Wut-Therapie

Spezielle Fragen zur Lage in Österreich
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Wut-Therapie

Beitrag Mi., 25.06.2008, 18:40

Ich bin auf der Suche nach einer "Wut-Therapie", falls so etwas vorhanden ist. Auf diversen Fachseiten komme ich nicht weiter, da ich diesen Begriff nirgendwo finde. Ich weiß auch nicht zu welchem "Fachbereich" oder "Schwerpunkt" diese Therapie gehört. So fällt mir die Suche nach Therapeuten nicht leicht.

Ich freue mich auf Unterstützung!

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Flugente
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Beitrag Fr., 04.07.2008, 20:55

Hallo Infosuche!

Was genau verstehst du unter einer "Wut-Therapie"? Vielleicht meinst Du Anti-Agressions-Therapie? Versuchs mal unter dem Begriff.
Eisberg voraus!

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infosuche
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Beitrag So., 06.07.2008, 10:17

Hi Flugente!
Ich dachte an "Dampf auslassen" - lernen zu schreien - nicht diskutieren.

Idee?

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lemon
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Beitrag So., 06.07.2008, 14:17

Vielleicht könnte ein Boxsack helfen
[center]Das, was wir Menschen am meisten brauchen,
ist ein Mensch, der uns dazu bringt,
das zu tun, wozu wir fähig sind.[/center]

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pandas
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Beitrag So., 06.07.2008, 16:10

zugang zur wut mit körperlichen und psychotherapeutischen übungen werden oft in der bioenergetik angeboten.
in einem weiteren sinne auch in der tanztherapie.

beides sehr wirksame verfahren im direkten zugang zu den gefühlen, die leider nicht von den kassen anerkannt sind, also nur über mogelwege so finanziert werden können.

mir haben privat finanzierte workshops in beiden verfahren mehr gebracht als kassenfinanzierte verhaltenstherapie, in der oft sehr oberflächlich gesprochen wurde von seiten der therapeutin, und reha-kur, in der zwar methoden aus diesen verfahren verwendet wurden, aber nur in abgeschwächter intensität und tiefe.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Gärtnerin
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Beitrag So., 06.07.2008, 16:59

Eine nachdenkliche Frage meinerseits: Wie therapeutisch wertvoll ist es, wenn man seine Wut nur rausschreit? Zugang zur eigenen Wut finden, ist bestimmt sehr wichtig. Aber ich frage mich, ob sie allein durch das "Rauslassen" auch verarbeitet wird? Das würde mich ernsthaft interessieren.

@biber: Was waren das für Workshops? Bei Workshops finde ich auf jeden Fall wichtig, dass es vorher ein Anamnesegespräch gibt, weil manche Methoden bei dafür anfälligen Personen Psychosen auslösen können. Wenn innerhalb von kurzer Zeit die schmerzhaftesten Gefühle an die Oberfläche gezerrt werden, wäre außerdem eine gute Nachsorge sehr wichtig.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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AufdemWeg
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Beitrag Sa., 12.07.2008, 17:52

@ Gärtnerin

zu deiner Frage, ob die Wut auch verarbeitet ist, in dem man sie rausslässt:
Ich für mich kann sagen nein.
Noch nie hatte ich ein Problem meine Wut herauszulassen, doch sie wird kein bisschen weniger; daraus schliesse ich, dass nicht automatisch verarbeitet wird durch herauslassen.

LG AufdemWeg

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ajnat02
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Beitrag Di., 08.09.2009, 11:39

Wenn Wut in den Körper geleitet wird, kann es zu psychosomatischen Beschwerden kommen, die auch massiv werden können. Deshalb ist es gut, die Wut rauszulassen. Aber das muss jeder für sich selbst auspobieren, was ihm helfen wird (Eigenverantwortung). Das ist ein ganz individuelles Ding. Ich habe heute meine Wut rausgelassen (auf Kissen eingeschlagen) und dabei an Menschen gedacht, deren Handlungen Wut erzeugten. Das Herausleiten der Gefühle hat bewirkt, dass ich weinen konnte und mich sehr gelöst und befreit gefühlt habe.
Wut zu unterdrücken kostet den Körper oft eine Menge Energie, die dann für andere Funktionen fehlt. Mir hat es sehr geholfen und ich bin stolz auf mich )))

Es ist gehört für mich zum Authentischsein dazu, Wut zu empfinden und sie rauszulassen, weil ich sie stark in den Körper lenke und dann sehr krank werde. Ich denke, das gleiche gilt für alle anderen unausgelebten Gefühle, die wir aufgrund von Erziehung und falschen Überzeugungen unauthentisch verarbeiten, weil wir sie nicht leben (können, dürfen, oder meinen nicht zu können, weil wir nicht dürfen )

LG

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Innere_Freiheit
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Beitrag Di., 08.09.2009, 21:44

Meiner Ansicht nach sind "Wut verdrängen" und "Wut blind herauslassen" zwei sich entgegenstehende Extreme, die beide keine Änderung bewirken,
sondern im Gegenteil die Wut nur noch mehr verstärken!

Wichtig ist es, die Wut im eigenen Inneren zu fühlen..... ohne etwas damit zu tun..... ohne zu reagieren..... ohne abzureagieren.... einfach nur spüren.... fühlen..... nicht die Wut sein.... die Wut wahrnehmen... sie zu Ende fühlen..... damit sie erledigt ist und den Körper verlässt....
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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Gärtnerin
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 09:37

Die Wut einfach nur wahrnehmen, ohne zu reagieren, halte ich nicht in jedem Fall für sinnvoll. Das mag vielleicht für all die aufgestaute alte Wut gelten, die aus früheren Zeiten in uns eingenistet ist und heute keine Funktion mehr hat. Da hat mir persönlich in der Psychotherapie das Ausagieren (in Form von körperlichem Abreagieren) tatsächlich nicht geholfen, sondern mich im Gegenteil nur noch mehr in dieses Gefühl hineingesteigert. Da mag das "Zu-Ende-fühlen" wirklich sinnvoller sein.

Anders sieht es meiner Meinung nach aus, wenn ich heute in einem konkreten Fall mit meiner Wut in Kontakt komme. Denn Wut ist ja zunächst ein sinnvolles Gefühl, das mich darauf aufmerksam macht, dass jemand meine Grenzen überschreitet. Und auf dieses Grenzenüberschreiten darf ich sehr wohl reagieren. Natürlich nicht, indem ich blind (körperlich oder verbal) um mich schlage. Aber indem ich mir meine Grenzen selber bewusst mache und sie dann nach außen deutlich aufzeige. Hinterher kann ich immer noch schauen, wo sich an die aktuelle Wut möglicherweise eine uralte Wut mit angekoppelt hat, die noch zu verarbeiten wäre.
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carö
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 09:53

ja, für mich sehr gut beobachtet @gärtnerin. genau so od ähnlich erlebe ich das auch mit meiner wut. hat mich gerade nochmal zum nachdenken angeregt.

ich konnte früher gar keine wut wahrnehmen, war einfach nur erstarrt.... irgendwann konnte ich sie wahrnehmen und dachte ich müsste explodieren, wenn ich sie nicht rauslasse.. hatte auch heftige angst vor dieser destruktivität in mir. dann kamen auch phasen des ausagierens v.a in der thera - zuerst zaghaft und unsicher, dann offensiver... das war viell. auch so ein austesten, wie es sich anfühlt, wieviel aggression "darf" sein, wie fühl ich mich damit, was löst es aus, bricht dann alles zusammen ? das waren und sind wichtige erfahrungen.
inzwischen bin ich mehr beim versuch des zuende fühlens angekommen. wut auszuagieren, zumindest diese alte wut, verstärkt sie nur, so habe ich das auch erlebt.

was gut ist an diesem prozess.. also für mich.. dass ich meine unterdrückten - nichtgefühlten aggressionen im RL besser wahrnehmen kann und sie eher einordnen kann.. früher war ich diesen emotionen im grunde ausgeliefert, jetzt kann ich doch recht oft einen schritt zurücktreten und erstmal nachdenken. reines abreagieren der wut hätte das nicht gebracht, denk ich.

LG
caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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metropolis
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 09:59

Hallo caro
ich konnte früher gar keine wut wahrnehmen, war einfach nur erstarrt.... irgendwann konnte ich sie wahrnehmen und dachte ich müsste explodieren, wenn ich sie nicht rauslasse.. hatte auch heftige angst vor dieser destruktivität in mir. dann kamen auch phasen des ausagierens v.a in der thera - zuerst zaghaft und unsicher, dann offensiver... das war viell. auch so ein austesten, wie es sich anfühlt, wieviel aggression "darf" sein, wie fühl ich mich damit, was löst es aus, bricht dann alles zusammen ? das waren und sind wichtige erfahrungen.
Mich würde interessieren, in welcher Form du deine Wut in der Therapie ausdrücken konntest. Wie meinst du das mit dem Ausagieren? Wäre hilfreich, wenn du davon berichten könntest, wenn du magst (oder ist das OT )

LG

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

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carö
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 10:08

.. ich habe meinen thera manchmal beschimpft.. also wirklich jetzt.. ich hab ihm mal die luft aus dem rad abgelassen, hab ihm zettel von der wand gerissen... also infotexte für die patienten, die im flur hingen.. habe lautstark türen geknallt und offene fenster zugeschmissen, die er nicht schliessen wollte.. ich hab ihn mit ausgestreckter hand stehen lassen.. hab ihm dumme sachen an den kopf geknallt... *hüstel*

irgendwann konnte ich ihm diese wut aber auch verbal rüberbringen ohne ihn zu beschimpfen und zwar authentisch... ihm sagen, was mich wütend macht, warum ich sauer bin, wie ich mich genau fühle, wie ich ihn erlebte habe etc.. und das wohl auch spürbar war.. sowohl für mich als auch für ihn. das waren ganz gute momente, weil ich damit auch erlebt habe, dass meine wut "angekommen" ist und aushaltbar war.
das ist aber so ein prozess, alle phasen miteinander verwoben, weniger so als ablauf... ich knalle immer noch türen, wenn ich es nicht anders ausdrücken kann - viell. aber ohne diese abartige angst, die sich früher danach breit gemacht hat
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stern
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 10:27

infosuche hat geschrieben: Ich dachte an "Dampf auslassen" - lernen zu schreien - nicht diskutieren.
Also mir ist es immer noch nicht ganz klar, worauf du hinaus willst. Meinst du z.B. Schreien im Wald... oder eher jemanden anschreien anstatt zu diskutieren... oder eher Ärger/Wut spüren/wahrnehmen und dann verbal auszudrücken?
Gärtnerin hat geschrieben:Eine nachdenkliche Frage meinerseits: Wie therapeutisch wertvoll ist es, wenn man seine Wut nur rausschreit? Zugang zur eigenen Wut finden, ist bestimmt sehr wichtig. Aber ich frage mich, ob sie allein durch das "Rauslassen" auch verarbeitet wird? Das würde mich ernsthaft interessieren.
Meine Erfahrung als jemand, die Schwierigkeiten mit dem Zulassen insbes. mancher Schwierigkeiten hat (Ärger gehört da eher dazu): Nein..., vgl. adw. Eine "Verarbeitung" (boa, das Wort finde ich vom Begriff schon so schrecklich... liegt aber an mir ) ist damit noch nicht zwangsläufig... bei mir zumindest nicht. Wirkliche Verarbeitung bzw. ist für mich auch etwas anders als rein das Wahrnehmen eines Gefühls und dessen Ausdruck (wobei letzteres zur "Verarbeitung" schon hilfreich ist... aber nicht allein, bei mir zumindest nicht).

Und ich meine, ich habe auch mal etwas dazu gelesen, das heutzutage gefühlsmäßige Abreaktionen à la: "Man muss nur alle Gefühle rauslassen" kritisch gesehen wird... und ich meine auch mein alter Thera erklärter mir mal sinngem. Ob das für andere, deren Schwierigkeiten vielleicht anders gelagert sind, stimmig ist, weiß ich nicht... aber ich nehme es schon so wahr, dass meine Therapeuten im Zweifel auf gewisse Dosierungen achten, dass es nicht too much für mich wird (nicht bezogen auf Ärgergefühle, sondern bezogen auf verschiedene Gefühle)... ich meine, was ansonsten rauskommt, sieht man=ich dann ja .

Ob eine zugelassene Wut dann in Handlungen umsetze oder nicht (Gefühle können jedenfalls gewisse Handlungstendenzen fördern bzw. Handlungsimpulse setzen), das ist dann in meinen Augen wieder eine ganz andere Frage... sprich:

Ich unterscheide schon zwischen Wahrnehmen/Zulassen eines Gefühls... dem Gefühlsausdruck (Äußerung des Gefühls)... und dem Ableiten von Handlungen aus einem Gefühl heraus. Das sind drei verschiedene Stiefel, die man realitär in einer emotionsbesetzten Situation nicht unbedingt so klar zu trennen kann. Und was so schön kling ist zumindest bei mir praktisch mit genügend Stolperfallen besetzt... und für mich ein weites Feld... auf dem ich für meinen Teil auch weiß Gott nicht sagen kann, dass es für mich Sinn macht jedes Gefühl in voller Breitseite zuzulassen. Sondern teils lerne ich auch die Regulation/das Zurücktreten. Teils, dass ich manchen Gefühlen insofern nicht "trauen" sollte, als ich sie in Handlungen umsetze. In anderen Fällen ist Zulassen sinnvoller.... und das auseinanderzuhalten ist praktisch für mich teils schwer... wie manch anderes damit verbundene auch *schwitz* ... zumal es da keine Pauschallösung geben dürfte. Aber ich glaube, ich bin da auf einem guten und für mich stimmigen Weg.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 09.09.2009, 10:51, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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metropolis
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Beitrag Mi., 09.09.2009, 10:30

.. ich habe meinen thera manchmal beschimpft.. also wirklich jetzt.. ich hab ihm mal die luft aus dem rad abgelassen, hab ihm zettel von der wand gerissen... also infotexte für die patienten, die im flur hingen.. habe lautstark türen geknallt und offene fenster zugeschmissen, die er nicht schliessen wollte.. ich hab ihn mit ausgestreckter hand stehen lassen.. hab ihm dumme sachen an den kopf geknallt... *hüstel*
Oha, alter Schwede...
ich wünschte, ich könnte meiner Wut irgendwie ausdrücken, ob nun verbal oder durch agieren, aber ich schaff das irgendwie nicht. Da ist irgendwie eine Hemmschwelle.

Ich habe einmal zu meinem Thera gemeint: "Ich kann doch niemanden beleidigen, den ich sieze"

LG metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

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