Suizid meines Vaters

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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WeißerHai
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Suizid meines Vaters

Beitrag Mi., 02.03.2016, 06:13

Hallo

Es ist zwar mittlerweile 2 1/2 Jahre her das sich mein Vater das leben genommen hat, aber ich komme einfach immernoch nicht damit klar und hoffe das mir hier jemand helfen kann.

Meine Mutter meint, dass mein Vater Alkoholiker war. Er hat jeden Abend ein paar Bier getrunken und auch Wein. Zuallererst die Frage: Ist das dann schon Alkoholismus ?

An dem Tag an dem es passierte hatten meine Eltern einen Streit. Ich hatte mich zu dem Zeitpunkt mit Freunden getroffen und hatte somit garnichts von dem Streit mitbekommen.
Als ich dann nach Hause kam, hatte ich mich zuerst gewundert, dass im Stall um 1 Uhr nachts noch Licht brannte. Als ich dann zur Haustür rein ging, sah ich daneben ein paar leere, hochprozentige Alkoholflaschen. Drinnen lag meine Mutter und weinte.
Sie erzählte mir, dass sie die Trinkerei nicht mehr ausgehalten hat und dass sie eine Affäre hatte. An diesem Abend hat sie es meinem Vater erzählt und sie wollte die Scheidung, weshalb es zum Streit kam und mein Vater sich betrunken hat.
Nachdem sie mir das erzählt hatte war ich ziemlich fertig, besonders weil ich nie zuvor von einem großen Streit erfahren hatte und unsere Familie als glücklich und heil sah.
Ich wollte einfach nur ins Bett und meine ruhe.
Mein Vater war als ich meine Zähne geputzt hab im Stall, direkt neben dem Badezimmer, aber ich wollte nicht zu ihm weil er betrunken und wütend war.
Am nächsten morgen wurde ich von meiner Mutter geweckt und sie sagte mir, dass sich mein Vater im Stall erhängt hat.
Später sagte sie mir außerdem, dass eins der letzten Dinge die sie ihm gesagt hatte "Denk an die Kinder" war.
Das war wie ein Stich ins Herz.
Ich hatte mich gerade gefreut mit ihm ein paar Motorrad touren zu machen, da ich gerade ein Motorrad gekauft hatte, und einfach eine schöne Vater-Sohn Beziehung zu führen. Wir hatten immer eine gute Beziehung zueinander und sie wurde eigentlich sogar immer besser.

Dazu kommt außerdem, dass meine Großeltern behaupten meine Mutter hätte ihn umgebracht.
Meine Oma hat seit diesem Tag auch keine Lust mehr zu leben, was aber auch daran liegt, dass sich ihr erster Sohn auch umgebracht hat.

Mein Opa, mein Cousin und ich sind die einzigen Männer aus der Familie die noch leben.

Vater meiner Mutter: Alkoholiker, Selbstmord als meine Mutter 16 war

Mann meiner Tante: Alkoholiker, Selbstmord als mein Cousin 16 war

Bruder meines Vaters: Krebs und nicht mehr lange zu leben, Selbstmord als mein Vater 16 war

Mein Vater: Alkoholiker, Selbstmord als ich 16 war

Ist das alles nur ein blöder " zufall " oder ist Suizid in irgendeiner Form vererbbar?

Ich hoffe mir kann jemand helfen oder auch einfach mit mir darüber ein wenig reden.

Danke im voraus und liebe Grüße!

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Nico
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 06:25

Boah da hast du einiges zu verkraften.
Ich kenne auch Familien mit derart gehäuften Suizidraten, also dürfte da schon was dran sein.
Dass dir der Alkoholkonsum deines Vaters so verborgen blieb wundert mich und spricht eigentlich eher gegen ein besonders enges Verhältnis, aber ok du warst ja noch jung.

Hier gibt es ganz andere Suizid - Spezialisten, ich bin da nicht so " von Fach" aber ich glaube nicht, dass ein Selbstmörder zur Tatzeit an irgendwen denken kann, da läuft dann ein Programm ab.
Aufpassen würde ich an deiner Stelle mit Alkohol, da scheinst du mir doch relativ vorbelastet zu sein.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)


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WeißerHai
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 07:07

Verborgen blieb er mir nicht. Dass er die Biere und den Wein getrunken hat, habe ich ja schon mitbekommen. Ich meinte nur, dass ich mir nicht sicher bin, ob man das dann wirklich als Alkoholiker bezeichnet, aber ich denke mal schon.

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Myhre
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 07:45

Die Fragestellung nach Alkoholismus ist nicht wieviel,sondern ob man ohne der täglichen Menge auskommt.
Wenn man Entzugserscheinungen hat ohne den normalen Pegel ist es Alkoholismus.
Ich finde es immer traurig,wenn nach einem Suizid die Schuldfrage umgeht und man ob der Trauer sich gegenseitig schuldig spricht...das macht es nicht leichter.
"Du hast ihn umgebracht..." was für ein furchtbar herzloser Satz deiner Mutter gegenüber.
Nein,dein Vater hat sich selbst getötet.
Es ist im nachhinein unmöglich herauszubekommen,was nun genau der Auslöser war und wie man hätte einschreiten können.
Depressionen können vererbt werden,bzw die Veranlagung dazu.
Was heisst das nun für dich?
Hast du Sorge auch so zu enden?
Herzliche Grüsse Myhre
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi

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WeißerHai
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 08:36

Das weiß ich natürlich nicht ob er ohne Alkohol nicht hätte auskommen können oder ob er Entzugserscheinung hatte, darüber hat er natürlich nie gesprochen. Man kann es höchstens vermuten, da er eben jeden Tag getrunken hat.
Richtig sorgen mache ich mir nicht, dass ich so enden könnte. Aber dass ich auch Depressionen bekommen könnte macht mir sorgen.
Selbstmord ist ansich eine Entscheidung die man selbst trifft und da ich weiß wie schlimm es vor allem für die Mitmenschen ist, würde ich soetwas bei klarem Verstand nie tun.
Aber ich weiß das Depressionen sehr schlimm sein können und ich möchte keine bekommen, da ich eben nicht mehr bei klarem Verstand wäre.

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kirschkompott
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 09:16

WeißerHai, du klingst sehr reflektiert. Es tut mir leid, was dir passiert ist.

Ich denke nicht, dass Suizidalität an sich vererbbar ist. Allerdings ist eine Neigung zu Depressionen schon vererbbar - und es gibt auch familiäre Traumata. Also einerseits könntest du genetisch etwas vorbelastet sein, aber auch durch dein Umfeld beeinflusst.

Dadurch dass du so reflektiert bist kannst du dich ja genau beobachten. Und wenn es dir mal schlecht geht, kannst du dir frühzeitig Hilfe holen. Alkoholismus (und auch Suizidalität) entsteht ja oft aus Perspektivlosigkeit und den Mangel an anderen Bewältiungsstrategien. Oft stecken hinter Alkoholismus andere Probleme - Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben zum Beispiel.. Und der Alkohol betäubt, damit man sich den eigenen Problemen nicht stellen muss. Es holt einen halt dann doch wieder ein....

Schau gut auf dich. Dann hast du schon gewonnen!

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Candykills
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 09:30

Ich habe auch mehrere Selbstmorde in der Familie, väterlicher- und mütterlicherseits. Meine Therapeutin sagte mal zu mir, dass - weil ich ja auch sehr suizidal bin - Selbstmord nicht vererbt wird, aber die Schwelle diesen umzusetzen sinkt, wenn man innenfamiliär häufig sowas mitbekommt.

In der Tat ist es sehr tragisch was du da erlebt hast. Hast du mal überlegt eine Psychotherapie zu machen, die dir bei der Bewältigung des Suizids hilft? Ich denke nicht, dass das etwas ist, was man mit sich alleine ausmachen lernen muss.

LG
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Disso
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 09:34

Hallo WeißerHai,

das ist schon ein ziemlich harter Tobak, den Du zu verkraften hast.
Ich gebe meinen Vorgängern Recht, Suizid ist nicht vererbbar, die Veranlagung zur Depression, die einen Suizid bedingen kann, schon. Deshalb würde ich Dir empfehlen, das einmal abklären zu lassen, zumal Dir die familiäre Häufung durchaus bewusst und sicher eine nicht von der Hand zu weisende Belastung ist.
Zumindest spricht der Alkoholkonsum Deines Vater dafür, dass er nicht in dem Maße mit seinem Lebem zu recht kam, wie er sich das eventuell gewünscht hat und täglich seine Frustrationen damit herunterspülen musste.

Deine Schilderungen lesen sich für mich allerdings eher so, dass Dein Vater sich in einer absoluten Kurzschluss-Reaktion suizidiert hat. Meistens gibt es dafür einen konkreten Auslöser. Das Gespräch (Streit) mit Deiner Mutter über die bevorstehende Trennung, die in ihm massive Ängste ausgelöst haben könnten, scheinen mir näherliegender als ihre Beschuldigung an Dich. Und wem nützen die Schuldzuweisungen? Wahrscheinlich nur Deiner Mutter, die damit ihre vermeintliche Schuld mindern kann.
Es ist eine nicht zu ändernde Tatsache, die man auf Dauer akzeptieren lernen kann und muss.

LG Disso

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 14:40

Bzgl. der Vererbbarkeit wirst du geteilte Meinungen finden. Nichts genaueres weiß man nicht. Und weil man nichts weiß, geht man den mittleren Weg und behauptet, von allem wäre was dabei: Also Umwelt, Familie und Gene.
Das ist nun schwer zu bestreiten. Was es bei deinem Vater war, wird niemand wissen können. Es könnte genauso gut sein, dass es ein erlerntes Problemlöseverhalten ist, also Alkohol zu trinken.
Bei Alkoholismus und Depressionen ist die Suizidgefahr natürlich um ein vielfaches Erhöht.

Wie Nico schon schrieb: Sei vorsichtig beim Alkohol. Im Zweifel trink besser gar keinen Schluck. Das ist die einzige, aber eine sehr wichtige, Komponente, die du selbst in der Hand hast. Ob du depressiv wirst, Suizidgedanken entwickelst etc. kannst du nicht unmittelbar beeinflussen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 14:50

@ Candykills: Ich fürchte, deine Therapeutin könnte recht haben. Das ist aber etwas, das mich vom Suizid abhält. Ein anderer Grund ist, dass Suizid immer Brutal ist und schrecklich, das Gelaber von vermeintlich friedlichen Methoden ist ein schmarren.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


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WeißerHai
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Beitrag Do., 03.03.2016, 04:25

Erstmal danke an alle für Ratschläge und Erklärungen!
@Candykills über eine Therapie habe ich schon nachgedacht, wollte bisher aber noch keine machen. Derzeit bin ich in Australien aber wenn ich ende Juni wieder in Deutschland bin werde ich vermutlich eine anfangen.
@Disso kann man beim Arzt einen Check machen lassen ob man Depressive Veranlagungen o.Ä. hat ? Und was meinst du genau mit Beschuldigungen an mich?
@BrokenWing das ist tatsächlich ein ziemlich guter Grund, aber es gibt für mich sowieso tausende Gründe dafür keinen Selbstmord zu begehen.

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Disso
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Beitrag Do., 03.03.2016, 12:32

@WeißerHai

http://www.aerztezeitung.de/medizin/kra ... ssion.html

In wiefern das solche Bluttests in Deutschland schon ausprobiert werden, kann ich Dir nicht sagen. Ich meinte mit abklären, auch wie candykill, eher einen Besuch beim Psychologen.
Allerdings würde ich Dir empfehlen, das erstmal nicht über die KK abrechnen zu lassen.

Das ist für zukünftige Lebens- oder Berufsunfähigkeitversicherungen immer eine Hürde, weil die Anscheinsvermutung für Versicherungen immer eine große Rolle spielt, ein psychisches Risiko zu versichern.
Oder Du suchst Dir erstmal eine neurale Beratungsstelle.

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Elfchen
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Beitrag Do., 03.03.2016, 22:42

Zum Schutz des TE's und des Threads schliesse ich vorläufig.

Liebe Grüsse
Elfchen
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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