Psychotherapeuten sind nicht unsterblich!

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Lockenkopf
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Psychotherapeuten sind nicht unsterblich!

Beitrag Fr., 09.09.2016, 21:55

Von Berufswegen muss ich des öfteren mit unheilbaren Erkrankungen und dem Tod anderer Menschen fertig werden.
Privat ist mir der Verlust/Tod nahestehender Menschen seit meiner Jugend immer wieder begegnet.

Seit einigen Monaten habe ich einen neuen Psychotherapeuten. Die Sitzungen mit diesem Menschen tun mir gut. Ich habe ein sehr gute Vertrauensverhältnis zu ihm.
In den letzten Monaten habe ich nach und nach erfahren, das er das Jahr vor meinem Psychotherapiebeginn sehr schwer erkrankt war. Er war in den letzten Tagen auf dem Weg zu einen Kontrolltermin in der Klinik. Das er mir das, als seine Psychotherapiepatientin. per Mail mitteilt, lässt mich aufhorchen. Befürchtete er ein rezidiv? Ist er wieder erkrankt?
Oder geht er nur davon aus, das ich mit derartigen Erkrankungen und dem Wissen um Kontrollterminen umgehen kann?

Jedenfalls mach ich mir jetzt Sorgen um seine Gesundheit und um weitere Sitzungen bei ihm.
Schöne Scheiße.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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blade
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Beitrag Di., 15.11.2016, 17:44

Solche Begegnungen sind höchst selten und unglaublich wertvoll.
Sie haben jemanden getroffen, der auf der gleichen Wellenlänge ist.
Das ist gut. Ohne Vorbehalt.
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Beitrag Di., 15.11.2016, 18:52

Nico hat geschrieben:Ja stimmt, aus dem Postings der TE Egoismus in Reinkultur herauszulesen ist psychopathisches Denken.
Das sehe ich auch so
Mein Psychotherapeut findet meinen Egoismus in diesem Punkt überhaupt nicht pathologisch, ganz im Gegenteil.

Und ja, ich lag mit meiner Vermutung richtig. Er ist wieder erkrankt und niemand weis, wie lange er mich als Psychotherapeut begleiten kann.

So ist das Leben! Es endet immer tödlich, für jeden von uns.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Beitrag Di., 15.11.2016, 19:16

blade hat geschrieben:Solche Begegnungen sind höchst selten und unglaublich wertvoll.
Sie haben jemanden getroffen, der auf der gleichen Wellenlänge ist.
Das ist gut. Ohne Vorbehalt.
Ja, das denke ich auch inzwischen.
Ich bin froh diesen Psychotherapeuten zu haben.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Aleccia 1992
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Beitrag Di., 15.11.2016, 19:56

Es zeigt an massiven Vertrauen und guter Bindung zu ihm, soetwas ist sehr wertvoll und das ist aus zwischenmenschlicher Sicht , eine normale Reaktion . Teilen Sie ihm mit dass Sie ihn Gedanken bei Ihm sind, er wird sich freuen.

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Beitrag Di., 15.11.2016, 20:03

Ich bin sicher, er weis das ich an ihn denke.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Broken Wing
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Beitrag Di., 15.11.2016, 21:29

Ich wäre genervt und würde ernsthaft daran denken, abzubrechen. Ja, alle Lebewesen sterben. Das ist mir schon oft begegnet und ich werde diese Situationen weder aufsuchen noch mich mit dieser Einrichtung für einverstanden erklären. Betroffene müssen das leider allein durchstehen und ich glaube auch nicht, dass mir totkranke noch irgendwas beibringen könnten.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Rubey
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Beitrag Di., 15.11.2016, 22:04

Ich wünsche auch keinem totkranken deinen "Beistand", wenn du so drauf bist!

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Beitrag Di., 15.11.2016, 22:13

Wozu gegen etwas unabänderlichem kämpfen? Akzeptanz des selben bringt Erleichterung.
Was bleibt, ist der Verlustschmerz, der ist unausweichlich.
Und genau damit muss ich meinen Umgang finden, denn dem Tod der Menschen, welche mich umgeben, kann ich gar nicht ausweichen. Genau genommen will ich ihm nicht ausweichen, weil das bedeutet den Menschen in meiner Umgebung und den Beziehungen zu ihnen auszuweichen.

Sicherlich müssen Sterbende das streben selbst bewältigen, aber die, die ich kennen gelernt habe sind nicht allein gestorben. Auch ich versuche meine Angehörigen so gut es geht dabei zu begleiten.
Und beruflich ist das sowieso eine meiner Aufgaben.

Und suchen brauche ich diese Situationen nicht, sie treten ein ohne mein zutun.

Was kann man von Sterbenden lernen? Gut zu sterben z.B., finde ich ganz wichtig.

Was kann man von einen todkranken Psychotherapeuten lernen? Das selbe wie von einem gesunden Psychotherapeuten!!!
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Broken Wing
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Beitrag Di., 15.11.2016, 22:39

@ Lockenkopf: Dagegen protestieren ist sinnlos, deswegen muss ich nicht dafür sein. Blödsinn, über den Tod zu philosophieren und mit Betroffenen sist pechschwarzer Humor nur halb so lustig, die wurden bisher bei mir ziemlich gallig. Und wozu sich mit jemandem näher befassen, dem man seine Krankheit ansieht, der Kontrolltermine wahrnehmen muss und die irgendwie bei euch zum Thema werden?
Für mich wäre es nichts, mir darüber noch Gedanken machen zu müssen, wie lange es noch mit ihm gut geht. Und ich mag halt nicht jemandem beim Verfall zusehen.
Gut sterben muss ich nicht lernen, suche mir ja nicht aus, wie ich sterben will.

@ Rubi: Kein Grund, ausfallend zu werden.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Beitrag Di., 15.11.2016, 23:08

Broken Wing hat geschrieben:@ Lockenkopf: Dagegen protestieren ist sinnlos, deswegen muss ich nicht dafür sein. Blödsinn, über den Tod zu philosophieren und mit Betroffenen sist pechschwarzer Humor nur halb so lustig, die wurden bisher bei mir ziemlich gallig..
Einem Sterbenden gegenüber habe ich den gleichen Humor wie einem Gesunden gegenüber. Allerdings mache ich mich grundsätzlich nicht über die Situation meines Gegenübers lustig.
Aber, ich spreche durchaus mit den Mensch darüber wie sie ihre letzten Lebensmonate/-Wochen verbringen wollen. Das Thema hatte wir übrigens auch in der letzten Sitzung.

.
Und wozu sich mit jemandem näher befassen, dem man seine Krankheit ansieht, der Kontrolltermine wahrnehmen muss und die irgendwie bei euch zum Thema werden?
Für mich wäre es nichts, mir darüber noch Gedanken machen zu müssen, wie lange es noch mit ihm gut geht. Und ich mag halt nicht jemandem beim Verfall zusehen..
Meinem Psychotherapeuten sieht man die Erkrankung (noch) nicht an. Und dem Bereich seines Körpers dem man was ansieht, der ist verdeckt und bei ihm bin ich für diesen Bereich nicht zuständig (im Gegensatz zu meinen Pat.).

Ich habe im übrigens 3 Kolleginnen welche Krebs haben/hatten. Zwei haben es überwunden, gehen seit Jahren nur noch zu Kontrollterminen.
Eine Kollegin lebt seit 6 Jahren mit einem sehr seltenen Pankreastumor, sie hat mittlerweile Metastasen. Bis auf die große erste OP, war sie in all den Jahren nie länger als 4 Woche krankgeschrieben. Sie arbeitet selbst während der Chemotherapie in Teilzeit.
Auch die beiden anderen arbeiten in Teilzeit.
Nenne mir eine guten Grund, warum ich mit diesen Menschen keine guten Beziehungen pflegen sollte?
Weil sie mich an meinen eigenen Tod erinnern?

Gut sterben muss ich nicht lernen, suche mir ja nicht aus, wie ich sterben will.

Das ist definitiv falsch. Du kannst sehr wohl dein sterben gestalten (und damit meine ich keinen Suizid).
Du kannst es nur nicht verhindern zu sterben.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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blade
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Beitrag Do., 17.11.2016, 11:04

ich vermute es könnte so sein, muß es aber nicht:

wenn jemand an dem Punkt ist, daß der eigene Tod von der allgemeinen abstrakten Verdrängungsebene, welche wir/die Meisten ständig pflegen plötzlich zu einer realen Größe wird

dann wird dieser jemand entweder die Verdrängungsmechanismen hochfahren, weil die ja bisher auch "funktioniert" haben
und dabei evtl in Panik etc geraten

oder

keinen Sinn mehr dafür haben (wollen) für das was sonst so unser tägliches Leben dominiert - meistens Unsinn und Nebensächlichkeiten.
So jemand wird sehr - unendlich geduldig sein, bei Dingen, welche im oberflächlichen Leben überhaupt keinen Platz finden

und absolut unduldsam gegenüber Verschwendung und Unsinn.

Ich finde übrigens auch, daß Eigennutz (die begründete Angst einen geschätzten Menschen wieder zu verlieren)
und Sympathie überhaupt kein Gegensatz sind, es ist beides echt.
Die Frage ist, wie man damit umgeht.
Loslassen und lieben können ist für beide wichtig.
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Beitrag Do., 17.11.2016, 18:42

Lieber Blade,

das Sterbende absolut unduldsam gegenüber Unsinn und Verschwendung werden, habe ich noch nicht erlebt.
Erlebt habe ich, die letzten Wochen und Tage in der Gemeinschaft der Familie verbringen zu wollen, das gilt übrigens auch für die Angehörigen.
Und die Menschen welche ich begleitet habe, wollten durchaus Spaß haben, wenn es ihnen halbwegs gut ging.

Zudem macht die Konfrontation mit dem Tod gelassen gegenüber Kleinkram. Da habe ich auch bei mir persönlich erlebt.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Nico
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 12:58

Lockenkopf hat geschrieben:
Zudem macht die Konfrontation mit dem Tod gelassen gegenüber Kleinkram. .
Ich finde das macht eine offene und ehrliche Konfrontation mit dem Leben ebenso.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 18.11.2016, 19:43

Neh, schwerst krank zu sein und dem Tod in die Augen zu schauen, das ist noch mal eine ganz andere Dimension mit Auswirkungen die ein Mensch sonst in seinem Leben nicht erfährt.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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