Drogen und Alkohol: kommt man überhaupt davon los?

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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sommerregen
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Drogen und Alkohol: kommt man überhaupt davon los?

Beitrag Sa., 13.05.2017, 14:38

Hallo,
ich mach mir zurzeit wieder sehr viele Gedanken zu dem Thema... und frage mich, ob man eine Drogenabhängigkeit (oder auch Alkohol) wirklich jemals überwinden kann?
Wird es irgendwann leichter erträglich? Verschwinden die Gedanken daran? Oder muss man sein Leben lang dagegen ankämpfen?
Schafft man das überhaupt? Oder ist es vorprogrammiert, dass man irgendwann - früher oder später - rückfällig wird?

Mich würden eure Erfahrungen und Gedanken dazu sehr interessieren.
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Für mich waren Substanzen, die die Psyche beeinflussen, schon immer ein Thema. Nicht, weil ich einen bestimmten Umgang hatte oder in einem bestimmten Umfeld aufgewachsen wäre - nee, ich bin da ganz und gar alleine drauf gekommen. Ich habe eigentlich seit ich denken kann das Bedürfnis, mich zu berauschen und der Realität zu entfliehen. Dieser Drang ist, warum auch immer, sehr sehr tief verwurzelt in mir.

Mit 15/16 hat es bei mir so richtig angefangen, dass ich mit sämtlichen Substanzen rumexperimentiert hab, die ich in die Finger krieg... bis ich dann mit 19 schon so ziemlich alles ausprobiert hatte, was es gibt - von Cannabis über Amphetamin, MDMA, Kokain, über LSD und Pilze bis hin zu Benzos und Opiaten.
Ja, und mit den Opiaten hatte ich dann MEINE Droge gefunden. Und die Sucht ging los, die langsam immer mehr mein Leben bestimmte (und auch heute noch irgendwie bestimmt). 2015/2016 ist es dann "etwas" eskaliert, ich hab nichts mehr auf die Reihe bekommen, war 24/7 total drauf (Heroin u. Fentanyl), bekam strafrechliche Probleme, Führerschein weg, Studium unterbrochen, usw...
Nach mehreren Versuchen hab ich es aber dann - dank der Hilfe eines sehr lieben Menschen - tatsächlich geschafft und bin seit letzten Juli (mit einem Rückfall im September) clean. Ich hab mein Studium wieder aufgenommen und hab dann auch direkt mit Drogenscreenings für die MPU angefangen, sodass ich hoffentlich im Sept./Okt. meinen Führerschein wieder hab.

Ja... und obwohl es objektiv eigentlich gut läuft und ich stolz auf mich sein sollte... es geht mir echt beschissen dabei. Ich kämpfe jeden Tag mit dem Suchtdruck, mit starken Depressionen und Ängsten. Ich hab einfach keine Kraft mehr und auch irgendwie keine Hoffnung, dass es jemals besser wird.
In letzter Zeit erwisch ich mich immer öfter bei Überlegungen, was ich denn nehmen könnte, was in den Screenings nicht getestet wird... und ich hab wirklich Angst, dass ich, sobald die MPU geschafft ist, wieder komplett rückfällig werde.

Gibt es unter euch jemanden, der es geschafft hat, davon wegzukommen? WIE macht ihr das?
WIE hält man ein nüchternes Leben aus? Wie hält man die Depressionen aus, die Angst, die ganzen Unsicherheiten, die Verzweiflung, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit?
Ich weiß einfach nicht, mit was ich das alles kompensieren soll.

(So, sorry für den langen Text.. ich musste mir das einfach mal von der Seele schreiben)

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Nico
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Beitrag Sa., 13.05.2017, 14:54

Also bei mir war es ja nur der Alk, aber ich bin jetzt rund 28 Jahre trocken und Alk spielt überhaupt keine Rolle mehr in meinem Leben.
In den ersten 10 Jahren gab es schon immer wieder so Momente aber seither nicht mehr.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Gin666m7
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Beitrag So., 14.05.2017, 20:20

Hast du nichts was dich sagen lässt dafür kämpfe ich? Hast du schon selbst entzogen? Oder war das dein erstes mal?

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Nico
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Beitrag Mo., 15.05.2017, 05:37

Ach zu kämpfen und selbst aufzuhören versuchte ich zeimlich lange erfolglos.
Erst als ich bewußt nicht mehr kämpfte habe ich es mit Hilfe eines einmaligen stationären Entzugs und einer Nachbetreuung mittels Selbsthilfegruppe und kurzzeitig mit einem Thera geschafft.
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sommerregen
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Beitrag Mo., 15.05.2017, 09:29

@Nico:
Naja, "nur" Alkohol... für mich macht das eigentlich keinen Unterschied, denn Sucht ist Sucht. Ich habe auch wirklich großen Respekt vor trockenen Alkoholikern und denke, es ist teilweise noch schwieriger als bei Drogen, weil man damit im Alltag ja ständig zu tun hat.

Ist der Alkohol heute also gar kein Thema mehr für dich oder hast du immer noch manchmal damit zu kämpfen?
Hast du denn damals irgend einen anderen Weg gefunden, mit deinen Problemen umzugehen?

Das ist eigentlich mein Hauptproblem, glaube ich. Es gibt ja meistens einen Grund, warum man trinkt, Drogen nimmt, etc... und solange die Ursache nicht beseitigt ist bzw. man keine andere Möglichkeit gefunden hat, damit umzugehen, solange schafft man es doch auch nicht, trocken/clean zu bleiben, oder?
Aber so ne alternative Bewältigungsstrategie hab ich irgendwie noch nicht gefunden..
Gin666m7 hat geschrieben: So., 14.05.2017, 20:20 Hast du nichts was dich sagen lässt dafür kämpfe ich? Hast du schon selbst entzogen? Oder war das dein erstes mal?
Ich weiß jetzt nicht, an wen die Frage gerichtet war, aber ich antworte einfach auch mal...
Es gibt schon ein paar Dinge, für die ich kämpfe... sonst wäre ich wohl auch nicht so weit gekommen. Und klar hoffe ich auch auf eine bessere Zukunft. Aber manchmal ist der Leidensdruck dann wieder so groß und die Depressionen reden mir ein, dass sowieso alles keinen Sinn hat, alles hoffnungslos und gleichgültig ist... da ist es dann wirklich schwer, dagegen anzukämpfen.

Entzogen hab ich schon oft. Gefühlte 100 mal zuhause, kalt... und einmal in einer Klinik (aber das war eher kontraproduktiv und hat alles noch schlimmer gemacht - also möglichst nie wieder).
Ich war letztes Jahr auch schon für ne Langzeittherapie angemeldet, aber das wäre nur mein letzter Ausweg gewesen... und da ich es dann doch so geschafft hab, hab ich die wieder abgesagt.

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Gin666m7
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Beitrag Mo., 15.05.2017, 11:03

Warst du schon mal bei einem psychologen? Also die frage war an dich gerichtet @sommerregen ...

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Nico
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Beitrag Mo., 15.05.2017, 12:12

Nein seit etwa 15 Jahren ist das überhaupt kein Thema für mich.
Es stört mich nicht wenn meine Partnerin ein Glaserl Wein oder meine Kumpel einige Bierchen trinken. Nur wenn die Leute echt betrunken werden gehe ich, das halte ich nicht mehr aus.
Ja die Probleme, das ist ja der idiotische Kreislauf, man trinkt wegen der Probleme und die Mehrzahl der Probleme kommen vom trinken.
Wenn man trinkt oder giftelt kann man erst Recht keine Probleme lösen.
Ja ich hab damals eine Strategie für mich gefunden, das war mein Glück.
Bringt dir aber nix wenn ich dir diese hier aufdrösle, sie wird dir kaum was bringen, du wirst deine eigene finden müssen.
Ich bin nur überzeugt davon dass es nur mit bedingungsloser Ehrlichkeit zu sich selbst funktionieren kann.
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_milk
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Beitrag Di., 16.05.2017, 22:40

ich hab momentan wieder einen schweren Rückfall. Nachdem ich 3 Monate nichts getrunken habe, bin ich seit einer Woche dauerfett. Es kotzt mich so an. Ich weiß nicht warum es so ist. Zuerst fängt es immer mit Genießen an. Dann sauf ich im Wirtshaus. Dann geister ich durch die Nacht. Dann hab ich am Morgen festen Kater. Dann trink lieber gleich was, oder noch besser ich kombinier das mit Lexis, die noch rumliegen. Und dann fühle ich mich nur noch scheiße. Ich bin so alt und so dumm. Ich will auch NICHT sagen, dass es menschlich ist.

Am meisten regt mich auch auf, dass ich dass ich bei Freunden war, die mein Problem kennen und mich auch oft kritisieren. Ja und stellen mir dann Fusel hin. Ich bin so verzweifelt, aber ich mag nicht in so eine Selbsthilfegruppe gehen. Noch nicht. Vielleicht wär es eh das Beste. Mein Psychiater hat mir in der trockenen Phase schon vorsorglich einen Folder mitgegeben. :-(
Ich verstehe die Grundbedingungen nicht. Mein Leben ist doch eigentlich gut. Ich hab keine materiellen Sorgen. Gut, das mit dem Job klappt nicht, aber das ist ja ein Phänomen der Zeit. Ich kann mich bewerben wo ich will, in meinem Alter 50+ nimmt mich keiner mehr. Außerdem hab ich auch früher schon gesoffen, als ich noch Arbeit hatte. Eher viel mehr. Ich hab eine PA hinter mir, eigentlich versteh ich nicht, was ich nicht sehe. Bin ich einfach nur undiszipliniert. Ist es einfach zu erlaubt, dauerfett zu sein. Ich hab grad ein launiges Posting in einem Forum abgesetzt, ich bin sicher, die finden das witzig. Dass mit wieder aufprackt hat.
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Nico
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Beitrag Mi., 17.05.2017, 05:06

Naja einige der Grundbedingungen kann ich dir schon sagen.
Mit 50+ findet man schwer einen Job, als praktizierende Alkoholikerin mit 50+ überhaupt nicht.

Den Alk saufen mußt du immer selbst, also nützt es nix wenn du deinen Freunden die Schuld gibst.

Ja es stimmt, wenn man selbst nicht so weit ist, klappt es mit dem Aufhören nicht, ich kannte allerdings einige bei denen als sie soweit waren die Leber oder die Bauchspeicheldrüse nicht mehr wollte und sie sind trotzdem postwendend in die Grube gefahren.
Daher ist es schon ratsam bei Zeiten soweit zu sein.
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_milk
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Beitrag Mi., 17.05.2017, 05:17

danke Nico, für deine aufmunternde Worte. Es geht doch nichts über so erkenntnisreiche Aussagen, wie: "trinken muss man den schon selbst."
und "praktizierende Alkoholikerin mit 50+" das ist schon wirklich eine sensible Formulierung auf die stolz sein kannst. Das hast du gut gemacht. So ein *SetzehiereinSynonomfürBlbablaein" braucht man einfach in der Krise. Weiter so. Und eine Frage habe ich noch: wenn du doch deiner unendlichen Weisheit erfreuen kannst und soviel Durchblick hast, warum hängst du dann schon ein Vierteljahrhundert in diesem Forum fest und hast noch nicht die Funktionsweise des Universums erklärt, eine Marskolonie gegründet, das falsche weiße Stängelbecherchen besiegt? Weißt du, lieber bin ich tot als limitiert.
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Nico
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Beitrag Mi., 17.05.2017, 05:27

Nö Unendliche Weisheit besitze ich nicht, ich war bloß schon einmal so weit wie du jetzt bist und habs überlebt.
Selbiges wünsche ich dir auch und das war es dann auch schon wieder von mir.
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_milk
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Beitrag Mi., 17.05.2017, 11:46

ja, ist ja auch wurst, wie du das jetzt machst. Ich sehe das so, dass das Forum dich stabilisiert, und das ewige Wiederholen, dass du mal Alkie warst, hilft dir ja auch den Zustand zu halten. So ein bisschen Küchenpsychologie für zwischendurch. :lol:

Aber dann noch mal zu MIR.

Was mir bei diesem Entzugsversuch, und ich halte den noch nicht für gescheitert, auffiel, war:
er ging relativ leicht. Ich hatte wenig Verlangen. Ich bin auch in einer recht positiven Lebensphase. Und mein Craving tendierte gegen Null. Nur dann kam der Sündenfall. Es war ein schöner Tag, und dachte mir, ich will mich in die Natur setzten, ich hab da so ein Plätzchen, die Sonne schien, mir war nach einem Viertel Rot schon schlecht. Und hab die halbe Flasche weggeschüttet. Am nächsten Tag wieder nichts. Kein Alkohol. Ich dachte, ich könnte trinken wie andere auch. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, der Alkohol tut mir gut, wirkt krampflösend, entspannend, und kannn die Dinge intensiver erleben. Vielleicht ist auch das der Fehler. Der Wunsch alles müsse noch besser sein. Ich hatte das körperliche Gefühl, es ist wie Medizin. Positiv. Im Nachhinein erkenne ich natürlich die Tücke. Es war ein Trick dieses Gesöffs, das anscheinend ziemlich wandelbar ist und wie Dämonen verschiedene Formen annehmen kann. Ich hab immerhin seit gestern nichts mehr getrunken und auch keinen Gusto. :lol: Meine Leber ist ganz ok, Fettleber, Triglyceride erhöht, aber nicht astronomisch. Sonst super Blutfettwerte. Das hängt natürlich auch den alkoholfreien Monaten zusammen.
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sommerregen
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Beitrag Fr., 19.05.2017, 16:39

Ähh, wer hat denn meinen Thread umbenannt?? :-o

Es geht bei mir doch gar nicht um Alkohol...

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_milk
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Beitrag Mo., 22.05.2017, 20:36

stimmt, dein Introposting ist nicht so alkohollastig :)
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sommerregen
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Beitrag Di., 23.05.2017, 20:37

Nö.. ich hab mich eigentlich eher auf Drogen bezogen, weil bei mir der Alkohol auch überhaupt keine Rolle spielt. Wollte nur die Erfahrungen von Menschen mit Alkoholproblemen nicht ausschließen. Aber dass man dann das Thema in "Alkohol" umbenennt, find ich doof.

Naja... egal.

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