Freundschaften verändern sich

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Theory
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Freundschaften verändern sich

Beitrag Di., 30.07.2019, 10:20

Hallo zusammen,

Aktuell befinde ich mich gerade in einer komischen Zeit....bei mir ist in den letzten Monaten/Jahren viel passiert.. ich bin umgezogen, habe meinen Job verloren, wurde gemobbt und erhole mich aktuell während ich gleichzeitig schon einen neuen Job gefunden habe, den ich im Q3 diesen Jahres starten werde.

Aus diesem Grund bin ich grad auch viel zu Hause... ich habe aus der schwierigen Zeit viel gelernt, habe einen Einblick in meine eigenen „Blinden Flecken“ bekommen und arbeite ein altes Kindheitstrauma mit einer Therapeutin auf... was allerdings wohl länger dauert als gedacht, zumindest geht gefühlt nichts weiter...

In der Zwischenzeit bemerke ich, dass sich auch meine Freundschaften verändern.... insgesamt habe ich aktuell das Gefühl, mit niemandem wirklich reden zu können. Außer natürlich die eine Stunde bei der Therapeutin....

Vielleicht habe ich auch bisher Freundschaften einfach nur falsch definiert. Oder vielleicht liegt es daran, dass ich mich einfach grad verändere und dadurch mein Blick auf Freundschaften sich verändert... und ich nun einen anderen Anspruch habe (ohne jetzt benennen zu können, wie dieser aussieht, weil ich mich nie damit beschäftigt habe).

Jedenfalls - ich hatte eigentlich bisher immer eine Hand voll enger Freundschaften... und im letzten Jahr sind mir genau diese Leute nach und nach abhanden gekommen. Und wenn ich so überlege... tatsächlich hat dies auch mit mir zu tun und damit, dass ich einfach gemerkt habe, dass mir diese Beziehungen nicht gut tun.

Da wäre zum einen die Freundin, die sich in 90% der Zeit eigentlich bei mir über alles mögliche beschwerte...und ich gemerkt habe, dass ich da einfach ein wenig drauf achten muss, dass dies nicht zu viel wird.
Dann diese Freundin, die in der Zeit, wo es bei mir drunter und drüber ging mit Anwalt & Gewerkschaft und Kündigung und sie fragte, wie es mir geht (nach Wochenlangem nicht-Kontakt) und ich ihr davon erzählte, und sie darauf hin meinte, dass ich sie unfassbar viel Energie koste und mir verletztende Dinge an den Kopf warf, sodass ich den Kontakt erstmal stilllegte, weil ich einsehen musste, dass sie mit ihrer Mutter einfach auch genug zu tun hat und einfach auch sehr beschäftigt mit sich selbst ist.
Und nun auch mein längster Freund, den ich schon seit Ewigkeiten kenne... der selbst vor einem halben Jahr unter Panikattacken und Wahnzuständen litt, dann Psychopharmaka bekam und sich im letzten Halbjahr aus meiner Sicht sehr verändert hat - er reagiert so gefühllos, wie eine Maschine... und wenn ich mich mal bei ihm melde und er nicht abhebt, kommt tagelang keine Reaktion, kein Rückruf, kein „sorry, melde mich später“ oder wenn ein „Melde mich später“ kommt, er dies aber nicht hält und sich gar nicht meldet.

Das waren die drei engsten Betziehungen und mir fällt auf, jeder davon hat selbst psychische Probleme - entweder in Form von Depressionen oder Panikattacken und alle drei nehmen Psychopharmaka/Antidepressiva. Das fällt mir erst jetzt auf, während ich schreibe...

Also ist das vielleicht eines meiner bisherigen Muster? Dass ich bevorzugt mit Menschen zusammen war, die irgendwie „fertig“ waren und sich „ausgeheult“ haben...?

Ich mein, was mir halt auffällt - jetzt wo ich mal wirklich von meinem Chef aus der Firma gemobbt wurde und eine der schlimmsten Phasen meines Lebens hinter mir habe, dass gleich zwei von diesen Leuten sich aus dem Staub machen, bzw. sich emotional distanzieren... und ich eigentlich mehr für diese Leute da war, als dass sie jetzt für mich da wären....Ok. Die erste Freundin, sie wäre für mich da, aber ich weiss, dass es einfach darauf hinaus laufen würde, dass wir uns gegenseitig beeinander „ausheulen“ und das hilft ja auch nicht... dadurch entsteht nur ein negativer Kreislauf.

Ich hab das Gefühl, dass ich mich sehr verändere und ganz anders auf die Welt schaue, eben durch diese Krise nun und durch diese Erfahrungen.
Nichts desto trotz wünsche ich mir grad einen Austausch, einfach jemandem, mit dem man reden kann, ohne dass man zu vom anderen erwartet, dass er seine Probleme löst.

Kennt jemand soetwas? Was hast du in der Situation gemacht? Hast du neue Freunde gefunden?
Vielen Dank für euer Verständnis und eure Antworten.

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Lady Nightmare
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Beitrag Fr., 02.08.2019, 20:00

Hallo Theory,

du schreibst ja selbst, dass es möglich ist, dass sich auch deine Ansprüche geändert haben. Vielleicht setzt du da an, versuchst dir Gedanken darüber zu machen, wie so jemand sein müsste, mit dem du eine Freundschaft gerne eingehen würdest. Aber im Grunde hast du damit ja schon begonnen ...

Wenn das Alte nicht mehr trägt, schreit die Situation förmlich nach neuen Erfahrungen. Mir selbst haben in solchen Zeiten, in denen es eher einsamer in meinem Leben zuging, diverse Gruppenzusammenhänge geholfen, neue Menschen kennenzulernen. Manchmal haben sich daraus Freundschaften entwickelt, an anderer Stelle vielleicht eher eine Bekanntschaft. Ich weiß nicht, was es da bei dir vor Ort so gibt und was dich ansprechen würde. Wir gestalten ja jeden Kontakt mit, also würde ich dir raten, achte im Kontakt auf deine Grenzen und Bedürfnisse und versuche klar zu kommunizieren.

LG
Lady Nightmare

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Theory
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Beitrag So., 11.08.2019, 12:10

Danke Dir, Lady Nightmare für deine Antwort.

In der Zwischenzeit habe ich diese Freundin wieder getroffen zum Frühstück. Es war ein Download an Jammereien und Beschwerden, so schnell und viel, dass es dieser Freundin schon selbst aufgefallen ist, mit den Worten ("Oh Gott ich jammere heute nur, aber es hat sich so viel aufgestaut, weil wir so wenig telefonieren - ist das für dich eh in Ordnung?"). Ich hab natürlich wieder gesagt, dass es ok sei.... obwohl es dann im Nachhinein auf mich natürlich wirkt und ich mich frage, was das soll...


Zurück zu Hause (ich wohne etwas weiter weg), hat mich eine andere Freundin aus uralten Zeiten über Nacht besucht.
Sie hat bereits angekündigt, dass sie eine Ehekrise hätte, aber "keine Angst, ich werde dich nicht die ganze Zeit anjammern".
So, nun war sie hier, und natürlich hat sie ihren kompletten Ballast abgeladen. Und nicht nur das, als ich dann erzählte, dass ich an meinem Ausgabeverhalten grad arbeite und weniger Geld ausgeben will, meinte sie salopp "geh Bitte, du? Du hast ja eh keine Kinder und obendrein ein viel höheres Einkommen als ich" - so als wären meine Bedürfnisse nur weil ich keine Kinder habe, wertlos.

Ich war dann tatsächlich sehr froh, als sie weg war, denn es gab kaum etwas, worüber sie sich nicht beschwerte.

Also ich habe hier offenbar eine Reihe alter Freunde, mit denen es mir so geht.... und ich will das nicht mehr...

Und du hast recht, dann muss ich wohl genau da ansetzen - was stell ich mir untere einem Freund/einer Freundin vor?

Was stellst du dir unter einer Freundschaft vor, Lady Nightmare? Bzw. offene Frage in alle, die mitlesen: was genau bedeutet Freundschaft für euch?

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Whale
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Beitrag So., 11.08.2019, 17:23

Hallo Theory!

Freundschaften entstehen meistens in einem bestimmten Rahmen (Pubertät/Jugend, Studium, Arbeit) wo es eben einen fixen gemeinsamen Nenner gibt. Dass sich die wenigsten mit dem Ende dieses Rahmens weitertragen, diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Und fand es oft sehr enttäuschend.

Was erwarte ich von einer Freundschaft?
Sehe ich im Grunde wie Liebesbeziehungen. Auf die Dauer muss ein Gleichgewicht in Geben und Nehmen sein. Natürlich gibt es auch da Zeiten wo einer mehr gibt und einer mehr nimmt. Auf Dauer kann ein Ungleichgewicht nur zum Ende führen. Niemand will und sollte eine Beziehung führen, wo er in der Hauptsache der Gebende ist. (Mit Ausnahme von Kindern natürlich :) )

Whale

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Theory
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Beitrag Mi., 21.08.2019, 13:59

Danke, Whale, für deine Antwort.

Nun hat diese eine Freundin ihre Beziehung beendet, vor ein paar Tagen hatten wir daher ein stundenlanges Telefonat. Aktuell habe ich genug Energie, um das auszuhalten, aber ich frage mich: was stimmt an mir nicht, dass ich soetwas anziehe?

Oder ist es einfach nur mein Unvermögen, Grenzen zu ziehen? Ich habe schon nach einer Stunde gemerkt, dass es jetzt „genug“ ist... aber konnte einfach nicht dazwischen gehen, weil sie so schnell und so viel gesprochen hat. Um ehrlich zu sein habe ich phasenweise nicht mehr richtig hingehört, nur um mich selbst ein wenig zu schützen.

Hatte jemand schon so eine Situation und ist da irgendwie rausgekommen oder hat sonst einen Tipp, wie man damit „schlau“ umgeht?

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 21.08.2019, 21:12

nun eine std telefon wäre mir auch meilenweit zu viel.
Das einzige was du tun kannst ist lernen stopp zu sagen und dich abzugrenzen.
erst bei ganz kleinen Dingen dann bei immer grösseren
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Whale
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Beitrag So., 25.08.2019, 19:27

Höflich aber bestimmt stopp sagen.
Vielleicht hast du als Kind gelernt, dass man andere Menschen nicht unterbricht, wenn sie reden. Das ist Quatsch! Tu es, wenn es dir zuviel wird. Anfangs mit Ausreden: Hab jetzt wirklich keine Zeit mehr. Mit etwas mehr Übung: Mir ist das jetzt zuviel. Ich kann nicht mehr zuhören.
Meine Erfahrung ist, dass Menschen deswegen nicht angepisst aus meinem Leben verschwinden. Die Beziehung gewinnt an Klarheit.

Whale

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Theory
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Beitrag Di., 27.08.2019, 15:47

Danke für eure Tipps... es war ja nicht nur eine Stunde - wir haben vier Stunden lang telefoniert - nebenbei habe ich gekocht und gegessen... irgendwann habe ich schon schwer geamtet bzw gestöhnt und da meinte sie, sie hoffe, sie belästige mich nicht - natürlich muss ich darauf mit Nein antworten! Aber ich habe ihr schon gesagt, dass es sehr anstrengend ist, aber ok ist. Erst danach habe ich gemerkt, wie tagesfüllend das Gespräch aber auch wie sehr der Inhalt (geheult und gejammert) auf mich gewirkt haben... ich habe tatsächlich den ganzen Nachmittag und Abend gebraucht, um mich von allem zu erholen.

Und ja, anscheinend ist es für mich sehr schwierig, jemandem Nein zu sagen, vor allem, wenn er sich so als Opfer sieht und sehr stark jammert... ich habe gelernt, dass man Leuten helfen muss, die hilfsbedürftig sind...und natürlich nicht unterbrechen... da sind wohl eine Menge Glaubenssätze am Werk bei mir...


Ich habe mir gestern allerdings, weil es nicht mehr anders ging, ein Herz gefasst und ihr das mitgeteilt, dass es mir zu viel wird. Sie weiß eigentlich schon, dass es mir zu viel wird, weil ich ihr das schon mehrmals gesagt habe. Einmal vor 6 Jahren, dann dieses Jahr mehrmals und auch letztes Jahr. Ich habe ihr also schon wirklich oft gesagt, dass mir dieser intensive Austausch nicht gut tut. Nur dieses Jahr geht es bei mir zum ersten Mal auch gesundheitlich nicht mehr, ich bin chronisch schwer krank und habe einen Ausbruch meiner Erkrankung, zudem wurde ich gekündigt, ein Autounfall und erkrankte Familienmitglieder, die man natürlich unterstützt, tun ihr übriges... also ich brauche dieses Jahr wirklich mal selbst meine Energie....

Nun hat sie erst stundenlang nicht geantwortet und Abends gemeint, dass sie das natürlich versteht, mich aber gleichzeitig getadelt, sie hätte mir ja gesagt/mich gebeten, dass ich sie nicht „blocken soll“ - ich hab ihr dann geantwortet, ich hätte sie nie geblockt und wisse gar nicht, was das soll. Nun antwortet sie wieder nicht. Dieses „Nicht-Antworten“ macht mich fertig, natürlich will ich nicht, dass jemand böse ist auf mich.

Ich glaube mittlerweile, dass ich, so leid es mir tut, insgesamt besser dran wäre ohne sie............

Insgesamt, wenn ich die letzten Jahre mit ihr so reflektiere, ist es schon so, dass sie einen intensiven Kontakt gezielt zu mir sucht und mich wohl als „beste Freundin“haben will - ich jedoch möchte das mit ihr wiederum nicht.... Ich kenne sie schon aus der Schulzeit, da gab es ein, zwei Vorkommnisse, wo leider das Vertrauen in sie beschädigt wurde, wo sie mich auch mit der Mitleidstour „gekriegt“ hat, und ich bin hinterher wirklich dagestanden ohne alles.

Ich glaube, das wahre Problem ist- ich will gerne eher losen, unverbindlichen Kontakt, und sie will mich einfach unbedingt als Freundin „aufbauen“ - ich merke ja, wie sie den Kontakt immer wieder von sich aus sucht, und dann immer detailliertere Fragen stellt.

So - ich bin ja mal gespannt, ob den Roman jemand liest. Aber selbst wenn nicht, es tat gut, mir das mal von der Seele zu schreiben.

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 28.08.2019, 19:41

ja ich habe es gelesen, es ändert nur an der Situation nichts.
Du gehst seit Jahren über Deine Grenze, sagst das alle Schaltjahr mal,
und wenn sie nicht antwortet, macht Dich das fertig? Eigtl. komisch?
Denn dann erwartest du ja dass sie sich meldet? Aber es ist dir zuviel?
Ja was denn nun?
Es wird sich erst verändern können, wenn Du für Dich klar bist, wie genau Du agieren möchtest.
Möchtest Du denn Pause, oder Kontaktabbruch oder wie weiter? Du musst erst für Dich klar sein,
was genau du haben willst, und was nicht. Und dann musst Du das aber konkret umsetzen,
und nicht so ein wenig hin und her. Damit können die meisten nix anfangen.
So lange du nicht ein klares Stop bringst, wird sich nichts ändern.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Whale
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Beitrag Do., 29.08.2019, 15:33

Theory hat geschrieben: Di., 27.08.2019, 15:47 natürlich will ich nicht, dass jemand böse ist auf mich.
Was ist so schlimm daran, wenn es jemand ist?


Kirchenmaus
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Beitrag Do., 29.08.2019, 15:53

Theory hat geschrieben: Di., 27.08.2019, 15:47 da meinte sie, sie hoffe, sie belästige mich nicht - natürlich muss ich darauf mit Nein antworten!
Warum eigentlich?
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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_leer_
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Beitrag Sa., 31.08.2019, 10:32

Ich war auch vor einigen Jahren in der Situation meinen Freundeskreis zu hinterfragen. Damals hatte ich das Gefühl, das sich mit vielen Freunden nicht wirklich (mehr) was gemeinsam hatte und man auch nicht wirklich mehr eine positive Zeit miteinander verbracht hat.
Ich habe dann überlegt, wie wichtig mir bestimmte Leute sind und aus dieser Zeit sind eigentlich nur ganz wenige Freunde übergeblieben.
Natürlich kannst du dass nur mit dir selber ausmachen, aber ich würde an deiner Stelle überlegen zu wem du wirklich noch Kontakt haben möchtest und wer dir gut tut. Vielleicht hast du den Kontakt ja auch nur noch, weil du dass Gefühl hast, sonst niemanden mehr um dich herum zu haben, den du als Freund bezeichnest. In diesem Fall solltest du überlegen, ob du nicht eventuell auch neue Leute kennen lernen möchtest, die besser zu deinen jetzigen Bedürfnissen passen, statt dich nur mit Freunden aus nostalgie zu treffen, obwohl du nicht mehr viel mit deinen alten Freunden gemeinsam hast und ihr auch nicht mehr auf einer Wellenlänge bist.

Falls du dich aber entscheidest, dass du nicht mehr mit deinen Freunden zu tun haben möchtest, dann würde ich tatsächlich den Kontakt auch eindämmen, weil du sonst eventuell nur einem Pflichtgefühl nachgehst, was weder dir noch den anderen Leuten gegenüber fair wäre.

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Theory
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Beitrag Fr., 01.11.2019, 12:25

Hallo zusammen und vielen Dank für die Anregungen, Gedanken und Ideen.

In der Zwischenzeit habe ich meinen neuen Job angefangen (Sept/Okt). Heute hatte ich das erst Mal mal wieder Zeit, wirklich mal wieder rein zu schauen und zu antworten.

Aber der Reihe nach:

Ja, es stimmt - ich bin hin und her gerissen ( gewesen) mit dieser Freundschaft. Vor allem in der Phase, als es anfing, so belastend zu werden.
Hin- und hergerissen deshalb, weil ich einerseits klar merke, dass mir diese Art von Kontakt nicht gut tut. Auf der anderen Seite habe ich tatsächlich wohl ein „Problem“ damit oder „Angst davor“, wenn jemand auf mich sauer oder böse ist.

Ich vermute, das die Gründe dafür in meinem Kindheitstrauma liegen - meine Bedürfnisse wurden von meinen Eltern einfach „überfahren“, ich wurde angeschrien, zum Essengezwungen, mein Vater hat mir Angst gemacht mit seinem hochroten, wütenden Kopf. Er war der Meinung, dass alles und jeder nach seiner Pfeife tanzen muss. Und meine Mutter tut das bis heute und stützt weiterhin seine cholerischen Ausfälle und versucht zu beschwichtigen.

Ja, das ist die Ursache, warum ich es nicht so leicht aushalte, wenn mich jemand „nicht OK“ findet.

In der Zwischenzeit sind zwei Monate vergangen. Ich musste mich meinem Job widmen und auf anderes konzentrieren. Den Job und meine Gesundheit habe ich genannt als Gründe, warum ich keine „psychologische Dauerbetreuung“ mehr für sie machen kann. Im Nachhinein betrachtet ist es tatsächlich so gewesen, dass sie mich jahrelang als „psychologischen Mülleimer“ ihrer eigenen Probleme behandelt hat. Und ich habe das auch noch „ausgehalten“ und „zugelassen“ (eben weil ich gelernt habe, dass ich „durchhalten muss“, „alles aushalten muss“, „für alle da sein muss“, meine „eigenen Bedürfnisse nach hinten stellen muss“ usw usf.)

In den letzten 2 Monaten ist nun folgendes passiert: ich habe mich distanziert und ihr klar gemacht, dass ich das nicht will, wir uns aber gerne hin und wieder als Freunde treffen können. In der ersten Zeit danach habe ich eine echte „Erholung“ wahrgenommen. All die Zeit, wo ich mir Gedanken zu ihren Problemen machte, mit ihr telfonierte oder ihre Nachrichten auf Whatsapp usw beantwortete - ich hatte diese Zeit ENDLICH für mich! So ein Gewinn!! Ich habe richtig gemerkt, wie ich ein neues Lebensgefühl für mich und meine eigenen Bedürfnisse entwickelte, die ich mir nun endlich erlaubte, auch wahrzunehmen und danach zu handeln...

Definitiv also ein Entwicklungsschritt in die richtige Richtung....

In der Zwischenzeit ist es so, dass ich auch mal an sie denke, und ich habe auch angeboten, sie zB dieses Wochenende zu treffen, aber ich lasse mich nicht mehr stressen und stelle meine eigenen Termine und Bedüfnisse voran.

Auch mit den anderen Freunden von mir bin ich aktuell sehr restriktiv mit meiner Zeit... und ja, anscheinend dachte ich lange, ich hätte sonst niemanden, wenn ich nun meine Grenzen aufzeige. Aber ehrlich gesagt habe ich aktuell keine Angst mehr davor. Denn lieber ist es mir, keine Freunde zu haben, als „vermeintliche Freunde“, die wie Energievampire mich eigentlich nur dazu benutzen, um sich besser zu fühlen.

Daher suche ich gerade auch gezielt nach Möglichkeiten mit neuen Leuten, Gleichgesinnten, in Kontakt zu kommen.

In diesem Zusammehang finde ich auch den Tipp sehr gut, mir mal auszumalen, was ich eiugentlich von einem Freund/einer Freundin „erwarte“ ähnlich, als würde ich nach einem Traumjob suchen. Denn tatsächlich hilft es mir nicht, wenn ich krank werde, weil ich aus Angst vor Ablehnung immer versuche, es allen und jedem recht zu machen...

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Farideh
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Beitrag So., 19.01.2020, 06:43

Hallo Theory, hallo Alle,

danke für diesen Thread und die Antworten darin.

Ich bin erst seit ein paar Tagen Mitglied in diesem Forum und habe langsam angefangen mich zu orientieren und zu lesen.

Auch wenn der letzte Beitrag schon ein paar Wochen zurückliegt, würde ich gern noch kurz antworten. Das Thema „Freundschaften verändern sich“ und es ist auch mein Thema. Beim Lesen gab es Stellen, wo ich mich wiedergefunden habe und Stellen, die mich zum darüber Nachdenken und Handeln angeregt haben.

Um ein Beispiel zu geben: ich war von jemand, die sehr viele Dramen in ihrem Leben hat, gebeten worden an diesem Wochenende mit ihr zu telefonieren. Tatsächlich geht es dieser Person sehr schlecht.

Und außerdem ist es so, daß es ihr seit Wochen schlecht geht, daß sie viele Menschen um sie herum hat, die sich um sie bemühen, daß auch neue Probleme auftauchen und sie sich außerstande sieht ein paar Schritte zu tun, die eine Änderung bewirken würden.

Ich hatte in den letzten Wochen vorgeschlagen, sich doch professionelle Hilfe zu holen. Sie hat sich auch einen Termin für Ende Januar geholt, hofft, daß sie dort dazu gebracht wird bestimmte Schritte zu tun und ist sich noch nicht sicher, ob sie diesen Termin wahrnimmt. Soweit in Kürze.

Ich habe dann vor zwei Tagen diesen Thread gelesen und er ist mir gestern immer wieder durch den Kopf gegangen. Abends hatte ich dann für mich geklärt, daß ich das bewußte Gespräch nicht führen wollte, daß ich auch nicht „herumeiern“ wollte mit so etwas wie „tut mir leid, ich habe keine Zeit dieses Wochenende“.

Es war dann plötzlich ganz einfach ihr eine Email zu schicken und zu schreiben, daß ihre Situation im Moment für mich zu dramatisch wäre und ich Ruhe brauchen würde. Und was war heute Morgen die Antwort per Email: „Kann ich gut verstehen.“

Ich habe in dieser Sache was mein Handeln angeht (schon vor heute Morgen) ein gutes Gefühl und denke, ich werde auch im weiteren Verlauf genügend für mich sorgen können. Dafür ist auch dieser Thread mit den Denkanstößen ein Grund.

Alles Gute
Farideh

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Theory
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Beitrag So., 19.01.2020, 07:34

Sehr interessant Farideh,
und vielen Dank für deine Antwort.

Meine Freundin “versteht es auch”, dass ich mich um eigene Probleme kümmern muss.

Mittlerweile denke ich, dass wir der Typ Mensch sind, der gerne gibt (Helfer) und diese Freunde genau so Leute wie uns fast schon magisch anziehen und so lange ausnutzen und “in Anspruch nehmen” wie es geht. Völlig egal, was der “Schaden” auf der anderen Seite ist....

Zu Weihnachten war ich wieder da... und fühlte mich bemüßigt, sie auch zu einem Essen einzuladen. Obwohl meine innere Stimme das ablehnte. Entsprechend verlief das Treffen.

Ich verändere mich gerade und schaue genauer hin, warum ich mich eigentlich mit WEM treffe.... und ehrlich gesagt, es fühlt sich so an, als ob sie sich “in mein Leben gedrängt” hätte. Sich durch ihr proaktives, “übernettes” und “überoffenes” Handeln sich auch von mir Offenheit und (Reziprozität”) das gleiche Verhalten erwartet zu haben. Sie hat immer wieder Dinge und Themen geteilt, wo ich geradezu geschockt war.,. Und das in einer Länge und Ausführlichkeit.....

Und ich habe mich lange gehalten, aber als es mir schlecht ging, ist es aus mir rausgebrochen und ich habe viele intime Details offen an sie weitergeteilt. Dabei wollte ich das nie, weil sie schon einmal mein Vertrauen missbraucht hat und mich in der Schulzeit schwer enttäuscht hat....

Ich glaube, sie wollte unbedingt eine Freundin haben, und ich hab mich nicht dagegen wehren können. Und war “ok” damit solange es mir gut ging.

Aber nach dem letzten Jahr muss auch ich genauer sein dabei, mit welchen Menschen ich mich treffe oder nicht.

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