Angst vor dem Praxisraum

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Qwertzi
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Angst vor dem Praxisraum

Beitrag Mo., 15.06.2020, 15:31

Aloha,

ich hoffe das ist die richtige Rubrik für mein Anliegen.
Ich bin seit ca 2 Jahre in Therapie (Psychoanalytisches Verfahren). Liegen ist nicht drinn. Aber auch das Sitzen bereitet mir immer noch ziemliche Schwierigkeiten. Ich bin wie eine Statue. Setze mich und kann mich erst wieder bewegen, wenn die Sitzung vorbei ist. Bin gespannt wie ein Flitzebogen. Jetzt in der Coronazeit (da ich keine Möglichkeit für Videochat hatte) sind die Therapeutin und ich spazieren gegangen. Was soll ich sagen, ich bin kaum verkrampft und kann besser reden. Jetzt soll es aber wieder zurück in ihre Praxis gehen.
Mir graut es davor. Alleine schon bei dem Gedanken krampft es sich in mir zusammen. Die Vorstellung da wieder auf dem Rand des Sessels zu hocken, mit schmerzenden Muskeln und meist auch noch den Drang auf die Toilette zu müssen. Der Raum der gefühlt immer enger wird.
Ich überlege schon abzusagen. Wie bekomme ich das in den Griff?
Ich bin Dankbar um jeden Rat.

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Malia
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Beitrag Mo., 15.06.2020, 17:04

die naheliegende Maßnahme: das Problem zum Thema in der Therapie machen
(wundert mich, dass das nach 2 Jahren noch nicht passiert ist)
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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alatan
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Beitrag Mo., 15.06.2020, 17:21

Qwertzi,
formale "Therapie" ist in so einem Zustand wohl durchführbar, allerdings dürfte die Wirkung sehr gering, wenn nicht sogar kontraproduktiv sein, weil Veränderungen in einem derart und dauerhaft angstvollem Zustand neurobiologisch nicht möglich sind. Sollte deine Therapeutin eigentlich wissen.
Gruß
alatan

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Pinguin Pit
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Beitrag Mo., 15.06.2020, 17:25

Mal so von Statue zu Statue: bei mir hat es über 2 Jahre gedauert, bis ich etwas "beweglicher" wurde. Seitdem das so ist, sitzt witzigerweise mein Analytiker ruhiger in seinem Sessel.
Hast Du schon mal überlegt, warum Du Dich nicht bewegen magst?
Unbequemer Stuhl? Fühlst Du Dich im Raum wohl? Fühlst Du Dich beobachtet? Fühlst Du Dich sicher oder bist Du mit einem Bein immer schon auf der Flucht? Wie ist die Sitzordnung?
Rutsch mal im Stuhl nach hinten und lehn Dich zurück, was ist dann anders?
Ich würd's auch mal ansprechen, habe ich auch gemacht.
Die Vergangenheit ist nicht tot - sie ist nicht einmal vorbei. (William Faulkner)

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Sinarellas
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Beitrag Mo., 15.06.2020, 17:39

Wieso musst du denn in das Korsett sitzen auf Stuhl passen?
Frag ob ihr nicht öfters spazieren gehen könnt.
Überlege ob du dich auf eine Decke mit Kissen setzen kannst oder sonst einen bequemen Ort im Raum.
Es gibt so viele Möglichkeiten.
..:..

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Sadako
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Beitrag Mo., 15.06.2020, 17:53

Ich würde auch zum Experimentieren raten. Ist das Gefühl schon da, wenn du den Raum betrittst oder erst wenn du sitzt?
Wenn der Stuhl anders positioniert ist, Abstand näher oder geringer, ändert das was an deiner Starre? Was mach es aus wenn mal seitlich zueinander sitzt? Was, wenn der Stuhl an einer ganz anderen Stelle steht? Wie ist es im Stehen, beim Hocken auf dem Boden?
Das alles Ausprobieren und nicht nur mit dem Ziel mehr Entspannung und „Wohlfühlen“ zu finden sondern auch mit der Frage, was genau ist das denn, dass dich da verkrampfen läßt. Ich tippe darauf, dass ihr da einiges herausfinden könnt.


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Qwertzi
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Beitrag Mo., 15.06.2020, 18:50

@Malia:
So richtig zum Thema wurde es bisher nicht. Ganz am Anfang meinte die Therapeutin, dass das normal wäre, weil ich noch nicht genug Vertrauen habe, aber dass sich das mit der Zeit legen würde.

@Alatan:
In wie fern Kontraproduktiv?

@Pinguin Pit:
Gut zu wissen, dass es Andere auch ähnlich gegangen ist.
Der Stuhl ist an sich bequem. Beobachtet fühle ich mich schon. Aber wie sollte es auch Anders, es geht ja schließlich um mich 😳. Aber im Mittelpunkt zu stehen, ist mir ziemlich unangenehm.
Wir sitzen uns gegenüber.
Nach hinten rutschen, oder bewegen im Stuhl bekomme ich nicht hin. Da wäre die Gefahr, dass ich mit meinem Rücken die Rückenlehne berühren könnte. Das klingt bestimmt komisch, aber ich finde die Vorstellung unangenehm, dass da noch mehr Kontakt mit dem Stuhl stattfindet könnte. Bin tatsächlich wohl in Fluchtmodus.

@Sinarelles:
Leider gibt es der Raum nicht her. Der ist recht klein. Da gibt es zwar die Liege und dazu Decken, aber mehr auch nicht. Mag aber nicht danach fragen, ich könnte es nicht annehmen.

@Sadako:
Das Gefühl fängt schon am Abend vorher an. Auf dem Weg dahin wird es dann schlimmer. Bis hin, dass ich dann dringend auf die Toilette muss, mich nicht traue es anzusprechen und noch mehr verkrampfe.
Leider habe ich auch das Problem, dass wenn sich im Raum etwas verändert, bin ich gleich auf hab acht. Veränderungen empfinde ich als schwierig. Ich brauche dann immer eine Weile, bis ich mich daran gewöhnt habe und es keine Gefahr mehr davon ausgeht.
Und wie erwähnt, der Raum ist recht klein.

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Joa
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Beitrag Mo., 15.06.2020, 19:32

Ihr sitzt euch also direkt gegenüber? Versuch doch mal, deinen Stuhl ein wenig seitlich wegzudrehen (bzw. ihr beide). Ist bei meiner Therapeutin die Standardposition, eigentlich schon fast im 90° Winkel zueinander. Es kann sehr viel ausmachen, wenn man nicht frontal gegenüber sitzt. Das könnte ich auch nicht. LG

Edit - Gerade gelesen, dass dies schon vorgeschlagen wurde. Veränderungen stressen dich, ok. Aber du bist ohnehin sehr gestresst, würde es daher wirklich auf einen Versuch ankommen lassen...

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 15.06.2020, 19:45

es ist sehr wichtig das mit der Therapeutin zu besprechen.
Vielleicht könnt ihr weiter spazieren gehen, warum denn nicht?
Zumindest manchmal.

Kannst du dir immer wieder selber klar machen dass die Therapie für dich da ist?
Dass du dich soweit wohl fühlen musst?

Ich konnte in meiner Analyse auch lange nicht im Stuhl sitzen (an liegen war sowieso nicht zu denken)
Und ich hab dann einfach angefangen den Raum zu nutzen, sogar ohne das ausdrückliche ok des Analytikers.
Ich saß eine Weile hinter dem Stuhl, mal in der Ecke auf dem Boden, mal auf der Couch.
MIR hat das sehr geholfen und er hat mich zum Glück gelassen

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Scars
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Beitrag Mo., 15.06.2020, 21:12

Ich bin auch nicht mit dem Einzelsetting klar gekommen (alleine in einem Raum, direkter Kontakt, volle Aufmerksamkeit usw. gefährlich!) und habe zwei Jahre irgendwie gewurschtelt, weil ich mir dessen auch nicht so bewusst war, aber von selbst hat sich das nicht gelegt. Du hättest ja jetzt eigentlich eine unkomplizierte Einleitung damit, dass du dich beim Spaziergang freier gefühlt hast.
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Qwertzi
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Beitrag Mo., 15.06.2020, 23:16

Der Raum ist nicht sehr groß. Da könnte ich nicht mal hin und her gehen.
Höchstens mich hinter den Stuhl stellen. Auch nicht ein paar Schritte gehen. Der Raum ist Spiegelverkehrt zu einem früheren Raum, der mir sehr viel Angst gemacht hat. Nur ist dieser noch kleiner. Das fällt mir gerade erst ein. Das ist gerade ein sehr unangenehm Gefühl.

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