'Abend-Depression' wirft mich täglich zurück!

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SilberAhorn
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"Abend-Depression" wirft mich täglich zurück!

Beitrag Di., 23.06.2020, 12:55

Liebes Forum,

Seit Jahrzehnten lebe ich mit Depressionen und bin in dieser Zeit durch sämtliche Therapien und Medikamente gegangen.
Über die Weihnachtszeit nahm ich die Gelegenheit mich von meinen Tabletten (8 Jahre +) schrittweise zu verabschieden.
Das klappte überraschenderweise ganz gut (nach einer Zeit von nachtschwitzen, zittern, kopfschmerzen, etc...).

Ich fühle mich seitdem auch richtig gut und stark und habe das Gefühl mein Leben wieder aktiv im Griff zu haben.

Seit einem Monat allerdings, hat sich die Depression abends wieder eingeschlichen und sabotiert die Erfolge meines ganzen Tages!
Zwischen ca. 19-24 Uhr werde ich täglich so melancholisch und depressiv. In dieser Zeit esse ich falsch und viel zuviel und auch meine Gedanken schweifen ins Negative.

Einschlafen und schlaften kann ich sehr gut und beim Aufwachen ist alles auch vergessen und meine Tage sind positiv geprägt und 'Gesund".
Wie kann ich diesen Schatten am Abend loswerden? Es ist, als ob meine Depression einfach nicht loslassen will und ihren platz bestimmt!

Danke.

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Malia
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Beitrag Di., 23.06.2020, 13:43

Hallo, SilberAhorn
es kommt vor, dass auch ich abends in den schlimmsten Depressions-Zustand falle.
Tagsüber kann ich noch einigermaßen mit meinen Tiefen umgehen, aber abends geht es mir wirklich über Stunden so schlecht, dass ich den Notarzt rufen würde, wenn ich nicht selbst vor dem große Angst hätte.
Vermutlich liegt es bei mir aber an der Einsamkeit und Nutzlosigkeit, die mich dann wohl als Depression "überfällt".
Wenn ich tagsüber viel körperliche Bewegung draußen hatte, erlebe diese schrecklichen Zustände allerdings sehr selten.
Wie sieht es denn bei dir mit guten Kontakten und Bewegung aus?
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Candykills
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Beitrag Di., 23.06.2020, 13:48

Ich würde dir empfehlen abends eine Runde draußen zu drehen, das kann helfen!
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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chrysokoll
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Beitrag Di., 23.06.2020, 14:48

dassselbe würde ich auch vorschlagen: Gäbe es für dich die Möglichkeit dich abends zu bewegen?
Das kann alles sein von Spaziergang bis Sport, der dir Spaß macht

Auch andere Aktivitäten abends (Hobby, soziale Kontakte, Kreativität, Kultur...) könnten eine Möglichkeit sein.
Nicht abends allein bleiben und grübeln.

Hast du Techniken zum Gedankenstopp, um diese negativen Gedanken, die Spirale zu unterbrechen?

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Waldschratin
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Beiträge: 4199

Beitrag Di., 23.06.2020, 14:59

Was mir noch einfällt : Stimmt deine Altersangabe?
Wenn ja, kann es auch sein, dass bestimmte Stoffe im Körper fehlen, durch Stoffwechselumstellungen, die mit den Jahren ja auch den Mann "heimsuchen". Alleine das kann schon Depressionen mit begünstigen.

Ich hab auch gute Unterstützung erlebt durch Umstellung der Ernährung z.B. (Intervallessen bzw. könnte auch ne Fastenzeit zwischendurch dir guttun, musst du halt mal ausprobieren), oder Substitution von Vitaminen, Spurenelementen, Mineralien etc. (Hab keinen Magen mehr, muss ich also eh in Mediform zu mir nehmen und hab das dadurch gemerkt, dass sich das auch positiv bzgl. der Depressionen auswirkt).

Ansonsten hab ich denselben Rat wie meine Vorschreiber : Bewegung, grade dann, wenn du merkst, dass die Depri sich anschleichen will. Solange du dich noch "in Gang gesetzt" bekommen kannst.

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lisbeth
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Beiträge: 3908

Beitrag Di., 23.06.2020, 15:30

Bei mir wurden "schon immer" die depressiven Zustände abends schlimmer.
Ich führe das darauf zurück, dass ich tagsüber mehr abgelenkt bin, dass ich abends oft mit mir alleine bin und dann phasenweise auch entweder ins Grübeln komme oder sich so eine Art "innere Leere" breitmacht.

Ich weiß, man mag da meistens nicht genauer hinschauen, aber mir hat es geholfen, dass ich mir das Muster mal genauer angeschaut habe. Diary cards oä aus der DBT waren da eine gute Unterstützung. Und zwar hab ich nicht nur meine jeweiligen Stimmungen notiert, sondern auch, was sonst so an Gedanken und Gefühlen und Aktivitäten da war.

Sport und Bewegung hilft bei mir unbedingt. Abends spazieren gehen auch. Mir hilft außerdem der Kontakt zu anderen Menschen, wenn ich dabei bin, so richtig abzustürzen, geht auch telefonisch.
Wenn man da seine Muster besser kennt und sich ein entsprechende Strategien erarbeitet hat, dann ist es auch besser möglich, die Zeichen früh genug zu erkennen, so dass man auch besser gegensteuern kann.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Thread-EröffnerIn
SilberAhorn
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Beitrag Di., 23.06.2020, 18:48

Danke für all die Beiträge. Es tut gut gewisse "selbstverständlichkeiten" von anderen zu hören...

Malia hat geschrieben: Di., 23.06.2020, 13:43 Wie sieht es denn bei dir mit guten Kontakten ... aus?
Leider habe ich seit Jahren keinen Freundeskreis oder "besten Freund/Freundin". Daran habe ich mich schon gewöhnt.
Waldschratin hat geschrieben: Di., 23.06.2020, 14:59 Bewegung, grade dann, wenn du merkst, dass die Depri sich anschleichen will. Solange du dich noch "in Gang gesetzt" bekommen kannst.
Ja, ich denke, ich muss den Zeitpunkt und die "Vorlaufzeit" besser studieren, damit ich noch rechtzeitig die Kurve schaffe sowas zu tun.
chrysokoll hat geschrieben: Di., 23.06.2020, 14:48 Hast du Techniken zum Gedankenstopp, um diese negativen Gedanken, die Spirale zu unterbrechen?
Die habe ich von meinen kognitiven Therapien noch, haben mir aber abends noch nicht so erfolgreich geholfen.
lisbeth hat geschrieben: Di., 23.06.2020, 15:30 Ich weiß, man mag da meistens nicht genauer hinschauen, aber mir hat es geholfen, dass ich mir das Muster mal genauer angeschaut habe. Diary cards oä aus der DBT waren da eine gute Unterstützung. Und zwar hab ich nicht nur meine jeweiligen Stimmungen notiert, sondern auch, was sonst so an Gedanken und Gefühlen und Aktivitäten da war.
...
Wenn man da seine Muster besser kennt und sich ein entsprechende Strategien erarbeitet hat, dann ist es auch besser möglich, die Zeichen früh genug zu erkennen, so dass man auch besser gegensteuern kann.
Das klingt gut. Ich werde mir vornehmen mich "mit abstand zu betrachten" wenn es wieder soweit ist. Hoffe dann das Muster pragmatisch entschlüsseln zu können.

Lieben dank an alle.

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Malia
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Beiträge: 6975

Beitrag Di., 23.06.2020, 18:57

Leider habe ich seit Jahren keinen Freundeskreis oder "besten Freund/Freundin". Daran habe ich mich schon gewöhnt
.

Das sag ich auch immer, wenn es um das Fehlen von Kontakten geht und ich "zugeben" muss, an Feiertagen und Geburtstagen allein zu sein.
So muss ich mich nicht "rechtfertigen" oder bemitleiden lassen oder weiter darüber reden.
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Sonnena
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Beiträge: 7

Beitrag Mi., 22.07.2020, 20:52

Liebes Forum,ich bin hier absolut neu,habe aber einen langen Weg hinter mir.Auf diesem Weg habe ich nach und nach erst die Freunde,dann die Bekannten und Arbeitskollegen,scliesslig meinen Partner verloren.Nur meine Depressionen sind mir treu geblieben.
Anders als bei dir,Silber Ahorn,trifft mich die Depression immer völlig unerwartet. Man kann nichts tun,man ist gelähmt, betäubt, tot...Wie lange kann man das aushalten?


Hope1959
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Beiträge: 5

Beitrag Do., 15.04.2021, 20:24

Halo Sonnena
Ich bin 62Jahre und habe seit meiner frühen Jugend Depressionen,Angst und Zwangsgedanken.
.
2019 ist mein jüngster Sohn ausgezogen.
Ich weiss nicht,wie ich den Rest meines Lebens verbringen soll.
Dauernd grübele ich über meine Vergangenheit nach.
Ich hatte eine schöne Kindheit,bin nicht misshandelt worden,nur konnte meine Mutter mir keine körperliche Nähe zeigen,hat aber sonst alles für mich getan.
Ich kann seit Jahren nicht mehr weinen und fühle mich einfach ,,nicht normal".
Stationäre,teilstationäre und ambulante Behandlungen und verschiedene Antidepressiva haben auf Dauer nichts gebracht,aber ich habe durch meine Krankheit viel Leid für andere Menschen gebracht.
Herzliche Grüsse

Hope 1959

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alatan
Forums-Gruftie
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Beiträge: 965

Beitrag Do., 15.04.2021, 21:31

Keine Nähe ist für eine Kind eine schwere emotionale Traumatisierung, die Folgeschäden hervorruft, wie du sie erlebst. Eine langfristige Psychotherapie, die sich damit beschäftigt, könnte helfen, Medikamente eher nicht (höchstens als Krücke).

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