Depersonalisation und anderes

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Auduna
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Depersonalisation und anderes

Beitrag Di., 22.04.2014, 23:02

Ich grüße euch alle zusammen.

Ich hoffe, dass ich hier richtig bin. Kurze Geschichte :

Den Begriff "Depersonalisation" habe ich vor ca. 2 Jahren das erste Mal gehört, als ich völlig verängstigt und aufgelöst zu einem Psychotherapeuten gerannt bin.

Ausschlaggebend war eine Situation , die mir unheimliche Angst gemacht hat. Ich saß mit meinem damaligen Partner auf der Couch im Wohnzimmer , wieder eine dieser Beziehungsproblem - Diskussionen und plötzlich war ich nicht mehr ich, ich stand im Türrahmen zum Wohnzimmer und sah mich selbst auf der Couch sitzen. Unfähig meinen Körper zu bewegen, unfähig zu antworten... Es war unbeschreiblich. Er geriet in Rage und schüttelte meinen Körper (ich weiß nicht wie lange ich mir selbst zugesehen habe) und als er mich tatsächlich schlug, war "ich" wieder eines.

Ich fing eine Psychotherapie an, wegen eben dieser Situation, geringem Selbstwertgefühl, Verlustängsten (die mich soweit einschränken, dass normale soziale Kontakte nicht oder nur schwer gepflegt werden, bzw. ich erst fast keine habe) , einem inneren Spannungsgefühl... dass ich nur durch heftiges Fingernägelkauen oder mich selbst schlagen in den Griff bekam , diese nicht endende innere Leere , das Gefühl nicht zu genügen, alles falsch gemacht zu haben und mich selbst dafür bestrafen zu müssen damit ich mich "wieder spüre" ....

Abgesehen davon, dass der Trümmerhaufen von Kindheit (Krebskranke Mutter, Zeugenschutzprogramm wegen gewalttätigem Stiefvater der meine Mutter vor meinen Augen verprügelte - 21 Umzüge im Jahr, Flucht quer durch Deutschland, diverse Pflegefamilien, Kinderheimaufenthalt inklusive Vergewaltigung und noch andere unschöne Dinge) ein Jahr lang durchgekaut wurde ist nicht viel passiert. Die Therapie ging ein Jahr und mir ging es eine Zeit lang sogar besser......

Seit einem halben Jahr ca. geht es wieder bergab...

Gerate schnell in Wut (dabei bin ich ein doch so friedliebender Mensch) die ich aber keinesfalls an meiner Umwelt auslasse sondern nur an mir , das Gefühl des nicht verstanden werdens ist erdrückend... Am liebsten würde ich meine "Es ist alles ok Maske" einfach abnehmen und mich verkriechen.... Ich kann einfach mit niemand nahestehendem reden, nicht mal mein aktueller Partner weiß wie es mir geht... Und es wäre nur eine Frage der Zeit wie lange es dauert bis er mich verlässt weil er mich für verrückt hält...
Manchmal verschwimmt meine Umwelt, es fängt mit leichtem Schwindel an und es wird "neblig".
Menschen die ich eigentlich liebe, wirken mir fern und fremd. Es ist, als müsste ich sie immer wieder aufs neue kennen lernen.
Wäre da nicht diese Angst wieder verletzt und verlassen zu werden.

Während ich diese Zeilen schreibe frage ich mich, warum ich mich selbst gut reflektieren kann, warum ich aber diese Verhaltensmuster nicht ablegen kann. Es ist ein ständiger Kampf in mir zwischen "Ich bin super" und "ich hasse mich"... Ich habe Ziele vor Augen...erreiche sie aber nicht weil ich mir selbst immer wieder im Weg stehe.

Seit 3 Jahren will ich abnehmen... Mein Gewicht stagniert weil ich (so wie leider in letzter Zeit) mich mit Essen tröste , nur um dann mit schlechtem Gewissen und selbstbestrafung zu agieren und die darauf folgenden Wochen kaum bis gar nichts zu Essen und übertrieben viel Sport zu machen.

So geht es in anderen Situationen weiter....Beruf , Mitmenschen + Umwelt etc.

Es ist eine irrsinnige Belastung für alle zu funktionieren aber ich gebe mein Bestes niemandem durch mein widersprüchliches Verhalten zur Last zu fallen.

Ich weiß nicht warum ich das alles jetzt aufgeschrieben habe, aber es befreit etwas und vielleicht gibt es doch auch Menschen, denen es ähnlich geht.



Alles Liebe euch und Danke für`s lesen, falls sich jemand tatsächlich bis hier durchgerungen hat

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LynnCard
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Beitrag Fr., 09.05.2014, 00:46

Liebe Auduna

Dein Beitrag hat mich sehr berührt. Es gab in meinem Leben auch mal eine Zeit, wo ich wie neben mir stand, wo mir alles zu viel wurde und ich mich kaum im Spiegel ansah, so neben der Spur fühlte ich mich. Es war, als hätte ich mich verloren im Nebel, während ich jedoch weiterhin funktionierte. Im Rückblick weiß ich, wie wichtig Selbstfürsorge ist. Achte auf Dich, genauso wie Du Dich um andere kümmerst. Sich selbst ständig an die letzte Stelle zu setzen, ist einfach nicht gut. Es darf nicht sein, dass man nur gerade funktioniert für die anderen. Die eigenen Bedürfnisse sind auch wichtig.

Deshalb überlege Dir, was Du Dir vom Leben wünschst, wer Du überhaupt bist, was Dich ausmacht, was Du an Dir magst und eben nicht hasst. Jeder Mensch kann, wenn er wirklich ehrlich zu sich selbst ist, irgendeinen Aspekt an sich als "gut" befinden und sagen: Ja, DAS gefällt mir an meiner Persönlichkeit und DAS ist an meinem Körper in Ordnung! Versuch es, schau Dich an, hasse Dich nicht, beginne das Schöne an Dir zu sehen, Dich! Wer bist Du? Schau Dich im Spiegel an, da ist ein wundervolles Wesen mit Augen, das Dich direkt anblickt und Deine Liebe braucht und auch verdient! Das klingt jetzt alles so rosig, aber glaub mir, es hilft, Dich selbst wieder zu spüren und wahrzunehmen und dann kommt noch viel mehr, eine Reise zum eigenen Ich!
LG Lynn

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