DIS: Ich verstehe das nicht

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Broken Wing
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DIS: Ich verstehe das nicht

Beitrag Sa., 02.08.2014, 10:19

Hallo,

Ich habe gestern im IRC eine Teilpersönlichkeit einer Frau erlebt. Es war ein Kind, die Schreibe sollte auch einem Kind entsprechen. Angeblich 6 Jahre alt. Ich verstehe das einfach nicht und würde mich gern besser auskennen.
Ich habe Kinder um mich, die gerade das Schreiben und Lesen erlernen. Die sprechen in dem Alter schon wesentlich besser. Und schreiben können sie zwar noch nicht alles, aber das, was sie können, schreiben sie richtig. Das hat sich gelesen, wie wenn ein Erwachsener so schreibt, wie ein dreijähriger redet (die könnten es ja nicht).


Ich frage mich auch, wie ein Kind (Teilpersönlichkeit) einen Computer soweit bedienen kann, um in den Chat einzusteigen, aber eben nicht halbwegs leserlich schreiben. Normalerweise läuft es umgekehrt, den Umgang mit dem Computer hatte die ältere Generation erst in der Jugendzeit erlernt. Heute kann natürlich auch meine Nichte ein iPad soweit bedienen, dass sie installierte Spiele aufrufen kann. Und auch da gibt es Frühreife, aber das ist die Ausnahme.

Im Chat fanden das alle normal. Ich bin baff. Vielleicht kann mir jemand das verständlich erklären. Danke schon mal.
lg, BW
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hope_81
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 13:02

Das ist eine interessante Frage, genau damit habe ich mich auch beschäftigt. Auch wenn ich viel glaube, so glaube ich das nun wirklich nicht. In der Klinik habe ich ja ein paar Menschen mit dieser Störung kennengelernt und keine dieser hat sich so gebärdet, wie es mit unter im Internet zu lesen ist.

Ja sie hatten Wechsel, aber die waren kaum merklich und schon gar nicht so krass, dass da auf einmal kleine Kinder vor mir standen. Ich hab schon gemerkt, das es teilweise jüngere Anteile waren, weil sie plötzlich weinten, oder so. Aber die Sprache blieb immer gleich und wurde nicht auf einmal kindlich und diese Sprachfehler traten auch nicht auf.

Ich habe in einem Forum mal gefragt, wie das sein kann. Als Antwort erhielt ich, dass sich die Innenkinder dies bei den Erwachsenen abschauten oder aber das die Erwachsenen für diese Kinder schreiben.

Desweiteren habe ich sie gefragt, wie es sein kann, dass alle die gleichen Sprachfehler haben. Ich hatte als Kind beispielsweise keine und habe auch nicht is will pilen gehen, oder "mia is zo talt" gesagt.

Ich glaube tatsächlich, dass diese Menschen sich so sehr in ihre Störung hineinsteigern, sich so sehr darin verlieren, dass sie das selber glauben. Genau das halte ich ja für unheimlich gefährlich.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 13:14

@ Broken Wing

danke für das Thema. Bin noch unentschlossen, ob ich dazu etwas aus eigener Erfahrung schreiben soll, da ich mich genauso verhalten habe wie von dir beschrieben, und das, obwohl die DIS mir während der Therapie suggeriert wurde, ich also in Wahrheit (vor der Therapie) nicht multipel war. Vielleicht schreibe ich später mehr dazu, vielleicht auch nicht.

@ hopeless81
Ich habe in einem Forum mal gefragt, wie das sein kann. Als Antwort erhielt ich, dass sich die Innenkinder dies bei den Erwachsenen abschauten oder aber das die Erwachsenen für diese Kinder schreiben.
Das wäre aber unvereinbar mit dem Kriterium der Amnesie zwischen den Persönlichkeiten, das erfüllt sein muss, um von einer DIS sprechen zu können.

Und warum gucken sie dann von den Großen nur ab, wie man einen Computer bedient, nicht aber wie man richtig schreibt?
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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stern
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 13:27

Broken Wing hat geschrieben:Ich habe gestern im IRC eine Teilpersönlichkeit einer Frau erlebt. Es war ein Kind, die Schreibe sollte auch einem Kind entsprechen. Angeblich 6 Jahre alt. Ich verstehe das einfach nicht und würde mich gern besser auskennen.
Ich habe Kinder um mich, die gerade das Schreiben und Lesen erlernen. Die sprechen in dem Alter schon wesentlich besser. Und schreiben können sie zwar noch nicht alles, aber das, was sie können, schreiben sie richtig. Das hat sich gelesen, wie wenn ein Erwachsener so schreibt, wie ein dreijähriger redet (die könnten es ja nicht).
Ist vielleicht ein blöde Frage: Aber woher weißt du, dass das eine Frau mit DIS war und nicht z.B. wirklich ein Kind oder jemand, der sich einen Scherz erlaubte bzw. etwas imitierte?

Ansonsten (aber das ist nur eine Vorstellung ) könnte ich mir vorstellen, dass die Übergänge (praktisch) fließend sind... also Teilpersönlichkeiten müssen vielleicht nicht unbedingt ganz strikt voneinander abgetrennt sein (wie lauter komplett verschiedene Personen), so dass andere Kompetenzen evtl. parallel zur Verfügung stehen.

Und eine weitere Vorstellung (was also nicht notwendigerweise so sein muss): Ich kann mir auch vorstellen, dass Betroffene das eher verstecken als zu demonstrieren à la "schau' mal her, ich bin viele". In der Klinik unterhielt ich mich auch mal mit eine Frau, die meinte, sie sei wegen DIS hier. Mir fiel nie ein Wechsel auf. Ich unterhielt mich aber auch nicht sooo tief mit ihr darüber, wir waren aber (in einem kleineren Grüppchen) ein paar mal unterwegs. Völlig "normaler" Eindruck. Sie meinte, das würde ich auch nicht bemerken. Sie war aber auch schon längere Zeit in Behandlung... also vielleicht ist das darauf zurückzuführen, dass sich das auch schon deutlich besserte wegen der Aufenthalte. Keine Ahnung.

Ich glaube, es soll auch Leute geben (meine ich zumindest mal gelesen zu haben), die das imitieren (evtl. auch als Ausdruck einer Störung).

Also nicht alles ernst nehmen, was ich als Vorstellung äußere...
Zuletzt geändert von stern am Sa., 02.08.2014, 13:42, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße
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hope_81
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 13:34

@Jenny,
ja genau das alles frage ich mich ja auch. Nun es müssen ja gar nicht alle amnestisch für einander sein. Meist ist ja nur der "Host" amnestisch für sein Innenleben. Einige Innis können schon kontakt haben. Das Kriterium ist ja, dass es mindestens 2 Teilpersönlichkeiten geben muss, die klar erkennbar unterschiedlich sind und nichts von einander wissen.

Diese Kinderchatsache und dieses Fläschchen trinken und das ganze gezauber halte ich persönlich von Psychotherapeuten induziert. Wie oft habe ich gesagt bekommen, ich solle mir einen Teddy kaufen, schaukeln gehen, malen und basteln, Kinderfilme schauen und was weiß da ich noch....
Habe und hatte kein Bedürfnis danach. Was ich wohl mache ist, wie eine Mutter mit mir sprechen, wenn mich Ängste übermannen, oder ich mal wieder in einem anderen Film unterwegs bin. Dafür brauche ich aber keinen Teddy. Wenn überhaupt dann Ammoniak um mich ins Hier und Jetzt zu riechen.

Und was ich noch merkwürdiger finde, dieses System dient ja als Schutz der traumatisierten Person, wie bitteschön kann es dann sein, dass sich die Innis nach außen so präsentieren? Vor allem ihre Namen Preis geben?
Ich halte das für gespielt.
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Broken Wing
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 14:04

@ Stern: Keine Angst, mir ist bewußt, dass vieles im Internet mit Vorsicht zu genießen ist. Du brauchst also, auch nicht bei deinen Beiträgen, dies ständig dazuzuschreiben.

Woher ich das weiß? Es handelt sich um einen Suizidchat, ich bin dort quasi Stammgast. Die Lady ist dort auch länger dabei. Dass sie über sich in der 1. Person plural sprach, verwunderte mich etwas, aber naja. Man gewöhnt sich.
Der Chat ist klein, man kennt sich virtuell relativ gut.
Sicher, sie hatte sich einen Kindernamen gegeben. Und die Persönlichkeiten geben sich immer die gleichen Nicks. Man kennt dort also auch ihre anderen Persönlichkeiten, das ist auch ihr bewußt. Dass es sich letztendlich um ein- und dieselbe Person handelt, sieht man aber an der IP-Adresse. Technisch kennen sich viele nicht aus, für sie ist ein Chat einfach ein Chat. Das Protokoll dahinter sagt ihr vermutlich nichts. Da ihr klar ist, dass ihre anderen Persönlichkeiten vorbeischauen und auch, dass sie nicht ganz anonym ist, gehe ich nicht davon aus, dass sie spielt.
Das läuft schon länger. Man kann davon ausgehen, dass sie es selbst glaubt, wie JennyDoe es auch getan haben dürfte.

@JennyDoe: Ich würde mich wirklich freuen, wenn du deine Sicht der Dinge schreibst, aber letztendlich bleibt es natürlich dir überlassen.
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Feenya
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 14:06

Ja sie hatten Wechsel, aber die waren kaum merklich und schon gar nicht so krass, dass da auf einmal kleine Kinder vor mir standen. Ich hab schon gemerkt, das es teilweise jüngere Anteile waren, weil sie plötzlich weinten, oder so. Aber die Sprache blieb immer gleich und wurde nicht auf einmal kindlich und diese Sprachfehler traten auch nicht auf.
Ich habe einmal ein Interview mit einer gespaltenen Persönlichkeit gesehen. Da konnte man sehr wohl auch in der Stimme das 4-jährige Mädchen hören, und auch der Satzbau entsprach dem eines vierjährigen Kindes. Und das wirkte nicht gekünstelt oder aufgesetzt. Von einer zur anderen Sekunde war die Stimme, die Mimik, die Gestik und die Körpersprache verändert.
Entweder ist diese Frau eine hervorragende Schauspielerin, oder es ist normal, und es trägt sich tatsächlich so zu, wenn sich die Innis an die Oberfläche drängen.

Vor vielen Jahren habe ich das Buch Aufschrei gelesen.
Bei meinem Exemplar ist auf der Innenseite der Buchdeckel zu sehen, wie viele verschiedene Schriften "aus dieser einzelnen Person" entstehen. Jeder Inni hat seine eigene Art zu schreiben.

Kann so etwas echt erst therapeutisch ausgelöst werden?
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 14:26

@ Feenya
Kann so etwas echt erst therapeutisch ausgelöst werden?
Ja kann man. Ich habe 5 Jahre als Multiple gelebt. Wurde mir 2000 in der Therapie systematisch induziert.
Von einer zur anderen Sekunde war die Stimme, die Mimik, die Gestik und die Körpersprache verändert.
Gestiken, Körperhaltung, Mimiken usw. verändern sich bei jedem Menschen, je nach Stimmung, Situation, psychischer Störung usw.
Interessant während meiner Therapie war, dass Therapeuten, die bei mir von einer DIS ausgingen, Veränderungen in meiner Stimme, Mimik, Gestik und Körpersprache als "Persönlichkeitswechsel" interpretierten. Die Therapeuten hingegen, die bei mir keine DIS annahmen, interpretierten dieselben Reaktionen anders, z.B. Stimmungsänderung, Regression, usw.
Mir ging es mit einer Freundin ähnlich. Auch ich nahm bei ihr "Persönlichkeiten" wahr, weil sie sagte, dass ihr Therapeut gesagt hätte, dass das Persönlichkeiten seien. Ich habe mich in meiner Wahnehmung bei ihr (Persönlichkeiten) genauso geirrt wie andere bei mir. Denn auch ihr wurde "nur" suggeriert, dass es Persönlichkeiten seien. In Wahrheit waren es bei ihr Rollen usw.
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hope_81
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 14:28

Liebe Feenya,
ich hatte ja selbst kürzlich das "Vergnügen" als Dis diagnstiziert zu werden. Auch wenn ich immer die Selbe war, so schienen das die Therapeuten anders wahrgenommen zu haben und ich muss sagen, dass es mich so sehr amüsierte, dass ich mitgespielt habe. Ich bin wahrlich kein guter Schauspieler (oder vielleicht doch?) Aber es ist ein leichtes seine Mimik, Gestik, Körperhaltung zu verändern und zwar so einfach, dass sogar leitende Psychologen und Oberärzte abgekauft haben, was sie da sahen.

Leider muss ich so gut gewesen sein, dass sie mir die Wahrheit, nämlich, dass ich mir einen Spaß erlaubte, nicht mehr abnahmen.

Und ja, man kann so etwas induzieren. Wenn ein Mensch nicht weiß wer er ist, dann ist er dankbar, dass andere ihm sagen, wer er ist und hält sich so sehr daran fest, dass er es selbst anfängt zu glauben.

Auch ich hatte Mühe mir bewusst zu machen, dass ich definitiv nicht viele bin. Es gab Phasen, wo ich wirklich stark anfing zu zweifeln.


Und wie Jenny schon schrieb, ich bin ein sehr impulsiver, temperamentvoller Mensch mit Stimmungsschwankungen, da geht es ziemlich schnell, dass ich aus einer depressiven Stimmung in eine ernergischere komme. Kann man als Wechsel interpretieren, wenn man möchte. Es ist aber nichts anderes als ein Stimmungsumschwung, je nach dem worüber wir sprachen. Manche Dinge sind bei mir nicht verarbeitet, deswegen lösen sie krasse Stimmungswechsel aus, die sich meiner Kontrolle noch entziehen.
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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 14:57

@JennyDoe: Ich würde mich wirklich freuen, wenn du deine Sicht der Dinge schreibst, aber letztendlich bleibt es natürlich dir überlassen
Okay, ganz kurz, unter dem Vorbehalt, dass ich nicht auf weitere Fragen bzgl. meiner Erfahrung antworten werde. Denn das, was da in meiner Therapie passiert ist, hatte zwei weitere Therapien erforderlich gemacht, um die Erfahrung halbwegs verarbeiten zu können. Ich meide es heute mich mit dieser Erfahrung zu beschäftigen, weil es mir damit nicht gut geht. Ich bitte somit um Verständnis und Rücksichtsnahme. Wer mehr wissen möchte, den möchte ich auf mein Forum verweisen, in dem ich alles ausführlich erläutert habe (Siehe Signatur).

Beispiel: Im Rahmen der Therapie kam es bei mir zu einem Regressionsverhalten. Die Therapeutin interpretierte dieses Verhalten als "Innenkind". Im weiteren Therapieverlauf forderte sie mich immer wieder auf, mit dem Kind zu reden zu dürfen. Sie förderte somit mein Regressionsverhalten und rieß zugleich einzelne Teile von mir aus meiner Gesamtpersönlichkeit heraus und beschäftigte sich selektiv nur mit diesem, während sie den Rest meiner Persönlichkeit ignorierte. Sie began mit dem Regessionsanteil in einer Kindersprache bzw. Babysprache zu sprechen und machte ihm Geschenke. Sie forderte mich auf, dem Kind einen Namen zu geben, womit es eine eigene Identität bekam. Durch ihr jahrelanges immer wieder sprechen wollen nur mit dem Kind war ich irgendwann nicht mehr in der Lage diesen Regressionsteil als ein Teil von mir wahrzunehmen. Es kam meinerseits zu einer Anpassung in Sprache usw. an das Verhalten und die Erwartungen der Therapeutin. hopeless81 bezeichnet es als "Hineinsteigern", was es aber nur zum Teil trifft. Man beginnt tatsächlich den Teil von einem, den die Therapeutin für eine Persönlichkeit hält und den sie so behandelt, als gehöre er nicht zu einem, als nicht zu sich selbst gehörig wahrzunehmen. Das "Kind" begann ein Eigenleben zu führen und bekam durch die Namensgebung eine eigene Identität. Es kam zu einer totalen Identifikation mit dem Kind und zugleich einer Abspaltung des "Kindes" von einem und einer Anpassung der Sprache, der Körperhaltung, der Mimiken und Gestiken. Das ging soweit, dass ich in der Therapiesitzung in Embryonalstellung mit dem Daumen im Mund auf dem Boden lag.

So weit ein winzig kleiner Ausschnitt und jetzt bitte wieder weg von mir hin zum Thema allgemein.
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Feenya
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 14:59

Ja kann man. Ich habe 5 Jahre als Multiple gelebt. Wurde mir 2000 in der Therapie systematisch induziert. 
Das mit den vorschnellen, und dadurch falschen, Diagnosen kenne ich ja selber.

Das Buch habe ich vor über 10 Jahren gelesen. Schon damals hat mich das Thema interessiert.
Soweit ich mich erinnern kann, schrieb Truddi Chase, dass sich ihrer "Erstgeborene", also die Persönlichkeit die sie von Geburt an war, mit Beginn des Missbrauchs "schlafen gelegt" hat.
An die Stelle dieser Persönlichkeit traten -zig weitere Persönlichkeiten, weil die kleine Kinderseele nicht mit diesem Übergriff fertig wurde.
Truddi Chase nennt diese Personen "Truppen". Sie sind zum Schutz der Seele entwickelt worden.

Angeblich - laut Vorwort - liegt das handschriftliche Manuskript in vielen verschiedenen Schriften vor. Je nach dem, welches Truppenmitglied gerade am Wort war.

Kann so etwas etwa auch "hineintherapiert" sein?
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stern
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 15:06

Jenny Doe hat geschrieben:Denn auch ihr wurde "nur" suggeriert, dass es Persönlichkeiten seien. In Wahrheit waren es bei ihr Rollen usw.
Was verstehst du als Unterschied zwischen Rolle und Persönlichkeiten? Nur falls du antworten magst (habe mein Posting bereits vor deinem letzen verfasst).

Und die "Dissoziationspalette" sieht man, soweit ich weiß, als Kontinuum... also DIS ist sozusagen ja "nur" die stärkste Ausprägung dissoziativer Zustände. Und ich glaube schlichtweg nicht, dass man das immer so lupenrein abgrenzen kann, wie stark die Ausprägung ist. Zumindest nicht nur rein von außen und im Zuge von kurzen Kontakten. Na gut, der geschulte Beobachter hat vielleicht ein paar Kriterien, aber von außen kann eine Stimmungsänderung und ein Persönlichkeitswechsel vermutlich durchaus ähnlich erscheinen... stelle ich mir zumindest so vor. Nur halte ich es für kritisch, vorschnell auf eine DIS zu schließen.

-----

Sowas wie Arbeit mit dem inneren Kind hat durchaus sein Berechtigung (nutzt ja auch vielen... und kommt ja oft zum Zug). Aber je nach Grundstörung kann (bei unsachgemäßer Behandlung bzw. aufgrund von Fehleinschätzungen) m.W. auch begünstigt werden, dass sich jemand in unerwünschterweise eher "aufteilt" bzw. "diversifiziert". Also ich denke auch, dass man durch Falschbehandlung sozusagen unerwünschte Effekte verstärken kann (sofern eine gewisse Anfälligkeit vorhanden ist).
Zuletzt geändert von stern am Sa., 02.08.2014, 15:18, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 15:07

Hallo,

OK, das erklärt einiges. Gut möglich, dass bei induzierter DIS die Krankheitsstärke vom Induzierenden abhängt. Aber trotzdem. Wenn du ein Kind bist und dich kindlich verhältst, kämst du doch nicht auf die Idee, in den Chat einzusteigen? Oder ist es so, dass das Erwachsenenhirn aktiv ist und es inszeniert, weil es der Therapeut so will?
Ich werde es vermutlich nie verstehen. Als Kind könnte ich nicht bei instant Messaging akzeptierter Geschwindigkeit antworten, wenn ich schreibe: Ich kann nich besa sraibm.

Vermutlich läuft es so ähnlich wie beim Verhalten und Sternzeichen.
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 15:08

@ Feenya
Angeblich - laut Vorwort - liegt das handschriftliche Manuskript in vielen verschiedenen Schriften vor. Je nach dem, welches Truppenmitglied gerade am Wort war.
Kann ich auch mit dienen. Fühlte ich mich wie ein Kind, dann schrieb ich in Druckbuchstaben, wie ich es in der Grundschule gelernt habe. Fühlte ich mich niedergeschlagen, wurde die Schrift kleiner, ...
Therapeuten leiteten sich dann aus den "verschiedenen" Handschriften ihren Beweise ab, dass das verschiedene Persönlichkeiten seien.
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Beitrag Sa., 02.08.2014, 15:11

@ Stern
Was verstehst du als Unterschied zwischen Rolle und Persönlichkeiten?
Rollenverhalten z.B. verhält man sich auf der Arbeit anders als in der Beziehung oder im Freundeskreis, den Eltern gegenüber anderes als dem Ehepartner, ...
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