Ausweg aus jahrelanger Depression gesucht

Leiden Sie unter Depressionen, wiederkehrenden depressiven Phasen oder anderen Stimmungsschwankungen, ermöglicht dieser Forumsbereich den Austausch Ihrer Fragen, Tips und Erfahrungen.
Antworten

Thread-EröffnerIn
Glückspilz20
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 28
Beiträge: 2

Ausweg aus jahrelanger Depression gesucht

Beitrag Mi., 25.11.2020, 20:27

Hallo zusammen,

ich würde mich gerne mit Betroffenen austauschen, wie man einen Ausweg aus langjährigen Depressionen herausfinden kann.
Ich bin jetzt 28 Jahre alt und meine Erkrankung fing mit ca. 10 Jahren an.
Ich litt an starken Depressionen, teils an Panikattacken und kompletter Schlaflosigkeit, was sich mehr oder weniger bis heute hinzieht. Vor paar Jahren kamen noch psychotische Symptome dazu (Vergiftungsideen, Verfolgungsänste usw) aber nur in ganz milder Form.
Letztendlich hat man mir als Diagnose schizoaffektive Störung gegeben.
Ich habe inzwischen 3 Psychotherapien, fast alles an Antidepressiva ausprobiert, auch ein Neuroleptikum. Ich hatte mehrere stationäre Aufenthalte (müssten 2 sein), Tagesklinik habe ich auch schon mal in Anspruch genommen.
Ich bin zwar bei einem Arzt aber er macht eigentlich nichts außer mir was zum schlafen zu verschreiben.
Ich habe schon mal eine Reha angefangen, was leider nach hinten losging, da die meisten Patienten, ich formuliere es mal ganz vorsichtig, andere Probleme hatten und eher eine Auszeit gebraucht haben.
Mir wurde seitens der Ärzten mehr oder weniger gesagt, dass man bei mir eh nichts mehr machen kann, weil schon alles gemacht wurde.
Das hat mir ehrlich gesagt sehr schockiert, auch wenn es mir an sich schon selbst bewusst war.

Ich merke auch, dass ich eigentlich keinen Beruf ausüben kann, da ich an starken Konzentrationsstörungen leide und die depressive Symptomatik immer deutlicher wird.
Ich kann mir auch nicht vorstellen selbst irgendwelche simplen Tätigkeiten nachzugehen, da ich komplett erschöpft bin und ich mich gar nicht konzentrieren kann.
Ich bin zwar berufstätig, allerdings mache ich auf meiner Arbeit viele Fehler, fehle auch relativ häufig.
Ich mache nach der Arbeit auch nichts, weil mich die Arbeit komplett auslaugt. Ich gehe keinen Hobbies nach, Familie oder Bekannte habe ich auch nicht großartig.
Ich wehre mich dennoch davor, andauern krank schreiben zu lassen, da es einfach nichts bringt.
Davon wird es nicht besser und ganzen Tag lang im Bett liegen kann man dauerhaft auch nicht.

Ich frage mich, wie andere von euch herausgeschafft haben und jemand einen Tipp für mich hat, was ich noch tun kann?
Zuletzt geändert von Pauline am Do., 26.11.2020, 10:12, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Titel von "Was kann ich noch tun?" auf obigen präzisiert.

Werbung

Benutzeravatar

Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 30
Beiträge: 4853

Beitrag Mi., 25.11.2020, 20:33

Liegt denn ein spezifisches oder mehrere kleine Traumata vor, dass du überhaupt in die Depression geschlittert bist?

Und dann würde ich vielleicht den Psychiater wechseln, wenn der nur deine Schlafproblematik, aber nicht deine schizoaffektive Störung behandelt. Teil davon ist ja meist eine schwere Depression oder auch Manie und das gehört mit Neuroleptika behandelt. Neuroleptika (vor allem Seroquel Prolong) können auch zur Augmentation zu einem Antidepressivum gegeben werden. Wenn du den Arzt nicht wechseln willst, könntest du ihn darauf mal ansprechen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Thread-EröffnerIn
Glückspilz20
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 28
Beiträge: 2

Beitrag Mi., 25.11.2020, 20:54

Ich habe kein Trauma.
Es ist nichts besonderes in meinem Leben passiert, was so etwas auslösen könnte.

Dadurch dass ich in den letzten Jahren umgezogen bin, musste ich den Arzt tatsächlich wechseln aber auch er hat nichts gemacht. Habe sogar paar Ärzte aufgesucht, um zu schauen ob die Chemie stimmt aber habe mich dann für einen entschieden.
Das war zwar ein netter Mann aber gemacht hat er leider auch nichts.
Nach Jahren bin wieder umgezogen und bin so zu meinem alten Arzt zurückgekehrt. Ich halte es für keine gute Idee den zu wechseln. Es gibt nicht viele Ärzte, die so geduldig und hilfsbereit sind und zusätzlich per mail oder Rückrufe zu haben sind.
Ich nehme aktuell opipramol 100 mg. Ich werde morgens ehrlich gesagt kaum wach.

Seroquel hatte ich schon vor Jahren in der niedrigsten Dosis ausprobiert aber da bin leider auch tagsüber gar nicht mehr zu mir gekommen, so gerädert war ich.

Als Neuroleptikum haben wir Abilify versucht, was mir eigentlich gut getan hat.
Allerdings hatte ich nach paar Tagen eine Sitzunruhe entwickelt, sodass das Medikament nicht in Frage kam.
Wenn ich richtig informiert bin, braucht man bei dieser Nebenwirkung mit den neueren Neuroleptika gar nicht erst versuchen, da die tendenziell ja alle EMPS verursachen.

Ich kann auch kein Medikament gebraucht, der mich komplett müde macht, da ich wie gesagt berufstätig bin und das eigentlich mein gemsamter Lebsnsinhalt ist, den ich auch nicht aufgeben will.

Das ist alles irgendwie sehr schwierig.

Benutzeravatar

Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 30
Beiträge: 4853

Beitrag Mi., 25.11.2020, 21:29

Serquel Prolong ist auch ein Neuroleptikum und hat zusätzlich eine deutliche antidepressive Wirkung. Es macht tatsächlich müde, diese Müdigkeit lässt aber normal irgendwann (nach ein paar Wochen oder Monaten) nach. Vorzugsweise nimmt man die komplette Dosis abends.

Es ist typisch für Abilify, dass es zu Akathisie führt. Es gibt so viele moderne Neuroleptika, wo sicherlich auch für dich ein passendes Medikament dabei ist. Ich hab' so viele durch wegen meiner Schizophrenie, im Moment nehme ich Zyprexa, was mich gar nicht müde macht und ebenso auch nicht unruhig. Auch Solian ist ein Medikament, wo sich die Unruhe in Grenzen hält, müde hat's mich - meine ich - auch gar nicht gemacht.
Es gibt noch genug andere atypische Neuroleptika, keines davon führt zu so starker Unruhe wie Abilify.
Also da ist viel Halbwissen bei dir.

Ich kann dir nur empfehlen mal auszuprobieren. Auch deine Dosis vom Antidepressivum geht noch deutlich höher.
Es gibt so viele Kombinationsmöglichkeiten von Neuroleptika und Antidepressiva. Man muss halt das Herumprobieren aushalten.
Eine schizoaffektive Störung kann halt nur bedingt psychotherpeutisch therapiert werden. Die Hauptsäule sind da Medikamente. Aber es liegt halt auch an dir diese auszuprobieren, um das passende Medi oder die passende Kombi zu finden. Es ist mühsam, aber machbar.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Werbung


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag Do., 26.11.2020, 08:04

Hallo Glückspilz,
mir fällt dazu noch ein, ob du denn schon mal/in aktuellerer Zeit hormontechnisch-endokrinologisch weitergehend untersucht wurdest?
Also nicht das übliche oberflächliche mal eben TSH-basal bestimmen, sondern wirklich eingehender die Schilddrüse checken, aber auch z.B. Cortisol oder Nebennierenhormone etc.

Wenn das mit ca. 10 Jahren bei dir begonnen hat, denk ich da an einen evtl. Zusammenhang mit Vorpubertät/Pubertät. Grade weil du auch sagst, dass lebensgeschichtlich dir nix groß Dramatisches bewusst ist.

Ansonsten kann ich dir leider auch keine Tipps geben, außer das Beste aus dem zu machen, was vorhanden ist und da möglichst viel Lebensqualität draus zu generieren. Da gehört bei mir (selber auch mit Depressionen behaftet) v.a. dazu, dass ich nicht chronisch meinen Unmöglichkeiten hinterhertrauere. Diese Phasen hat es und braucht es, aber wenn das "chronisch", also fokussiert und kontinuierlich, sich einnisten will, dann zieht es erst recht unnütz Energie ab.

Benutzeravatar

Südländerin
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 39
Beiträge: 198

Beitrag Do., 26.11.2020, 11:03

Glückspilz20 hat geschrieben: Mi., 25.11.2020, 20:27 Ich mache nach der Arbeit auch nichts, weil mich die Arbeit komplett auslaugt. Ich gehe keinen Hobbies nach, Familie oder Bekannte habe ich auch nicht großartig.
Da würde ich ansetzen. In kleinen Schritten, anfangen auf andere Menschen zuzugehen, z.B Selbsthilfegruppe etc.
Dann würde ich versuchen zu schauen, was genau zieht dir bei der Arbeit die Energie, gibt es Möglichkeiten auf
Teilzeit zu gehen etc.

Der wichtigste Punkt scheint mir jedoch, gute professionelle Hilfe zu bekommen, von Psychiatern, die nur Rezepte
ausstellen und kurz angebunden sind, halte ich gar nichts. Habe ich jahrelang gehabt einschließlich falscher Diagnose
und Meditation. Da wäre es notwendig aktiv zu werden, dich zu erkundigen, welche (alternativen) Behandlungs-
möglichkeiten es gibt.

Bei alldem würde ich versuchen, irgendwie Zuversicht zu bekommen. Du hast ja auch Ressourcen, deine Arbeit
z.B, und du bist noch jung, es gibt sicher noch viele andere.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag