Was ist ein emotionales Loch?
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Was ist ein emotionales Loch?
Das scheint ein Begriff zu sein, der nur hier verwendet wird?
Ich habe es mir so erklärt: Eine Person hat in der Kindheit etwas Wichtiges nicht bekommen und hat das Gefühl, dass es eine "leere Stelle" in seinem Inneren gibt, wodurch er nie so glücklich werden kann, wie er es hätte werden können, wenn er das für ihn Wichtige bekommen hätte. Ist das richtig?
Ich habe es mir so erklärt: Eine Person hat in der Kindheit etwas Wichtiges nicht bekommen und hat das Gefühl, dass es eine "leere Stelle" in seinem Inneren gibt, wodurch er nie so glücklich werden kann, wie er es hätte werden können, wenn er das für ihn Wichtige bekommen hätte. Ist das richtig?
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Ja, ich glaube, das trifft es ziemlich genau. Wobei ich denke, dass jeder Mensch mehr oder weniger große emotionale Löcher kennt. Und ich würde auch nicht "nie so glücklich werden kann" nicht unterschreiben, denn es liegt ja auch großes Stück an einem selbst, ob man glücklich wird oder nicht. Man kann demnach auch mit emotionalem Loch glücklich werden. Immerhin gibt es ja auch als Erwachsener noch viele Jahre, in denen man dazulernen kann.
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Ich glaube dass der Begriff ausdrückt, dass der Zugang zu sich selbst bzw. den eigenen Gefühlen "fehlt". So, als würde sich jemand als "unvollständig" oder "unecht" erleben wenn er allein ist und seine Gefühle nicht durch andere "aufgenommen"/"gespiegelt" werden.
Für meine Begriffe fehlt da das klare Bewusstsein/die klare Zuordnung für die/der "eigene Person"/"die/der eigenen Gefühle".
Und ja, da "fehlte" dann wohl was in der Kindheit.
Am einfachsten zu verstehen finde ich das wenn ich mir das Sein/die Entwicklung von Kleinstkindern so ansehe.
Ein Baby zB. fühlt etwas, aber es kann es noch nicht allein benennen oder differenzieren. Sich also auch noch nicht "klar mitteilen", klar mit anderen über sich selbst "kommunizieren". Das muss es erst "lernen" und es lernt das indem es "markiert gespiegelt" wird, also von seinen Bezugspersonen "übersetzt" bekommt, was es da wohl gerade fühlt und eine "passende" Reaktion erhält.
Auf die Art und Weise "lernt" das Baby seinen eigenen Gefühle immer klarer kennen, kann sie (sich selbst) zunehmend erkennen und selbst benennen und auch sie (sich) von den Gefühlen anderer Menschen zu unterscheiden. Und es lernt, welche "Reaktion" bei welchem Gefühl "hilft", also was es "braucht". Es lernt sozusagen dass es ein "ICH" ist und kein "WIR". Und dass der andere ein DU ist, der sich von dem eigenen ICH unterscheidet.
Es lernt also "echten Kontakt" zu "anderen Menschen".
Wenn es kein ICH gibt, dann kann es auch kein DU geben. Dann gibt es - allein gelassen - nur "luftleeren Raum". Oder eben dieses illusorische WIR im Sinne von "ich bin Du, Du bist ich", dass die "Lücke" schließen soll.
Für meine Begriffe fehlt da das klare Bewusstsein/die klare Zuordnung für die/der "eigene Person"/"die/der eigenen Gefühle".
Und ja, da "fehlte" dann wohl was in der Kindheit.
Am einfachsten zu verstehen finde ich das wenn ich mir das Sein/die Entwicklung von Kleinstkindern so ansehe.
Ein Baby zB. fühlt etwas, aber es kann es noch nicht allein benennen oder differenzieren. Sich also auch noch nicht "klar mitteilen", klar mit anderen über sich selbst "kommunizieren". Das muss es erst "lernen" und es lernt das indem es "markiert gespiegelt" wird, also von seinen Bezugspersonen "übersetzt" bekommt, was es da wohl gerade fühlt und eine "passende" Reaktion erhält.
Auf die Art und Weise "lernt" das Baby seinen eigenen Gefühle immer klarer kennen, kann sie (sich selbst) zunehmend erkennen und selbst benennen und auch sie (sich) von den Gefühlen anderer Menschen zu unterscheiden. Und es lernt, welche "Reaktion" bei welchem Gefühl "hilft", also was es "braucht". Es lernt sozusagen dass es ein "ICH" ist und kein "WIR". Und dass der andere ein DU ist, der sich von dem eigenen ICH unterscheidet.
Es lernt also "echten Kontakt" zu "anderen Menschen".
Wenn es kein ICH gibt, dann kann es auch kein DU geben. Dann gibt es - allein gelassen - nur "luftleeren Raum". Oder eben dieses illusorische WIR im Sinne von "ich bin Du, Du bist ich", dass die "Lücke" schließen soll.
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Das Gefühl eines "emotionalen Lochs" kenne ich nicht, deswegen ist es für mich immer etwas abstrakt, wenn jemand davon schreibt.
Ich frage das zum Verständnis, weil ich jemandem in einem anderen Thread nichts Falsches schreiben möchte, was ihm eventuell dann gar nicht gut tut.
Wenn ich das richtig sehe, stehen hier zwei Theorien gegenüber:
1. Das haben eigentlich alle, weil eine komplett störungsfreie Erziehung nicht möglich ist. Da kann ich mitgehen.
2. Es fehlt ein Teil der Spiegelung im Kindesalter, weshalb die Person sich im Erwachsenenalter immer etwas auf äußere Spiegelung angewiesen fühlt. Wenn das geschieht, erlebt sie sich als ganz und ein Zustand, den ich als Dissoziation bezeichnen würde, ist aufgehoben. Da kann ich auch mitgehen.
Daraus ergeben sich für mich weitere Fragen. Es wird hier oft angenommen, dass ein "Stopfen des emotionalen Lochs" nicht möglich ist und jemanden eher mehr leiden lässt.
Das würde in meinem Verständnis bedeuten, dass er nach der 2. Theorie keine Möglichkeit hätte, sich jemals dauerhaft als "ganz" zu erleben. Es würde immer etwas fehlen und er würde in einem gewissen Grad immer ein Leid verspüren. Oder kann er sich das irgendwie selbst geben?
Ich frage das, weil ich sehen möchte, ob ich irgendwo einen blinden Fleck habe und eventuell meine eigene Geschichte zu sehr auf den anderen übertrage.
Ich habe wie gesagt nie ein Gefühl eines "inneren Lochs" verspürt, aber natürlich gab es Defizite in der Kindheit. (Nach der ersten Definition wäre es dann ja doch so etwas.) Ich habe es einmal als sehr heilsam erlebt, als mir etwas gegeben wurde, wonach ich mich sehnte. Meine Therapeutin hat dazu gesagt, ich weiß jetzt, wie es "perfekt" ist. Die Ablösung aus dem Kontakt ging damals reibungslos, es war auch auf meinen Wunsch hin, also da ist keine Abhängigkeit entstanden.
Deshalb frage ich mich jetzt selbst, was da bei mir möglicherweise anders ist. Bin ich selbst weniger dependent? Geht das Defizit nicht ganz so tief?
Oder spielt da ein anderer Mechanismus eine Rolle? Dass z.B. jemand seine eigentlichen Bedürfnisse nicht erkennt und die Psyche ihm vorgaukelt, was sein Wunsch wäre und er durch Erfüllung dessen (des "falschen Wunsches") nach "immer mehr" verlangen würde, weil es ja nie reichen kann, weil im Kern das Bedürfnis nicht getroffen wurde. (So ähnlich hat mir das mal jemand von sich selbst auf dieser Ebene erzählt.)
Ich bin nämlich etwas irritiert, weil ich keinesfalls der Person schaden möchte, in dem ich ihr Mut mache, dass es "die Lösung" gibt und damit dann nur die Abhängigkeit befeuer.
Ich frage das zum Verständnis, weil ich jemandem in einem anderen Thread nichts Falsches schreiben möchte, was ihm eventuell dann gar nicht gut tut.
Wenn ich das richtig sehe, stehen hier zwei Theorien gegenüber:
1. Das haben eigentlich alle, weil eine komplett störungsfreie Erziehung nicht möglich ist. Da kann ich mitgehen.
2. Es fehlt ein Teil der Spiegelung im Kindesalter, weshalb die Person sich im Erwachsenenalter immer etwas auf äußere Spiegelung angewiesen fühlt. Wenn das geschieht, erlebt sie sich als ganz und ein Zustand, den ich als Dissoziation bezeichnen würde, ist aufgehoben. Da kann ich auch mitgehen.
Daraus ergeben sich für mich weitere Fragen. Es wird hier oft angenommen, dass ein "Stopfen des emotionalen Lochs" nicht möglich ist und jemanden eher mehr leiden lässt.
Das würde in meinem Verständnis bedeuten, dass er nach der 2. Theorie keine Möglichkeit hätte, sich jemals dauerhaft als "ganz" zu erleben. Es würde immer etwas fehlen und er würde in einem gewissen Grad immer ein Leid verspüren. Oder kann er sich das irgendwie selbst geben?
Ich frage das, weil ich sehen möchte, ob ich irgendwo einen blinden Fleck habe und eventuell meine eigene Geschichte zu sehr auf den anderen übertrage.
Ich habe wie gesagt nie ein Gefühl eines "inneren Lochs" verspürt, aber natürlich gab es Defizite in der Kindheit. (Nach der ersten Definition wäre es dann ja doch so etwas.) Ich habe es einmal als sehr heilsam erlebt, als mir etwas gegeben wurde, wonach ich mich sehnte. Meine Therapeutin hat dazu gesagt, ich weiß jetzt, wie es "perfekt" ist. Die Ablösung aus dem Kontakt ging damals reibungslos, es war auch auf meinen Wunsch hin, also da ist keine Abhängigkeit entstanden.
Deshalb frage ich mich jetzt selbst, was da bei mir möglicherweise anders ist. Bin ich selbst weniger dependent? Geht das Defizit nicht ganz so tief?
Oder spielt da ein anderer Mechanismus eine Rolle? Dass z.B. jemand seine eigentlichen Bedürfnisse nicht erkennt und die Psyche ihm vorgaukelt, was sein Wunsch wäre und er durch Erfüllung dessen (des "falschen Wunsches") nach "immer mehr" verlangen würde, weil es ja nie reichen kann, weil im Kern das Bedürfnis nicht getroffen wurde. (So ähnlich hat mir das mal jemand von sich selbst auf dieser Ebene erzählt.)
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Ich denke dass das was dann als "ganz" gesehen/gefühlt/verstanden wird ein früher Entwicklungsstand ist der erst mal "natürlich" ist. Ein Baby ist im Bauch der Mutter GANZ mit seiner Mutter verbunden. Es ist ein "Teil von ihr". Sie (ihr Körper) nährt es, beschützt es, hält es angenehm warm etc. pp. Das Baby muss "nichts dafür tun". Es kann einfach sein und wachsen.Räbin hat geschrieben: ↑Sa., 25.05.2019, 16:54 Daraus ergeben sich für mich weitere Fragen. Es wird hier oft angenommen, dass ein "Stopfen des emotionalen Lochs" nicht möglich ist und jemanden eher mehr leiden lässt.
Das würde in meinem Verständnis bedeuten, dass er nach der 2. Theorie keine Möglichkeit hätte, sich jemals dauerhaft als "ganz" zu erleben. Es würde immer etwas fehlen und er würde in einem gewissen Grad immer ein Leid verspüren. Oder kann er sich das irgendwie selbst geben?
Irgendwann wird es "zu groß" für den Bauch der Mutter. Es stößt an ihre "Grenzen" und in ihm geschieht etwas das ihm "sagt": DU musst jetzt hier raus! Das wird zu ENG hier! Das macht im Normalfall tatsächlich das Baby, also die "Geburt auslösen", indem es ein bestimmtes Hormon produziert. Das "Bindungshormon". Dieses Hormon sorgt also sowohl für die Einleitung der Geburt als auch dafür, dass Mutter und Kind nach der Geburt "verbunden" bleiben, weil so "ganz allein" kann das Kind ja noch nicht...ist ja eh schon hart, so ein "auf die Welt kommen" und plötzlich ist da alles laut und hell und zu kalt oder zu warm und Hunger hat man auch plötzlich und all diesen Mist, den eigentlich niemand so recht "will". Aber geht halt nicht anders.
Es ist also eh nicht mehr alles "ganz" in "Ordnung" oder "gut". Die "Kackwelt" hat einen, mit allen Konsequenzen. Aber man hat auch plötzlich "viel mehr" vor den Augen, viele interessante Dinge, die entdeckt werden wollen. Möglichkeiten, die es "im Bauch" so nicht gab und auch nie gegeben hätte.
Man ist zwar nicht mehr "Eins" mit jemandem der für einen sorgt und einen "umgibt", aber man IST plötzlich wirklich "einzigartig" DA, SICHTBAR da! Aber eben auch getrennt und "allein", weil das der "Preis" dafür ist.
Ein "zurück" gibt es da eh nicht bzw. in meinen Augen kommt es eh irgendwann "von allein". Muss man sich nicht drum bemühen, weil sooo geil ist das nun auch nicht in Abrahams Wurstkessel rumschwimmen zu müssen, auch dann nicht, wenn der einem erst mal "alles erfüllt" was er für "nötig" hält. Auf ewig ist das doch schon ziemlich langweilig, meiner Meinung nach. Schon allein deshalb, weil es so viel "Fremdbestimmung" beinhalten.
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Wenn ich Dich richtig verstehe, sprichst Du hier von Symbiose?
Der Wunsch, dass das emotionale Loch gefüllt wird, wäre dann gleichzusetzen mit dem Wunsch nach Symbiose. Dass das ins Nichts führt, verstehe ich.
Der Wunsch, dass das emotionale Loch gefüllt wird, wäre dann gleichzusetzen mit dem Wunsch nach Symbiose. Dass das ins Nichts führt, verstehe ich.
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Ja, so verstehe ich das nach allem was ich so darüber weiss. Also dass es um diese "Symbiosewünsche" zu gehen scheint dabei, auch wenn die vielleicht individuell gar nicht so klar im Bewusstsein sind/sein müssen.
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Also zunächst mal ist "emotionales Loch" ja kein Fachbegriff, sondern eine bildhafte, umgangssprachliche Formulierung, von daher gibt es da keine allgemeingültige Definition. Im besten Fall sollte man also immer die Person, die diesen Begriff benutzt, selbst fragen, was sie in diesem konkreten Fall jetzt genau damit meint.
Ich würde es auch am ehesten als einen großen Mangelzustand bezeichnen, der das Gefühl von emotionaler Unvollständigkeit hinterlässt. Also ich fühle, mir fehlt etwas entscheidendes, was ich glaube, haben zu müssen (und/oder von dem ich glaube, dass Andere das haben). Das kann sich auf den von mio beschriebenen Bereich der Selbstwahrnehmung beziehen, muss es aber nicht, man kann auch anderweitige massive Mangelzustände empfinden (ich schreibe hier bewusst nicht "haben", denn das ist eine subjektive Empfindung,die nicht zwangsläufig objektivierbar sein muss und Mangel ist ja auch eine relative Größe, die sich auf einen [vermuteten] Grundzustand bezieht. Vielleicht glaubt man auch nur einen Mangel zu haben, weil man von einem zu hohen Grundlevel ausgeht), z.B. im Bereich elterlicher Sorge, Zuwendung, Bestätigung, whatever.
Zum Problem werden solche Mangelempfindungen m.M.n. immer dann, wenn sie sich auf unrealistische Erwartungen bezüglich des "Normalzustandes" beziehen, weil das dann zwangsläufig nicht erfüllt werden kann. Man sorgt mit den überzogenen Erwartungen selbst dafür, dass man ständig Frust und Enttäuschung erlebt (was dann meist als "Beweis" dafür herangezogen wird, wie schlimm das Leben doch ist), weil einem ja niemand das geben kann, was man erwartet.
In der Therapie kann ein Raum für korrigierende Erfahrungen sein, aber es werden immer Erfahrungen zwischen 2 emotional getrennten Erwachsenen sein, die niemals das Ausmaß einer symbiotischen Beziehung mit unbedingter Liebe einer Mutter gegenüber ihrem Kleinkind erreichen werden (selbst bei älteren Kindern sind elterliche Liebesbekundungen bereits an bestimmte Bedingungen gebunden (wenn der 10jährige gerade Mama vor's Schienbein getreten hat, wird sie ihm auch nicht im nächsten Moment sagen, dass sie ihn lieb hat, egal was er tut.), deshalb kann eine therapeutische Beziehung auch nicht diese frühkindlichen Erfahrungen des unbedingten angenommen, beachtet und gesehen Werdens vollständig nachholen.
Die Voraussetzung für hilfreiche, heilende Erfahrungen bzgl. emotionalen Defiziten in der Therapie ist, dass dieser Unterschied immer in der Beziehung präsent ist. Es muss Beiden jederzeit klar sein, dass es sich lediglich um eine Simulation von Erfahrungen handelt, die man zu einem früheren Zeitpunkt gebraucht hätte. Man könnte vielleicht vereinfachend sagen: Der Therapeut verhält sich zwar manchmal so, wie Mama/Papa es hätten tun sollen, aber er ist nicht Mama oder Papa und er fühlt auch nicht so.
Wenn das nicht klar ist, besteht die Gefahr, dass der Therapeut vom Patienten quasi als "Ersatzmama/-papa" gesehen wird und dann Erwartungen an ihn gerichtet werden, dem "Kind" doch endlich das zu geben, was es immer vermisst hat und er diese Erwartungen nicht erfüllen kann oder will. Der zur Abhängigkeit neigende Patient fällt dann in alte kindliche Muster und sieht dann die "Schuld", warum "Ersatzmama/-papa" die Erwartungen nicht erfüllt, im eigenen Verhalten und denkt, "wenn ich mich nur genug anstrenge, alles richtig zu machen, dann wird das schon" und schon ist man mitten im Abhängigkeitsmuster drin.
Ich würde es auch am ehesten als einen großen Mangelzustand bezeichnen, der das Gefühl von emotionaler Unvollständigkeit hinterlässt. Also ich fühle, mir fehlt etwas entscheidendes, was ich glaube, haben zu müssen (und/oder von dem ich glaube, dass Andere das haben). Das kann sich auf den von mio beschriebenen Bereich der Selbstwahrnehmung beziehen, muss es aber nicht, man kann auch anderweitige massive Mangelzustände empfinden (ich schreibe hier bewusst nicht "haben", denn das ist eine subjektive Empfindung,die nicht zwangsläufig objektivierbar sein muss und Mangel ist ja auch eine relative Größe, die sich auf einen [vermuteten] Grundzustand bezieht. Vielleicht glaubt man auch nur einen Mangel zu haben, weil man von einem zu hohen Grundlevel ausgeht), z.B. im Bereich elterlicher Sorge, Zuwendung, Bestätigung, whatever.
Zum Problem werden solche Mangelempfindungen m.M.n. immer dann, wenn sie sich auf unrealistische Erwartungen bezüglich des "Normalzustandes" beziehen, weil das dann zwangsläufig nicht erfüllt werden kann. Man sorgt mit den überzogenen Erwartungen selbst dafür, dass man ständig Frust und Enttäuschung erlebt (was dann meist als "Beweis" dafür herangezogen wird, wie schlimm das Leben doch ist), weil einem ja niemand das geben kann, was man erwartet.
In der Therapie kann ein Raum für korrigierende Erfahrungen sein, aber es werden immer Erfahrungen zwischen 2 emotional getrennten Erwachsenen sein, die niemals das Ausmaß einer symbiotischen Beziehung mit unbedingter Liebe einer Mutter gegenüber ihrem Kleinkind erreichen werden (selbst bei älteren Kindern sind elterliche Liebesbekundungen bereits an bestimmte Bedingungen gebunden (wenn der 10jährige gerade Mama vor's Schienbein getreten hat, wird sie ihm auch nicht im nächsten Moment sagen, dass sie ihn lieb hat, egal was er tut.), deshalb kann eine therapeutische Beziehung auch nicht diese frühkindlichen Erfahrungen des unbedingten angenommen, beachtet und gesehen Werdens vollständig nachholen.
Die Voraussetzung für hilfreiche, heilende Erfahrungen bzgl. emotionalen Defiziten in der Therapie ist, dass dieser Unterschied immer in der Beziehung präsent ist. Es muss Beiden jederzeit klar sein, dass es sich lediglich um eine Simulation von Erfahrungen handelt, die man zu einem früheren Zeitpunkt gebraucht hätte. Man könnte vielleicht vereinfachend sagen: Der Therapeut verhält sich zwar manchmal so, wie Mama/Papa es hätten tun sollen, aber er ist nicht Mama oder Papa und er fühlt auch nicht so.
Wenn das nicht klar ist, besteht die Gefahr, dass der Therapeut vom Patienten quasi als "Ersatzmama/-papa" gesehen wird und dann Erwartungen an ihn gerichtet werden, dem "Kind" doch endlich das zu geben, was es immer vermisst hat und er diese Erwartungen nicht erfüllen kann oder will. Der zur Abhängigkeit neigende Patient fällt dann in alte kindliche Muster und sieht dann die "Schuld", warum "Ersatzmama/-papa" die Erwartungen nicht erfüllt, im eigenen Verhalten und denkt, "wenn ich mich nur genug anstrenge, alles richtig zu machen, dann wird das schon" und schon ist man mitten im Abhängigkeitsmuster drin.
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Aber steckt da nicht auch immer ein Stück weit Realität mit drin?spirit-cologne hat geschrieben: ↑Sa., 25.05.2019, 22:04 Also ich fühle, mir fehlt etwas entscheidendes, was ich glaube, haben zu müssen
So wie Du das beschreibst wäre es ja quasi "reine Einbildung", "reiner Glaube". Das sehe ich zB. nicht so. Ich denke viel mehr, dass dieser "Vergleich" (mit den Anderen) vorgenommen wird und dann nicht "korrekt" zu Ende gebracht wird.
Es wird also zB. nur gesehen, was der Nachbar alles so an "Tollem" hat, aber der Preis den der Nachbar für all das "Tolle" gezahlt hat und vielleicht noch immer zahlt, der wird nicht gesehen.
Das hat ja etwas "unvollständiges" in Bezug auf die eigene Wahrnehmung des "anderen". Es wird immer nur der Teil gesehen, der "attraktiv" ist. Oder aber der, der abstösst. Klassisches "schwarz-weiss" Denken also, das wiederum auch einer frühen Entwicklungsstufe entspringt.
Dh. es fehlt schon auch WIRKLICH etwas entscheidendes, also eine Fähigkeit, die andere Menschen "einfach so" zu haben scheinen, wenn da keine "korrekte" Wahrnehmung möglich ist die da eben differenzierter wäre. Das ist ja keine "reine Einbildung" sondern dass ist ja schon auch ein realer Unterschied.
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In der Therapie formulierte das meine Thera auch schon Mal so - allerdings nicht in Bezug auf meine Person... und ich meine, auch nicht im Zusammenhang mit einer depedenten Störung (dieser Person). Puh, was war da nochmals der genaue Kontext. Selbst geht es mir auch eher so wie dir:
Defizite/Entbehrungen dürften meiner Vorstellung nach den meisten Störungen/Schwierigkeiten zugrunde liegen... und psychische Störungen sind bzw. beinhalten in den meisten Fällen auch emotionale Schwierigkeiten habe (so dass ich auch emotionale Schwierigkeiten habe bzw. hatte, mittlerweile jedoch deutlich weniger als vor der Therapie). Nur erlebe ich die nicht als 'emotionales Loch' und würde diese daher auch nicht so beschreiben.Ich habe wie gesagt nie ein Gefühl eines "inneren Lochs" verspürt, aber natürlich gab es Defizite in der Kindheit.
Vertrauter ist mir eher die Formulierung (emotionale) "Leere" - was ich aber ebenfalls selbst nicht so empfinde. Meint aber vielleicht das gleiche? Ich glaube, das ist sogar explizit ein Borderlinesymptom.... dürfte aber nicht auf einzelne Störungen beschränkt sein. Z.B. im Zusammenhang mit Essstörungen ist mir das auch schon untergekommen (auch als Abwandlung des emotionalen Hungers). Oder bei Depressionen (kann hier eine Art von Gefühllosigkeit bedeuten). Ein Leergefühl bzw. Loch sagt (aus meiner Sicht) noch lange nichts darüber aus, was als fehlend empfunden wird... sondern kann nach meinem bisherigen Verständnis sehr viel beeinhalten. Würde ich mir also auch von demjenigen erläutern lassen, der das so bezeichnet oder empfindet. Alles andere wäre Projektion. Ich selbst würde darunter keinesfalls nur Mängel aus der Kindheit subsummieren.
Liebe Grüße
stern
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Nun, es gibt jedoch auch Vorgehensweisen, die Übertragung kindlicher Beziehungsvorstellungen fördern. Heißt nicht, dass das für jeden geeignet ist... aber auch nicht, dass das per se kritisch ist, wenn eine solche Beziehungskonstellation hergestellt wird. Wenn ein Therapeut nicht den Überblick verliert, kann das transparent gemacht werden und der Patient davon profitieren.
Liebe Grüße
stern
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Ich habe davon (vom Verlangen nach immer mehr) auch schon manchmal gehört - wobei ich nicht sicher bin, ob das in jedem Fall ein tiefes, eigenes Empfinden war oder nachgesagt wurde. A la: Ein Therapeut darf keinesfalls irgendwelche Bedürfnisse erfüllen, denn sonst wollen Patienten immer mehr oder werden abhängig. Nur gehe ich sehr davon aus, dass das nicht der Weisheit letzter Schluß ist, da nicht jeder Mensch gleich tickt und emotional unersättlich ist (à la wenn ich etwas erhalte, will ich immer mehr davon), besonders abhängig ist oder sogar in Richtung Symbiose strebt. Wahrlich nicht. Sondern das dürfte (so würde ich das sehen) erheblich viel mit der eigene Persönlichkeitsstruktur zu tun haben. Von einer Art von Unersättlichkeit bzw. Gier bzw. unersättlicher Gier las ich vornehmlich im Zusammenhang mit Borderline oder Narzissmus (was ja idR auch frühe Störungen sind)... aber auch das würde ich nicht an best. Störungen festmachen bzw. überhaupt an einer Störung. Ein anderer Patient kann hingegen die gleiche Erfahrung/Zuwendung als wertvoll verbuchen... und gut ist's.Räbin hat geschrieben: ↑Sa., 25.05.2019, 16:54 Dass z.B. jemand seine eigentlichen Bedürfnisse nicht erkennt und die Psyche ihm vorgaukelt, was sein Wunsch wäre und er durch Erfüllung dessen (des "falschen Wunsches") nach "immer mehr" verlangen würde, weil es ja nie reichen kann, weil im Kern das Bedürfnis nicht getroffen wurde. (So ähnlich hat mir das mal jemand von sich selbst auf dieser Ebene erzählt.)
Und was würde eine solche Gier im Zusammenhang mit einer intimen Liebesbeziehung bedeuten? Beziehungswünsche am besten strikt vorenthalten, denn der Partner könnte immer mehr verlangen? Kann mMn kaum die Lösung sein. MMn. auch nicht in einer Therapie.
Hm, ich würde sagen, in einer einigermaßen intakten Beziehung gibt es symbiotischere Momente, aber genauso auch wieder Gegenbewegungen.
Und abweichend davon gibt Menschen, die das noch nicht so gut regulieren können... Ob ein Therapeut in dem Fall die beste Wahl wäre, der "Angst" vor Patienten hat, die immer mehr wollen, weiß ich nicht. Aber er ist dann sicher stärker gefordert, was die Dosierung angeht (also dass er z.B. symbiotischere Bestrebungen, etc. im Blick hat).
Reparenting analog: Ich bin mir sicher, dass das noch nicht einmal jeder Patient wollte.... weil eine natürliche-erwachsene Beziehung gestaltet werden kann. Und manche Patienten haben halt noch Nachholbedarf... und dafür ist eine Therapie kein unpassender Ort.
Zuletzt geändert von stern am So., 26.05.2019, 01:51, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern
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Von reiner Einbildung habe ich nichts geschrieben, nur von relativer Bezogenheit. Die "Realität" enthält ja auch eine subjektive Komponente, ohne deshalb Einbildung zu sein.mio hat geschrieben: ↑Sa., 25.05.2019, 22:40 Aber steckt da nicht auch immer ein Stück weit Realität mit drin?
So wie Du das beschreibst wäre es ja quasi "reine Einbildung", "reiner Glaube". Das sehe ich zB. nicht so. Ich denke viel mehr, dass dieser "Vergleich" (mit den Anderen) vorgenommen wird und dann nicht "korrekt" zu Ende gebracht wird.
Ich wollte damit nur ausdrücken, dass das "Fehlen" erstmal eine subjektive Wahrnehmung ist. Dabei ist offen, ob diese Wahrnehmung in irgendeiner Form objektivierbar ist oder nicht. Es ist ja auch sehr subjektiv, was "genug" ist. Ein Mensch ist genügsam und zufrieden, obwohl er von einer Sache objektiv im Vergleich zu Anderen wenig bekommen hat und ein anderer fühlt sich unterversorgt, obwohl er genauso viel bekommen hat, wie der Durchschnitt aller Menschen. Ist eine Frage der individuellen Bedürftigkeit und natürlich auch mit wem ich mich vergleiche.
Vielleicht kann man das besser verdeutlichen, wenn man statt psychischen Defiziten mal materielle anschaut. Jemand der 1.200 € verdient und sich selbst als "arm" erlebt, ist im Vergleich zu den meisten Akademikern und auch vielen Handwerkern real "arm", im Vergleich zu einer Gruppe von Friseurinnen und Verkäuferinnen eher "normal" verdienend und im Vergleich zu Verkäuferinnen z.B. in vielen osteuropäischen Nachbarländern eher reich. Die "empfundene" Armut ist relativ, aber deshalb noch lange nicht eingebildet...
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Danke, das ist sehr schön beschrieben,.spirit-cologne hat geschrieben: ↑Sa., 25.05.2019, 22:04Ich würde es auch am ehesten als einen großen Mangelzustand bezeichnen, der das Gefühl von emotionaler Unvollständigkeit hinterlässt. Also ich fühle, mir fehlt etwas entscheidendes, was ich glaube, haben zu müssen (und/oder von dem ich glaube, dass Andere das haben). Das kann sich auf den von mio beschriebenen Bereich der Selbstwahrnehmung beziehen, muss es aber nicht, man kann auch anderweitige massive Mangelzustände empfinden (ich schreibe hier bewusst nicht "haben", denn das ist eine subjektive Empfindung,die nicht zwangsläufig objektivierbar sein muss und Mangel ist ja auch eine relative Größe, die sich auf einen [vermuteten] Grundzustand bezieht. Vielleicht glaubt man auch nur einen Mangel zu haben, weil man von einem zu hohen Grundlevel ausgeht), z.B. im Bereich elterlicher Sorge, Zuwendung, Bestätigung, whatever.
Damit beantwortest Du gleich die Frage, woran es bei manchen Menschen liegen kann, dass es so extrem werden kann, dass sie in die Abhängigkeit rutschen können. Stimmt, damit kann dann auch unmöglich der Wunsch befriedigt werden und es wird nie reichen aus dem subjektiven Erleben heraus. Es ist vielleicht - so denke ich mir - auch einfach anlagebedingt, denn ab der Stelle fällt es mir schwerer, mich in den Menschen hineinzuversetzen, da ich das von mir persönlich selbst nicht kenne. Das ist vielleicht mein "blinder Fleck".Zum Problem werden solche Mangelempfindungen m.M.n. immer dann, wenn sie sich auf unrealistische Erwartungen bezüglich des "Normalzustandes" beziehen, weil das dann zwangsläufig nicht erfüllt werden kann. Man sorgt mit den überzogenen Erwartungen selbst dafür, dass man ständig Frust und Enttäuschung erlebt (was dann meist als "Beweis" dafür herangezogen wird, wie schlimm das Leben doch ist), weil einem ja niemand das geben kann, was man erwartet.
Sehr wohl kenne ich aber einen anderen Mechanismus:
"wenn ich mich nur genug anstrenge, alles richtig zu machen, dann wird das schon"
Der meiner Meinung nach nur auftreten kann, wenn es das schon mal gegeben hat, der Therapeut das ehemals gegeben hat und dann wieder entzieht. Sonst hätte man keine Vorstellung davon, dass dieser spezielle Therapeut das auch "kann", geben kann. Obwohl, hängt vielleicht auch wieder von dem ab, was man persönlich mitbringt, aber ich kenne es auch als sehr wirkungsvollen Effekt, wenn jemand Macht gewinnen möchte, abwechselnd etwas geben und dann wieder entziehen. Wie Stern in einem anderen Thread einmal geschrieben hat, "die Karotte vor die Nase halten, der man immer hinterherläuft".
Ich habe es damals mal als "vollständig" erlebt. Was ich bekommen habe, passierte aber eher nebenbei. Vielleicht reicht manchen auch das subjektive Gefühl und es wirkt, mit einer gehörigen Portion eigener Phantasie, so, dass sich dadurch das Gefühl des Heilens einstellt. Wenn er gleichzeitig keinen stark ausgeprägten Symbiosedrang hat....deshalb kann eine therapeutische Beziehung auch nicht diese frühkindlichen Erfahrungen des unbedingten angenommen, beachtet und gesehen Werdens vollständig nachholen.
Das sehe ich auch so.Es muss Beiden jederzeit klar sein, dass es sich lediglich um eine Simulation von Erfahrungen handelt, die man zu einem früheren Zeitpunkt gebraucht hätte.
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Stern, Du schreibst mir ziemlich aus der Seele, ich erlebe das sehr ähnlich, wie Du es beschreibst und habe ähnliche Gedanken dazu.
Ich bin auch zu dem Schluss gekommen, dass es anlagebedingt sein muss, ob ein Patient von sich aus keine Sättigung erleben kann. Und an dem Punkt gelingt mir die Einfühlung auch nicht mehr so gut.
Der andere Fall ist natürlich, wenn ein Therapeut das forciert, vor so einem Mechanismus ist natürlich keiner gefeit, wenn damit quasi gespielt wird. Oder die dritte Möglichkeit ist eben, dass der Patient seine eigenen Bedürfnisse verkennt und überzeugt davon ist, etwas zu brauchen, hinter dem ein ganz anderes Bedürfnis versteckt ist.
Ich bin auch zu dem Schluss gekommen, dass es anlagebedingt sein muss, ob ein Patient von sich aus keine Sättigung erleben kann. Und an dem Punkt gelingt mir die Einfühlung auch nicht mehr so gut.
Der andere Fall ist natürlich, wenn ein Therapeut das forciert, vor so einem Mechanismus ist natürlich keiner gefeit, wenn damit quasi gespielt wird. Oder die dritte Möglichkeit ist eben, dass der Patient seine eigenen Bedürfnisse verkennt und überzeugt davon ist, etwas zu brauchen, hinter dem ein ganz anderes Bedürfnis versteckt ist.