Imaginationsübungen bei MPS

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Niniwech
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Imaginationsübungen bei MPS

Beitrag Sa., 07.06.2008, 11:22

Huhu,

ich bekomme in Foren immer wieder User mir, die sich als Multiple Persönlihckeiten vorstellen, und bei denen dann auch die Kinder in so ner "halo wia sint claudia un stefan un wollen ma spilen" - Art melden.

Anfangs war ich verwirrt , hab dann im Internet von MPS gelesen und dachte mir, ah ok.

Nun ist es so, dass ich in der Thera Imaginationsübungen gelernt hab, also Übung mit den inneren Kindern und inneren Helfern etc... ich hab da auch eine "Optimierungsphase" durchlaufen bzw. bin noch dabei, die "Innenpersonen" kennen zu lernen, am sicheren inneren Ort zu basteln etc. Ich kenn inzwischen auch die Namen, die sie haben wollen und manche Ansichten und und und - ABER das ist alles von mir selbst erdacht, es hilft mir manches klar zu machen ohne mich fertig zu machen oder Schuz, besser mit mir umgehen, mich weniger verlassen fühlen usw - und obwohl ich auch so ein Völkchen im Kopf hab, und auch in der Lage bin quasi "bewusst" einem den Vortritt zu lassen und zu sagen: Ok, schreib du das mal - bin ich natürlich nicht Multi.

Nun ists ja so, dass bei Multiplen ein Teil der Therapie ja im "einander Kennenlernen" besteht.
Viele kamen schon davor mit Imaginationsübungen in Berührung - hatten vll schon das Bild von den Inneren Kindern, bevor sie die MPS-Diagnose bekamen.

Wie interferiert das? Stört es? Oder hilft es? Und - vor allem, wie kann man Imaginationsübung von "echten Persönlichkeiten" trennen?

Letzter Zeit geht mir eine Frage nicht aus dem Kopf, und zwar, wenn man die Diagnosekriterien in den USA anschaut:
Diagnostic criteria for 300.14 Dissociative Identity Disorder
(cautionary statement)

A. The presence of two or more distinct identities or personality states (each with its own relatively enduring pattern of perceiving, relating to, and thinking about the environment and self).

B. At least two of these identities or personality states recurrently take control of the person's behavior.

C. Inability to recall important personal information that is too extensive to be explained by ordinary forgetfulness.

D. The disturbance is not due to the direct physiological effects of a substance (e.g., blackouts or chaotic behavior during Alcohol Intoxication) or a general medical condition (e.g., complex partial seizures). Note: In children, the symptoms are not attributable to imaginary playmates or other fantasy play.

Reprinted with permission from the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fourth Edition, Text Revision. Copyright 2000 American Psychiatric Association
Also, D auf Deutsch:
Die Störung ist nicht auf physiologische Effekte, z.B. von Substanzen (Akl, Benzos) oder anderen Krankheiten (wie epileptische Anfälle) zurückzuführen. Bei Kindern sind die Symptome nicht auf erfundene Freunde oder Fantasie-Spiele zurück zu führen.

Gerade dieser letzte Teil - da denk ich mir: Ok, was ist mit Erwachsenen, die Imaginationsübungen machen. Wirkt das "MPS-Fördernd"?

Ich hoff die Frage war jetzt nciht zu speziell.

LG Niniwech

(Hinweis Admin: Betreffzeile präzisiert.)
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 07.06.2008, 12:05

Niniwech hat geschrieben: Gerade dieser letzte Teil - da denk ich mir: Ok, was ist mit Erwachsenen, die Imaginationsübungen machen. Wirkt das "MPS-Fördernd"?
Hi,

genau das habe ich mich auch schon gefragt. Ehrlich gesagt glaube ich nicht daß es so sinnvoll ist sich bewusst und absichtlich in verschiedenen Persönlichkeitsanteile reinzusteigern und aufzuspalten mit Imaginationsübungen...
Klar, verschiedene Anteile, auch kindliche, in sich kennenlneren ist auf jeden Fall sinnvoll.
Aber denen Namen geben Sie auffordern quasi ein Eigenleben zu entwickeln . Ich sehe auch nicht welchen positiven Effekt das zum Exzess getrieben haben könnte oder sollte.

Ich habe eine Persönlichkeitsstörung, von daher meine Identität ist ziemlich instabil. Ich glaube das würde bei mir zu noch mehr Verwirrung führen.

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Niniwech
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Beitrag Sa., 07.06.2008, 13:26

Naja ich denk, solange man sich bewusst macht:
Das sind Imaginationsübungen!!
Also - das ist erdacht von mir - das ist nicht "echt" - sondern halt Fantasie,

dann ists schon was Gutes....

... nur frag ich mich, ob das alle auch so machen, oder sich da reinsteigern. ??
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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 07.06.2008, 13:35

Hallo Niniwech,

Du wirfst genau die Fragen auf, die auch mich schon lange beschäftigen.
In children, the symptoms are not attributable to imaginary playmates or other fantasy play.
Einerseits fordert der DSM genau das, andererseits beschreiben sämtliche Autoren, ob nun Huber, Gast oder Putnam DIS als Fantasieprodukt:
Die individuelle Phantasiefähigkeit und Vorstellungskraft des Kindes, insbesondere die Schaffung von Projektionsfiguren, geben den verschiedenen Persönlichkeits- bzw. Selbst-Zuständen schließlich ihr individuelles Gepräge (ebd.). Unter enormem psychischem Druck bei gleichzeitig hoher Kreativität bilden sie verschiedene Selbstbilder heraus, häufig als verzerrtes Abbild
der erlebten Beziehungserfahrungen, überformt und ausgestaltet mit Phantasie und Vorstellungskraft. Sie schaffen Projektionsfiguren, z.B. in Form von bedrohlichen Ungeheuern, imaginären Spielkameraden, hilfreichen Beschützern oder Märchenfiguren. Sie identifizieren sich mit externen Heldenfiguren wie Lady Di oder bezaubernde Jeanny, Jim Knopf, Batman oder einem wilden Löwen. Traumatisierende Familienumstände, in denen es nicht gelingt, die Phantasie des Kindes immer wieder behutsam mit der Realität zu konfrontieren, fördern diese dissoziativen Bewältigungsstrategien (siehe auch Putnam, 2003).
Quelle: Das zersplitterte Selbst – Dissoziation
zwischen Störung und Heilung
5. Phantasiefähigkeit und soziale Faktoren
http://www.traumhaus-bielefeld.de/dl/Vortrag_Gast_2.pdf
„Multiple Persönlichkeiten leben mit einer reichhaltigen inneren Imagination(sfähigkeit): Die „Personen“ in ihnen sind ja im Grunde reine Fantasiegebilde (…)“
Quelle: Michaela Huber. Multiple Persönlichkeiten. Überlebenden extremer Gewalt. Seite 255

Daraus ergibt sich für mich die Frage: Wie kann man dann eine in der Therapie induzierte Multiple Persönlichkeit von einer "wahren" Multiplen Persönlichkeit unterscheiden, wenn doch bei beiden die "Persönlcihkeiten" ein Produkt der Fantasie sind? ("wahre" in " ", weil auch induzierte Multiple das komplexe DIS-Störungsbild entwickeln und damit als multipel angesehen werden müssen, da sie sämtliche DIS-Symptome entwickeln).

viele Grüße
Jenny
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Lena
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Beitrag Sa., 07.06.2008, 13:41

Hallo,
Daraus ergibt sich für mich die Frage: Wie kann man dann eine in der Therapie induzierte Multiple Persönlichkeit von einer "wahren" Multiplen Persönlichkeit unterscheiden, wenn doch bei beiden die "Persönlcihkeiten" ein Produkt der Fantasie sind? ("wahre" in " ", weil auch induzierte Multiple das komplexe DIS-Störungsbild entwickeln und damit als multipel angesehen werden müssen, da sie sämtliche DIS-Symptome entwickeln).
Finde ich eine interessante Frage. Meine spontane einzige Antwort wäre, dass die verschiedenen "Persönlichkeiten" oder Teile schon vor der Therapie existiert haben und nicht durch die Therapie entstanden sind?!

LG Lena


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 07.06.2008, 14:28

Hallo Niniwech,
Ok, was ist mit Erwachsenen, die Imaginationsübungen machen. Wirkt das "MPS-Fördernd"?
Mir fiel dazu gerade noch was ein. Vielleicht geht das in die Richtung?
Also, eine Therapeutin erzählte mir mal, dass sie eine Fortbildung zum Thema "Dissoziation" besucht hat. Jeder Mensch hat ja verschiedene Seiten, kann fies sein, nett sein, ... und so. Die Therapeutin erzählte, dass sie auf dieser Veranstaltung aufgefordert wurde, sich den Schurken in ihr bildlich vorzustellen. Sie hat noch Tage nach der Veranstaltung das Bild des Schurken vor sich gesehen, bekam es nicht mehr aus dem Kopf. Sie weiß natürlich, woher dieses Bild kam. Dennoch hatte sie Probleme mit dem Bild, sah diesen Schurken halt wie eine andere Person vor sich.

Weiß nicht, vielleicht ist es abhängig von der jeweiligen Person, ob solche Imaginationen MPS-fördernd sind oder nicht, also, z.B. ob jemand Fantasie von Realität trennen kann oder nicht.
Und vielleicht spielt es auch eine Rolle, ob/das man noch weiß, woher das Bild kam - in Deinem Beispiel, dass man noch weiß, dass der Ursprung eine Imaginationsübung war.

Viele Grüße
Jenny
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R.L.Fellner
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Beitrag Sa., 07.06.2008, 19:15

Hallo Niniwech,

Ihre Frage ist sehr berechtigt - viele derartiger Übungen sind für die meisten Formen von Persönlichkeitsstörungen, posttraumatischer Belastungsstörungen usw. grundsätzlich kontraindiziert, d.h., können sich tatsächlich schädlich bzw. retraumatisierend auswirken oder einen zusätzlichen "Krankheitsschub" auslösen.

Was für eine Person eine "interessante Erfahrung" sein kann, kann bei der anderen von einer Sekunde auf die andere massive Ängste oder gar eine "Verselbständigung" des imaginierten Anteils (z.b. bei schizophrenen Psychosen, MPS etc.) auslösen. Derartige Methoden sollten daher ausschliesslich im Zuge einer Psychotherapie (und dort von darin erfahrenen TherapeutInnen) angewendet werden oder wenn ein(e) Therapeut(in) diese explizit als "Aufgabe" mitgibt.

Freundliche Grüße,
R.L.Fellner

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 07.06.2008, 20:33

In einem Borderlineforum hat sich mal jemand um Hilfe gebeten wo sich nach solchen Übungen die ganze Geschichte zu verselbstständigen begann...

Der die Geister die er rief nicht mehr losbekommen hat.

Die Person hat sich leider nicht länger dort beteiligt, sodaß ich leider keine Ahnung habe wie das ganze dann weitergegangen ist..

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Niniwech
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Beitrag Sa., 07.06.2008, 21:23

Hallo RL Fellner,

ich hab noch ne Frage,

und zwar bezieht sich die auf die Diagnostik von MPS.

VIele Patienten waren ja schon davor in Therapie - z.B. wegen Borderline, oder einer PTBS, bevor der "MPS-Verdacht" so hochkommt.
D.h. die haben da schon die Imaginationsübungen gemacht.

Wie unterscheidet man dann noch als "Diagnostiker" - ob hier ne MPS oder eine "verselbständigung der imaginationsübung" vorliegt?

Bei MPS gibt man ja den Rat man solle die Innenpersonen erst mal kennenlernen etc.
Aber wenn es sich um "reinsteigern in Imaginationsübungen" handeln würde, müsste man eher das Gegenteil machen, und dem Patienten genau das verbieten, oder?

LG Niniwech

PS huhu Jenny, du bist ja überall .... du siehst es ließ mich nicht los und ich wollt mal in nem Forum mit mehr "Menschenmasse" das mal fragen, Ninik
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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beitrag Sa., 07.06.2008, 22:45

Liebe Niniwech,

leider/zum Glück gibt's dafür kein verallgemeinerbares "Kochrezept" - wir sind keine Maschinen. Was sich im individuellen Fall bewährt, wie genau gearbeitet wird, wo "für heute erstmal Schluss ist" und wo man das nächste Mal fortsetzt, für diese Einschätzung ist viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen nötig.

Warum sprechen Sie Ihre Sorge und all Ihre Fragen nicht in Ihrer Therapie an?
Dort hielte ich dies für weitaus sinnvoller.

Freundlichen Gruß,
R.L.Fellner


Jenny Doe
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Beitrag So., 08.06.2008, 07:01

Hi Ninik,
PS huhu Jenny, du bist ja überall
Nur hier und natürlich bei mir
du siehst es ließ mich nicht los und ich wollt mal in nem Forum mit mehr "Menschenmasse" das mal fragen
Finde ich gut, denn auch mich beschäftigen diese Fragen.
Doch ich befürchte, dass Du darauf keine Antwort bekommen wirst, da man sich mit derartigen Fragen noch nicht beschäftigt hat.
Wie unterscheidet man dann noch als "Diagnostiker" - ob hier ne MPS oder eine "verselbständigung der imaginationsübung" vorliegt?
Es kommt darauf an, wie weit die Verselbständigung fortgeschritten ist. Normalerweise gibt es bestimmte Kriterien, die nur bei DIS, nicht aber bei Imaginationen auftreten, z.B. "Stimmen hören". Aber wenn jemand z.B. begonnen hat, seine eigenen Gedanken als Stimmen zu interpretieren, dann ist auch das kein verlässlicher DIS-Indikator mehr. Ebenso verhält es sich mit den anderen DIS-Kriterien. Man könnte, wie Lena vorschlägt, als Kriterium nehmen, dass die Persönlichkeiten schon vor Therapiebeginn bzw. vor der Imagination vorhanden gewesen sein müssen. Wenn aber jemand schon so tief drin steckt und glaubt, er wäre schon immer multipel gewesen, er hätte es nur nicht bemerkt, z.B. "weil sich die Persönlichkeiten versteckt hätten" oder weil er ihnen gegenüber amnestisch gewesen war, ist auch das kein verlässliches Kriterium mehr. Man könnte die Amnesie als Kriterium nehmen, die ja als typisch für DIS postuliert wird. Im Falle von Imaginationen dürfte keine Amnesie vorliegen. Doch dieses Amnesie-Kriterium ist nicht beobachtbar und birgt ein Zirkelschlussproblem: Eine Amnesie wird postuliert, obwohl nicht nachweisbar ist, ob auch wirklich eine Amnesie vorliegt. So wird z.B. als Ursache der DIS ein Missbrauch postuliert. Erinnert man sich nicht an einen Missbrauch, erfüllt man im Zirkleschluss das Amnesiekriterium, obwohl nicht sichergestelt ist, ob auch wirklich ein Missbrauch vorliegt. Auch dieses Kriterium ist somit ein unzuverlässliches Kriterium.
So ist das mit allen DIS-Kriterien.
Wenn jemand noch im Anfangsstadium der DIS-Entwicklung steckt, kann man noch Imaginationen von "wahren" Persönlichkeiten unterscheiden. Doch wenn bereits der Glaube entwickelt wurde, man sei schon immer multipel gewesen, sei amnestisch, höre Stimmen, ... dann ist das nicht mehr unterscheidbar und auch mittels Fragebogen (der ja die Selbstwahrnehmung des Klienten misst) nicht mehr unterscheidbar, da die DIS-Fragebogen genau auf diesen Fragen (Z.B. "Hören sie Stimmen?") aufbauen.

Viele Grüße
Jenny
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Jenny Doe
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Beitrag So., 08.06.2008, 07:22

Hallo Ninik,
Bei MPS gibt man ja den Rat man solle die Innenpersonen erst mal kennenlernen etc.
Aber wenn es sich um "reinsteigern in Imaginationsübungen" handeln würde, müsste man eher das Gegenteil machen, und dem Patienten genau das verbieten, oder?
Huber, Gast, Putnam und andere Autoren beschreiben DIS ja als Fantasieprodukt. Finde ich nachvollziehbar, weil, wenn sich z.B. eine Multiple selbst verletzt, dann sieht sie nicht sich selbst, also wie sie sich selbst verletzt, sondern sieht eine andere Person, die sich verletzt. Die Imagination (Person) steht somit zwischen ihr und ihrem Verhalten (der Selbstverletzung). Die Persönlichkeiten sind demnach nicht real, sondern existieren nur im Kopf der Multiplen.
Deshalb meine Frage umgekehrt: Müsste man dann nicht auch bei Multiplen das Gegenteil von dem machen, was zurzeit in den Therapie gemacht wird? Fördert das nicht die Dissoziation, wenn die Imaginationsprodukte einer Multiplen wie real existierende Persönlichkeiten behandelt werden und die Multiple auffordert wird, mit ihren Fanatsieprodukten zu reden usw.? Wäre es nicht sinnvoller einer Multiplen dabei zu helfen wahrzunehmen, dass sie das selber ist, die sich selbst verletzt anstatt sie aufzufordern, mit der "Person" zu reden, die sich selbst verletzt hat?

Viele Grüße
Jenny
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Saturn
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Beitrag So., 08.06.2008, 09:49

Die Persönlichkeiten sind demnach nicht real, sondern existieren nur im Kopf der Multiplen.
Wieso "sondern..nur"? Alle Persönlichkeiten existieren nur im Kopf, oder?
Saturn

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negra
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Beitrag Sa., 27.06.2009, 23:45

dazu:

ist fantasie kontrollierbar? wenn sich innere anteile ins bewusstsein drängen ohne bewusst daran gedacht zu haben, ist es dann eingebildet?

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Gästin
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Beitrag Mi., 14.07.2010, 07:33

Ich finde die Frage hochspannend, ob es nicht langfristig günstiger wäre, in der Therapie die Integration ins Ich zu fördern.
Ausserdem frage ich mich, wegen eben geschildertem Fall von einer Psychologin, die selbst nach "Imaginationsübungen" den "Mann" vor sich sah, ob das nicht bei fast jedem Menschen zu einer Abspaltung führen kann. Wie LANGE das dauert, bis es zu einer solchen kommt, wäre es natürlich abhängig vom Grad der Gefestigkeit des eigenen Ich und vielleicht auch von der Dauer der Übungen bzw. therapeutischen Intervention.

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