Bezeichnung 'Geringe Frustrationstoleranz'

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Thread-EröffnerIn
Claude
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Bezeichnung 'Geringe Frustrationstoleranz'

Beitrag Di., 28.04.2020, 17:10

Hallo,

In meiner heutigen Therapiestunde hat meine Therapeutin den Begriff "geringe Frustrationstoleranz" verwendet und bezüglich eines Beispieles aus meinem Leben gemeint, dass ich das haben könnte. Aus Gründen, die ich im Laufe dieses Posts noch erläutern werde, hat mich diese Bemerkung jedoch etwas verwirrt, also habe ich mal im Internet recherchiert, was geringe Frunstrationstoleranz eigentlich ofiziell bedeutet. Auf der Seite palverlag.de las ich:
Unter Frustrationstoleranz verstehen wir die Fähigkeit, mit Enttäuschungen oder Frustration umzugehen. Wir unterscheiden uns darin wie gut wir damit umgehen können, dass unsere Wünsche nicht erfüllt oder nicht so schnell erfüllt werden, wie wir es erwarten oder gar forden.
https://www.palverlag.de/lebenshilfe-ab ... ranfz.html

So weit so gut aber mein Problem ist, dass diese Definition (meiner Meinung nach) nicht wirklich zu der Gegebenheit zu passen scheint, von der ich meine Therapeutin erzählt habe. Wir redeten über starkes Vermeidungsverhalten meinderseits, welches vermutlich durch innere, teilweise unbewusste Ängste ausgelöst wird. Nach einer Weile erzählte ich ihr davon wie ich als Kind (in Reitsstunden) zweimal vom Pferd
geworfen wurde und seitdem nie mehr ohne Angst reiten konnte. Auch nicht als ich viele Jahre später wieder Reitstunden nahm. Und da es Millionen von Menschen gibt, die ebenfalls schon oft vom Pferd fielen und trotzdem leidenschaftliche und selbstbewusste Reiter blieben, frage ich mich, ob sich hier vielleicht mein persönliches Problem zeigt: Vielleicht reagiere ich einfach besonders sensibel auf negative Erfahrungen. Vielleicht passiert es bei mir viel schneller, dass wenn ich Im Rahmen einer bestimmten Situation schmerzhafte Erfahrungen mache, ich einfach besonders schnell eine Angst vor dieser spezifischen Situation entwickelle.
Das alles habe ich ihr erzählt und dann hat sie im Bezug von dieser Reitererfahrung den Begriff "geringe Frustrationstoleranz" verwendet. Aber was hat denn dieses Erlebnis und die Angst, die daraus entstand mit Enttäuschungen und Frustration zu tun? Ich habe (wie bereits erwähnt) als Erwachsene wieder Reitstunden genommen, aber auch nach drei Jahren war die Angst vom Pferd runtergeworfen zu werden, immer noch nicht verschwunden.
Ich verstehe nicht ganz, weiso meine Therapeutin so etwas gesagt hat. Was ist eure Meinung dazu?

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Malia
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Beitrag Di., 28.04.2020, 17:24

Der Grund von Vermeidung ist eben, dass erneute Frustration (wie bei dem Sturz) befürchtet wird.
Das macht man, wenn man mit Frustration nicht gut umgehen kann.
Wer das gut kann, sagt sich: "Das hat jetzt nicht geklappt, aber ich geh das Risiko ein und versuche es noch einmal"

Die Toleranz kann gesteigert werden, indem man sich eben den "gefährlichen" Situation trotzdem aussetzt -mit einer anderen Haltung.
„So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab.“
A. Schopenhauer

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ENA
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Beitrag Di., 28.04.2020, 19:14

Ich würde vom Begriff der geringen Frustrationstoleranz weg gehen, weil ich bei Deinem Beispiel eher die Angst vor erneuter Verletzung (Abwurf) sehe. Das steht für mich eher Angst im Vordergrund, (körperliche) Verletzung, als Enttäuschung, weil etwas nicht gelingt.
Beides, die Angst und die geringe Frustrationstoleranz entstehen in der Regel durch (negative) Erfahrungen.
Dennoch sehe ich bei dem einen eher den innerlichen Umgang mit etwas im Vordergrund, weil man z.B. zu oft etwas Negatives erlebt hat und sich deshalb nicht mehr traut, als z.B. eine Reaktion im Außen (wirklich nicht mehr aufs Pferd steigen).

Vielleicht bezieht sie das aber auch noch auf andere Beispiele, die Du mal genannt hast und zieht nun Verbindungen. Etwas nicht tun, weil man enttäuscht ist und etwas nicht tun, weil man Angst vor Schmerzen hat, hat eben schon auch eine Verbindung, weil man in beiden Fällen etwas nicht tut.
Zum Begriff der geringen Frustrationstoleranz passt für mich allerdings auch, wenn jemand ziemlich schnell an die Decke geht, wenn etwas nicht klappt. In der Pferdsache gehst Du es jedoch gar nicht erst an.


mio
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Beitrag Mi., 29.04.2020, 00:04

Ich würde mir mal den Begriff "Frust" ganz allgemein ansehen. "Frust" bedeutet etwas fühlt sich "ungut" an, anders als "erwartet" vielleicht, vielleicht auch einfach nur "unpassend", "unwohl". Halt nicht "befriedigend" (= lustvoll).

Vom Pferd geworfen zu werden ist sicher nicht sonderlich "lustvoll", aber auch nicht automatisch ein "Trauma" (so man sich nicht ernsthaft verletzt und man mit dem "Schock" (der narzisstischen Kränkung) gut umgehen kann).

So gesehen passt mangelnde Frustrationstoleranz für mich da schon, im Sinne von: Ich lerne/kann das eh nicht also lass ich es gleich.

Die Ursachen dafür würde ich allerdings woanders suchen, weit vor dem "Reitstundenerlebnis".