Kann man Psychiater / Psychologen/ Thera täuschen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Mustermaus
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Kann man Psychiater / Psychologen/ Thera täuschen?

Beitrag So., 08.05.2016, 16:30

Kann sich ein Fachmann irren dadurch, dass der Patient irgendwas vortäuscht, was er gar nicht hat (ggf. unabsichtlich)? Oder haben Fachleute immer einen "Riecher" nach einigen Sitzungen? Oder gibt's wiederholt irgendwelche Lieblingsdiagnosen, nur weil einige Kriterien auf den Patienten passen?

Kann ein ausführlicher psychologischer Fragebogen / Test zu einer falschen Diagnose führen?
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Candykills
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Beitrag So., 08.05.2016, 16:34

Logisch, kann das passieren, sind ja auch nur Menschen. Vermute aber, dass sie bei einem Großteil der Menschen, die zu ihnen kommen, einen ganz guten Riecher haben, ob die ehrlich sind oder was vorspielen.
Und natürlich kann auch so ein Fragebogen zur falschen Diagnose führen, wenn er nicht ehrlich beantwortet wird.
Man bekommt ja als Patient von den Therapeuten normal einen ordentlichen Vertrauensvorschuss.

Hast du denn vor etwas vorzuspielen? Und falls ja, wieso?
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Mustermaus
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Beitrag So., 08.05.2016, 17:01

Nein, überhaupt nicht... Ich befürchte nur, dass mir eine falsche Diagnose an den Hals gehängt wurde und es ärgert mich.

Nur weil ich traumatische Erlebnisse hatte in der Kindheit, geht man gleich davon aus, ich hätte BPS. Zuerst hat es die Psychologin festgestellt mithilfe von diagnostischem Verfahren und irgendwann hat auch der Psychiater damit angefangen.

Der Schwachsinn steht jetzt überall- musste mit einem Wisch zum Hausarzt, hab gar nicht darauf geachtet, ist sogar dort drauf! Wird mit der Kasse so abgerechnet, etc... Ich habe dadurch ein bisschen das Gefühl, jeder könnte sich irgendwie anders mir gegenüber verhalten (unter anderem der Hausarzt).

Ich versuche so ehrlich wie möglich zu sein in der Therapie, hab jedoch das Gefühl, ich werde falsch verstanden.
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werve
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Beitrag So., 08.05.2016, 17:26

Hallo Mustermaus,
einen guten Psychiater kann man nicht täuschen. Er wird zwar, wenn man etwas verheimlicht, nicht unbedingt zu richtigen Schlüssen kommen, jedoch wird er spüren, dass etwas nicht stimmig ist.
Was Fragebogen betrifft, sie sind alleine nicht geeignet um Diagnosen zu stellen, dazu gehört auch immer das "Instrument" Arzt/Psychotherapeut.
Und was BPS betrifft, sollte sich langsam herumgesprochen haben, dass dies eine Dimension (von nicht vorhanden bis ganz stark vorhanden) und keine Schublade ist. Diagnosen in der Psychobranche sind überhaupt mit äußerster Vorsicht zu genießen.
Gruß werve

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peppermint patty
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Beitrag So., 08.05.2016, 17:31

Kann es sein, dass du selbst eine BPS negativ bewertest, so dass du dies anderen bezgl deiner Person unterstellst?
Was ist so schlimm an einer BPS?
Und welche Diagnose glaubst du denn selbst zu haben?

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stern
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Beitrag So., 08.05.2016, 17:38

Klar gibt es Lieblingsdiagnosen und Fehldiagnosen oder Modediagnosen (natürlich nicht bei jedem, aber grds. gibt es das). Das bestreitet noch nicht einmal die Fachwelt. Ich würde es ansprechen. Deine eigene Sichtweise darfst du natürlich mitteilen. Bedeutet aber nicht unbedingt, dass der Behandler seine Sichtweise ändert. Diagnosen wird auch ein subjektiver Charakter zugesprochen. Aber natürlich muss es begründbar sein. Leider vermitteln manche Diagnosen keine graduelle Abstufung. Es passt nämlich nicht jeder lupenrein in eine Schublade. Es gibt z.B. auch fließende Übergänge, aber die gehen leider nicht unbedingt hervor. Dass besonders die BPS als stigmatisierend empfunden wird, ist eigentlich auch nicht neu.
Liebe Grüße
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Beitrag So., 08.05.2016, 17:40

Was ich nicht checke, dass die mich mittlerweile beide relativ gut "kennen". Bei der Psychologin (Therapeutin) bin ich bereits seit fast nem halben Jahr und beim Psychiater war ich zig mal, er hat mir aus unerklärlichen Gründen permanent Termine gegeben. Bis ich ihm kürzlich mitgeteilt habe, dass ich da nicht mehr herkommen will (warum auch?).

Die Therapeutin /Psychologin hört aber irgendwie nicht auf mit dieser BPS Diagnose, obwohl ich ihr geschildert habe, dass ich mir denke, ich hätte möglicherweise irgendwas missinterpretiert bei den Fragebögen vor Therapiebeginn.
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peppermint patty
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Beitrag So., 08.05.2016, 17:45

Mustermaus hat geschrieben: Die Therapeutin /Psychologin hört aber irgendwie nicht auf mit dieser BPS Diagnose.
Das klinkt ja fast so als wolltest du dir die Diagnose aussuchen. So läuft das leider nicht. Wenn dich deine Thera und die Psychiaterin so gut kennen ist die Wahrscheinlichkeit der Richtigkeit der Diagnose ziemlich hoch.

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stern
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Beitrag So., 08.05.2016, 17:48

Mal unabhängig von der Diagnose. Passt denn die Therapie für dich... oder findest du, die Therapie geht (wegen einer evtl. unpassenden Diagnose) an deinen Schwierigkeiten vorbei? Also wenn jemand Skills für Selbstverletzungen erarbeiten soll, obwohl das nicht gegeben ist, läuft wohl etwas schief. Wenn man hingegen den Therapieansatz als stimmig empfindet, ist die Diagnose natürlich immer noch nicht unwichtig, aber dann passt zumindest die Behandlung.

Wenn man findet, Einschätzung passen nicht, so halte ich es für wichtig, das anzusprechen. Ich sehe auch keinen Grund, dass ein Therapeut die Diagnose dauernd erwähnen muss. Es ist eine Orientierung, aber man ist ja auch nicht seine Diagnose, sondern ein Mensch. Therapeuten sollten Menschen behandeln und nicht Diagnosen.
Zuletzt geändert von stern am So., 08.05.2016, 17:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag So., 08.05.2016, 17:53

Egal welche Diagnose du hast, du wirst immer mal wieder auf Menschen in deinem Leben treffen, die dich deshalb komisch behandeln. Aber ganz viele Menschen werden dich auch ganz normal behandeln. Ich würde mir mal genau erläutern lassen inwiefern diese Störung in deren Augen auf dich zutrifft. Vielleicht erkennst du dich ja dann darin eher wieder. Oder ihr könnt etwas klären.
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Beitrag So., 08.05.2016, 17:57

peppermint patty hat geschrieben: welche Diagnose glaubst du denn selbst zu haben?
Hmmm, eigentlich keine Ahnung... Zwanghafte Persönlichkeit (-sstörung?). Aber immer, wenn ich BPS versuche zu widerlegen, zeigt mir die Therapeutin diese Kriterien auf, die dafür sprechen würden.

Ich könnte mir vorstellen, dass sich diese Kriterien einfach mit Zwanghaftigkeit überschneiden... Zb Nähe/ Distanz Problem, SVV, Betäubungsmittelkonsum, Impulsivitaet, Selbstabwertung, Stimmungsschwankungen, etc können ja alles zur Unterdrückung der Zwänge dienen bzw damit zusammenhängen!

Ich habe schon sehr häufig erwähnt, dass ich mich für zwanghaft halte, aber das hat bis dato nur der Psychiater ernst genommen (hab dafür dann Sertralin erhalten).
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Beitrag So., 08.05.2016, 18:12

stern hat geschrieben: Passt denn die Therapie für dich... oder findest du, die Therapie geht (wegen einer evtl. unpassenden Diagnose) an deinen Schwierigkeiten vorbei? Also wenn jemand Skills für Selbstverletzungen erarbeiten soll, obwohl das nicht gegeben ist, läuft wohl etwas schief.

Wenn man findet, Einschätzung passen nicht, so halte ich es für wichtig, das anzusprechen. Ich sehe auch keinen Grund, dass ein Therapeut die Diagnose dauernd erwähnen muss.
Unpassend nur in dem Sinne, dass mich SVV nicht stört, es ergänzt mein Leben und ich komme gut damit klar. Die Therapeutin hat mich gefragt, ob ich es denn ertragen kann, wenn es mir gut geht...

Also ändern möchte ich grundsätzlich nichts - das fragen mich die beiden nämlich immer wieder. Ich bin eigentlich wegen meinen Zwängen dort gelandet, an denen wir nicht wirklich arbeiten. Aber Sertralin hilft mir erfreulicherweise recht viel...

Die Thera erwähnt die Diagnose nur, wenn ich anspreche, ob sie mittlerweile anderer Meinung ist... Weil mich das halt stört.
~ ~ ~ ~


isabe
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Beitrag So., 08.05.2016, 18:49

Wie kann man denn unabsichtlich einen Therapeuten täuschen? Du hast dort die große Chance, dich so zu zeigen, wie du bist und wie du dich fühlst. Natürlich kann der Therapeut dann vielleicht falsche Schlüsse ziehen. Aber dann hättest du ihn nicht getäuscht, sondern er hätte sich geirrt. Das ist ja was vollkommen anderes.

Diagnosen können sich auch ändern, weil Menschen sich ändern können und in der Therapie nachreifen können.

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Bumpam
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Beitrag So., 08.05.2016, 19:37

Hallo Mustermaus,
Mustermaus hat geschrieben: Unpassend nur in dem Sinne, dass mich SVV nicht stört, es ergänzt mein Leben und ich komme gut damit klar. Die Therapeutin hat mich gefragt, ob ich es denn ertragen kann, wenn es mir gut geht...
Also ändern möchte ich grundsätzlich nichts - das fragen mich die beiden nämlich immer wieder. Ich bin eigentlich wegen meinen Zwängen dort gelandet, an denen wir nicht wirklich arbeiten. Aber Sertralin hilft mir erfreulicherweise recht viel...
Die Thera erwähnt die Diagnose nur, wenn ich anspreche, ob sie mittlerweile anderer Meinung ist... Weil mich das halt stört.
kann ja sein dass ich völlig falsch liege.
Aber wäre es möglich, dass es bei der Diagnose eigentlich darum geht - um die Frage ob denn alle diese "Anzeichen" oder "Symptome" oder "Wesenszüge" nun Krankheitswert haben und deswegen therapiert werden sollten oder nicht?
Dass die Diagnose akzeptieren auch heissen würde, dass vielleicht doch nicht alles davon so gut ins Leben passt?
Beziehungsweise wenn es tatsächlich für Dich so gut passt, dass es Dich stört, dass das eine Diagnose sein soll?
Ich habe es so verstanden, dass Du an anderen Problemen arbeiten willst als die Thera, oder zumindest sie was anderes auch noch als therapiewürdig einschätzt. Hast Du sie denn schon gefragt, was es für die Therapie und die Zusammenarbeit bedeutet, dass Du zB an den SVV gar nichts ändern willst?

Liebe Grüße, Bumpam

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Mustermaus
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Beitrag So., 08.05.2016, 20:58

Die Thera meint, zuerst müsste ich woanders ansetzen, meine Zwänge wären quasi zweitrangig. Da stellt sie zb Drogenmissbrauch in den Vordergrund bzw dass ich "selbstzerstörerische Handlungen" unterlassen soll.

Sie war diejenige, die unbedingt drauf bestand, dass ich ADs schlucke. Sie meinte, bis dahin kann sie nur stockend mit mir arbeiten...

Sie denkt irgendwie in anderen Dimensionen, als ich. Denn ich fand die Therapie auch vorher schon hilfreich - imho will ich abbrechen, da ich mit der Medikation zufrieden bin und das Gefühl habe, die helfen auch ohne Therapie.

Ich will eigentlich nur die Bestätigung, dass bei mir alles rund läuft und nicht umgekehrt. Denn ich muss mir oft genug anhören in Beziehungen (Familie, Partner, etc), dass ich nicht ganz dicht bin. Da brauch ich keinen Fachmann, der mir dasselbe erzählt... Kann sonst gleich zuhause bleiben, so wächst nur der Druck zusätzlich und ich werde keineswegs bestärkt.
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