Welche Therapeutin wählen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Ellex
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Welche Therapeutin wählen?

Beitrag So., 10.10.2021, 18:03

Hallo zusammen,

ich stehe gerade vor der Entscheidung, bei welcher Therapeutin ich eine Verhaltenstherapie beginnen möchte.
Bei der ersten hatte ich insg. acht Sitzungen, dann Antrag gestellt, aber war mir nicht so ganz sicher mit ihr. Eigentlich war sie mir nicht sonderlich sympathisch aber sie hat mir immer ganz gute Tips/Werkzeug mit nach Hause gegeben.
Habe dann noch eine zweite ausprobiert, da war ich jetzt vier mal. Sie ist mir sympathischer als die erste und ich fühle mich dort eher ernst genommen. Allerdings bin ich bisher aus jeder Sitzung rausgegangen, ohne das Gefühl gehabt zu haben, irgendetwas daraus mitgenommen zu haben. Habe sie auch schon darauf angesprochen und sie meinte, so wirklich Tips wird sie mir nicht geben. Schon dass ich mal Hausaufgaben auf bekomme oder man mal Rollenspiele macht aber wohl nicht so, wie ich das bei der ersten Therapeutin erlebt habe.

Für mich stellt sich nun die Frage: Gehe ich zu der Therapeutin, wo es zwischenmenschlich besser stimmt oder zu der, wo ich bisher mehr rausziehen konnte? Wie es wirklich über längere Zeit aussehen wird kann ich ja weder bei der einen, noch bei der anderen abschätzen.

Eine dritte Therapeutin habe ich auch schon aufgesucht, die ist aber aufgrund organisatorischer Angelegenheiten nicht machbar für mich. Nochmal wo anders hin gehen will ich eigentlich auch nicht. Ich mach jetzt einfach schon so lang mit der Therapeutensuche rum und merke auch, wie ich durcheinander komme, wenn ich immer wieder mit jemand anderem über die Sachen spreche.

Wie würdet ihr entscheiden bzw. was würdet ihr empfehlen? Lieber nach der Sympathie gehen oder nach der vermeintlichen Arbeitsweise (beide machen VT)?

Ich danke euch für eure Antworten und hoffe, dass ich dadurch nochmal andere Eindrücke bekomme und mich dann hoffentlich für die richtige Therapeutin entscheiden kann.

Liebe Grüße
Ellex

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münchnerkindl
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Beitrag So., 10.10.2021, 18:21

Du, das kommt total drauf an was du brauchst.

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Hasenmaus123
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Beitrag So., 10.10.2021, 19:00

Man sagt, dass die therapeutische Beziehung wichtiger ist als die Methode.

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Shukria
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Beitrag So., 10.10.2021, 19:22

Klar ist die Beziehung wichtig aber eine Therapie die inhaltlich nichts bringt macht aber auch keinen Sinn, du gehst ja nicht wegen der tollen Beziehung hin.
Was hat die zweite denn gesagt wie sie deine Probleme angehen will wenn nicht mit konkretem Handwerkszeug, also wie will sie das lösen.

Und zur ersten, Beziehung kann sich auch entwickeln wenn man klar ausspricht was einem fehlt. Bei meiner jetzigen wollt ich anfangs gar nicht bleiben, hatte nicht das Gefühl mit ihr klar zu kommen, aber inhaltlich hat es gepasst und mit der Zeit hat sich der Rest auch entwickelt.

Was brauchst du denn?

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Hasenmaus123
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Beitrag So., 10.10.2021, 19:30

Shukria, ich gehe wegen der guten Beziehung zur Therapie. Therapie ist in meinem Fall auch Beziehungsarbeit. Schade, dass du das anscheinend nicht erleben kannst.

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Liya1997
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Beitrag So., 10.10.2021, 19:47

Hi, ich würde zu der Therapeutin gehen, bei der ich ein besseres Bauchgefühl habe. Ich glaube, du hast schon eine Entscheidung getroffen. Du hattest bei der zweiten ein besseres Gefühl. Therapeut* innen geben auch nicht direkt Ratschläge. Sie unterstützen dich darin, dass du deinen Weg findest.

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Shukria
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Beitrag Mo., 11.10.2021, 07:29

Hasenmaus hat geschrieben: Shukria, ich gehe wegen der guten Beziehung zur Therapie. Therapie ist in meinem Fall auch Beziehungsarbeit. Schade, dass du das anscheinend nicht erleben kannst.
Doch hab ich erlebt, bei meiner ersten Therapeutin. Und bin am Ende mit vielen Problemen die ich dort ansprach ohne Lösung/Unterstützung /Veränderung wieder gegangen. Aber die Beziehung war doch so schön und nett und es gab oft Tee in den Stunden, und ich habe mich so geborgen gefühlt...
Das gibt es bei meiner aktuellen Therapeutin nicht, dafür gehe ich immer mit einer Lösung aus der Stunde die mir weiter hilft.

Genau mit diesem Vergleich kann ich die Beziehung als Alleinstellungsmerkmal! um sich zu entscheiden für eine Arbeit an den eigene Problemen nicht (mehr) empfehlen.
Was nützt mir ausschließlich wegen einer Beziehung zur Therapie zu gehen, ich möchte das sich an meinen Problemen im Alltag etwas ändert und nicht die Therapeutin "heiraten" oder sie als einen Eltern/Freundesersatz nutzen.

Das mag hart klingen aber eine Therapie wo mir die Therapeutin total sympathisch ist und ich beende dann nach 1-2 Jahren ohne Entwicklung /Veränderung - was bringt das??

1)erster Frage sollte sein, kann mir der oder die Therapeutin inhaltlich weiter helfen und wie, passen die von ihr vorgeschlagen Methoden zu mir
2) danach erst: kann ich mir vorstellen mit dieser Person über einen gewissen Zeitraum zusammen zu arbeiten, dafür wäre Sympathie schön, es reicht aber auch zu merken, die Person auf der anderen Seite versteht mich und ist empathisch im Umgang mit mir, hört wirklich zu

Es sei denn man geht hin um eine gute Zeit zu verbringen, Zuspruch zu erfahren, klar ist auch eine Option. Für mich käme die allerdings nicht mehr in Frage. Oder man entscheidet sich bewusst dafür, auch eine Möglichkeit.

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Räbin
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Beitrag Mo., 11.10.2021, 07:50

Mit der "unsympathischeren" kann man unter Umständen Fortschritte machen, die mit der anderen nicht möglich wären. Ein neues Verhalten ausprobieren z.B., vor dem man Menschen, die man sehr gern hat, eher beschützen möchte. So eine Blockade gab es bei mir zumindest und es wäre zu dem Zeitpunkt damals mit einer wirklich sympathischen Therapeutin für mich schwerer geworden, so (für meine Verhältnisse) "rücksichtslos" zu agieren.

Und es war DER Durchbruch für mich.

Sollte man sich das aber auch mit der "sympathischen" zutrauen, kann alles nochmal tiefer gehen und das Aufgefangenwerden wird ganz anders erlebbar sein.

Wichtig ist aber, dass die Therapeutin "cool" ist. Daraufhin würde ich sie überprüfen. Lässt sie Entwicklung bei dir überhaupt zu? Darfst du beispielsweise Kritik anbringen (was bei vielen von uns in der Kindheit wohl nicht unbedingt gefördert wurde)?

Ich würde unbedingt nach den Vorstellungen von Therapie bei den Therapeutinnen fragen.

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saffiatou
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Beitrag Mo., 11.10.2021, 08:03

Ich fand meinen ersten Therapeuten auch super unsympathisch, aber ich bin geblieben und es war Glück, denn er war super. Dann hatte ich einen den fand ich auf den ersten Blick sehr smpathisch und er wurde zu Mr Hyde, den ich fluchtartig verlassen habe und die zweite Thera, bei der ich jetzt bin, war mir auch sympathisch und ich werde da wieder gehen, weil sie nicht gut genug ist. Nett alleine reicht nicht immer. Manchmal entwickelt sich eine Sympathie und machmal das Gegenteil.
never know better than the natives. Kofi Annan

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 11.10.2021, 08:07

Ich kann da nur zustimmen.
Meine aktuelle Therapeutin ist freundlich und mir auch sympathisch.
Bei jemand der wirklich unsympathisch ist oder wo ich von Anfang an ein schlechtes Gefühl habe würde ich nicht in Therapie gehen.

Aber meine Therapeutin ist auch klar, konzentriert, auf gute Art auch streng.
Und vor allem strukturiert, sie hat einen Plan, sie bringt mich voran, immer einvernehmlich und in Absprache, aber sie arbeitet mit mir. Es ist bei ihr nicht kuschelig und nett, gar nicht.

Ich war auch mal ein Jahr bei einer Analytikerin, bei der war es immer so schön warm und warmherzig und kuschelig und nett. Es gab Tee und sie war überaus freundlich. Es war schön dahin zu gehen.
Aber voran gekommen bin ich kein Stück.

Vielleicht braucht man in manchen Phasen des Lebens auch sowas, aber ich bevorzug es an mir zu arbeiten und was zu erreichen

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lisbeth
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Beitrag Mo., 11.10.2021, 09:17

Manchmal ist das vermeintlich "Kuschelige" auch eine Art "Traumabindung" - das ist das, was uns bekannt und vertraut vorkommt, und deshalb fühlt sich das erstmal sicherer an, als jemand der professionell-neutral-abgegrenzt arbeitet.
Und: Es ist normal, dass sich Neues anfangs ungewohnt und unbequem anfühlt - also das Gegenteil von "kuschelig".

Wichtige Entscheidungskriterien waren für mich daher weniger ein wohliges Bauchgefühl, sondern:
- hört mir das Gegenüber wirklich zu und versucht zu verstehen, auch wenn ich mich vielleicht nicht besonders gut ausdrücke? Oder hat sie mich sofort in eine Schublade eingeordnet und ein Etikett draufgeklebt (und ja, sowas kann auch erstmal "Sicherheit" vermitteln...)
- kommen wir im Verlauf des Gespräches zu einer gemeinsamen "Arbeitshypothese" in der ich mich auch wiederfinden kann? Und darf diese Hypothese sich Laufe des Prozesses auch weiter verändern?
- Wie reagiert das Gegenüber auf Nachfragen, auch zu ihrer Arbeitsweise, auch dazu, wie sie mit Konflikten im Therapieprozess umgeht? Kann ich mit ihren Antworten, mit ihren Erklärungen etwas anfangen?
- Spüre und bekomme ich dort Raum, um etwas (Neues) auszuprobieren?
- Wie ist die Haltung der Therapeutin: Beobachtend-akzeptierend oder bewertend?
- Fordert sie mich auch mal heraus?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 11.10.2021, 10:45

lisbeth hat geschrieben: Mo., 11.10.2021, 09:17 Manchmal ist das vermeintlich "Kuschelige" auch eine Art "Traumabindung" - das ist das, was uns bekannt und vertraut vorkommt, und deshalb fühlt sich das erstmal sicherer an, als jemand der professionell-neutral-abgegrenzt arbeitet.

Stimmt. Aber andererseits kann "unsympathisch" finden auch eine Reaktion auf subtile Anzeichen sein die später zu echten Problemen führen. ZB dass das Gegenüber keine echte Anteilnahme zeigt.

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chrysokoll
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Beiträge: 3661

Beitrag Mo., 11.10.2021, 11:39

ich rate natürlich auch davon ab zu jemand in Therapie zu gehen der einem von Anfang an unsympathisch ist.
Aber zwischen "unsympathisch" und "nicht so kuschelig" gibt es ein weites Feld

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Lillern
Forums-Gruftie
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Beitrag Mo., 11.10.2021, 14:20

Hallo Ellex,

ich stand vor einem ähnlichen Problem. Ich habe einen Gesprächstherapeuten gesucht, und als erstes bei einem älteren Herrn einen Termin bekommen. Habe dort auch 4 probatorische Sitzungen gemacht wobei ich auch erstmal gut fand, dass es um die Gegenwart ging und er mir gesagt hat was ich "machen soll" damit es besser wird etc. Aber so wirklich auf einer Wellenlänge waren wir einfach nicht. Habe dann auch gemerkt, dass ich mich öfters mal gelangweilt habe wenn er was erzählt hat und immer recht verkrampft und nie wirklich offen war. Dachte mir aber so naja, aber er gibt mir ja super Tipps was mich schon dazu anspornt Dinge zu tun die auch sichtlich geholfen haben.

Ich wollte dann aber unbedingt einen Referenzwert haben und habe dann auch bei einem weiteren Therapeuten einen Termin bekommen. Und da habe ich dann in Sekunde 1 gemerkt, wieviel besser er mich versteht, und das wir direkt über viel tiefgreifendere Dinge geredet haben weil wir viel mehr auf einer Wellenlänge waren, da er einfach viel besser verstanden hat was ich brauche und vor allem worum es geht.

Ich war dann aber auch erstmal total überfordert, weil dieser mir keine Handlungsanweisungen gegeben hat, was ich auch erstmal vermisst habe und hatte dann total Sorge, dass das so nicht reicht wie der zweite das mit mir angeht etc. Habe ich dann auch bei verschiedenen Leuten im Umfeld informiert die entweder selbst eine Therapie machen oder das studieren bzw,. schon in Ausbildung sind, und alle haben gesagt: das wichtigste sei die Sympathie. Da wäre es sogar egal ob man eine VT macht oder ne Gesprächstherapie.
Also habe ich mich auch für den zweiten entschieden und kann nur sagen, dass es absolut die richtige Entscheidung war. Jedoch habe ich immer das Gefühl, dass ich sehr viel aus den Stunden mitnehme, was dir ja leider zu fehlen scheint..
Muss aber auch dazu sagen, dass ich selbst nach der Entscheidung für den zweiten Therapeuten noch Zweifel hatte ob es das richtige war, und sich das dann im Laufe der Zeit (ca. nach einem halben Jahr war ich mir dann komplett sicher) erst richtig gezeigt hat, dass es die richtige Entscheidung war.

Ich würde mich da also meinen Vorrednern anschließen, dass Bauchgefühl da einfach das wichtigste ist. Aber es stimmt natürlich, Sympathie ist die Grundlage, die ich persönlich für sehr wichtig halte damit man gut kommunizieren und zusammen arbeiten kann, das muss man dann aber auch tun.

Vielleicht kannst du die die dir sympathischer ist einfach mal ganz konkret fragen, wie SIE sich denn die Therapieinhalte vorstellt, wenn Handlungsanweisungen da nicht dazu gehören, um zu verstehen wie du mit ihr deine Ziele bearbeiten würdest. Dann kannst du für dich vielleicht besser abschätzen ob das etwas für dich ist... hatte ich bei meinem vorher auch gemacht. Habe mir glaube ich 3 mal erklären lassen wie das jetzt funktioniert und mir hilft... und das hat mir dann im Endeffekt total geholfen (also seinen Plan zu verstehen).

ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du bei der für dich richtigen landest !
Liebe Grüße

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Alani
Helferlein
Helferlein
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Beitrag Mo., 11.10.2021, 20:31

Hi,
also am allerwichtigsten finde ich, dass Du bei der einen das Gefühl hattest ernst genommen zu werden. Das finde ich sehr hilfreich für eine Therapie.
Es kommt insgesamt aber auch darauf an, was Dir am wichtigsten ist, zu lernen. Konkrete Lösungen umzusetzen ist vermutlich mit der 1. leichter, bei der 2. könnte es einfacher sein über bestimmte Dinge zu reden, die Dir schwerfallen. Bei schwierigen Themen würde ich mich z.B. bei der 2. wie Du schreibst deutlich leichter tun. Eine Therapeutin wo die Sympathie und im Grunde dann ja auch das Vertrauen irgendwie fehlt ist vermutlich nur bei bestimmten Themen hilfreich.

Manchmal wandelt sich die Beziehung im Laufe der Zeit auch noch. Ich finde es wichtig, dass man den Eindruck hat, der Therapeut versteht das konkrete Problem von einem und hat da auch einen Erfahrungsschatz, aus dem er/sie schöpfen kann. Nur gute Beziehung reicht auch nicht. Es sollte schon beides stimmen, die therapeutische Technik bzw. die Erfahrung dieser Person und die Beziehung.

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