Ich mach mich abhängig,ohne zu wollen...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lina1980
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Ich mach mich abhängig,ohne zu wollen...

Beitrag Sa., 24.10.2015, 18:27

Hallo Ihr Lieben,ich habe mich eben erst angemeldet und finde es irgendwie schade,dass es keinen richtigen "Vorstellungsthread"gibt.Dann hätte ich mal schauen können,ob überhaupt jemand Interesse an mir hat .Okay,das ist aber auch mein Problem und hoffe ich überrumpele nicht gleich,denn ich habe mich ja angemeldet,weil ich fragen wollte,ob es jemandem ähnlich geht wie mir.
Also,dann fange ich mal an.Ich bin seit 2009 in Therapie(Verhaltenstherapie) und ich bin in Therapie weil ich mein Leben aufgrund meiner Vergangenheit ständig gegen die Wand fahre.Ich habe seit meinem 13.Lebensjahr eine schwere Essstörung und schwere Depression und noch andere Diagnosen.

Erst 2009 habe ich das erste Mal eine Thera in Anspruch genommen.Ich war sehr schnell von "Ihr eingenommen",was heißt,dass ich sie schlichtweg toll fand.Sie hat mir sogar zu Ostern und Weihnachten eine Postkarte geschrieben und wollte mir immer helfen.Dann hat sie leider aufgehört zu praktizieren und ich landete bei ihrer Nachfolgerin.Wieder ein ähnliches Spiel,nur dieses mal sollte es weitergehen und sie hat mich sogar zum Essen eingeladen.Aber ich habe das abgelehnt.Kurze Zeit später hat sie in der Praxis aufgehört und ich war wieder therapielos.Jetzt bin ich seit 1 Jahr wieder in neuer Therapie und wieder ist da dieses "persönliche".Ich liebe es und hasse es zugleich.Ich bin jedesmal "abhängig"von dieser "therapeutischen Liebe" und kann es irgendwann nicht mehr aus meinem Alltag trennen.Ich bin überall unkonzentriert und habe doofe Fatasien,die eh niemals real werden.Aber anstatt mich in meinem richtigen Leben mal nach einer Lebenspartnerin umzuschauen,hege ich unreale Träume und fühle mich sooooooooooooo falsch.Hat jemand von Euch auch sowas erlebt oder kann irgendwas mir meinem Geschreibsel anfangen? Ich würde mich sooooo freuen.

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mitplauderin
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Beitrag Sa., 24.10.2015, 19:05

lina1980 hat geschrieben:kann irgendwas mir meinem Geschreibsel anfangen?
Anfangen, also angesprochen hat mich der Titel des Threads . . . "ohne zu wollen" . . . diese Formulierung machte mich hellhörig. Ich vermute dann immer, dann gibt es unbewusste Teile, die das sehr wohl wollen. Sonst würde ich ja unabhängig sein (wollen).
ALLES hat seine Berechtigung! Der Weg, nach meinem Empfinden, NACHSPÜREN, in sich spüren: Was bedeutet Abhängigkeit, Unabhängigkeit für mich? Was behindert/schützt/fordert MEIN Wollen?


Speechless
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Beitrag Sa., 24.10.2015, 19:10

Klar, hier können eine Menge Leute etwas damit anfangen..es ist eben auch einfach was Schönes und Besonderes, von jemanden immer verstanden zu werden und jemanden zu haben, dem es nur darum geht, dass es einem besser geht. Das kann schon süchtig machen.
Vllt kannst du das ja ansprechen und ihr könnt diese Abhängigkeit gemeinsam besprechen und sanft auflösen, auch wenn ich mich immer noch frage, wie sowas gehen soll. Oder du genießt noch ein bisschen, hat ja tatsächlich auch was Schönes, träumen zu können und diese Wünsche zu spüren. Kann aber genauso sehr traurig machen.

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lina1980
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Beitrag Sa., 24.10.2015, 20:04

Dankeschön Euch beiden.Also,ansprechen geht leider noch gar nicht.Dafür habe ich noch nicht das Vertrauen.Das dauert bei mir leider immer etwas.Ich genieße es momentan noch,aber will nicht das dieses Gefühl stärker wird.Meine Thera ist wie ich es beurteilen kann jünger als ich.Ich weiß,dass ich nicht soviel Rücksicht nehmen müßte,aber das tue ich aus Höflichkeit.Ich will nicht,dass wieder jemand weg geht(wie alle anderen Therapeuten).Ich fühle mich ganz wohl bei Ihr,aber ich versuche auch leider eine "gute Patientin"zu sein,Das kann ich leider nicht ablegen.

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Gelli
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Beitrag So., 25.10.2015, 06:36

Also Lina,es ist nichts verwerfliches in der Thera so etwas wie "Kumpel,Vaterfigur,Freund,oder was auch immer zu sehen,nur man muß sich klar machen im Kopf,das dies alles "Übertragungen"sind,denn wie gern hätte der Mensch einen Freund,einen Kumpel,eine Vaterfigur der genau das ausstrahlt und gibt was der Thera einen gibt,nämlich zuhören können,Zeit haben für den Klieenten,Höflich sein,freundlich sein,verständnis erfahren,zähl mir einen Klieenten auf,der diese "Übertragungen"nicht kennt.
Ich selbst war doch genauso drauf,so etwas entwickelt sich in den gesprächen automatisch,wir denken,mensch so wie mein Thera ist,so geht es mir gut,und das Gefühl möchte ich nicht mehr missen.Genieß es ruhig in den Gesprächen,genieß Ihre Sicherheit und Vertrauen,aber sag dir,das was meine Thera mir da gibt,das kann ich auch von anderen Menschen erfahren,vieleicht nicht so derbe wie bei der Thera,aber du kannst ähnliche Empfindungen auch mit anderen Menschen möglich machen,je nach dem wie du dein Herz öffnest.
Man sagt zwar vom Kopf ich will nicht diese Nähe oder "persönliche"von der Thera,oder ein jeder nimmt sich vor,nie abhängig von der Thera zu werden,und doch passiert das fast immer,weil jeder Klieent der sich gut mit der Thera versteht,und vertraut,so etwas in der realen Welt vieleicht nicht hat und nie hatte,und wenn dieses in den Gesprächen der Thera möglich ist,ja dann ist es verdamt schwer davon loskommen zu wollen.
Klar sagts du,du willst dieses "persönliche"nicht mit ihr,aber irgentwo willst du es ja doch,alles was man nicht will,bekommt man auch nicht weil man sich von Anfang an blockiert und alles daran setzt es nicht zu bekommen,aber in dir muß eine Tür für dieses "wollen"ja offen sein,sonnst würdes du nicht jedesmal relativ schnell dich mit einer Thera so anfreunden können.
Und ich wundere mich da schon das dies bei dir relativ schnell geht sich mit der Thera so gut einlassen zu können,und soviele hier im Forum die haben auch schon Therawechsel mehr als einmal erfahren und haben teilweise ziemliche Probleme sich auf eine neue Thera einzulassen weil jede Thera anders ist,anders arbeitet,und viele haben ihren besonderen Thera wo Vertrauen und Sicherheit vorhanden war,haben dann warum auch immer wechseln müßen und haben nie mehr noch einen ähnlich besonderen Thera gefunden.
Ich kann dir nur eines mitgeben,du darfst dich mit der Thera verstehen,du kannst sie gern haben,du darfst dich freuen wenn du in ihr jemanden gefunden hast wo Vertrauen und Offenbarung möglich ist,aber lass diese anderen Fantasien wo du dir mehr wünscht mit der Thera,sie darf auf so etwas aus Beruflichen Gründen nicht machen,nicht mal die Hoffnung in dir wecken da könnte mehr entstehen,das darf sie nicht,das was du dir von Ihr wünscht das können dir auch andere Menschen geben,nur du solltes darin dein Herz öffnen.
GUT DING WILL WEILE HABEN


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Beitrag So., 25.10.2015, 08:13

Ich denke für mich nicht, dass andere Menschen mir das so geben könnten. Meine Thera vertrau ich und weiß sogar, dass sie nichts weitersagen darf, was ich ihr anvertraue. Bei ihr weiß ich, sie verwendet meine Erfahrungen und meinen Schmerz niemals gegen mich, sondern versucht immer nur mir zu helfen. Solche Beziehungen gibt es in meinem realen Leben nicht oder zumindest nicht garantiert. Das heißt ich würde anderen Menschen von vornherein nie das anvertrauen, was ich meiner Thera anvertraue und da ist es dann auch schon gelaufen. Ja, man soll durch diese neue Beziehungserfahrung lernen, vor allem wahrscheinlich, dass Beziehungen nicht nur schlecht sind..und ich habe auch schon gelernt, dass mich das ständige Abkapseln nicht weiterbringt..und immer wenn meine Thera mich fragt, ob ich jemanden habe, der mich in den Arm nehmen kann oder dem ich meinen Schmerz offenbaren kann und ich nein sage denke ich, dass ich diese Menschen durchaus hätte, aber ich entscheide mich immer wieder von neuem, nichts zu sagen und nichts einzufordern. Ich glaube auch, dass ich mich da nicht mehr ändern kann/will, aber letztendlich wäre das das Ziel, es ist nur viel einfacher in der Theorie als in echt.

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lina1980
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Beitrag So., 25.10.2015, 16:05

Erstmal ganz herzlichen dank für Eure Antworten.Ja,bis auf einige wenige Ausnahmen bin ich immer recht schnell mit den Therapeuten "warm"geworden und konnte mich auf die Therapien gut einlassen. Nur ein einziges mal habe ich nach zwei Sitzungen die Therapie abgebrochen,weil sie derart grenzüberschreitend und kontrollierend war,dass ich das nicht aushalten konnte.
Gerne hätte ich in meinem privatem Umfeld so einen Menschen,aber ich denke nicht,dass es funktioniert.Kein Freund/Freundin würde das aushalten immer nur vollgetextet zu werden.Ich halte mich eigentlich immer sehr zurück und bin lieber für andere da.Ich denke,dass ich es deshalb so genieße,weil es eben auch mal um mich geht.Und trotzdem ist es schmerzlich,aber auch sooo schön.


leberblümchen
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Beitrag So., 25.10.2015, 16:37

Wie ist es denn zu den Einladungen zum Essen gekommen? (Will nicht indiskret sein, aber interessieren würde es mich trotzdem)

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lina1980
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Beitrag So., 25.10.2015, 16:46

Na ja,ich leide ja unter einer Essstörung.Mein Bmi lag nur noch bei ca 15,8 und ich sollte einen stationären Aufenthalt machen.Das habe ich auch gemacht und meine Thera meinte,wenn ich wieder aus der Klinik zurück bin,möchte sie gerne mit mir Essen gehen(die ambulante Thera war aber schon abgelaufen).Das war auch keine therapeutische Maßnahme,weil ich ja nicht mehr bei Ihr in Behandlung war.Aber weil ich damals auch schon dieses Abhängigkeits-Ding hatte habe ich die Einladung abgelehnt.

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lina1980
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Beitrag Di., 27.10.2015, 13:12

Gestern nachmittag hatte ich wieder einen Termin.Das Gefühl wird immer doller . Warum habe ich so einen Menschen nicht in meinem privaten Umfeld?(ich weiß es,weil niemand mich aushalten würde,ohne dafür Geld zu bekommen) .

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