Es wiederholt sich alles

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Insel
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Es wiederholt sich alles

Beitrag Fr., 09.08.2019, 19:28

Ich hatte vor drei Jahren eine mittelschwere Depression, zuerst wusste ich überhaupt nicht, was mit mir los ist, mir war damals auch nicht bewusst, dass ich in der Vergangenheit,- im Prinzip seit meiner Pubertät- , immer wieder depressive Phasen hatte.Ich dachte immer, ich sei faul und lebensuntüchtig. Vor drei Jahren wurde es dann so schlimm, dass ich es manchmal nicht schaffte, morgens aufzustehen, mich zu waschen oder gar das Haus zu verlassen. Ich bin dann, gottseidank-, durch eine ortsansässige Therpeutin, der ich eine Art Hilferuf auf ihre Website schrieb, zuerst zu einem Psychiater geschickt worden, bekam Antidepressiva verordnet und habe nach 6 Monaten Wartezeit eine Therapie gemacht.
Es ging nur langsam voran, es dauerte ein gutes Jahr, bis es mir soweit besser ging, dass ich die Medikamente nach und nach ausschleichen konnte und wieder halbwegs alltagstauglich wurde.
Ein weiteres Jahr schlug ich mich ganz gut, habe einiges in meinem Leben zum Besseren verändert und viel für mich getan.....vorher waren die anderen immer wichtiger gewesen,- meine Familie in erster Linie.
Jetzt, seit mein Mann im Ruhestand ist, komme ich peu a peu wieder in ein schwarzes Loch. Ich finde es anstrengend, meinen Mann den ganzen Tag um mich zu haben, er ist ein Egozentriker wie er im Buche steht.....ich muss mir immer zehnmal überlegen, was ich sage oder tue. Dazu habe ich große Probleme mit meinem erwachsenen Sohn, der im Leben nicht zurechtkommt und von mir nicht nur Rat, sondern auch oft Geld haben möchte und sich zunehmend zu einem lebensuntüchtigen und supersensiblen Träumer entwickelt. Mir wird das alles zu viel, ich leide darunter, - habe wieder Schlafstörungen, komme morgens nicht aus dem Bett, fühle mich so schlecht wie lange nicht mehr. Alles , was ich in der Therapie gelernt habe, hilft mit grad gar nicht, ich kann mich von den Problemen nicht abgrenzen,reagiere wieder viel zu emotional, habe wieder Gedankenkarusselle im Kopf und sehe alles schwarz. Oft sitze ich da und heule, in der Brust hängt ein schwerer Stein und ich denke , dass es schön wäre , einfach nicht mehr da zu sein.
Kommt jetzt alles wieder zurück? Muss man damit leben , dass Depressionen immer wieder kommen?
Eine weitere Therapie möchte ich eigentlich nicht machen, ich empfand das vor drei Jahren als sehr sehr schwer und belastend, anfangs war ich oft kurz davor, alles abzubrechen.Was kann ich noch tun?

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Candykills
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Beitrag Fr., 09.08.2019, 20:31

Eine Depression verläuft häufig in Phasen.
Eventuell könntest du gerade nochmal therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen?
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Blume1973
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Beitrag Sa., 10.08.2019, 03:37

Hallo Insel!

Ich würde ja sagen, du müsstest deine Lebenssituation ändern, um da wieder raus zu kommen.

Ja, Depressionen können immer wieder kehren, wenn man nicht sehr gut auf sich achtet. Ich war auch schon in der Situation, von der du schreibst. Nicht mehr hinaus wollen, nichts mehr tun können, keine Freude mehr an nichts haben etc. Absolut schrecklich.

Ich habe damals gelernt, sehr gut auf mich zu achten, um da nicht mehr hinein zu geraten, nach dem ich es geschafft hatte, zum Glück, wieder aus der Depression herauszufinden.

Für mich heißt das, darauf zu schauen, unerträgliche Lebensumstände so zu verändern, dass sie für mich „ok“ werden.

Das ist natürlich meist sehr schwer und fast unmöglich. Gerade in dem von dir geschilderten Fall. Ja, Partnerschaftlich kann man eine Trennung anstreben, oder was auch immer, aber im Fall des Sohnes ... gibt’s kaum eine Lösung, die du beeinflussen könntest.

Eine weitere Therapie könnte dir helfen, mit deinen derzeitigen Lebensumständen besser zu Recht zu kommen. Oft hilft schon eine andere Sichtweise/innere Einstellung um die innere Not zu lindern.

Alles Gute
Blume
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Blume1973
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Beitrag Sa., 10.08.2019, 03:42

P.S.: Bevor ich es vergesse oder nicht erwähnt habe: zum Thema Sohn, würden jetzt sehr viele den Rat geben, dass du ihn bitte, bitte nicht mehr helfen sollst, denn sonst wird er seine Probleme nie selbst lösen und immer zu Dir laufen etc. Hatte ich vorher vergessen zu erwähnen, da dieser Weg für mich nicht der gewählte Weg ist. Allerdings könnte es sein, dass du das ja zusammenbringst. Von daher wollte ich es der Vollständigkeit halber erwähnt haben.
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spirit-cologne
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Beitrag Sa., 10.08.2019, 10:51

Blume1973 hat geschrieben: Sa., 10.08.2019, 03:42 zum Thema Sohn, würden jetzt sehr viele den Rat geben, dass du ihn bitte, bitte nicht mehr helfen sollst, denn sonst wird er seine Probleme nie selbst lösen und immer zu Dir laufen etc.
Stimmt, wie du weißt, liebe Blume, gehöre ich dazu :lol:

Ich seh's aber jetzt nicht so schwarz-weiß, dass man nur entweder den Hintern nachtragen oder gar nicht helfen soll. Meine Richtung ist da eher Hilfe zur Selbsthilfe. Damit der Andere eben lernen kann, selbstständig zu werden. Aber eben nicht, dem Anderen (egal ob Sohn, psychisch kranker Partner oder Elternteil oder wer immer) einfach alles abzunehmen.

Was aber stimmt: Ich bin fest davon überzeugt, dass man, wenn man einen anderen erwachsenen Menschen über lange Zeit huckepack durchs Leben trägt, man sich nicht wundern braucht, dass die Beine irgendwann das ganze Gewicht nicht mehr tragen wollen, man erschöpft ist und nicht mehr weiter gehen kann. Thema wäre dann nach meiner Meinung "Gepäck abladen", und das sollte nach meiner Auffassung auch vor erwachsenen Kindern nicht halt machen. Die haben nämlich eigentlich junge, gesunde Beine zum selber laufen, selbst wenn das Gelände steil und steinig ist. ;)
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Insel
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Beitrag Sa., 10.08.2019, 22:40

Danke für Eure lieben Antworten.
Die Sichtweise habe ich ja schon weitgehend geändert....das ging ein ganzes Jahr gut. Mauer gebaut um Abstand zu halten, Kontakt zu den Kindern etwas gelockert.....nun ergibt sich aber eine besonders prekäre Situation, da mein Sohn plötzlich mittellos ist, keinen neuen Job findet, die Miete nicht mehr zahlen kann usw. Ich habe ihm Lebensmittel gekauft, aber kein Bargeld gegeben. Da er immer noch eingeschriebener Student ist, will er nicht zum Jobcenter gehen, dazu muss er das Studium aufgeben.
Eigentlich habe ich in der Therapie gelernt, auf mich zu achten und nicht immer für die Sorgen und Probleme aller zuständig zu sein, aber zurzeit schaffe ich es nicht, mich zu distanzieren. Meine Lebenssituation könnte ich nur ändern, wenn ich mich räumlich und gefühlsmässig von meiner Familie trennen würde. Aber wäre ich dann glücklicher? Ich bezweifele das.
Wie kann man zufrieden und unbeschwert leben, wenn um einen herum nur Menschen sind, die nicht klar kommen und sich am liebsten immer auf mich verlassen möchten?
Ich kann und will das nicht mehr leisten. Trotz dieser Einsichten geht es mir mental schlecht und ich empfinde das Leben als belastend und hoffnungslos.
Es passieren immer solche Sachen....mal ist es der Sohn, dann die Tochter (missachtet mich), die liebe Kollegin (elend an Krebs gestorben),der Mann, der immer umsorgt und beachtet werden will.....
Ist es eine Charaktersache, dass ich das alles nicht einfach wegstecken kann wie andere "normale" Menschen?
Noch eine Therapie schaffe ich nicht, das war echt hart für mich.....ich fand es schrecklich, mich so zu entblößen und mir anzuhören, wie falsch ich alles mache.Noch schlimmer war es, mein Verhalten so zu ändern....so "hart" zu werden gegenüber meiner Familie....das habe ich auch nicht 100%ig so durchgezogen....ich bin einfach nicht so.
Also habe ich wohl die A...-Karte....oder?

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spirit-cologne
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Beitrag So., 11.08.2019, 01:01

Insel hat geschrieben: Sa., 10.08.2019, 22:40 Da er immer noch eingeschriebener Student ist, will er nicht zum Jobcenter gehen, dazu muss er das Studium aufgeben.
Studiert er denn wirklich? Und arbeitet er, um während seines Studiums etwas zu seinem Lebensunterhalt beizutragen? Wenn beides der Fall ist, fände ich es ja gar nicht schlimm, ihn während seines Studiums finanziell zu unterstützen, wenn du das kannst.

Wenn er dagegen nur eingeschrieben ist (womöglich hauptsächlich um finanzielle Vorteile wie Semesterticket, billiges Mensa-Essen und kostenlosen Uni-Sport abzugreifen), aber nicht wirklich Leistungen erbringt, dann gibt es auch keinen Grund das weiter zu unterstützen, dann muss er eben arbeiten gehen oder sehen, wie er klar kommt, wie alle anderen Menschen auch.
Insel hat geschrieben: Sa., 10.08.2019, 22:40 Wie kann man zufrieden und unbeschwert leben, wenn um einen herum nur Menschen sind, die nicht klar kommen und sich am liebsten immer auf mich verlassen möchten?
Na ja, unbeschwert ist vielleicht auch ein bisschen viel erwartet. Schwere Zeiten gibt es in fast jedem Leben, die kommen und gehen auch wieder. Wenn aber deine eigene Zufriedenheit im Wesentlichen daran hängt, ob es deiner Familie und deinen Kindern gut geht, dann nennt man das emotionale Abhängigkeit. Und die hilft ehrlich gesagt niemandem. Was nützt es deinen Kindern, wenn du dich die ganze Zeit schlecht fühlst, nur weil es ihnen nicht gut geht? Davon geht es denen auch nicht besser, eher noch schlechter, weil sie ein schlechtes Gewissen haben und sich Sorgen um die Mutter machen. Dass man sich immer mal wieder Gedanken macht, ist denke ich normal. Aber man sollte lernen, sich auch wieder von diesen Gedanken distanzieren zu können. Es ist wie gesagt keinem geholfen wenn es statt einer zwei Personen schlecht geht.
Insel hat geschrieben: Sa., 10.08.2019, 22:40 Ich kann und will das nicht mehr leisten. Trotz dieser Einsichten geht es mir mental schlecht und ich empfinde das Leben als belastend und hoffnungslos.
Es passieren immer solche Sachen....mal ist es der Sohn, dann die Tochter (missachtet mich), die liebe Kollegin (elend an Krebs gestorben),der Mann, der immer umsorgt und beachtet werden will.....
Ist es eine Charaktersache, dass ich das alles nicht einfach wegstecken kann wie andere "normale" Menschen?
Das ist in erster Linie eine Frage deiner Entscheidung. Willst du es denn wegstecken? Oder denkst du, du hättest kein Recht, es dir gut gehen zu lassen, wenn jemand in deiner Familie leidet? Der Punkt ist doch, es gibt immer irgendwas um einen herum, was einen runterziehen kann, wenn man sich da rein lässt, nicht nur familiäre Dramen, auch Armut, Hass, Klimawandel whatever. Leider wird nur nix davon besser, wenn man nur noch klagt oder depressiv wird. Im Gegenteil, dann ist man noch weniger in der Lage irgendetwas zum Guten zu wenden. Ob es dir trotz vieler schlimmer Dinge, die passieren, gut geht, hängt halt in erster Linie davon ab, ob du es dir erlauben kannst, oder ob du meinst, das Leid der Welt (oder zumindest der Familie) auf deine Schultern laden zu müssen. Ob das allerdings für deine Kinder ein gutes Vorbild ist, wie man glücklich lebt, wage ich zu bezweifeln.
Insel hat geschrieben: Sa., 10.08.2019, 22:40 Noch eine Therapie schaffe ich nicht, das war echt hart für mich.....ich fand es schrecklich, mich so zu entblößen und mir anzuhören, wie falsch ich alles mache.
Na ja, aber gehst du nicht deshalb da hin, eben weil irgendetwas verkehrt läuft? Der Realität ins Gesicht zu sehen ist der erste Schritt zur Veränderung.
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spirit-cologne
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Beitrag So., 11.08.2019, 01:03

Insel hat geschrieben: Sa., 10.08.2019, 22:40 Noch schlimmer war es, mein Verhalten so zu ändern....so "hart" zu werden gegenüber meiner Familie....das habe ich auch nicht 100%ig so durchgezogen....ich bin einfach nicht so.
Was ist hart daran, die Verantwortung für dich selbst und deine Gefühle zu übernehmen? Du willst einerseits verantwortlich dafür sein, dass es den anderen gut geht, aber für dich selbst willst du diese Verantwortung nicht übernehmen. Da sollen die anderen (oder die Welt) so sein, wie du sie gerne hättest, damit es dir gut gehen kann. Damit gibst du die Verantwortung für dein Befinden an die Anderen ab. Findest du das nicht irgendwie verdreht? Was ist hart daran, einem jungen Menschen zu ermöglichen, seine eigenen Erfahrungen zu sammeln und sich auf eigene Beine zu stellen? Natürlich ist es kurzfristig erstmal bequemer, Mutti mal machen zu lassen, als sich selbst zu bewegen, aber langfristig ist es echt Sch*** für den Selbstwert, wenn man ständig vor Augen hat, dass man als erwachsener junger Mann alleine nix auf die Kette kriegt und immer noch an Muttis Rockzipfel hängt.

Weißt du woher der Begriff "Rabenmutter" kommt? Rabenmütter schubsen ihre Kinder aus dem Nest, wenn sie flügge sind, damit sie fliegen lernen. Ist eigentlich eine totale Verkennung, denn eigentlich macht das die Raben zu total tollen Müttern, denn ohne sie würden die Rabenkinder vielleicht nie das Fliegen lernen und auf ewig im Nest hocken bleiben und von der Rabenmutter abhängig bleiben.
Insel hat geschrieben: Sa., 10.08.2019, 22:40 Also habe ich wohl die A...-Karte....oder?
Das ist wiederum deine Entscheidung. Keiner hindert dich daran, so wie bisher weiterzumachen, wenn dir das gut tut und du das richtig findest. Wenn dir das nicht gut tut, hast du jederzeit die Möglichkeit was zu verändern. Du teilst also selbst die Karten aus...
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Beitrag So., 11.08.2019, 15:16

Ich weiß, das Du recht hast, liebe Spirit-cologne.Genau das ist es....ich habe das in meiner Therapie ja auch nicht anders gelernt. Einiges habe ich auch an meinem abstrusen Verhalten geändert....ich komme aber gerade zurzeit leider wieder dahin, das ich in einige alte Muster zurückfalle....
Und ja, ich würde alle Schicksalsschläge und Widrigkeiten gerne wegstecken können. Aber ich kann nicht....es berührt mich, ob ich will oder nicht und dann zieht es mich stets runter.
Ja, die Welt soll so sein, dass es mir gut geht....echt den Nagel auf den Kopf getroffen!
Mir ist absolut klar, dass das totaler Unsinn ist.....vom Verstand her. Aber ich bin eben so emotional, ich versuche es ja, mehr rational zu denken....es geht oft einfach nicht, weil mich die Gefühle zu sehr im Griff haben.
Und dass ich meinen Sohn einfach machen lassen muss, weiß ich auch. Es tut mir nur so dolle weh....ich kann manchmal an nichts anderes denken.Manchmal möchte ich den Kopf an die Wand rammen, damit diese Gedanken endlich aufhören und ich mich meinem eigenen Leben mehr widmen kann.
Ob er studiert, weiß ich nicht,- ich kontrolliere ihn ja nicht. Er hatte einen Job, aber da hat er es nicht ausgehalten. Er hält sehr wenig aus,schmeißt schnell alles hin, wenns unangenehm wird.Das ist ja das Dilemma.
Aber auch damit muss ich leben, es ist ja seine Entscheidung, wie er sein Leben gestaltet.Das mir das natürlich nicht gefällt, ja mich echt traurig macht, kann ich aber irgendwie nicht abstellen.

Ich möchte mich ganz dolle bei Dir bedanken für´s zurecht-stauchen! Ein wenig besser ist mir schon....ich habe gute Vorsätze und versuche einmal mehr gegen meine emotionale Abhängigkeit anzugehen.

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Beitrag So., 11.08.2019, 20:34

Danke, liebe Insel, dass du meinen Beitrag so verstanden hast, wie er gemeint war. Ich weiß, dass ich da manchmal recht hart wirke, mit dem was ich schreibe, aber ich habe selbst viele, viele Jahre durch sehr, sehr viel Dreck waten müssen, ehe es mir besser ging. Und ich habe an mir selbst gelernt, dass es einem, wenn man in Weltuntergangsstimmung ist, nicht wirklich weiterhilft, wenn jemand anders da einfach mit einstimmt.

Ich weiß, dass das nicht leicht ist, sich von diesem Wunsch, alles kontrollieren zu wollen, zu verabschieden, aber es macht einfach keinen Sinn, sich an Dingen aufzureiben, die man nicht beeinflussen kann. Dann fehlt einem die Kraft an den Stellen, wo man wirklich was bewegen, das Leben zum besseren verändern kann. Ich selbst war einfach irgendwann an dem Punkt, wo ich gesagt habe:" Ich kann und will nicht mehr an allem leiden, sonst gehe ich kaputt!" Ich habe dann einfach die Entscheidung getroffen, nicht mehr zu leiden und die Dinge erst mal so zu akzeptieren wie sie sind und es hat tatsächlich im Großen und Ganzen geklappt. Klar gibt's immer mal Momente, wo ich einen Einbruch habe und es mir nicht gut geht, aber ich konzentriere mich dann so bald wie möglich wieder auf die Dinge, die ich gestalten kann und das hilft.
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Beitrag So., 11.08.2019, 22:43

Insel hat geschrieben: Fr., 09.08.2019, 19:28
Kommt jetzt alles wieder zurück? Muss man damit leben , dass Depressionen immer wieder kommen?
Ich denke, dass die meisten Menschen immer wieder depressive Phasnen haben, die schon mal ne Depression hatte.
Ich denke, man sollte seine Energie auch nicht damit verschwenden sollte, dagegen anzuKÄMPFEN. Sondern lernen muss damit zu leben, damit umzugehen... sie abzuschwächen.

Was man noch tun kann außer Therapie und Medikamente weiß ich nicht.
Mir hilft das immer eher weiter, wenn ich nicht allein dastehe, vor allem wenn ich Suizidgedanken habe usw. Also, dass man mit jmd. einfach offen darüber reden kann. Keine Ahnung, das Umfeld kann mit sowas ja auch nicht wirklich umgehen muss es ja auch nicht.

Klar, man tut dann ganz viel selbst. Also Therapie ändert ja nichts. Das macht man ja selbst.
Aber ich glaube, das ist sehr individuell. Ich mwche viele Dinge, um nicht komplett durchzudrehen, damit es mir wieder selbst besser geht, ich mir selbst nicht schade. Aber ich denke, dass muss jeder für sich selbst rausfinden.
Ich denke, nit Therapie kann es etwas schneller gehen, weil kan sich dann regelmäßig damit auseinander setzt und man sich Zeit für sich nimmt usw.
"You cannot find peace by avoiding life."
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Beitrag So., 11.08.2019, 22:54

Danke für Deine Antwort,liebe Namenlose. Mich abfinden mit diesen Talsohlen kann ich nur schwer. Es ist wie eine schwere Behinderung, ich kann damit nur sehr schlecht leben.
Im Grunde bin ich genug therapiert....ich muss das Gelernte nur anwenden und das klappt leider oft nicht.
Daran muss ich noch arbeiten.
Zum Reden habe ich leider niemanden, es ist ein Thema mit dem sich in meinem Umfeld niemand auseinandersetzen möchte.

spirit-cologne: Ich fand Deinen Beitrag nicht zu hart! Für mich war er sehr hilfreich! Auch wenn ich vieles im Prinzip bereits wusste, so hast Du es mir auf sehr eindringliche Weise noch einmal ins Gedächtnis gerufen und mich zum Nachdenken gebracht! DANKE!

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Beitrag So., 11.08.2019, 23:13

Insel hat geschrieben: So., 11.08.2019, 22:54 Es ist wie eine schwere Behinderung, ich kann damit nur sehr schlecht leben.
Ja, ich weiß.
Aber ich denke, es wird einfacher, wenn man es als ein Teil von sich akzeptiert. Dass es eben so ist, wie es ist. Und sich dann z. B. jeden Tag auf's Neue fragt: Was kann ich jetzt realistischerweise tun, damit es mir ein wenig besser geht? Auch wenn es nur winzigkkeine Kleinigkeiten sind. Man kann immer etwas tun. Man sollte nur nicht die Dinge von sich verlangen, wie in besseren Phasen, sondern akzeptieren, dass es eben so ist und man etwas tiefer stapeln sollte. Es wird ja irgendwann wieder besser. Man muss eben durchhalten und sich immer wieder neu an dem Stück Hoffnung festkrallen, das in einem ist.


Ja, das Gelernte ist nicht immer abrufbar ist. Deshalb gibt es ja auch die Mögkichkeit nach ner Therapie noch alle paar Wochen wieder hinzugehen, um das Gelernte weiter zu verfestigen.
Auch wenn ich überhaupt nicht denke, dass Therapie so ne Art Allheilmittel wäre.
Aber so im direkten Vergleich aus meiner Erfahrung...

Depressive Episode mit therapeutischer Begleitung
vs.
Ohne...


Ging das mit Therapie zumindest immer besser aus.
Aber das ist wohl auch individuell.


Manchmal kann man sich das aber auch kurz mal so Zeiten gönnen, wo man in ner Passivität verharrt. Das ist nur menschlich. Nur länger als ne Woche würde ich das nicht ausdehnen. Irgendwann wird zumindest so ne absolute Passivität sehr ungut.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Krebsmann79
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Beitrag Mo., 12.08.2019, 06:00

Hallo Insel,

Hast du schon Mal mit deinem Mann darüber geredet wie es Dir geht im Moment. Vielleicht kannst du ihn fragen ob er Veränderungen an Dir festgestellt hat. Ich würde an deiner Stelle versuchen deinem Mann zu vermitteln das du im Moment auch seine Unterstützung brauchst. Vielleicht ist es ja möglich ihn mal mit zu nehmen zu deiner Therapie. Vielleicht hilft es Dir wenn du ihm einen Brief schreibst. Da kann man sich manchmal besser ausdrücken. Und das du im Anschluss mit ihm redest.
Ich würde deinem Sohn eine zeitliche Grenze setzen das er Zeit hat sich eine Arbeit und dann ein eigenes Heim organisieren soll.
Ich denke nicht das es Dir in deiner Gefühlslage gut tut mit jmd zusammen zu wohnen der seinen A... nicht von selber hochbekommt.
Versuche doch Mal zu überlegen was Dir persönlich Spass macht und was dich auch ablenkt in so grauen Momenten.
Bei mir ist das im Moment ( da ich mich leider von meiner Freundin trennen muss die psychisch krank ist aber nicht einsieht das sie Hilfe braucht) das ich angefangen habe zum Sport zu gehen.

Ich wünsche Dir alles gute


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Insel
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Beitrag Do., 15.08.2019, 23:39

Lieber Krebsmann,
danke für Deinen Rat und Deine Meinung!
Mit meinem Mann spreche ich schon darüber, aber er ist da sehr hilflos und seit einem Jahr auch selbst gesundheitlich sehr angeschlagen (er hatte einen Schlaganfall).Seitdem ist es so, dass er nicht mehr derselbe ist, wie davor.Ich muss mich viel mehr um ihn und auch um alles andere kümmern, da er für vieles keine Energie mehr hat. Arbeiten kann er nicht mehr, er bekommt ab Ende des Jahres Rente. Bis dahin müssen wir mit Krankengeld leben, das ist nicht so sehr viel. All das ist für mich nicht einfach, mein Mann ist sehr empfindlich geworden und schnell überfordert.Ich muss viel Rücksicht nehmen.

Mein Sohn wohnt schon lange nicht mehr zu Hause.....er wurde bis zum Schlaganfall meines Mannes von uns finanziell unterstützt, dann hatte er von uns eine Frist gesetzt bekommen, sich eine Arbeit zu suchen um das Studium selbst zu finanzieren (für Bafög ist er zu alt).Das hat er auch gemacht, aber eben nicht durchgehalten.Seit Wochen sucht er etwas anderes , findet aber wohl nichts....Ich habe ihm schon zweimal die Miete bezahlt, kann das aber nicht länger.....jetzt wird es wohl eng.Es tut mir weh, dass er das Studium wohl aufgeben muss, all die Jahre umsonst....
Aber es ist eben so wie es ist und ich kann daran nichts ändern.
Mich lenkt meine Kreativität ab....ich male und fotografiere und schreibe auch ab und an.Dabei vergesse ich meist die Sorgen für eine Weile.Aber gerade am späten Abend holen sie mich meist wieder ein und rauben mir auch oft den Schlaf.

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