Kaum Bedürfnis n. sozialen Kontakten/Ablehnung verletzt

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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HiddenSign
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Kaum Bedürfnis n. sozialen Kontakten/Ablehnung verletzt

Beitrag Fr., 08.03.2013, 14:40

Hallo!

Ich habe kein oder kaum ein Bedürfnis nach sozialen Kontakten. Ich habe zwar Freunde, aber die wohnen in anderen Städten, ich treffe sie selten.

Ich bin in einer Beziehung, aber brauche dort auch immer viel Rückzugmöglichkeiten.

Nun, könnte man fragen, wo das Problem ist, wenn ich doch nun einfach so bin.

Ich wurde mit dieser Eigentschaft noch nie von den Menschen akzeptiert. Oft reagieren sie mit Ablehung und da ich ein sehr sensibler Mensch bin, verletzt mich das sehr, wenn ich es spüre.
Ich habe zwar einen Job bei dem ich nicht so viel mit anderen Menschen zu tun habe, aber auch dort wird mein Verhalten natürlich nicht akzeptiert.
Ich zwinge mich "normal" zu sein, damit ich nicht abgelehnt werde. Ich lüge, weil ich vorgebe mehr Kontakte zu haben. usw.
Aber richtig schaffe ich das nie. Wenn ich Kontakt zu anderen Menschen erzwinge, ist das für mich unglaublich anstrengend und irgendwann habe ich dazu keine Kraft mehr und falle zurück in meinen eigentlichen Zustand. Vor allem auch, weil ich ja keine Motivation habe, mehr Kontakt zu anderen Menschen zu haben. Ich spüre da nie - oder nur sehr selten - ein Bedürfnis danach. Ich spüre sehr viel stärker ein Bedürfnis mit mir allein sein zu wollen. Und wenn ich allein bin (und ich nicht das Gefühl habe deshalb abgelehnt zu werden) bin glücklich. Ab und zu möchte ich dann andere Menschen sehen. Früher als ich nicht in einer Beziehung war, wollte ich ca. 1 im Monat Kontakt zu anderen Menschen. Jetzt wo ich in einer Beziehung bin, hat sich es reduziert und ich treffe Freunde mehr aus einem Pflichtgefühl heraus. Der soziale Kontakt der sich aus der Beziehung ergibt, ist mir manchmal schon zu viel.


Aber es fällt immer wieder auf, dass ich nicht "normal" bin, weil ich mich nie gut genug verstellen kann. Ich versage dann immer wieder.
Ich habe noch nie erlebt, dass mich jemand so akzeptiert wie ich bin. Noch nie. Und ich komme damit nicht klar. Ich habe immer das Gefühl falsch zu sein und die Ablehnung der Anderen verletzt mich.
Längere Zeit habe ich schon Suizidgedanken, weil ich mich auf dieser Welt vollkommen deplatziert fühle, wenn alle Menschen der Meinung sind, ich sei falsch so wie ich bin.

HiddenSign

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penaten
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Beitrag Sa., 09.03.2013, 19:29

Ich denke, du bist ganz einfach introvertiert.
Das ist nichts schlimmes, nur eine ganz normale Veranlagung.

Mir geht es oft genau wie dir. Auch meine Freunden wohnen weiter weg, so dass ich sie nicht oft sehen kann.
Die Arbeit schlaucht mich genug, so dass ich danach selten noch die Energie aufbringen kann irgendwas zu unternehmen. Ich brauche dann einfach Ruhe. Und zwar mit mir ganz alleine.
Deutschland ist aber leider ein Land, in dem sehr viel Wert auf extrovertiertes Verhalten gelegt wird. Man hat ständig irgendwas vor zu haben, irgendwo dabei zu sein, mitreden zu wollen und das alles natürlich total gerne. Das gilt in Deutschland als 'normal'. (Ich weiß, dass es Länder gibt, in denen es eher umgekehrt ist. Schweden z.B.)
Wenn da dann jemand ist der keinen Bock auf ständige Treffen mit Freunden oder Bekannten hat, der am Wochenende nicht ständig unterwegs ist und der (ganz besonders schlimm) nicht jede Menge Freunde (ich würde diese 'Menschenmassen' eher als Bekannte bezeichnen) im nahen Umfeld hat, der wird leider schnell als 'nicht normal' bezeichnet.

Irgendwann habe ich angefangen, damit ganz offen umzugehen. Ja, ich habe Freunde, aber die wohnen nicht hier in der Stadt. Ich habe nicht viele Freunde, ich habe einige gute Freunde, das reicht. Nein, ich mag keine großen Menschenmengen, die strengen mich sehr an. Ich unterhalte mich lieber mit einer, höchstens zwei Personen, nicht mit einer Gruppe von zehn bis fünfzehn Menschen. Ja, ich bin eher ruhig und brauche vielleicht länger als andere Menschen um mich zu erholen, aber deshalb bin ich weder langweilig, noch gestört, komisch, dumm oder ähnliches.

Natürlich kapiert es so immer noch nicht jeder. Aber wenn du dabei ganz ruhig bleibst, dir nicht anmerken lässt - ist eigentlich das falsche Wort - nicht so darauf reagierst, als ob du dich deswegen 'schuldig' fühlst, sondern so, dass das für dich völlig normal ist, dann werden sie dich nach und nach in ruhe lassen. Du bist ganz einfach anders als sie, aber nicht falsch.

Vielleicht klappt das für dich auch.

Ich denke, andere Menschen merken, wenn du dich verstellst und reagieren dann erst recht ablehnend auf dich weil sie spüren, dass da was nicht echt ist.

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Ephraim
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Beiträge: 414

Beitrag Fr., 15.03.2013, 02:37

Keine Ahnung ob es dir hilft, es könnte den Konflikt etwas objektiver machen.

Die Bewertung von Einsamkeit ist kulturell stark unterschiedlich.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/gemis ... 1.968659-2

Wenn du einen gerechten Grund hast menschliche Wertigkeit einzufordern, diese nicht erhälst, mußt du kämpfen. Kann sein, daß es nie aufhört, manchmal nur teilweise, oder auch ganz.

Denk an Homosexuelle in früheren Jahren oder Frauen, welche arbeiten wollten. Gesellschaft ist ein Prozeß.
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen

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Schlampowski
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Beiträge: 103

Beitrag Sa., 16.03.2013, 00:01

Hallo

Du neigst dazu zu verallgemeinern, alle Menschen akzeptieren mich nicht, ich bin der Überzeugung dass nicht alle Menschen dir deinen Lebensweg verübeln.

Ich tus jedenfalls nicht.

P.S.: Und alle die dass nicht verstehen wollen wie du bist die brauchst du eh nicht.
Wenn der Mensch kein ewiges Gewissen hätte, das Große und das Geringe, aus dem Strudel dunkler Leidenschaften hervorbrächte, wenn darunter sich die bodenlose, durch nichts zu füllende Leere verberge - was wäre dann das Leben anderes als Verzweiflung?

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Co-Libri
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Beitrag So., 17.03.2013, 12:46

Grade wollte ich einen ähnlichen Beitrag verfassen und ich klinke mich mal eben hier ein.

Das ist sicherlich das größte Problem, dass man das Gefühl hat, man ist falsch und man darf nicht so sein wie man denn nunmal ist. Also nach seinen eigenen Bedürfnissen zu leben, das traut man sich dann nicht. Wäre aber wohl besser. So ist's Leute, findet euch damit ab!!!

Als Introvertierte muss man sich natürlich öfter erklären und dann verstehen's die Menschen immer noch nicht. Die Extrovertierten reden ja permanent über sich, daher ist da auch keine Erklärung mehr notwendig. Wobei Introvertiertheit auch wieder sowas ist. Es wäre angeblich nicht normal, sondern entwickelt sich im Grunde bei denen, die schon früh das Gefühl hatten nicht gut genug zu sein, wie sie eben sind. Dieses Gefühl war denke ich mal zuerst da - und dann wiederholt sich das immer wieder. Man denkt das so, verhält sich entsprechend und die anderen kommen zu demselben Schluss.

Was mich im Moment wieder beschäftigt ist das Problem der Ablehnung. Es gibt halt Menschen, die unbedingt Kontakt haben wollen, sich bemühen und ich dann vor einem Problem stehe. Ich möchte niemanden so vor den Kopf stoßen, bin aber dann ja logisch gezwungen dazu. Daher druckse ich dann oft herum und bin nicht wirklich klar in meinen Äußerungen, naja, und wenn doch ist das Gegenüber natürlich auch nicht begeistert. Im ersteren Fall versuchen die Leute es dann oft immer wieder - und das nervt mich, weil ich mich breitgeschlagen fühle, etwas zu tun, was ich nicht möchte - weil ich im Grunde nur Stress vermeiden will, der dadurch entsteht, wenn der andere sich abgelehnt fühlt oder nicht bekommt, was er will.

So wirklich glücklich bin ich mit meiner Situation nicht. Mein Partner hat in den letzten Monaten sehr viel um die Ohren und da steigt dieses Thema schon wieder mehr in mir hoch. Ich esse auch ziemlich viel in der letzten Zeit, um dieses Problem wohl zu kompensieren.

Da ich mich schon in der Jugend schwer zurückgezogen habe aus gewissen Gründen, habe ich leider viele unschöne Erfahrungen mit Menschen gemacht. Aufgrund des Ausbleibens eigener Bemühungen, blieben ja dann nur die Erlebnisse mit Menschen, die sich mir quasi aufgedrängt haben. Und das ist dann natürlich für mich sehr einseitig gewesen, weil die ja was von mir haben wollten quasi und ich mich da auch nicht richtig eingebracht habe und Grenzen gezogen habe, wann es besser gewesen wäre.

Man gewöhnt sich wohl einfach daran, dass man den ganzen Tag alleine ist und ist natürlich von den Kontakten überfordert, weil man das nicht gewohnt ist. Sicher geht es dir auch so, dass du irgendeinen Platzhalter in deinem Leben hast, der keinen Raum lässt für soziale Kontakte. Z. B. Bücher oder DVDs, Internet, Basteln usw. Heißt, du hast ja im Grunde viel zu viel zu tun und keine Zeit, dich mit jemandem zu treffen.

Das Problem ist, wenn es Leute sind, die man auf der Arbeit immer sieht oder die mit im Haus wohnen. Eine muss unbedingt Sport machen, will aber allein nicht. Da bin ich halt dann gefragt worden, obwohl ihr schon aus anderer Quelle gesagt wurde, dass ich das wohl lieber allein mache. Natürlich habe ich wieder herumgedruckst, aber letztlich nicht wirklich abgesagt. Das mit den Fahrrädern habe ich allerdings nicht überstürtzt. Und die, die ich jetzt im Keller habe, sind auch nicht mehr frisch und ich werde damit wohl auch nicht mehr fahren. Allerdings hat man dann schon ein schlechtes Gewissen, wenn man alleine spazieren geht und die kriegt's mit. Wenn ich definitiv sage, ich möchte das nicht, Punkt, dann bin ich auch wieder der Depp, weil ich eben ablehnen musste und die andere sich dann doof fühlt. Warum fragt sie denn noch, wenn die Chancen eh nicht so gut stehen? Ich finde das blöd! Aber ich bin ja so ne Ruhige, da kann man's ja trotzdem mal versuchen Und dann bin ich doch lieber allein.

Besser wäre es für dich sicher, zu dir zu stehen. Irgendwann kapieren's dann auch die Kollegen. Oder wenn du wenigstens z. B. täglich 5 Minuten dich dazugesellst. Das ist nicht so viel und zeigt trotzdem Interesse und Bemühen und sichert dir das Dazugehören zur Gruppe. Den Rest müssen die dann halt akzeptieren. Kann schon verstehen, dass es denen schwer fällt.

Ich persönlich habe Angst davor mich zu öffnen und andere zu viel hinter die Kulissen schauen zu lassen. Dann würden sie meine traurige Existenz sehen und Mitleid brauch ich keins. Ich bin 10 Jahre älter als du und frage mich halt, was ich hätte aus meinem Leben machen können. Ich bin seit Jahren dabei, mein Gerümpel loszuwerden, was mich keine "Zeit für andere" haben lässt, doch es ist nicht leicht. Immer findet sich noch etwas, um das ich mich zuerst kümmern muss. Oder habe ich etwas ausgemistet, hat sich schon wieder irgendwo was Neues angesammelt.

Vielleicht finde ich ja doch irgendwann mal Menschen, mit denen ich mich wohlfühlen kann?! Aber dazu muss man wohl auch erstmal zu sich selber finden und sich öffnen können?!

LG

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lonely_dragon
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Beitrag Sa., 13.04.2013, 23:58

Hallo,

mir geht es auch so ähnlich. Ich bin ganz gern alleine und habe seit einer Weile einen Freund, aber auch da brauche ich oft mal Zeit für mich. Dann gehe ich auch nicht unter Menschen, sondern bin froh darüber, wieder ein bisschen alleine zu sein. Ich bin es auch gar nicht mehr gewöhnt, mit vielen Menschen was zu unternehmen. Ich habe wenige Freunde, die auch woanders wohnen und die ich recht selten sehe. Nach Disco etc. ist mir irgendwie gar nicht mehr. Dieser ganze "Spaßgesellschaft"-Kram langweilt mich nur noch. Das mag teilweise an Depressionen liegen, aber teilweise auch daran, dass ich versucht habe, mich daran anzupassen, und es einfach viel zu anstrengend war.
Es ist keine Schande, introvertiert zu sein, und ändern kann man es auch nur begrenzt, denke ich.
Ich finde, du musst dich nicht dafür schämen, keine 100 Freunde zu haben etc. Man sollte so leben, wie man sich selbst am wohlsten damit fühlt, und nicht wie andere es von einem erwarten. Sonst macht man sich nur unglücklich. Man kann sowieso nie die Erwartungen aller anderen Menschen erfüllen. Du bist nicht falsch, wie du bist.

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