Ist mein Kind noch normal? Familien im Therapiestress

Gibt es demnächst themenbezogene TV- oder Radio-Sendungen? Kinofilme? Fanden Sie interessante Artikel oder Pressemeldungen in Zeitschriften oder im Internet, Bücher oder DVD's? Hier können Sie die anderen davon informieren...

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kaja
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Ist mein Kind noch normal? Familien im Therapiestress

Beitrag Mo., 08.04.2013, 09:24

Der Film in der Mediathek: http://www.zdf.de/37-Grad/Ist-mein-Kind ... 12786.html
Therapiestress ohne Ende
Der "37 Grad"-Film handelt von drei Familien mit Kindern, die auffallen, weil sie nicht der Norm entsprechen. Eine Odyssee von Diagnosen und Therapien beginnt. Wir beobachten den Alltag der Kinder in Therapie, Familie und Schule. Die Dokumentation geht der Frage nach, wie sich die Eltern sehen, wenn sie die Entwicklung ihrer Kinder Fachleuten überlassen, und welchen Preis die Kinder für den Erfolg bezahlen.
Die drohende Therapiekeule - Autorin Katrin Wegner über ihren Film
http://www.zdf.de/37-Grad/Die-drohende- ... 89462.html
Mut zu mehr Gelassenheit
Der 37°-Film richtet sich nicht gegen Pädagogen, Psychologen und Therapeuten. Therapien sind sinnvoll und wichtig, wenn Bedarf da ist. Und auch die Einschätzung der Erzieher und Lehrer ist wichtig. Sie wissen heute mehr über Verhaltens- und Entwicklungsauffälligkeiten als früher. Mein Eindruck aber ist, dass heute oft zu schnell in die Entwicklung eingegriffen wird, statt sie weiter abzuwarten und gelassen zu bleiben. Und ich wünsche mir einfach mehr Respekt vor der Individualität der Kinder.
Das therapierte Kind
Was machen die Diagnosen mit unseren Kindern? Und wie viel nehmen wir ihnen mit vorschnellen therapeutischen Eingriffen? Wolfgang Amadeus Mozart vergrub sich als Kind stundenlang in seine Kompositionen. Hätte man ihm dies als Kind in unserer heutigen Welt erlaubt? Ich vermute, man hätte ihm autistische Züge nachgesagt, in Therapie gesteckt und auf Linie getrimmt. Die Welt wäre um ein großes Kulturgut ärmer geworden.
"In der Schublade: krank!"
Petra Halbig über Therapiestress bei Kindern

http://www.zdf.de/37-Grad/In-der-Schubl ... 11820.html
ZDF: Aber warum reagiert die Gesellschaft sogleich mit der Therapiekeule?

Halbig: Aus Bequemlichkeit, weil zum Beispiel der Lehrplan eingehalten werden soll. Und dann ist es auch so: Es muss heutzutage immer alles perfekt sein.
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Traurige Seele
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Beitrag Mo., 08.04.2013, 10:00

Einerseits ist es aber auch gut dass man heute einen besseren Blick auf die Kinder hat die auffallen. Das hätte mir als Kind viel erspart. Ich war auch auffällig aber es wurde nie etwas gemacht. Und heute leide ich unter PTBS wegen der traumatischen Kindheit.

Aber ich sage man darf natürlich nicht übertreiben und sofort jedes Kind in eine Schublade stecken wenn es nicht so schnell spricht wie andere in seinem Alter oder ähnliches. Bei meinem Wohn sagte die Erzieherin der Kleinkindgruppe man müsse schauen wegen Hyperaktivität, heute ist er fast 7 und nicht hyperaktiv nur sehr lebendig. Bei meinem Kleinen machte man mir Angst dass was nicht stimmt weil er bis fast 2 nicht laufen und krabbeln konnte und jetzt mit 3 hat er es aufgeholt. Also ich würde sagen erstmal abwarten und beobachten und einschreiten wenn es wirklich nötig ist. Meinem Großen hat die Logopädie sehr geholfen, darüber bin ich sehr dankbar.

LG TS
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kaja
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Beitrag Mo., 08.04.2013, 10:21

Ja da gibt es immer zwei Seiten der Medallie.
So hat mich meine (psychisch kranke) Mutter schon im Vorschulalter zu Psychiatern, Psychologen, Neurologen, Kinderärzten, Erziehungsberatungsstellen und diversen Therapeuten geschleift. Dabei war sie es die dringend einer Behandlung bedurft hätte und diese erst viele Jahre später bekam.

Ich habe eine ziemliche Wut auf alle "Fachleute" die das Treiben meiner Mutter unterstützt haben, obwohl mit mir alles in Ordnung war.
Bis heute frage ich mich : Warum ? Geldgier ? Unwissenheit ? Desinteresse ?

Was nicht bedeutet das ich Unterstützung bei Kindern grundsätzlich ablehne.
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(e)
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Beitrag Mo., 08.04.2013, 10:43

Frances, Allen
NORMAL

würde hier auch gut reinpassen, das Buch erscheint Ende Monat. Ich finde auch, dass man es übertreiben kann mit den Diagnosen. Mein Thera hat denn auch die vorhergehende Diagnosewut meiner Gutachter dahingehend korrigiert, dass ich nur einen anankastischen PersönlichkeitsSTIL mit Zwängen habe, auch keine Alexithymie vorliegt, die Fibromyalgie auch körperlich sei (kann heute belegt wurden, ging sogar durch alle Zeitungen), dass ich also doch nicht gleich soooo kaputt bin psychisch. Und mein Thera ist selbst auch Gutachter und immer auf dem neuesten Stand als Prof.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Ratlosigkeit
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Beitrag Mo., 08.04.2013, 20:41

Danke für das Posten! Endlich sagt jemand etwas gegen diesen Wahnsinn, der den Kindern heute angetan wird.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Schutzengelchen
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Beitrag Mo., 08.04.2013, 20:49

Ich finde das heute bei Kindern vieles pathologisiert wird. Klar sollte man ein Auge auf eine gesunde Entwicklung haben, aber man kann es auch übertreiben. Wenn ich bedenke wie viele Kinder angeblich ADHS haben in meinem Umfeld, da stellen sich mir die Nackenhaare.
Meine Kiddies sind auch sehr lebhaft, ich glaube würde ich mit Ihnen mal zu einem Kinderpsychiater gehen würde bekämen sie je nach Arzt auch einen Stempel
Ich empfinde sie einfach als kreative, lebendige kleine Menschen, die die Welt erkunden und entdecken.
Wenn Eltern sehr genervt von ihren Kindern sind, bzw. sehr überbesorgt geht sowas auch schnell.
Kenne ein Kind im Bekanntenkreis, das Ritalin bekommt weil es nicht so tickt wie es ins Weltbild seines Vaters passt, finde sowas sehr schlimm.
Wer im Gedächtnis seiner
Lieben lebt,
der ist nicht tot, der ist nur fern;
tot ist nur, wer vergessen wird.

Immanuel Kant

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Ratlosigkeit
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Beitrag Di., 09.04.2013, 06:06

Wie soll ein Kind, an dem ständig herumkritisiert wird - und nichts anderes ist das Therapieren, denn die dahinterstehende Aussage lautet: "Du bist nicht so, wie du sein solltest!" - jemals ein gesundes Vetrauen in sich selbst entwickeln? Absolut unmöglich!
Ist das Kind dann erwachsen, hält es sich selbst zwangsläufig für abnormal und hat keinerlei Vertrauen in seine Fähigkeiten, mit dem Leben ohne "medizinische" Hilfe fertig zu werden - egal ob jetzt Therapie oder Medikamente.
Womit sich die Verbindung zu dem anderen Beitrag hier ergibt - "NORMAL".
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Nico
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Beitrag Di., 09.04.2013, 06:16

Das alles lässt sich auch ganz einfach auf die Gleichung kranke Eltern = kranke Kinder ( auch wenn sie völlig gesund waren) bringen.
Für mich sind noch immer in erster Linie die Eltern für ein Kind verantwortlich, auch wenn es natürlich angenehmer ist alles auf die Medizin, die Pädagogen, die Therapeuten und und und zu schieben.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Elfchen
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Beitrag Di., 09.04.2013, 06:48

Danke liebe Kaja- ein überaus interessanter Beitrag!

Geht in eine ähnliche Richtung: einer meiner Söhne hat im Kindergartenalter beim Aussprechen des S ganz, ganz leicht, kaum hörbar, mit der Zunge an den Zähnen angestossen. Nach einem Besuch der Logopädin im Kindergarten bekam ich ein Telefon, wie wichtig es sei, das Kind sofort zu therapieren...
Ich musste mich damals auf "eigene Verantwortung" hin wehren und habe die Therapie verweigert.
Was soll ich sagen.. das leise Lispeln hat sich komplett verwachsen. Selbst wenn es geblieben wäre, wäre es kaum hörbar gewesen und hätte ihm niemals Hänseleien oder sonstige Nachteile eingebracht.

Mein anderer Sohn war als Kleinkind extrem aktiv. Keine Minute stand oder sass er still. Man kann sich denken, gegen was ich mich damals wehren musste... heute ist er der ruhigste junge Mann, den ich kenne- ganz ohne Therapie und va. Medikamenten! diesbezüglich.

Leider wird den Menschen heute zu wenig Zeit gelassen, zu werden, zu "wachsen", sich zu finden. Ich hoffe sehr, dass diese Entwicklung wieder rückläufig wird.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Nico
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Beitrag Di., 09.04.2013, 06:51

Ja Elfchen das in etwa meine ich mit Verantwortung der Eltern.....
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)


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kaja
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Beitrag Di., 09.04.2013, 12:38

Vielleicht haben die Kinder ja Glück und die Modewelle "Kind in Therapie" ebbt wieder ab, bevor noch viel mehr Kinder in den Mühlen des Therapiewahn(sinn)s landen.
Da kann man wohl wirklich nur auf starke Eltern hoffen.
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Ratlosigkeit
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Beitrag Di., 09.04.2013, 17:41

Habe mich gerade wieder von zwei Müttern mit Therapie-Kindern niedertögeln lassen müssen.
Das Argument:
In der heutigen Zeit ist eben alles anders und man ist als Eltern dazu verpflichtet, die Kinder fit machen für diese Zeit und die heutigen Anforderungen.

Dazu totale Aggression und Abwehr gegen die "Unterstellung", sie wären schlechte Mütter und Fassungslosigkeit, dass man nicht ihrer Meinung sein könnte.
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Nico
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Beitrag Di., 09.04.2013, 17:45

Warum musst du das, ist das dein Job ?
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Ratlosigkeit
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Beitrag Di., 09.04.2013, 19:35

Nö, müssen muss ich nicht. Es passiert halt von Zeit zu Zeit, wenn ich meine Klappe nicht halten kann.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Nico
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Beitrag Di., 09.04.2013, 19:36

Aso
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