, so wie es jetzt aussieht scheint es ja doch eine gute Wende bei Euch zu nehmen.

Alles Gute weiterhin für Euch, ,liebe Grüße

Tigerkind
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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