Wie häufig habt ihr schon den Therapeuten gewechselt?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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nexalotte
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Wie häufig habt ihr schon den Therapeuten gewechselt?

Beitrag Mo., 22.07.2013, 22:05

Ich bin gerade sehr verunsichert weil ich durch einen saublöden Zufall etwas über meinen Therapeuten erfahren habe was mit meinen Vorstellungen vollkommen konträr geht. Es geht um einen Kontrollverlusst seinerseits. Er hat seine Frau betrogen, und ich weiß es.
Leider kann ich damit nicht leben, meine ganze schöne idealisierung ist am Arsch. In meinem Kopf ist nichts anderes im Moment als- mist jetzt muss ich mir schon wieder jemand anderen suchen. Und wie ist da eure Erfahrung, nach der dritten Therapie nimmt mich doch niemand mehr oder?

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yamaha1234
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Beitrag Mo., 22.07.2013, 22:11

Therapeuten sind auch nur Menschen Kommst du denn ansonsten gut mit ihm zurecht? Selbst wenn du weißt, dass er seine Frau betrogen hat, weißt du nichts über die näheren Umstände....falls der Thera sonst "gut" ist, bringst du dich vielleicht um eine gute Therapie....


chaosfee
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Beitrag Mo., 22.07.2013, 22:38

Liebe nexalotte,

ich hatte zwei abgebrochene Therapien hinter mir, als ich zu meinem jetzigen Therapeuten kam, und er hat nicht mit der Wimper gezuckt.

Aber es gab natürlich auch Therapeuten, die mich micht nehmen wollten. Ob es jetzt an ihren beiden Vorgängern lag... keine Ahnung. Nur einer hat mir knallhart ins Gesicht gesat, dass er keine Lust hat, wegen mir ein Gutachten zu schreiben (und das hätte er gemusst, da die letzte abgebrochene Tehrapie zu dem Zeitpunkt schon länger als ein halbes Jahr zurücklag).

Aber vielleicht solltest du erst einmal versuchen, das, was dich irritiert, in der Therapie zu klären? Dafür ist eine Therapie doch da, oder? Ich weiß, das ist total leicht gesagt, wenn man selbst nicht beteiligt ist, aber sieh es vielleicht als Chance etwas zu probieren, was du im "echten" Leben noch viel weniger ausprobieren könntest. Wenn es schiefgehen sollte, kannst du ja danach immer noch wechseln.

LG chaosfee

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BillieJane
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Beitrag Mo., 22.07.2013, 23:12

nexalotte hat geschrieben: Leider kann ich damit nicht leben, meine ganze schöne idealisierung ist am ar***. In meinem Kopf ist nichts anderes im Moment als- mist jetzt muss ich mir schon wieder jemand anderen suchen.
Hallo nexalotte,


Ich selbst habe früher auch ein paar Menschen idealisiert. Sie stellten für mich ein Ideal dessen dar, was ich selbst gerne hätte sein wollen. Beziehungsweise, sie waren für mich leuchtend, über vieles erhaben.....schwer zu beschreiben. Ich hatte sie mir als Mentor, Geliebter oder auch als Elternteil gewünscht, weil mit diesem Ideal für mich etwas verknüpft war was ich so gerne haben wollte. Wie soll ich es am besten beschreiben.... da war ein Held zu dem ich aufgeschaut habe, welcher in meinem Inneren viele Türen geöffnet hatte, sowohl seelisch als auch intellektuell. In diesem Sinne weiß ich, dass Idealisierung auch etwas gutes hat. Das hat mir auf einer Seite viel gegeben auf der anderen Seite, so habe ich später realisiert, habe ich mich selbst dabei sehr klein gefühlt und vieles was ich mir wünschte in diesem Helden-Bild einfach projiziert.

Kein Mensch kann einer solchen Idealisierung stand halten, denn es gibt diesen idealen Menschen nicht. Er ist lediglich eine Projektion unserer Sehnsüchte.

Idealisierung hat zudem die Folge, dass man selbst in die eigene Regression verharrt. Wenn man in der Idealisierung stecken bleibt, kann man sich nicht weiter entwickeln.

Vielleicht wäre es gerade jetzt der Augenblick sich aus der Idealisierung heraus weiter zu entwickeln.

Dein Therapeut hat private Probleme, er hatte eine Affäre. Er ist eben ein sterblicher Mensch mit Fehlern und Schattenseiten. Genau wie du und wie ich und wie wir alle. Keiner von uns ist vollkommen. Jeder von uns hat auch einen Teil an sich der richtig sch* ist.

Mein Sohn hat mir vor ein paar Wochen gesagt: "Mutter, manchmal bist du echt eine Katastrophe." Es hat mir weh getan. Früher war "Mami" das Tollste, jetzt bin ich die Olle die nervt..... Aber ein Teil von mir ist auch soooo glücklich wenn es sieht, dass der Sohn erwachsen wird.

Ich würde schon meinen, dass es bedeutsam werden könnte wenn du nicht in der Idealisierung deiner kindlichen Anteile verharren würdest, sondern das Wissen darum, dass dein Therapeut auch Schwächen hat wie jeder Mensch dazu nutzen könntest, dich weiter zu entwickeln.

Liebe Grüße,

BillieJane

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Henrike76
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Beitrag Mo., 22.07.2013, 23:36

Also ich habe selten bis nie den Thera gewechselt (leider).

Jetzt mache ich es aber, weil der Käse sowieso auslief.

Aber wieso sich Leute wg. nem Seitensprung des Theras aufregen?
Das ist mir fremd das zu bewerten, wg. mir kann er sich sonstwo die Hörner abstoßen, was juckt mich sowas.

Der soll fachlich up-to-date und empathisch sein sowie lösungsorientiert arbeiten.
Vlt. sollte man in der Freizeit mal gucken ob seine Alte auch fremdgeht.
Mir geht das Meterweit am Auspuff vorbei!

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Atara
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Beitrag Di., 23.07.2013, 09:57

du willst den therapeuten wechseln weil er seine frau betrogen hat?
das verstehe ich nicht.

was hat das mit dir zu tun? es ist sein privatleben und geht dich doch eig. auch nichts an...

ich habe meine erste analyse in meinem leben, seit 2,5 jahren bin ich dabei und sie läuft weiter.
ich denke auch nicht, dass ich danach jemals noch einmal eine therapie machen werde.
warum auch.
"Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen"

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imsueden
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Beitrag Di., 23.07.2013, 10:29

Vielleicht ist es ja auch gut, wenn der Therapeut alles mal ausprobiert, seine Impulse auslebt.
Erst dann kann er kompetent mitreden und mitfühlen (abgesehen davon, dass Therapeuten auch oft Therapeuten haben).
Es werden im therapeutischen Prozess auch immer wieder Themen "getriggert" die den Therapeuten als Mensch direkt berühren und ein eigenes Thema werden.
Mein Anspruch ist, das ein Therapeut genau so im lebendigen Prozess bleibt wie jeder andere auch.
Das heißt, sich immer wieder dem Leben stellt und sich traut, Prozesse zur Weiterentwicklung macht.

Oft höre ich, der Therapeut bringt nix. Sollte er?
Gruß
imsueden

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kaja
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Beitrag Di., 23.07.2013, 10:33

Klar soll Therapie/Therapeut auch was bringen. Sonst kann man sich auch gleich mit seinem Spiegelbild unterhalten. Für seinen horrenden Stundensatz sollte er schon auch arbeiten.
Ob der Therapeut seine Frau betrogen hat oder nicht ist seine Privatsache und hat in der Geschäftsbeziehung nichts zu suchen. Deshalb würde ich nicht wechseln.
After all this time ? Always.

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imsueden
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Beiträge: 15

Beitrag Di., 23.07.2013, 11:18

Viele Klienten kommen in die Therapie und meinen, der Therapeut wird's richten.
Und wenns nicht läuft, dann hat der Therapeut nix gebracht, also der nächste (der dann auch nix bringt usw.).

Natürlich soll die Therapie was bringen, doch nicht der Therapeut.
Der Klient ist voll mit ..., das bringt er mit und sollte es auf den Tisch legen.
Der Therapeut bietet den geschützten Raum in dem der K. sein darf, wie er ist, usw.

Frage: Wie funktioniert Psychotherapie, warum wirkt sie?
Frage: Wieviel ist es wert [in €], wenn die Depression nicht mehr da ist?
Gruß
imsueden

Lindau / Bodensee - praxisreiter.de


kaja
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Beitrag Di., 23.07.2013, 11:32

Wenn er nur vier Wände stellt, die kann man billiger mieten oder man trifft sich gleich mit der Freundin zum Kaffee.
Hat aber mit dem Thema der TE nichts mehr zu tun. Also back to topic.
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leberblümchen
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Beitrag Di., 23.07.2013, 11:40

Also, WENN ich schon solche Dinge erfahre, dann würde mich auch interessieren, 'wie' er sie betrogen hat. Für mich macht das tatsächlich einen Unterschied, ob es ein Ausrutscher war oder ob er seine Frau lange hintergangen hat. Ob er damit später umgehen konnte, es z.B. der Frau gebeichtet hat, oder ob er es verheimlicht hat. Ob er eher der Typ ist, dem Treue und lange Beziehungen nicht wichtig erscheinen.

Also, jemanden zu betrügen, kann viele Ursachen haben, und ich glaube, dass es da Gründe gibt, die verständlicher sind als andere. Einfach 'nur' betrügen sagt mir jetzt nicht so viel; ich denke, wenn es dir so wichtig ist, dann solltest du darüber offen mit ihm reden. Gehen kannst du dann immer noch, wenn du das Gefühl hast, er sei ein 'Schwein'.

Ich glaube auch, dass man Menschen mit Fehlern und Schwächen idealisieren kann. Sie sind dann zwar keine Götter mehr, aber durch ihren Umgang mit den eigenen Schwächen können sie ja doch zeigen, dass sie reife Persönlichkeiten sind, von denen man etwas lernen kann.

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ch123
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Beitrag Di., 23.07.2013, 19:15

wozu muss er eigentlich ideal sein? du hast es doch mit einem menschen zu tun und bist selbst ein mensch. menschen machen dinge, die andere nicht gutheissen. das disqualifiziert noch nicht den ganzen menschen.

ich fänd´s interessant, die notwendigkeit des unrealistischen ideals zu hinterfragen


chaosfee
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Beitrag Di., 23.07.2013, 19:39

Idealislierung ist ja nun in Psychotherapie nicht so selten, und für viele Patienten ist der Therapeut eben nicht ein dahergelaufener Mensch. Für mich ist Idealisierung auch ein Stück weit wichtig - wie soll ich sonst meinem Therapeuten zutrauen, dass er mir bei meinen Problemen helfen kann, die ich in x Jahren meines Lebens nicht selbst oder mithilfe mir nahestehender Personen bzw. anderer Therapeuten lösen konnte?
Dann zu entdecken, dass dieser ideale Mensch Dinge tut, die Normalsterbliche auch tun - das würde mich auch aus der Bahn werfen, sofern es etwas wäre, das ich stark verurteile. Aber deswegen finde ich es gut, das beim Therapeuten anzusprechen. Vielleicht geht er ja auf eine Art und Weise damit um, die man selbst nicht für möglich gehalten hätte und die einem imponiert. Dann hätte man im Idealfall noch etwas Hilfreiches aus dieser Situation mitgenommen.

LG chaosfee
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno


kaja
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Beitrag Di., 23.07.2013, 19:49

Zwischen "dahergelaufen" und idealisiertem Menschen gibt es noch viel mehr. Entweder "Gott" oder total egal ist mir zu schwarz-weiß gedacht.
Man kann auch Menschen trotz, oder gerade wegen, ihrer Fehler wertschätzen.
After all this time ? Always.


chaosfee
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Beitrag Di., 23.07.2013, 20:04

Nun ja, aber gerade das fällt der TE ja schwer und es gilt für sie herauszufinden, ob sie das so blockiert, dass sie ihre Therapie abbrechen muss.
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