Ist es irgendwie 'krank' immer allein sein zu wollen?

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Kasumi
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Ist es irgendwie "krank" immer allein sein zu wollen?

Beitrag Mo., 28.01.2013, 01:14

Hallo!

Ich will in letzter Zeit eigentlich immer allein sein. Ich fühle mich nur dann richtig wohl. Ich freue mich irgendwie darauf, wenn endlich wieder keine Menschen um mich herum sind.

Der einzige Grund, warum ich mit noch mit Menschen treffe ist nicht, weil ich es will, sondern weil ich irgendwie denke, wenn ich es mir irgendwann mal anders überlege, stehe ich komplett ohne Menschen da.
Das ist dann doch keine so gute Vorstellung.
Außerdem würde ich mich ohne Freunde irgendwie komisch fühlen.

Aber die meiste Zeit bin ich lieber allein und drinnen, halt so für mich.

Viele meine jetzt, dass das ja nicht "normal" ist.

Also ist das jetzt schlimm, nur weil man sich monatelang immer mehr isoliert?

Liebe Grüße
Kasumi

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Dampfnudel
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Beitrag Mo., 28.01.2013, 17:49

Hallo Kasumi,

ich glaube, niemand wird Dir aus der Ferne über ein Internetforum sagen können, ob das normal ist oder krank.

Es kann sein, dass Du einfach gerade viel Stress hast und den Rückzug brauchst, um wieder aufzutanken. Wenn Du vielleicht eher ein introvertierter Typ bist, brauchst Du genug Zeit allein für Dich, um Dich nach Anstrengungen und auch nachdem Du viel Zeit mit anderen Menschen verbracht hast, wieder zu regenerieren. Aber klar kann so eine Isolation auch Teil eines psychischen Problems sein. Zu der Depressionsdiagnose, die Du schonmal gestellt bekommen hast, könnte das zum Beispiel auch passen. Dass Du Dich unverstanden fühlst und lieber allein sein möchtest, hast Du ja zu der Zeit, wo Du davon berichtet hast, auch schon geschrieben, und so ganz einfach scheint Dein Leben ja auch nicht zu sein, oder?

Wie geht es Dir denn ansonsten inzwischen? Dieser Satz hier klingt für mich ehrlich gesagt
Also ist das jetzt schlimm, nur weil man sich monatelang immer mehr isoliert?
klingt für mich ehrlich gesagt ziemlich nach "Ich versuche ja nicht aufzufallen, aber kann vielleicht mal jemand drauf aufmerksam werden, wie scheiße es mir geht?"

Dass Du darauf achtest, Dich nicht völlig zu isolieren, um nicht irgendwann ganz allein da zu stehen, finde ich gut. Was ist denn eigentlich aus Deiner Therapie geworden? Hast Du sie wirklich abgebrochen oder hast Du dann doch noch weitergemacht?

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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Kasumi
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Beitrag Mo., 28.01.2013, 18:48

Hallo Dampfnudel!
Dampfnudel hat geschrieben:Was ist denn eigentlich aus Deiner Therapie geworden? Hast Du sie wirklich abgebrochen oder hast Du dann doch noch weitergemacht?
Ja, also zusammen gefasst: Ich habe die Therapie dann weitergemacht. Also ich bin auch jetzt noch dort. Hatte aber zwischenzeitlich so eine Art Therapiepause.
Naja, das Problem ist, dass mir das im Moment auch nicht so richtig weiterhilft, weil ich es immer noch nicht so richtig schaffe, mich darauf einzulassen. Und ich weiß noch nicht mal richtig, warum.
Gerade fühle ich mich so, als hätte ich ein schlimmes Verbrechen begangen und würde als "Belohnung" dafür auch noch Anteilnahme, Empathie, Rücksicht usw. kriegen, weil niemand von diesem Verbrechen weiß. Deshalb habe ich eine Art schlechtes Gewissen oder so was. Also ich habe natürlich kein Verbrechen begangen. Wollte nur versuchen das ein bisschen zu beschreiben.
Also ich sitze dann da und es ist so ein innerer Kampf zwischen: "Mir sollte keiner helfen, weil ich es nicht verdient habe" vs. "warum, sollte ich Hilfe nicht nutzen, wenn es sie schon gibt". Aber es gewinnt sozusagen keiner.
Dampfnudel hat geschrieben: Wie geht es Dir denn ansonsten inzwischen? Dieser Satz hier klingt für mich ehrlich gesagt
Also ist das jetzt schlimm, nur weil man sich monatelang immer mehr isoliert?
klingt für mich ehrlich gesagt ziemlich nach "Ich versuche ja nicht aufzufallen, aber kann vielleicht mal jemand drauf aufmerksam werden, wie sch*** es mir geht?"
Ja, kann sein.
Manchmal geht es mir wirklich nicht so besonders gut. Aber ich kann das nie zeigen, weil es mir so unglaublich peinlich ist. Ich weiß auch nicht, warum.
Ich will immer, dass alle Leute in meinem Umfeld denken, dass ich alles immer unter Kontrolle habe, mein Leben im Griff habe, dass es mir gut geht. Ich will sie nicht enttäuschen oder so.
Also, äußerlich ist das ja auch so, dass ich mittlerweile alles im Griff habe - im Vergleich zu meinem Leben früher. Aber innerlich irgendwie oft gar nicht. Aber ich denke immer, dass ja jetzt äußerlich alles stimmt und dass das ja überhaupt gar nicht zusammen passt. Und dass ich dankbar sein sollte, weil es echt Leute gab, die mir ja schon geholfen haben. Auch halt, dass ich in der Schule wieder klar komme usw. Also, es gab ja schon Menschen, die mich unterstützt haben in der ersten Zeit (also als ich dann im betreuten Wohnen war usw.), sonst hätte ich das alles vermutlich gar nicht hinbekommen. Und jetzt denken alle mittlerweile, dass es mir gut geht.
Aber ich habe manchmal das Gefühl, dass es mir jetzt schlechter geht als vorher. Oder das es mir einfach bewusster ist.
Vorher war mein Leben ja eher chaotisch, unruhig usw. und es ging mir schlecht, aber ich hatte ja wenigstens noch Gründe dafür. Und jetzt habe ich ja quasi ein ziemlich geregeltes Leben, im Vergleich zu vorher.
Und mittlerweile auch durch die Therapie und so, weiß ich das ich viele Dinge auch gemacht habe, um mich da rein zu flüchten usw.
Und das mache ich ja jetzt nicht mehr.
Aber irgendwie scheine ich immer noch nicht mit diesem geregelten Leben klar zu kommen.
Es geht mir manchmal halt dann stimmungsmäßig schlecht. Aber ich verstecke das eben, weil es mir unglaublich peinlich ist und ich mich niemals überwinden könnte, das jemals zuzugeben.
Also manchmal wünsche ich mir schon, dass mir jemand hilft, aber ich hasse mich im Moment für diese Schwäche. Und ich weiß ja noch nicht mal richtig, wobei denn helfen, weil ich mittlerweile keine richtigen Probleme mehr habe im Vergleich zu früher.
Vielleicht bin ich auch einfach so, dass ich zu stolz bin, dass ich keine Hilfe annehmen will usw. Und es muss mir erst wieder richtig schlecht gehen, wie damals, dass ich das kann. Aber ich will auch nicht wieder zurück in dieses "alte Leben". Ich will ja auch nicht wieder alles kaputt machen, was ich mir bis jetzt aufgebaut habe.
Jetzt könnte ich schon wieder heulen wegen nichts.

Kasumi

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Dampfnudel
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Beitrag Mo., 28.01.2013, 19:09

Liebe Kasumi,

versteh ich das richtig, dass Du meinst, dass jetzt äußerlich alles einigermaßen okay ist und Du Dich schuldig fühlst, weil es innerlich bei Dir immer noch nicht gut aussieht? Obwohl es ja keine oder kaum noch "sichtbare" Gründe dafür gibt?

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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Beitrag Mo., 28.01.2013, 19:17

Hallo Dampfnudel!
Dampfnudel hat geschrieben: versteh ich das richtig, dass Du meinst, dass jetzt äußerlich alles einigermaßen okay ist und Du Dich schuldig fühlst, weil es innerlich bei Dir immer noch nicht gut aussieht? Obwohl es ja keine oder kaum noch "sichtbare" Gründe dafür gibt?
Ja, so könnte man das glaube ich zusammenfassen.


lg
Kasumi

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Beitrag Mo., 28.01.2013, 19:38

Liebe Kasumi,

kriegst Du sowas auch von den Leuten um Dich herum so vermittelt, oder hast Du in Dir drin so einen bösen Zensor, der behauptet, schlechte Gefühle habe es nicht mehr zu geben, wenn im Außen alles okay sei (falls Du überhaupt wirklich von alles okay sprechen kannst)?

Und hast Du auch jemanden (im Innen oder Außen), der Dir ab und zu mal sagt, dass es völlig normal ist, dass es der Psyche nicht gleich (wieder) gut geht, sobald äußere Belastungen weniger werden? Dass Du Dich trotzdem noch schlecht fühlen darfst, weil Deine Seele Zeit (und Unterstützung) braucht, um sich zu erholen?

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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Beitrag Mo., 28.01.2013, 20:08

Hallo!
Dampfnudel hat geschrieben:Lkriegst Du sowas auch von den Leuten um Dich herum so vermittelt, oder hast Du in Dir drin so einen bösen Zensor, der behauptet, schlechte Gefühle habe es nicht mehr zu geben, wenn im Außen alles okay sei (falls Du überhaupt wirklich von alles okay sprechen kannst)?
Nein, also es ist so, dass am Anfang alle immer noch sehr oft nachgefragt haben, wie es mir geht und ich da noch ehrlich war. Ich hatte zum Beispiel am Anfang Gspräche mit Sozialpädagogen usw. Ich habe mit meinen Freunden darüber gesprochen habe, wie es mir geht. Aber halt meistens, um so ganz konkrete Probleme, so im Alltag oder darum, wie ich so mit der Situation klarkomme. Aber irgendwann habe ich ja quasi über diese konkreten Probleme gesprochen gehabt, alle wussten Bescheid, zumindest über das meiste und wie es mir geht. Und irgendwann habe ich eben das Gefühl gehabt, dass es mir jetzt eben besser gehen muss. Ich wollte ja auch nicht ständig alle Menschen mit meinem Kram nerven. Das ist ja auch auf Dauer zu aufdringlich. Meine Freunde haben auch ihre Probleme. Andere Menschen haben vermutlich auch noch schlimmere Probleme. Auf jeden Fall habe ich dann eben immer weniger mit anderen Menschen gesprochen und wenn sie mich gefragt habe, wie es mir geht, habe ich eben einfach gesagt, dass es mir gut geht. So war das irgendwie. Und dann habe ich angefangen mich immer mehr von allen "abzukapseln" oder so zu tun, als ob alles ok ist. Ich weiß auch nicht, warum ich dann ab dem Punkt nicht mehr so offen sein konnte. Also eine Zeitlang habe ich ja über alles geredet.
Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass ich nun wieder klar kommen muss. Nein, also direkt vermittelt mir das hier keiner. Eher im Gegenteil. Hier werde ich ja oft direkt gefragt, wie es mir geht usw. und es gibt auch ab und zu so Gespräche. Aber letztendlich sage ich dann, dass alles ok ist und dass es nichts Wichtiges zu besprechen gibt, weil mir das auch nicht wichtig vorkommt, weil es keine konkreten Probleme sind.

Dampfnudel hat geschrieben:Und hast Du auch jemanden (im Innen oder Außen), der Dir ab und zu mal sagt, dass es völlig normal ist, dass es der Psyche nicht gleich (wieder) gut geht, sobald äußere Belastungen weniger werden? Dass Du Dich trotzdem noch schlecht fühlen darfst, weil Deine Seele Zeit (und Unterstützung) braucht, um sich zu erholen?
Nein.

lg
Kasumi

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Dampfnudel
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Beitrag Mo., 28.01.2013, 20:39

Liebe Kasumi,

na, dann wird es aber mal Zeit. So schnell geht das nicht, dass es einem wieder gut geht. Ein Beispiel, an dem das besonders deutlich wird, sind Menschen, denen es schlecht geht, nachdem sie eine Vergewaltigung oder einen Krieg oder eine andere traumatische Situation überlebt haben. Die Vergewaltigung oder der Krieg ist längst vorbei, aber der Psyche geht es immer noch schlecht. Da würdest Du wahrscheinlich auch nicht auf die Idee kommen, zu sagen, dass doch die Situation aufgehört hat und derjenige deswegen keinen Grund mehr hat, sich schlecht zu fühlen, oder?

Dass die Seele Zeit braucht, um mit schweren Situationen klarzukommen, gilt nicht nur für solche Extremsituationen. Du hast auch keine leichte Zeit hinter Dir, und ich nehme mal an, dass jetzt auch noch nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen ist. Du bist völlig in Ordnung, auch wenn Du Dich jetzt nicht plötzlich gut fühlst, nur weil die äußeren Bedingungen sich verbessert haben. Es wird Zeit, das dem inneren Zensor mal entgegenzusetzen
Kasumi hat geschrieben: Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass ich nun wieder klar kommen muss. Nein, also direkt vermittelt mir das hier keiner. Eher im Gegenteil. Hier werde ich ja oft direkt gefragt, wie es mir geht usw. und es gibt auch ab und zu so Gespräche. Aber letztendlich sage ich dann, dass alles ok ist und dass es nichts Wichtiges zu besprechen gibt, weil mir das auch nicht wichtig vorkommt, weil es keine konkreten Probleme sind.
Kein Wunder, dass Du Dich am liebsten zurückziehst und allein bist! Da erlaubst Du Dich wahrscheinlich, so zu sein, wie Du bist und so zu fühlen, wie Du fühlst, oder?

Liebe Grüße
Dampfnudel
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Dampfnudel
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Beitrag Mo., 28.01.2013, 23:04

Dampfnudel hat geschrieben:Da erlaubst Du Dich wahrscheinlich, so zu sein, wie Du bist und so zu fühlen, wie Du fühlst, oder?
*räusper* Ich meinte natürlich "Da erlaubst Du Dir..." Hatte erst geschrieben "Da traust Du Dich wahrscheinlich...", und nu lässt sich der Beitrag nicht mehr bearbeiten
Alles hat seine Zeit.

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